Staying Was The Hardest Part (Hardest Part 1) (eBook)

Intensive Slow Burn Romance über tiefe Gefühle und Selbstfindung

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
437 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-60997-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Staying Was The Hardest Part (Hardest Part 1) -  Rabia Do?an
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**Ich höre tausend Worte in deiner Stille** Nachdem Evrens Bruder vor fünf Jahren verschwunden ist, verfällt sie nach und nach in ein Schweigen - die Ärzte diagnostizieren ihr Mutismus. Die Stille ertränkt nicht nur ihren Wunsch, Medizin zu studieren, sondern auch die Verbindungen zu allen Menschen, die ihr nahestehen und ihr begegnen. Talhah, der ihr viel zu häufig über den Weg läuft, lässt sich von Evrens Mauern jedoch nicht beirren. Dabei trägt er selbst eine Geschichte von Flucht und Verlust in sich, die ihm jegliche Stabilität hätte nehmen müssen - dennoch ist er der erste sichere Grund, den Evren unter ihren Füßen spürt.  Tiefgründig, herzzerreißend - einfach wunderschön! Persönliche Leseempfehlung der SPIEGEL-Bestsellerautorin Anya Omah: »Evren und Talhah haben mein Herz beim Lesen mehr als nur ein Mal gebrochen. Aber dieses Buch ist jeden Schmerz, jede Träne wert. Weil es so unglaublich wichtig ist.« //Dies ist der erste Band der zutiefst bewegenden »Hardest Part«-Trilogie. Alle Romane der romantischen Own-Voice-Reihe:  -- Band 1: Staying Was The Hardest Part -- Band 2: Trusting Was The Hardest Part -- Band 3: Leaving Was The Hardest Part (erscheint demnächst)//

Rabia Do?an ist als knappes Maikind im Jahre 1998 auf die Welt gekommen und schreibt, seit sie realisiert hat, dass sie viel zu erzählen hat. Ohne einen Kaffee oder Matcha Latte auf dem Tisch und ihrem Kater neben sich passiert das selten. Wenn ihr das Studium zu viel wird, backt sie Unmengen an Kuchen, um am Ende keinen davon zu essen. Sonst findet man sie beim Stricken oder Bingen einer Comedy-Serie.

Rabia Doğan ist als knappes Maikind im Jahre 1998 auf die Welt gekommen und schreibt, seit sie realisiert hat, dass sie viel zu erzählen hat. Ohne einen Kaffee oder Matcha Latte auf dem Tisch und ihrem Kater neben sich passiert das selten. Wenn ihr das Studium zu viel wird, backt sie Unmengen an Kuchen, um am Ende keinen davon zu essen. Sonst findet man sie beim Stricken oder Bingen einer Comedy-Serie.

ZWEI | İKİ

Evren

Die U-Bahn ist um die Zeit völlig leer gefegt. Nur wenige Studierende verteilen sich auf den verschiedenen Sitzen und unterhalten sich. Ihre Worte prallen an meinem Trommelfell ab, zerfallen in eine mir unbekannte Sprache. Eine Sprache, die mich ächtet, die sich über meinen aufgelösten Zustand lustig macht. Ich verdiene es auch – es ist extrem viel Zeit vergangen, und ich lasse mich noch immer von meinen Emotionen leiten. Warum kann ich nicht damit umgehen? Es akzeptieren oder noch besser … vergessen.

Mit zittrigen Fingern fahre ich über mein Gesicht, das von nassen Schlieren bedeckt ist. Das Winterwetter wird von den Türen zurückgehalten und erreicht meinen Körper nicht, trotzdem rauscht eine unbarmherzige Kälte durch mein Inneres.

Der Klingelton meines Handys tönt aus meiner Jackentasche, was ich ignoriere. Ich möchte es nicht herausholen, möchte nicht mein Hintergrundbild sehen, möchte nicht die gebrochene Stimme meiner Mutter hören, die sich seit dem Verschwinden meines Bruders nicht erholt hat. Die noch immer bricht, egal was sie sagt.

Warum tue ich mir das an? Ich hätte das Bild längst ändern können. Was hält mich auf? Habe ich eine masochistische Ader?

Endlich stoppt das Klingeln, wiederholt sich immer und immer wieder in meinen Ohren. Klagend. Als wäre ich schuld an meinen Gefühlen, wenn es doch Onur ist, der mich zurückgelassen hat mit all dem Kummer, den Ängsten und Aufgaben. Einer Mutter, die nicht mehr in ihrem eigenen Bett schlafen kann, sondern Ruhe nur in seinem findet, obwohl sein Geruch verflogen ist. Entflohen durch die undichten Holzfenster, die längst ausgetauscht werden müssten.

Er hat mir das alles angetan. Absichtlich. Und trotzdem leide ich darunter. Muss die Folgen seiner Taten, seines Verschwindens ausbaden. Als wäre es nicht schon schwer genug, ich zu sein. Mich und meine Trauer zu ertragen.

