Der Turm der Füchse (eBook)

Ein spannendes Abenteuer in einer Welt voller Magie

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
208 Seiten
Thienemann Verlag GmbH
978-3-522-61133-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Turm der Füchse -  Sam Thompson
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Erlebe ein aufregendes Abenteuer mit einer mutigen Heldin, für Kinder ab 10 Jahren Als Willow miterlebt, wie ihr Vater Silas von einer Gruppe Füchse in den Wald verschleppt wird, nimmt sie die Verfolgung auf. Bei ihrer Suche betritt sie mutig den riesigen Turm, den die Füchse im Wald gebaut haben. Doch Reynard, der Anführer-Fuchs, hat einen dunklen Plan und er braucht Willows Hilfe, um ihn zu verwirklichen. Um ihren Vater zu retten, muss sie nicht nur den Gefahren des Waldes trotzen, sondern auch über sich hinauswachsen.

Sam Thompson wurde 1978 in London geboren. Sein erstes Buch, Communion Town, wurde 2012 veröffentlicht und für den Man Booker Prize nominiert. Er hat für die Times Literary Supplement, die London Review of Books und andere Zeitschriften geschrieben und an der Oxford University, Oxford Brookes und der Queen's University Belfast englische Literatur und Kreatives Schreiben unterrichtet. Heute lebt er in Belfast.

4


Eine Fuchsfamilie – Frühstückszeit – Garten mit Aussicht – wer hat den Turm gebaut


Die grüne Tür ging auf, ein kleiner, zerzauster Fuchs erschien dahinter.

Sein Fell war so wirr, als wäre er gerade aufgewacht. Ein Ohr fehlte ihm. Es sah aus, als sei es schon vor langer Zeit abgerissen.

»Ach, hallo«, sagte er zu Cú. »Dich habe ich ja schon lange nicht mehr hier gesehen.«

Dann bemerkte er Willow und riss die Augen auf.

»Kommt besser rein.«

Willow trat gebückt in eine makellos saubere Küche und hatte das Gefühl, auf doppelte Größe angewachsen zu sein. Ihr Genick streifte die Decke.

»Ihr kommt gerade rechtzeitig zum Frühstück«, sagte der Fuchs.

Die Wände waren sonnengelb gestrichen. Ein alter Kiefernholztisch war mit unterschiedlichen Tellern und Schüsseln gedeckt. Willow roch getoastetes Brot und den süßen Duft heißer Milch, die in einem Topf auf dem Herd dampfte. Der Magen der Wölfin grummelte.

Der Fuchs, der sich als Todd vorstellte, füllte an der Spüle einen kupfernen Wasserkessel und stellte ihn auf den Herd. Er sprang in der Küche umher und benutzte Pfoten und Zähne so geschickt wie Menschen ihre Hände, und bald schon war der Tisch mit Stapeln heißer Toastscheiben, Butter, gekochten Eiern und Schüsseln voller Haferbrei gedeckt.

»Die Welpen kommen jeden Mom–«

Ehe er den Satz beenden konnte, schwang eine Tür krachend auf und kleine pelzige Leiber tollten herein.

»Sschh! Still!«, sagte Todd. »Weckt eure Mutter nicht auf!«

Die Fuchswelpen waren so mit Streiten und Quieken beschäftigt, dass sie ihn gar nicht hörten.

»Hast du gar nicht!«

»Halt den Mund, das war meine Idee!«

»Au, lass mich!«

»Papa, sie hat mich gebissen!«

»Kann ich Marmelade, Papa?«

»Kann ich Honig haben?«

»Ich will einen dreieckigen Toast!«

»Kann ich Marmelade und Honig?«

»Papa, sie zieht schon wieder so ein Gesicht!«

»Sei still!«

»Sei selber still!«

Beim Anblick des Essens beruhigten sich die Welpen und setzten sich. Todd warf noch mehr Eier in die Pfanne, und Willow hockte sich im Schneidersitz neben die Wölfin. Sie strich sich Marmelade auf eine Toastscheibe und goss Sirup in den dampfenden Haferbrei.

