Die unlangweiligste Schule der Welt 9: Ein Ausflug erster Klasse (eBook)
224 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93660-5 (ISBN)
Sabrina J. Kirschner studierte BWL und Film, Englische Literatur und Kreatives Schreiben und arbeitete als internationale Turnierreiterin und Kinderbuchlektorin. Heute schreibt sie erfolgreiche Kinderbuchreihen wie 'Die unlangweiligste Schule der Welt.' Mit besonderem Engagement setzt sie sich als Botschafterin für die Gesellschaft für MPS ein, die Kinder mit einer unheilbaren Stoffwechselerkrankung auf ihrem Lebensweg unterstützt. Sabrina J. Kirschner wohnt mit ihrer Familie bei München.
Sabrina J. Kirschner studierte BWL und Film, Englische Literatur und Kreatives Schreiben und arbeitete als internationale Turnierreiterin und Kinderbuchlektorin. Heute schreibt sie erfolgreiche Kinderbuchreihen wie "Die unlangweiligste Schule der Welt." Mit besonderem Engagement setzt sie sich als Botschafterin für die Gesellschaft für MPS ein, die Kinder mit einer unheilbaren Stoffwechselerkrankung auf ihrem Lebensweg unterstützt. Sabrina J. Kirschner wohnt mit ihrer Familie bei München. Monika Parciak wurde in Danzig geboren und wuchs im schönen Neuss auf. Sie studierte an der FH Düsseldorf Kommunikationsdesign und arbeitet seitdem freiberuflich als Kinderbuchillustratorin und Grafikdesignerin.
Maxes Augen wanderten an der Wand entlang. Siebzehn, achtzehn, neunzehn … Er zählte die Gitterstäbe vor dem Fenster. Vielleicht würde er davon ja einschlafen? Manche Leute zählten dafür schließlich allerlei verrücktes Zeug: Schafe, Eis am Stiel, Regenschirme.
Doof nur, dass er überhaupt nicht müde war. Im Gegenteil, er war knallwach und wollte raus! Raus aus diesem Klassenzimmer, raus aus dieser Schule. Raus in den wohlverdienten freien Nachmittag, mit Fußball und vielleicht einem Sprung ins Planschbecken seines kleinen Bruders.
Er musste sich noch ein wenig weiter nach hinten lehnen, um die letzten Stäbe vor den winzig kleinen Fenstern zu zählen. Jetzt konnte er schon den Haaransatz von Frieda sehen, die eifrig in ihr Heft schrieb. Seit Neuestem saß sie hinter ihm statt neben ihm. Um genau zu sein, saßen alle seine Klassenkameraden hinter ihm. Denn zu seinem absoluten Grauen hatte Direktor Schnittlich mal wieder eine brandneue Regel eingeführt: Die Schülerinnen und Schüler mussten nach Noten geordnet werden! Je schlechter sie waren, desto näher saßen sie bei Frau Penne.
Der Platz seiner besten Freundin war nun in der letzten Reihe, direkt neben Klassensprecher Karl. Und er, Maximilian Zack, – Klassenclown und Streichekönig – thronte direkt vor der Lehrerin!
Maxe lehnte sich noch weiter zurück. Ob Karl überhaupt wusste, was für ein Glückspilz er war? Wahrscheinlich nicht. Schließlich musste Karl nie Hausis abschreiben. Im Gegenteil, der würde wahrscheinlich lieber ein Schlammbad nehmen, statt zuzugeben, dass er mal irgendwas nicht am allerbesten konnte.
Maxes und Friedas Blicke kreuzten sich. Sie zog grinsend eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme.
Achtundzwanzig, neunundzwanzig … der letzte Stab sah irgendwie verbogen aus. Maxe verdrehte den Hals. Und da passierte es.
Er kippte.
Ein wenig zu weit.
Das konnte schon mal passieren und war auch in der Regel kein Problem, denn in der Schnittlich-Schule standen die Tische so eng beisammen, dass Stühle eh nicht umkippen konnten. Doch hinter Maxe saß Suse. Und die guckte nun in seine Nase – also schräg von oben. Maxe zwinkerte.
Kreischend sprang Suse auf. „Maxe hat einen riesigen gelben Popel in der Nase!“ Angeekelt packte sie ihren Tisch und zog ihn weg.
Nicht gut.
„Ahhhh!“ Maxe verlor den Halt und ruderte wild mit den Armen. Es rumpelte und schepperte, als seine Füße unter die Tischkante fuhren und sein eigenes Pult mitrissen. Maxe sauste zu Boden und sein Tisch donnerte krachend gegen den von Suse.