»Die Sitze sind zum Sitzen da, nicht für Taschen, junge Dame«, zischt ein hagerer Mann, der seine Hände um die Haltestange geschlungen hat. Ich ziehe meinen Rucksack auf meinen Schoß, während die Tränen noch immer brennen und meine Lungen sich schmerzend zusammenziehen.

»Ich weiß ja nicht, wie das in Ihrer Kultur ist, aber hier weiß man sich zu benehmen.« Es ist ein unheilvolles Raunen, das ich in einer ähnlichen Form oft genug gehört habe. Die Worte des Mannes sind zwar träge, trotzdem sitzen die Stiche tief, als hätte er das nächstbeste Küchenmesser genommen und es mir in Lichtgeschwindigkeit in den Magen gerammt.

Eigentlich müsste ich es gewohnt sein, eigentlich müsste ich es kennen. Solche Worte werden mir schließlich nicht das erste Mal an den Kopf geworfen. Meine Englischlehrerin hat mich mal vor der Klasse gefragt, ob meine Eltern nicht an Sprechtagen teilnehmen, weil sie kein Deutsch können. In Deutschland zeuge man Kinder nicht nur, um sie zu kriegen, man kümmere sich auch um sie. Ich konnte ihr nicht sagen, dass es daran lag, dass sie von morgens bis abends die Arbeit erledigten, für die sich jeder andere zu fein war.

Mein Bruder hat danach wichtige Termine wahrgenommen. Als ich in der siebten Klasse war, ist er mit siebzehn beim Elternsprechtag erschienen und hat mit jedem einzelnen Lehrenden gesprochen. Auf sein Verschwinden wütend zu sein, ist in manchen Momenten herzzerreißend.

Ich blinzle mehrmals, um den Tränen keinen Austritt mehr zu gewähren. Schwäche neben solch einem Menschen zu zeigen, wäre fatal. Es würde ihm gefallen, und das ist das Letzte, was ich mir wünsche. Diese Worte sollten ihm wehtun – vielleicht nicht jetzt, aber später. Die Genugtuung, dass sie bei mir so angekommen sind, wie er sie gemeint hat, will ich ihm nicht geben.

Ich schaue aus dem Fenster und versuche, die Hitze auszublenden, die der Mann neben mir ausstrahlt. Der Kloß in meinem Rachen löst sich langsam.

Die dreißig Minuten nach Hause gleichen Stunden. Als endlich meine Station angekündigt wird, atme ich erleichtert auf. Ich quetsche mich an dem Mann vorbei, der nichts als böse Blicke für mich übrig hat. Nachdem ich ausgestiegen bin, hallen die Schritte der Berliner auf den grauen Fliesen der U-Bahn-Station und in meinen Ohren wider. Draußen auf dem Leopoldplatz herrscht Leben, das mich mit frischer Luft empfängt. So frisch, wie eine Dreimillionenstadt sie zu bieten hat. Menschen tummeln sich auf den Gehwegen, kaufen in den kleinen, alten Supermärkten ein, holen sich eine Packung baklava, um den Abend ausklingen zu lassen, oder eilen nach einem langen Arbeitstag nach Hause. Dass ich zur letzten Gruppe gehöre, lassen mich die Blasen an meinen Hacken spüren. Ich hätte heute nicht meine neuen Schuhe anziehen sollen.

Diesem Weg folge ich jeden einzelnen Tag, manchmal sogar samstags. Jedes Mal blicken mir schrille Reklametafeln verschiedener Läden entgegen, und ich lerne Wörter aus Sprachen, die ich immer höre, aber nie entziffern kann. Doch die Farbenfreudigkeit Weddings verschwimmt zu einem undurchdringlichen Grau, wenn ich die Wohnungstür im siebten Stock aufschließe, zu dem kein Aufzug führt.

Außer Atem lasse ich die alte Holztür zurück ins Schloss fallen und schließe sie wie gewohnt ab. Letzten Monat ist jemand im zweiten Stockwerk eingebrochen, und seitdem lässt meine Mutter Vorsicht walten. Als hätten wir hier Wertvolles, das es sich zu stehlen lohnt.

»Du bist aber früh da.«

Ich zucke zusammen, bevor ich mich zu meiner Schwester drehe, die mich mit einem Strahlen grüßt.

»Hast du mir das Pädagogiklehrbuch mitgebracht?«

Es läuft mir kalt den Rücken hinunter, als ich realisiere, dass sie mich heute Morgen im Halbschlaf nach dem Buch gefragt hat. Sie braucht es für eine Klausur, die bald auf sie zukommt.