»So ist’s besser«, sagte Todd, als nur noch Knuspern und Kauen zu hören waren. »Tara braucht ihren Schlaf. Sie haben sie wieder die halbe Nacht wach gehalten.«

Willow nickte höflich. Die sechs Welpen hatten ihr Frühstück im Handumdrehen verschlungen, worauf sie Todd wieder umringten und alle auf einmal redeten.

»Papa!«

»Papa, Papa!«

»Hey, Papa, gibt es auf anderen Planeten auch Füchse?«

»Was?«, fragte Todd.

»Papa, ist es in Ordnung, jemanden zu beißen, wenn er andere ärgert?«

Todd blinzelte. »Ähm, na ja ...«

»Und ist es in Ordnung zu lügen, wenn man andere nicht verletzen will?«

»Und Papa, wie kommt es, dass manche Tiere genug zu essen haben und andere nicht?«

»Also«, sagte Todd, »das sind jetzt aber wirklich große Fragen ...«

»Ja, und wie kommt es, dass manche Füchse ganz unten im Turm wohnen und andere ganz oben?«

»Und stimmt es, dass sie die Wolfs-Formen ins Gewirr schicken, um unsere Häuser wegzublasen und uns zu fressen?«

»Nein«, sagte Todd. »Wo hast du das denn her?«

»Und Papa, warum essen manche Tiere andere Tiere?«

»Ach, und Papa, warum bin ich ich und nicht jemand anders?«

»Und warum können wir uns an die Vergangenheit erinnern, aber nicht an die Zukunft?«

»Und wo kommen die Fuchsbabys her?«

»Und wo gehen wir hin, wenn wir sterben?«

Todds Fell wurde immer wirrer und zerzauster, doch ehe er etwas sagen konnte, flatterten Flügel vor dem Fenster. Der Rabe Cormac landete auf der Fensterbank.

Er krächzte Willow und die Wölfin an. »Aha! Ihr habt es also geschafft.«

Cormac hüpfte in die Küche und pickte Krümel vom Tisch. Dann flatterte er zu den Fuchswelpen hinüber.

»Hallo, wer sind denn diese gefährlichen wilden Tiere?«

»Onkel Cormac!«

Die Welpen kicherten, als er sanft nach ihren Ohren hackte. Sie sprangen auf ihn zu, er wich aus.

Da ihnen ihre Beute entkommen war, gingen sie stattdessen auf Cú los, und sie spielte mit, wehrte die Jungen mit den Pfoten ab.

»Entschuldigung«, sagte Todd, »könnten alle bitte mal ...«

Es war hoffnungslos. Die Küche war nur noch ein einziges Chaos: Die Wölfin rang unter dem Tisch mit einigen Welpen, die anderen jagten den Raben durch die Frühstücksreste.

Todd seufzte und wandte sich an Willow.

»Hier lassen sie uns nicht zu Wort kommen«, sagte er. »Gehen wir nach oben.«

~

Das Hausdach war ein Garten. Kräuter und Blumen wuchsen in Wannen zwischen Hochbeeten mit Reihen von Grünkohl und Bohnen.

»Du bist also Silas’ Kind«, sagte Todd. »Es ist lange her, dass ich deinen Vater kennenlernte.«

Er betrachtete Willow.

»Die Zeit läuft hier anders als bei euch. Man kann die eine nicht mit der anderen vergleichen. Aber ich glaube, es ist für uns beide lang gewesen.«

Vom Rand des Daches konnte Willow bis zum Boden der Halle der Rohre sehen. Überall in der Hüttensiedlung, die das Gewirr hieß, waren Tiere auf den Gassen und Planken unterwegs, kletterten Rampen und Leitern hinauf und hinunter. Die meisten waren Füchse, aber sie sah auch andere Lebewesen: Hunde, Katzen, Ratten, Wiesel. Manche eilten mit gesenkten Köpfen, andere blieben stehen und beschnüffelten einander.