Seine Klassenkameraden schrien, Frau Penne brüllte: „Maximilian Zack! Was hast du nun schon wieder angestellt!?“
Maxe versuchte, cool zu bleiben. Was nicht sooo einfach war, wenn man gerade auf blanker Haut übers Linoleum geschleift wurde, denn sein T-Shirt war hochgerutscht. „Äh, alles prima, nichts passiert.“
Was ihm mehr Sorge bereitete, war das anhaltende Rumpeln und Scheppern im Raum.
Er wollte den Kopf drehen, aber irgendjemand hatte ihn fest am Schlafittchen.
„Maxe?“ Das war Frieda. „Karl, es geht ihm gut, lass ihn los!“
„Also gut“, brummte der Klassensprecher.
„Du wärssst fassst zzzerquetssscht worden“, sagte Pascal. „Karl isss ’n Held!“
Maxes Hinterkopf schlug auf den Boden. Etwas benommen rappelte er sich neben Frieda auf. „Hi!“
„Maximilian Zack!“, schrie Frau Penne. „Das war das letzte Mal! Immer sorgst du für Chaos!“
Endlich war Maxe wieder frei und konnte sich umsehen. „Ups.“
Der kleine Klassenraum sah aus wie ein Schlachtfeld. Alle Tische, die in der Reihe hinter ihm gestanden hatten, waren umgestürzt. Kein einziger Stuhl stand mehr. Stattdessen lagen überall verstreut Hefte, Bücher und Stifte. Eine riesige Staubwolke hing in der Luft.
„‚Ups‘?“, rief Frau Penne empört. „Ist das alles, was du zu sagen hast?“ Ihre Brille saß schief und auf ihrer Nase klebte Dreck.
Obwohl Direktor Schnittlich gerade erst neue Putzregeln eingeführt hatte, war es ganz schön schmutzig im Raum.
„Es tut mir leid?“, fragte Maxe vorsichtig. Seine Klassenlehrerin war zwar viel erträglicher als im letzten Schuljahr, aber wenn man sie auf dem falschen Fuß erwischte, konnte das schon mal übel enden. Vor allem, wenn sie nicht mehr weiterwusste und dann zu Direktor Schnittlich rannte, um …
„Was … was mache ich denn jetzt?“ Verzweifelt die Haare raufend stapfte sie vor der Tafel auf und ab. Das war nämlich gerade der einzige Ort, wo ein Durchkommen noch möglich war.
Karl von Streichzapf fühlte sich als Einziger der Kinder angesprochen. „Laut dem Schnittlichen Schulregularium, Addendum 1456.5 vom letzten Dienstag …“, platzte er heraus.
Maxe seufzte. Dafür hatte er Karl mal echt gehasst. Aber jetzt, da er ihn besser kannte, wusste er, dass Karl einfach nichts dagegen tun konnte. Sobald man ihm eine Frage stellte, musste er einfach antworten.
Schweißperlen traten auf Karls Stirn. „… müssen Kinder, die …“
„Pst!“, zischte Frieda. „Sei einfach still, du kannst das! Karl, ich glaub an dich.“
Doch Frau Penne hatte den Klassensprecher bereits gehört. „Sprich weiter, Karl!“
Jetzt begannen Karls Lippen zu beben. „Also, Kinder, die …“
Nun schossen ihm auch Anton und Elinore warnende Blicke zu.
Maxe blies die Backen auf. Sie mussten dringend an ihrer Kommunikation arbeiten.
„Kinder, die auffallen, müssen …“
„Pssssst!“, zischte Frieda immer lauter. Fast war Maxe ein wenig genervt von ihr. Denn Karl machte es echt spannend.
Jetzt wollte Maxe so langsam nämlich auch wissen, was das schon wieder für eine total bescheuerte Regel war. In letzter Zeit lief Schnittlich zu einer regelrechten Regel-Ausdenk-Höchstform auf!
„Lauter, Karl!“, rief Frau Penne.
„Spuck’s einfach aus, Karl!“, brummte Maxe. „Was rausmuss, muss raus.“
„Kinder, die auffallen, müssen nachsitzen!“, kreischte Karl, um sich anschließend direkt die Hand vor den Mund zu schlagen. Er schielte zu seinen Mitschülern. Sein Blick sagte alles.
Maxe seufzte und klopfte ihm auf die Schulter. „Schon gut, Kumpel, du kannst nichts dafür.“
Karl nickte ihm dankbar zu.
