Sternenhell (Nachtschwarz-Sternenhell, Bd. 2) (eBook)
416 Seiten
Verlag Carl Ueberreuter
978-3-7641-9342-3 (ISBN)
Saskia Louis kam 1993 mit einer Menge Fantasie zur Welt, die sie seit der vierten Klasse nutzt, um Geschichten zu schreiben. Sie wuchs in Hattingen auf und über die Jahre hat sie ihr Zuhause in Fantasy und amüsanter Frauenliteratur gefunden. Heute wohnt sie in Köln und träumt davon, den Soundtrack zu der Verfilmung eines ihrer Bücher zu schreiben.
Saskia Louis kam 1993 mit einer Menge Fantasie zur Welt, die sie seit der vierten Klasse nutzt, um Geschichten zu schreiben. Sie wuchs in Hattingen auf und über die Jahre hat sie ihr Zuhause in Fantasy und amüsanter Frauenliteratur gefunden. Heute wohnt sie in Köln und träumt davon, den Soundtrack zu der Verfilmung eines ihrer Bücher zu schreiben.
Kapitel
1
Herzen taten auf verschiedene Arten weh. Allein heute hatte ich drei neue kennengelernt.
Das Herz konnte aufgeregt sein. Schmerzhaft in die Kehle springen, während kleine Nadeln des Verrats sich hineingruben. So wie vor ein paar Stunden, als ich meinen Vater dabei erwischt hatte, wie er eine sehr ernste und stumme Konversation mit Ms Varquez’ Lippen geführt hatte. Meine Rektorin, von der er mir beteuert hatte, dass sie »nur eine Freundin« war.
Das Herz konnte unendlich schwer sein. Gefüllt mit Angst und Reue. Mit Sorge und Schwärze. Stillstehen. Bis man das Gefühl hatte, es könne bei einer falschen Bewegung einfach platzen. In tausend Teile zerspringen. Weil es so schrecklich zerbrechlich und bis zum Bersten gefüllt mit Furcht war. Wie vor einer Stunde, als Ash ohnmächtig auf dem Erdboden gelegen hatte. Als ich nicht gewusst hatte, ob er noch lebte oder ob ich ihn … zerstört hatte. So wie die Dutzenden entwurzelten Bäume, die um uns herumgelegen hatten. Wie die unzähligen Dunkelritter, die ich mit roher Kraft verschluckt hatte.
Und dann gab es den süßlichen Schmerz. Den erwartungsvollen Schmerz. Der aufgeregt in der Brust flatterte. Das Herz warm umschloss. Der nur unangenehm war, weil er einen so schrecklich nervös machte. Den Lungen zuflüsterte, dass sie hektischer arbeiten mussten. Den Körper in Alarmbereitschaft versetzte. Aber nicht, weil etwas Schlimmes bevorstand, sondern weil möglicherweise etwas Gutes passiert war.
Auf diese Art und Weise tat mein Herz in genau diesem Moment weh. Als ich die schmale, große Gestalt vor mir anstarrte, die ihre Finger tief in den Taschen ihrer gelben Regenjacke vergraben hatte. Lange dunkle Haare umfächerten ihr Gesicht, ein paar Sommersprossen sprenkelten ihre helle Haut und sie strahlte eine solche Ruhe aus, dass mein Herzschlag sich automatisch verlangsamte. Dass sich meine Nervosität beinahe legte, während das Wort Mom noch immer an meiner Zunge klebte.
Es war dunkel. Nur eine einzelne Laterne sowie der Mond und die Sterne spendeten der gigantischen Einfahrt des steinernen Roys-Anwesens Licht und tauchten mein Gegenüber in Halbschatten. Gaben dem Rest der Anwesenden nicht die Möglichkeit zu sehen, wie rot mein Gesicht war. Wie fremd sich das Wort Mom in meinem Mund anfühlte, weil ich es fast nie benutzte.
