Seaside Hideaway - Unseen (eBook)
416 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-44299-2 (ISBN)
Leonie Lastella wurde in Lübeck geboren und lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf nordwestlich von Hamburg. Seit 2017 widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben und wurde unter anderem von der DELIA, der Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautor*innen, für ihre Werke ausgezeichnet. Unter dem Titel >The Book Hangover - Drei Autorinnen, drei Stimmen, ein Podcast< hat sie außerdem gemeinsam mit Valentina Fast und Tonia Krüger einen Podcast ins Leben gerufen. Leonie Lastella steht für Veranstaltungen zur Verfügung.
Leonie Lastella wurde in Lübeck geboren und lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf nordwestlich von Hamburg. Seit 2017 widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben und wurde unter anderem von der DELIA, der Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautor*innen, für ihre Werke ausgezeichnet. Unter dem Titel ›The Book Hangover – Drei Autorinnen, drei Stimmen, ein Podcast‹ hat sie außerdem gemeinsam mit Valentina Fast und Tonia Krüger einen Podcast ins Leben gerufen. Leonie Lastella steht für Veranstaltungen zur Verfügung.
1. miller
So eine verfluchte Scheiße! Ich drehe den Schlüssel noch einmal. Als hätte ich das nicht bereits sieben Mal getan. Aber der Motor gibt nur ein ungesundes Geräusch von sich und dann ganz auf. Dampf steigt durch die Ritze der Motorhaube und vermischt sich mit dem Nebel zwischen den Bäumen. Für einen Moment lege ich den Kopf gegen den zerschlissenen Sitz und atme tief durch.
»Du hättest Jax mitnehmen sollen, dann hätten sie dich beim Kauf vielleicht nicht über den Tisch gezogen.« Meine Schwester sieht mich vorwurfsvoll an, weil ich meine letzten Kröten aus New York für einen vom Salzwasser zerfressenen Jeep ausgegeben habe, der uns jetzt mitten im Nirgendwo hängen lässt. Das kann Nevah gut – vorwurfsvoll gucken. Meistens liegt sie damit richtig. Zumindest was mich angeht. Trotzdem macht es mich wütend. So verdammt sauwütend.
»Der Wagen war in einem super Zustand«, knurre ich. Das hat der Käufer zumindest geschworen und ich habe ihm geglaubt. Jetzt ist es kurz nach sechs Uhr morgens, noch dunkel und wir stecken mitten im Tillamook Forest irgendwo zwischen der Küste und Portland fest, was beweist, dass ich ein Idiot bin und der Typ ein verfluchter Lügner. Die Bäume, die die Straße säumen, ragen in die Dunkelheit auf. Sieht aus wie eine Szene aus ›Texas Chainsaw Massacre 2‹. Ich hasse Horrorfilme. Und ich hasse den Tillamook Forest. Jedenfalls jetzt gerade. Weil ich aussteigen und nachsehen muss, ob ich den Jeep wieder zum Laufen bekomme, obwohl ich eine Scheißangst habe. »Fuck.« Ich fahre mir durch die Haare und reiße die Tür auf. Bringt ja nichts, es noch länger hinauszuzögern. Nevah hat Angst vor der Dunkelheit und dazu braucht sie nicht mal diesen Horrorwald, der das Ganze noch schlimmer macht. Da es meine Schuld ist – ihre Angst und dass wir liegen geblieben sind –, werde ich sie bestimmt nicht bitten an meiner Stelle da rauszugehen.
Ich laufe zur Kühlerhaube, versuche dabei, mich nicht panisch umzusehen, öffne sie und ziehe mein Handy aus der Hosentasche, um in den Motorraum zu leuchten. Jede Menge Dreck, Kabel und Schläuche. Keine Ahnung, was ich gehofft habe zu finden. Irgendetwas offensichtlich Loses vielleicht. Aber selbst dann hätte ich nicht gewusst, wie ich es reparieren soll. Ich klappe die Kühlerhaube wieder zu und sehe auf mein Handy. Kein Netz. Großartig. Der dichte Wald schluckt jedes Signal. Und um diese Uhrzeit kommt auch niemand hier lang. Ich werde laufen müssen. Wir werden laufen müssen. Denn ganz sicher trennen wir uns nicht. Immerhin sprechen wir hier von einer Autopanne in einem düsteren Wald, mitten auf einer einsamen Landstraße, ohne jeden Handyempfang.
Ich will gerade zur Beifahrerseite gehen und Nevah sagen, dass sie aussteigen soll, als mich Scheinwerfer blenden. Ich hebe meinen Arm, um das grelle Licht abzuschirmen. Es gibt also doch einen Gott.
Der Wagen hält ein Stück hinter uns, mit laufendem Motor. Aus dem Inneren ist aggressiver Punk zu hören.