»Es war noch nie ein Mensch im Turm«, sagte Todd. »Nicht dass ich wüsste.«

Unten überquerte gerade ein Fuchs mit einem Korb Eier im Maul eine Plankenbrücke, während zwei andere über eine andere Brücke trabten und gemeinsam einen Eimer Wasser balancierten. Sie konnten einander nicht sehen, aber sie würden an der Hausecke zusammentreffen. Sie sah zu, wie die Tiere zusammenstießen, wie Eimer und Eier herunterfielen. Ferne Schreie und Flüche hallten durch den Raum.

»Was ist der Turm?«, fragte sie.

»Er ist, was er ist. Der Ort, an dem wir leben.«

Vor langer Zeit, erklärte er, hatte es keinen Turm gegeben, und alle Tiere hatten im WALD gelebt. Sie hatten keine Wahl, weil es keine andere Welt gab.

»Es fällt mir schwer, sich daran zu erinnern«, sagte Todd. »Manchmal glaube ich, ich könnte, aber manchmal glaube ich auch, ich weiß es nicht mehr.«

Alle Tiere lebten im WALD, aber ein Fuchs stellte sich eine andere Art von Welt vor. Er baute eine Stadt für die Füchse. Es war eine unterirdische Stadt aus Backsteinen und Eisen und Glas, wo die Füchse so lebten, wie sie es sich vorher niemals erträumt hätten. Solange es währte, glaubten die Füchse, es werde immer so bleiben; doch dann war es mit der Stadt vorbei, und sie lebten wieder im WALD.

Doch jener Fuchs ließ sich nicht entmutigen. Er beschloss, beim nächsten Mal noch ehrgeiziger zu sein. Er würde einen Turm für die Füchse bauen. Der Turm würde wie eine Stadt sein, nur noch mehr: Er sollte eine ganze Welt sein, und jeder Fuchs des WALDES sollte sicher und glücklich darin leben können. Dieser Fuchs war das klügste und entschlossenste Lebewesen von allen, und bald schon begann der Turm über dem WALD in die Höhe zu wachsen.

»Wir versuchten, es aufzuhalten«, sagte Todd. »Tara und ich und ein paar andere – wir versuchten, gegen den Turm zu kämpfen.«

Todds Schwanz zuckte. »Ich war ein Narr.«

»Hey! Hör auf, so zu reden.«

Eine Füchsin hatte sich auf dem Dach zu ihnen gesellt. Sie hatte leuchtende Bernsteinaugen und dunkelrotes Fell.

»Du warst kein Narr, und ich auch nicht«, sagte Tara. »Wir wussten, dass wir das Richtige tun.«

»Wir dachten, wenn alle Füchse des WALDES im Turm leben würden, könnte es nur schiefgehen«, sagte Todd. »Manche würden von allem zu viel haben, manche zu wenig, und wir wären alle darin gefangen.«

»Und haben wir uns geirrt?«, fragte Tara.

»Vielleicht darin, dass wir glaubten, es aufhalten zu können«, sagte Todd. »Jedenfalls kam der Turm, und jetzt leben wir alle hier.«

»Im Augenblick«, sagte Tara. »Nicht für immer.«

Todd schüttelte den Kopf. »So können wir jetzt nicht mehr denken. Wir müssen jetzt für unsere Jungen sorgen.«

»Es muss nicht entweder das eine oder das andere sein, Todd«, sagte Tara.

»Muss es nicht?«

Die beiden Füchse schwiegen eine Minute und schauten gemeinsam hinunter ins Gewirr.

»Was ist mit meinem Vater?«, fragte Willow.

Todd...

Erscheint lt. Verlag 28.9.2023
Illustrationen Anya und Varya Kendel
Übersetzer Ingo Herzke
Sprache deutsch
Original-Titel The Fox's Tower
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer Kinderbuch • Befreiung • Fabelwesen • Familie • Füchse • Geheimnis • Geschenk • Isegrim • Kinderbuch • Kinderliteratur • Löwe • Mut • Reineke Fuchs • Selbstfindung • Spannung • Tierfantasy • Trauer • Verlust • Wald • Wälder • Wolf
ISBN-10 3-522-61133-0 / 3522611330
ISBN-13 978-3-522-61133-6 / 9783522611336
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