Ich hatte mir nie ausgemalt, wie es wohl wäre, meine Mutter zu treffen. Ich hatte nie damit gerechnet, dass ich es jemals tun würde. Doch wenn ich die Wahl gehabt hätte, wäre ich wohl allein mit ihr. Hätte nicht zwei Dutzend Zuschauer, die uns anstarrten, als wären wir ein Hollywoodstreifen, der gerade einen Oscar gewonnen hatte. Wenn ich die Wahl gehabt hätte, hätte ich mir mehr als zehn Sekunden Vorlaufzeit gegeben. Mir die Möglichkeit gewährt, die Frau, die vor mir stand, zwanzig Minuten lang wortlos anzustarren, bevor ich mich dazu entscheiden musste, was mein erstes Wort an sie sein sollte.
Aber ich hatte keine Wahl, keine Möglichkeiten bekommen. Keine Vorwarnung, keine Zeit. Also stand ich einfach nur hier, sah mit geöffnetem Mund die Hüterin des Sternbilds Waage an und betrachtete forschend ihr Gesicht. Suchte nach Ähnlichkeiten zu mir. Suchte nach Antworten. Nach irgendetwas, das mir half zu verstehen, warum sie mich vor all den Jahren allein gelassen hatte. Warum sie …
»Oh«, sagte sie erneut und riss mich aus den Gedanken. Ihr Blick glitt an meiner Erscheinung hinab, wieder zu meinen Augen. Bevor sie die Stirn runzelte. »Mom? Sagtest du Mom? Wie … Mutter? Ich bin keine Mutter.« Irritiert blinzelte sie. »Wer genau bist du, wenn ich fragen darf?«
Mir klappte der Mund zu und instinktiv trat ich einen Schritt zurück. Moment. Was?
Die Nervosität war schlagartig dreißigfach zurück und wirbelte unruhig in meiner Brust umher. Sie war … nicht meine Mutter? Aber sie war die Hüterin des Sternbilds Waage! Waren sich hier nicht alle einig gewesen, dass sie meine Mutter sein musste? Hatten sie mir nicht alle erklärt, dass meine Fähigkeiten sie an Sonyas Fähigkeiten erinnerten? Dass meine Abstammung von der Hüterin der Waage eine Menge erklären würde?
Mein Mund wurde trocken und ich presste eine Faust auf mein wild schlagendes Herz. Denn wenn sie nicht meine Mutter war … dann fing ich bei null an. Und null war scheiße. Außer es handelte sich um null Grad und man wollte Eiswürfel machen.
»Du bist nicht Billies Mutter?«, fragte Kala laut und trat neben mich. Ich war ihr unfassbar dankbar dafür, dass sie mir die Frage abnahm. Auch wenn ich nicht dazu in der Lage war, diese Dankbarkeit auszudrücken. Ich starrte Sonya noch immer ungeniert an. So, wie ich sonst nur Ash anstarrte. Allerdings ohne die besorgniserregende Portion Sehnsucht, die sich bei ihm jedes Mal in meinen Blick stahl … was ich natürlich rigoros abstreiten würde, falls Ash mich jemals darauf ansprach.
Sonya lächelte verunsichert und sah sich um. Ihr schien erst jetzt bewusst zu werden, dass alle sie ansahen und ebenso schockiert und überrascht waren wie Kala und ich. »Ich bekomme das Gefühl, etwas sehr Wichtiges verpasst zu haben«, murmelte sie nachdenklich. »Wieso denkt dieses Mädchen, ich wäre ihre Mutter? Und warum erzählt mir noch immer niemand, was mit meinem Schutz passiert ist? Das Gleichgewicht der Stadt ist völlig durcheinander.«
Köpfe drehten sich und zwei Dutzend Blicke fanden zielsicher mich. Den Ursprung all der Fragen, die Sonya soeben gestellt hatte.
Mein Herz rutschte aus meiner Brust und landete irgendwo zu meinen Füßen. Eine vierte Art von Schmerz gesellte sich zu meinem neuen Herzschmerz-Portfolio. Ein dumpfer Schmerz der Enttäuschung, der sich kalt in meinem Magen ballte und meine Augen zum Brennen brachte.