Ich hebe die Hand, um zu signalisieren, dass wir Unterstützung brauchen. Aber der Fahrer steigt nicht aus. Warum steigt er nicht aus? Meine Kopfhaut prickelt und mein Herz schreit: »Renn!« Aber mir ist klar, das ist einfach nur irre und zeigt, wie kaputt ich bin. Es geht keine verdammte Gefahr von ihm aus. Keine. Vermutlich ist es nur irgendein Spießer, der sich zu schade ist, sich sein gestärktes Hemd schmutzig zu machen, wenn er mit anpackt. Und selbst wenn der Typ Pennywise höchstpersönlich wäre, wegrennen und Nevah mit ihm allein lassen ist keine Option.
»Alles okay?« Meine Schwester öffnet die Tür einen Spaltbreit und ich sehe Angst in ihren Augen. Natürlich hat sie Angst. Die Situation ist ein Scheißalbtraum in 3-D. Trotzdem nicke ich und garniere das Ganze mit einem zuversichtlichen Lächeln. Das ist das Mindeste, was ich für sie tun kann. Ihr nicht zeigen, wie sehr mich das hier aus der Bahn wirft, wie absolut nicht okay ich bin. »Wir haben Glück. Es hat sich noch jemand um diese Uhrzeit auf den Weg nach Portland gemacht. Vielleicht kann uns der Kerl mitnehmen. Wenigstens bis Hillsboro. Dort gibt es sicher eine Werkstatt.«
Nevah runzelt die Stirn und will aussteigen, aber ich schüttle den Kopf.
»Bleib im Wagen, okay?« Ich warte ihre Antwort nicht ab, schließe die Tür und sehe, wie sie sich auf dem Sitz umdreht, um alles im Blick zu behalten, als ich auf das andere Auto zugehe.
Ich mache ein paar Schritte, bevor ich zögernd am Heck des Jeeps innehalte, weil der Fahrer sich im selben Moment aus dem Wagen schält.
»Hey«, grüße ich. Laut genug, dass er mich über die Beats hinweg hören kann, und hebe die Hand, um ihm zu zeigen, dass ich keine Bedrohung bin. Leichte Beute für jeden Irren, der seine Opfer auf verlassenen Landstraßen sucht. Shit, diese Art des Kopfkinos ist ja wirklich extrem hilfreich. Ich schnaube nervös und würde meinen Gedanken am liebsten den Saft abdrehen. Denn sie geben einfach nicht auf mir einzureden, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmt. Wahrscheinlich weil der Typ nur neben dem Wagen steht und verflucht noch mal nicht antwortet. Er hält den Kopf leicht gesenkt und hat die Kapuze seines Hoodies tief in die Stirn gezogen, sodass ich sein Gesicht nicht erkennen kann. So viel zum Thema gestärktes Hemd. Mein Blick irrt weiter über seine dunkle Jacke, die Jeans bis zu seinen Schuhen. Etwas verknotet sich in mir, schlägt wie ein Granitbrocken in meinem Magen auf. Weil mein Hirn Bilder zusammenfügt, die nicht zusammengehören. Diese Schuhe auf abgewetztem Parkett. In einer Wohnung in Queens. Neben Austins totem Körper.
Reiß dich verdammt noch mal zusammen, Hewitt!
Es funktioniert nicht. Vielleicht weil das nicht mein Name ist. Vielleicht weil es aussichtslos ist, meinen Kopf davon überzeugen zu wollen, dass es bloß stinknormale Sneakers sind, wie sie millionenfach in den USA verkauft werden. Sie sehen nur genauso aus wie in meiner Erinnerung. Ein dummer Zufall. Nicht mehr. Aber mein Kopf glaubt nicht an Zufälle. Und deswegen stehe ich kurz vor einem beschissenen Herzinfarkt.
»Könntest du die Musik ausmachen?«, frage ich gereizt. »Ist echt laut.« Ich zwinge mich zu einem Lächeln, aber ich bin ziemlich mies darin, so etwas zu faken.
Der Typ hat noch immer nichts gesagt. Aber jetzt macht er einen Schritt auf mich zu. Und obwohl wir dringend Hilfe brauchen, will ich in diesem Moment einfach nur, dass er sich umdreht, in sein Auto steigt und verschwindet. Ich weiß, wie bescheuert das klingt. Er ist unsere einzige Chance, in den nächsten Stunden hier wegzukommen, wenn wir nicht zu Fuß durch den dunklen Wald irren wollen. Angespannt lecke ich mir über die Lippen. »Wir hatten eine Panne.« Ich deute über die Schulter. »Vielleicht könntest du uns bis Hillsboro mitnehmen.« Ich starre auf seine Schuhe. Keine Ahnung, ob ich es schaffe, zwanzig Meilen mit diesen Schuhen in einem Auto zu hocken. Dreck sprenkelt das Weiß. Sieht aus wie Blut.