»Dein Blick sagt alles«, jammert sie und fährt sich durch ihr langes dunkelbraunes Haar, das in der Sonne rötlich schimmert. Letzte Woche hat es unsere Mutter mit Henna gefärbt, und wir mussten mehrere Stunden das Wohnzimmer lüften, um den Geruch aus der Wohnung zu bekommen. Von anne ist nichts zu sehen.

Ich beiße mir auf die Lippe und gehe auf sie zu, um sie in den Arm zu nehmen. Für wenige Sekunden wehrt sie sich, bis sich ihre Hände auf meinem Rücken treffen.

»Morgen bringst du es mir bitte mit, tamam mı

Ich nicke schnell.

»Ich habe auch noch eine Linguistikklausur nächsten Freitag«, sagt sie seufzend. Der Stress zeichnet sich auf ihren filigranen Zügen ab.

Azra trennt sich von mir und verschwindet wieder in unserem Zimmer. Wenige Sekunden später ertönt gedämpft Bach – sie sitzt am Schreibtisch und lernt. Ich habe mich längst an die klassische Musik gewöhnt, da sie diese auch während ihres Abiturs gehört hat. Seit einem Semester ist sie an der Freien Universität eingeschrieben und studiert Sonderpädagogik und Deutsch auf Lehramt.

Ich bin anscheinend die Einzige in der Familie, die ein Problem mit Sprachen hat. Oder dem Sprechen. Wie man es nimmt.

Der Flur ist dunkel, und der Putz bröckelt um den Stromzähler herum ab. Er entblößt eine pissgelbe Wandfarbe, die älter sein muss als ich. Meine Stiefel stelle ich in den kleinen Schrank neben die Schuhe meiner Schwester, die die Wohnung seit ihrer letzten Vorlesung im Januar nicht mehr verlassen hat. Ihre erste Klausurenphase an der Uni spannt sie sehr stark ein.

Meine Jacke hänge ich an den leeren Holzhaken. Wenn meine Eltern später von der Arbeit zurückkehren, werden die restlichen Haken auch beladen sein. Außer der dritte, der seit dem Verschwinden meines Bruders frei bleibt. Niemand traut sich, etwas an seinem aufzuhängen. Während der mahagonifarbene Lack an allen anderen abblättert und ein helleres, billiges Holz zum Vorschein bringt, wirkt seiner wie neu.

Die Erinnerungen heute gleichen kleinen Elektroschocks, die sich in statisches Knistern umwandeln und in den Ohren rauschen. Ich brauche nicht noch mehr Beton an meinen Beinen, der mich in den Abgrund meiner Vergangenheit zieht. Für heute habe ich genug.

Um an nichts denken zu müssen, gehe ich in die Küche, die keinen Raum für mehr als zwei Personen bietet. Ich stelle das kleine Fenster auf Kipp und öffne danach den Kühlschrank. Wie so oft bin ich dran mit dem Kochen. Meine Mutter steht zwölf Stunden auf den Beinen und putzt ein Krankenzimmer nach dem anderen. Kochen nach einem anstrengenden Arbeitstag hat sie nicht verdient, vor allem nicht nach ihrem Bandscheibenvorfall im letzten Jahr. Vielleicht bringt mein Vater etwas aus dem Imbiss mit, den er seit Jahren leitet. Er rentiert sich gerade noch, um ihn offen zu halten, aber nicht genug, um die nicht verschließbaren Türen der Hängeschränke über meinem Kopf auszutauschen.

»Meinst du, ich kann mit Freunden weg?«, fragt Azra, während ich die Zwiebel für die Bolognese schneide. »Ich habe schon ein Brot gegessen, ich würde nur etwas trinken. Wäre das okay?« Ihre Stimme ist leise, und sie beißt sich auf die Unterlippe.

Meine Eltern waren gut darin, sie von unseren Sorgen fernzuhalten. Auch als Onur verschwunden ist, hat Azra wenig von den unbezahlten Rechnungen und den gelben Briefen auf dem Esstisch mitbekommen. Ich selbst wurde erst danach eingeweiht und trage seitdem eine Verantwortung, die schwer auf meinen Schultern lastet.

Ich nicke mit zaghaft gehobenen Mundwinkeln.

Azra macht einen kleinen Sprung und klatscht kurz in die Hände, bevor sie mich in ihre Arme nimmt. »Ich habe heute zwar mein Geld bekommen, dennoch gehe ich nicht ohne Limit aus.«

Liebevoll drücke ich sie von mir weg und lege meinen Kopf schief, um...

Erscheint lt. Verlag 28.9.2023
Reihe/Serie Hardest Part
Hardest Part
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Buch Liebesroman • Buch Migration und Flucht • impress ebooks • impressromance • Mutismus Roman • new adult bücher • New adult Romance • new adult romane college • own voice erzählung • Studenten Liebesgeschichte • Zeitgenössische Liebesromane
ISBN-10 3-646-60997-4 / 3646609974
ISBN-13 978-3-646-60997-4 / 9783646609974
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