Sie war nicht meine Mutter. Sie war nicht meine Mutter. Immer wieder wiederholte ich den Satz in meinem Kopf, während ich zitternd einatmete. Ich hatte gehofft, dass … nun, ich hatte mir gewünscht, endlich Antworten zu bekommen. Aber womöglich war das zu gierig gewesen.
Sie war nicht meine Mutter. Warum sollte sie deswegen lügen? Sie konnte mir nicht helfen. Sie konnte mir nicht erklären, was mit mir nicht stimmte. Sie beantwortete keine einzige Frage, sie warf nur neue auf.
Ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit stieg plötzlich in mir auf. Trieb einen Kloß in meinen Hals und drückte schwer auf meine Glieder. Eine Sekunde lang hatte ich geglaubt … eine wundervolle Sekunde lang war ich mir sicher gewesen …
Jemand Weiteres trat neben mich und flankierte meine andere Seite. Ich musste nicht aufsehen, um zu wissen, dass es Ash war. Spürte das Prickeln in meinem Nacken, das er jedes Mal hervorrief. Die Wärme, die er in meinem Inneren lostrat. Er legte sacht eine Hand auf meinen Rücken. Ich fühlte es kaum durch den Stoff meiner Jacke hindurch, doch sie war da. Das reichte, um mich daran zu erinnern, dass ich atmen musste. Mich beruhigen musste. Dass ich nicht allein war. Dass es okay war.
Ja, ein paar surreale Sekunden lang hatte ich geglaubt, dass es doch jemanden gab, der mir genau erklären konnte, wer ich war und was ich konnte und warum ich es tat.
Aber Sekunden verstrichen. Die Realität holte einen immer wieder ein. Denn natürlich war sie nicht meine Mutter. Meine Mutter war tot. Richtig? Doch. Dad hatte mir erzählt, dass sie bei meiner Geburt gestorben war, und er log mich nicht an. Er … Shit, er hatte mich angelogen! Wegen Ms Varquez.
Zweifel nagten an mir wie Mäuse an einem Laib Käse. Sonya mochte nicht meine Mutter sein. Aber irgendwer musste es sein. Irgendwer hatte mir ihre Fähigkeiten vererbt!
Es ist egal, Billie, versuchte ich mich zu überzeugen. Alles egal.
Ich presste die Lippen zusammen. Ich war achtzehn Jahre ohne Mutter ausgekommen – ich würde es auch den Rest meines Lebens schaffen.
»Dieses Mädchen hat einen Namen. Sie heißt Billie.« Ash sprach leise, doch seine Stimme besaß eine Schärfe, die Kala verwundert aufblicken ließ.
Sonya hob die Augenbrauen. »Billie.« Sie nickte, sah erneut an mir hinab. Diesmal jedoch langsamer. Sie untersuchte mich regelrecht. Zentimeter für Zentimeter glitt ihr Blick über meinen Körper, blieb an meinen Händen hängen, während eine steile Falte zwischen ihren Augenbrauen entstand. »Wer bist du, Billie? Deine ganze Energie … ist seltsam.«
Ich konnte nicht anders. Ich lachte trocken auf. Manchmal war Humor das Einzige, was einem noch blieb, und diese ganze Situation – sie war schlichtweg lachhaft! Alles an den letzten Wochen, Monaten, war … zum Schießen! Diese Sternenhüter waren wirklich nicht die höflichste Gruppe an Aliens.
Ich war von ihnen schon mehrfach als Störung...
Erscheint lt. Verlag | 14.2.2024 |
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Reihe/Serie | Nachtschwarz-Sternenhell | Nachtschwarz-Sternenhell |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Anziehung • Anziehungskraft • Explosion • Fantasy ab 14 Jahren • Fantasy Jugendliche • Finale • Herzschmerz • Königin der Nacht • Liebesgeschichte • Romantasy • Romantic Fantasy • Romantik • Sternbilder • Sterne • Sternenkonstellation • Sternzeichen • Supernova • unmögliche Liebe • Urban Fantasy • Weltall |
ISBN-10 | 3-7641-9342-5 / 3764193425 |
ISBN-13 | 978-3-7641-9342-3 / 9783764193423 |
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