Frau Pennes entsetzter Blick glitt über die Kinder. „Aber ihr fallt alle ständig auf.“
Nun kreischte Frieda: „Hättest du bloß nichts gesagt! Ich wollte zum Tennis heute Mittag!“ Ihre Augen funkelten böse in Karls Richtung.
Maxe und seine Klasse beobachteten nun mit angehaltenem Atem, wie Frau Pennes graue Zellen unter den angegrauten Haaren arbeiteten. „Das heißt ja, ihr müsst alle …“ Maxe holte noch einmal tief Luft, um sich zu wappnen. „Nachsitzen!“, schloss Frau Penne.
Totenstille folgte.
Doch dann passierte etwas, mit dem Maxe niemals gerechnet hätte.
Frau Penne rannte los. Sie raste zum Lehrerpult und griff nach dem Klassenbuch.
„Nein!“, schrie sie laut. „Nein, ich kann das nicht mehr.“
Mit wirrem Blick fixierte sie die Kinder. „Diese ständigen sinnfreien Regeln, diese ständigen Verbote! Nichts darf man, nichts ist erlaubt. Alles, was Spaß macht, ist verboten!“ Sie sah auf das Buch – und dann zum Fenster. Es war zwar vergittert – aber die Scheibe davor war geöffnet.
Frau Penne holte aus. „Kein Buch, kein Eintrag, keine Regeln, die befolgt werden müssen, kein …“, sie pfefferte das Klassenbuch von sich, „… Nachsitzen.“
Einen Moment lang sah es so aus, als würde das Klassenbuch einfach an den Gitterstäben abprallen. Doch dann wehte ein Luftzug durchs Fenster. Das Buch drehte sich und rauschte zielgenau zwischen den Eisenstangen hindurch.
Noch einmal Totenstille.
Frau Penne rückte verlegen die Brille zurecht. „Ich habe heute Nachmittag keine Zeit. Bridge-Runde.“
Maxe klatschte in die Hände. „Krasser Wurf!“, lobte er.
Auch Anton und Pascal pfiffen anerkennend durch die Zähne.
Schmunzelnd strich sich Frau Penne durch die Haare. „Danke. Früher hatte ich auch immer eine Silbermedaille bei den Bundesjugendspielen.“
„Was sind Bundesjugendspiele?“, flüsterte Felix kaum hörbar. Dabei unterdrückte er ein Kichern.
Frieda beugte sich zu ihm. „Du weißt schon. Das, was andere Schulen so machen, damit die Kinder dort Spaß haben.“
Rums!
Mit lautem Knall flog die Klassenzimmertür auf. Direktor Schnittlich betrat den Raum, eingehüllt von einer Staubwolke. „Was geht hier vor?“ Er hustete bellend. „Was war das für ein ohrenbetäubender Lärm?“ Seine Nasenflügel bebten, während er die vom Laufen verrutschte Perücke auf seinem Kopf wieder gerade rückte.
Niemand sagte ein Wort. Ein leises Wimmern entwich Frau Penne, als ihr Blick schuldbewusst in Richtung Fenster huschte.
Doch Herr Schnittlich bemerkte es nicht. Stattdessen starrte er geschockt auf den Haufen umgefallener Tisch. „Ja, gibt’s denn so was …“ Er wirbelte herum. „Wer? War? Das?“
Niemand rührte sich.
Maxe spürte, wie Karl neben ihm verzweifelt versuchte, den Mund zu halten. „Du schaffst das, Kumpel!“, machte er ihm Mut.
Friedas Hand schloss sich um Karls Arm. Die restlichen Kinder rückten näher.
Karl ballte die Fäuste, überkreuzte die Beine und kniff die Augen zu. Ganz klar, lange würde er nicht mehr...
Erscheint lt. Verlag | 28.9.2023 |
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Reihe/Serie | Die unlangweiligste Schule der Welt | Die unlangweiligste Schule der Welt |
Illustrationen | Monika Parciak |
Zusatzinfo | Schwarz-weiß illustriert |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer Buch ab 8 • Buch Freundschaft Kinder • Buch Klassenfahrt • coole Bücher Jungs • einfache Bücher zum Lesen • Kinofilm 2023 • Lesemuffel Buch • lustige Kinderbücher ab 8 Jahre • Lustige Schulgeschichten • spannendes Buch ab 8 Jahre |
ISBN-10 | 3-646-93660-6 / 3646936606 |
ISBN-13 | 978-3-646-93660-5 / 9783646936605 |
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