Ich schließe die Augen. »Wenn du uns einfach bei einer Werkstatt mit Abschleppdienst rauslässt …« Ich klammere mich an der Karosserie meines Verräterwagens fest. Weil die Erinnerungen an mir zerren, mich schwindlig machen. Ich habe das Gefühl, mich jeden Moment übergeben zu müssen. »Handyempfang würde auch reichen. Dann rufe ich meinen Dad an und er regelt das.« Ich quatsche. Um mein verfluchtes Leben.
Er verringert die Distanz um weitere zwei Schritte. Scheiße, das ist zu nah. Viel zu nah.
Und dann greift er auch noch in die Innentasche seiner Jacke. So langsam, als hätte jemand den Film auf Zeitlupe gestellt. Das Blut rauscht in meinen Ohren. Und da ist noch ein Geräusch. Das Dröhnen eines Motors. Ein zweiter Wagen, der auf meiner Höhe zum Stehen kommt. Erleichterung tritt der Panik in den Arsch. Ich spüre die Hitze des Motorblocks, höre das leise Brummen des Leerlaufs, doch ich kann nicht hinsehen. Dann müsste ich den Typen aus den Augen lassen. Und das geht nicht. Ich schaffe es einfach nicht.
Stattdessen starre ich weiter das Auto an, den Kerl, der mir eine Scheißangst macht, einfach weil er unbeweglich neben seinem Wagen steht. Wenn ich mich nicht zusammenreiße, kotze ich. Oder klappe zusammen. Vielleicht beides. Mein Herz hämmert unbeständig und hart gegen meine Rippen.
Aber gerade als ich denke, ich halte die Anspannung nicht mehr aus, wendet der Typ sich plötzlich ab und klettert in sein Auto. Der Motor heult auf und Sekunden später schießt er an den beiden parkenden Wagen vorbei. Ich erkenne den Arches-Steinbogen auf dem Nummernschild, Utahs Wahrzeichen.
»Ist bei euch alles klar?«, fragt die Stimme neben mir.
Ich kenne sie. Wie in Trance drehe ich mich um und erkenne Blake. Stirnrunzelnd stützt sie ihren Arm in das hinuntergelassene Fenster.
»Blake!« Nevah springt aus dem Wagen und umarmt ihre Freundin durch das Fenster. Eine adäquate Reaktion, während ich sie nur anstiere, als hätte ich nicht mehr alle beieinander.
Ihre Augen sind so blau wie das Wasser, das an Oregons Küste schlägt, und sie anzusehen und an die Weite des Ozeans zu denken sorgt irgendwie dafür, dass ich wieder atmen kann, auch wenn mein Puls noch immer rast. Ich sollte vermutlich endlich auf ihre Frage reagieren. Aber die Antwort wäre zumindest in meinem Fall erbärmlich und mein Hirn kriegt es einfach nicht auf die Kette.
»Was machst du hier?«, fragt meine Schwester und tippt mit dem Finger gegen das Logo der Tillamook Ranch auf der Fahrertür des Dodge Pick-ups.
»Ich komme aus Hillsboro. Musste vor der Uni noch Futter holen. Teures Spezialzeug für Moms Stute.« Sie sieht von meiner Schwester zu mir und wieder zurück. »Die viel interessantere Frage ist, was ihr hier...
Erscheint lt. Verlag | 12.10.2023 |
---|---|
Reihe/Serie | Die Seaside-Hideaway-Reihe | Die Seaside-Hideaway-Reihe |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Alkoholkonsum • All Age • Amerika • Beziehung • Colleen Hoover • Crossover • DeLiA • deutsches new adult • Familie • Gewalt • Gewaltverbrechen • Große Gefühle • Heimatverlust • Identitätsänderung • Identitätsfragen • Identitätsverlust • jugendbuch liebesgeschichte • kulturpass • Küstenstadt • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesgeschichte ab 14 • Liebesroman • liebesroman jugendliche • Liebesroman Neuerscheinungen 2023 • modern romance • Mona Kasten • Neuanfang • neue jugendbücher 2023 • Neuerscheinungen Bücher 2023 • New Adult • new adult bücher • new adult deutsch • new adult liebesromane • New Adult Neuerscheinungen 2023 • Oregon • psychologische Spannung • rockaway beach • Romance • Romane für Jugendliche • Romantic Suspense • Romantik • romantisch • romantische Liebesgeschichte • roman zeugenschutz • Schuldgefühle • Spannung für Frauen • Strand • USA • Verdrängung • Vertrauen • Young Adult Romance • Zeugenschutz |
ISBN-10 | 3-423-44299-9 / 3423442999 |
ISBN-13 | 978-3-423-44299-2 / 9783423442992 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 1,4 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich