Weltgeschichte(n) - Die letzte Pharaonin: Kleopatra (eBook)

Packendes Geschichtswissen für Kinder ab 10 Jahren
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
368 Seiten
cbj Kinder- & Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-29473-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Weltgeschichte(n) - Die letzte Pharaonin: Kleopatra -  Dominic Sandbrook
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Weltgeschichte hautnah: Die sagenumwobene ägyptische Herrscherin Kleopatra
Im antiken Reich der Pyramiden, Tempel und Pharaonen ist die junge Kleopatra für Großes bestimmt: Mit nur 18 Jahren wird sie zur Herrscherin Ägyptens. Ihr ganzes Leben lang kämpft sie um Ruhm und Macht und zieht die Männer in ihren Bann. An der Seite der Römer Julius Cäsar und Marcus Antonius gelingt es der gebildeten und faszinierenden Kleopatra, Ägypten mächtig und unabhängig zu halten. Doch als sich das Römische Reich schließlich gegen Kleopatra und Antonius wendet, ist ihr Schicksal besiegelt: Kleopatra, die letzte Pharaonin, geht in den Tod, und Ägypten wird Teil des Römischen Imperiums. Der Mythos von Kleopatra hingegen bleibt unsterblich ...

Historiker Dominic Sandbrook katapultiert die Leserinnen und Leser mitten hinein in die historischen Ereignisse, Schauplätze und Einzelschicksale. Das Ergebnis: Geschichtswissen in einer fundierten, mitreißenden und dramatischen Erzählung für Leserinnen und Leser ab 10 Jahren.


Dominic Sandbrook ist Historiker, Autor, Kolumnist und Fernsehsprecher. Er hat Bücher über die politische Geschichte Amerikas geschrieben und steht kurz vor der Vollendung eines mehrbändigen Geschichtsbands über Großbritannien in der Nachkriegszeit. Sein jüngstes Buch »Who Dares Wins« wurde in den Medien wiederholt als Buch des Jahres bezeichnet. Sandbrook hat für zahlreiche BBC-Fernsehserien die Drehbücher geschrieben und als Sprecher fungiert. Er ist Gastprofessor am King's College London, hat eine monatliche Kolumne im BBC History Magazine und schreibt für The Daily Mail und The Sunday Times.

1


Das Mädchen am Grabmal

Hier, im Dunkeln, ruhte die Schlange – zusammengerollt an einem ihrer Lieblingsplätze auf dem steinernen Fußboden. Nur wenige Schritte entfernt schlief der Gott unter einer Platte aus durchscheinendem Alabaster.

Der Schlange waren Götter und Helden gleichgültig. Sie interessierte sich nur für das Sonnenlicht, das manchmal durch die Ritzen in den Wänden drang, und für die Mäuse und Eidechsen, die über den Boden der Grabkammer huschten.

Nichts anderes zählte. Der Aufstieg und Niedergang von Imperien, das blutige Geschick von Königen und Feldherrn, die ehrgeizigen Ziele von Königinnen und Prinzessinnen – das alles bedeutete der Schlange nichts.

Doch jetzt schreckte sie plötzlich auf. Etwas stimmte nicht. Eine kaum wahrnehmbare Bewegung. Schritte.

Eine Fackel flammte auf und in der Tür zeichneten sich die Umrisse einer Gestalt ab.

Es war ein Mädchen, klein und zierlich, in einer Leinentunika und Ledersandalen. Für einen Moment verharrte sie unsicher in der Türöffnung. Sie starrte die Schlange an und die Schlange starrte zurück.

Dann bewegte sich das Mädchen flink und entschlossen. Sie sprang so schnell an der Schlange vorbei, dass diese nicht einmal dazu kam, ihren Kopf zu heben und ihre Zähne zu zeigen. Schon war das Mädchen wieder verschwunden.

Im nächsten Moment stand das Mädchen vor dem steinernen Grab. Sie leuchtete mit der Fackel über die Alabasterplatte und betrachtete ehrfürchtig die schemenhafte Gestalt darunter.

Der Name des Mädchens war Kleopatra – in ihrem eigenen Alphabet: Kλεοπάτρα. Seit Generationen bekamen Mädchen in ihrer Familie diesen Namen. Er bedeutete »Ruhm ihres Vaters«.

Kleopatra war fast elf Jahre alt und ziemlich klein für ihr Alter. Der Schein der Fackel fiel jetzt auf ihre hohe Stirn, ihr entschlossenes Kinn, ihre bronzefarbene Haut und ihr aufgewecktes, intelligentes Gesicht.

Ihre großen Augen mit den schweren Lidern waren tief und dunkel. Ihr dichtes, schwarzes Haar trug sie geflochten und zurückgebunden. Ein paar Locken fielen ihr auf die Stirn, wie sie es bei den modebewussten Damen am Hof ihres Vaters gesehen hatte.

Wenn sie sich in ihrem bronzenen Spiegel betrachtete, musste sie sich eingestehen, dass sie keine besondere Schönheit war. Manchmal wünschte sie sich, die Götter hätten sie mit einem etwas weniger auffälligen Kinn bedacht, und ihre ältere Schwester zog sie ständig wegen ihrer Nase auf.

Doch das machte ihr nichts aus. Kleopatra wusste, dass es auf andere Dinge ankam.

Sie war ein Mädchen, das auffiel. An das man sich erinnerte. Sie wusste, wie man andere Menschen bezauberte, wie man sie zum Lachen brachte und sie für sich gewann.

Sie war in den frühen Monaten des Jahres 69 v. Chr. zur Welt gekommen, in der Stadt Alexandria im Königreich Ägypten. Sie war eine Prinzessin aus dem Geschlecht der Ptolemäer, der reichsten und berühmtesten Familie der Welt.

Ihr Vater war der zwölfte Ptolemäer, der als Pharao – oder König – über Ägypten herrschte. Sie kannte all seine Titel und Beinamen auswendig: Ptolemaios XII., der neue Dionysos, König beider Länder, der jugendliche Horus, geliebt von Ptah und Isis, auserwählt von der Sonne, Erbe des Erlösers, das Entzücken im Herzen Amuns …

Für die meisten Einwohner Alexandrias war er aber einfach »Auletes« – der Flötenspieler – wegen seiner Begeisterung für musikalische Wettbewerbe und Feste an seinem Hof. Wenn man direkt mit ihm sprach, benutzte man diesen Namen aber besser nicht.

Kleopatra war das zweite von fünf Kindern, und manche sagten, sie sei ihm von allen die Liebste. Zweifellos fühlte sie sich ihrem Vater näher als ihrer Mutter, einer schüchternen und nervösen Frau, die nur selten die königlichen Gemächer verließ.1

Beim Gedanken an ihre Mutter, die gerade im Palast schlief, konnte sich Kleopatra ein Lächeln nicht verkneifen. Ihre Mutter hätte so etwas nie gewagt!

Kleopatra hatte ihr mitternächtliches Abenteuer bis ins letzte Detail geplant. Sie war schon öfter in der Grabkammer gewesen, aber immer nur zusammen mit ihren Eltern, ihren Schwestern und einer ganzen Armee königlicher Leibwächter.

Seit sie ein kleines Mädchen war, hatte sie davon geträumt, dem Gott ganz allein einen Besuch abzustatten, um ihn in Ruhe betrachten zu können – ohne die Horde von Dienern und Wachen. Nur sie beide: der größte Held, der je gelebt hatte, und das Mädchen, das sein Andenken ehrte.

Sich aus dem Palast zu schleichen, war der einfachste Teil gewesen. Sie hatte bis Mitternacht gewartet, um sicherzugehen, dass ihre Schwestern tief und fest schliefen, war aus dem Fenster geklettert und hatte sich im Schatten der Palastmauern an den Wachen vorbeigeschlichen.

Die Königsgräber befanden sich in unmittelbarer Nähe des Palastes. Es hatte sie also nicht viel Zeit gekostet, dorthin zu gelangen. Doch Alexandria bei Nacht war nicht gerade der geeignete Ort für ein kleines Mädchen, vor allem wenn gerade ein religiöses Fest im Gange war und die Stadt voll ausgelassen Feiernder.

Sich an den Wächtern der Grabanlagen vorbeizustehlen, war die größte Herausforderung gewesen. Eine Ewigkeit hatte sie im Dunkeln ausgeharrt.

Dann hatte das Schicksal ihr zugelächelt. Etwas weiter weg torkelten ein paar Mädchen mit einer Flasche Wein die Straße hinunter und prusteten vor Lachen. Sie riefen den Wachen zu, ob sie nicht auf einen Schluck herüberkommen wollten, worauf sich diese nicht lange bitten ließen – und Kleopatra nutzte ihre Chance.

Jetzt, im Schein der Fackel, glühte ihr Gesicht vor Aufregung. Sie wusste, dass ihr wahrscheinlich nicht viel Zeit blieb, und ihr Herz pochte heftig.

Sie hielt die Fackel näher und legte ihre Hand auf das steinerne Grab. Dann flüsterte sie – fast unhörbar – seinen Namen.

Alexander.

Alexander starrte sie durch den milchigen Alabaster mit kalten, leeren Augen an.

Für Kleopatra war er mehr als nur ein großer Pharao. Er war ein Krieger, ein Held, König der Könige und Sohn des Zeus. Es war Alexander, der ihre Vorfahren nach Ägypten gebracht hatte; Alexander, der diese Stadt gegründet hatte. Alles, was sie besaßen, verdankten sie ihm.

Kleopatra hatte die Geschichte schon tausendmal gehört. Vor dreihundert Jahren war Alexander in Makedonien – einem wilden, zerklüfteten Land voller Wälder und Berge – auf die Welt gekommen. Nachdem er im Alter von zwanzig Jahren König geworden war, hatte er seine Männer über das Meer geführt, um Krieg gegen den großen König von Persien zu führen, und eine Schlacht nach der anderen gewonnen.

Nach seiner Ankunft in Ägypten war er zum Herrn über beide Länder2 gekrönt worden, Erbe des Horus, geliebt von Amun. Er hatte die Wüste durchquert, um das geheimnisvolle Orakel von Siwa zu befragen. Es hatte ihm offenbart, dass er der Sohn des Gottes Zeus-Amun war.

Danach hatte er seine Reise fortgesetzt, war auf die sagenumwobenen Amazonen gestoßen, hatte die wunderschöne Roxana geheiratet und seine Männer in das afghanische Gebirge und bis zu den Flüssen Indiens geführt.

Nachdem Alexander gestorben war, vom Schicksal niedergestreckt mit gerade mal zweiunddreißig Jahren, fielen seine Freunde übereinander her. Sein Traum eines weltumspannenden Imperiums schien mit Alexander gestorben, als seine Gefährten noch um die Beute stritten.

Doch einer der makedonischen Anführer dachte schneller als seine Rivalen: Alexanders Kindheitsfreund Ptolemaios, Kleopatras Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvater.

Ptolemaios war Alexander während all ihrer Abenteuer nie von der Seite gewichen. Scharfsinnig und klug wie er war, kehrte er nach dem Tod seines Freundes auf schnellstem Weg nach Ägypten zurück.

Ptolemaios hatte als einziger von Alexanders Heerführern begriffen, dass Ägypten die wertvollste Trophäe von allen war. Und – nicht minder wichtig – Ägypten war am leichtesten zu verteidigen, weil seine riesigen Wüsten einen natürlichen Schutz gegen einfallende Armeen boten.

So hatte sich Ptolemaios in der alten ägyptischen Hauptstadt Memphis selbst zum König und Pharao gekrönt. Er hatte sich zum Erben Alexanders erklärt und die Leute glaubten ihm. Kleopatra wusste, dass ihr Urahn als Zeichen für die Gunst Alexanders das Kostbarste mitgebracht hatte, das man sich nur vorstellen konnte – den Leichnam seines alten Freundes.

Nach Alexanders Tod war dessen Leichnam einbalsamiert worden, damit er, in eine Mumie verwandelt, seine Heimreise antreten konnte. Ptolemaios hatte den Leichenzug zurück nach Makedonien jedoch von seinen Männern abfangen lassen und den Leichnam kurzerhand nach Ägypten mitgenommen.

Hier hatte Alexander seine letzte Ruhe gefunden, in der Stadt, die seinen Namen trug, in einer nach Weihrauch duftenden Kammer im Herzen der königlichen Grabanlagen – kein gewöhnlicher Mann mehr, sondern einer der Unsterblichen. Jahr für Jahr kamen Tausende von Pilgern, um ihm ihren Respekt zu bekunden. Kleopatras Vater war der Zeremonienmeister bei den Ritualen zu Ehren des großen Gottkönigs.

Und jetzt, in der Stille der Nacht, hatte ihn Kleopatra ganz für sich allein.

Sie wusste nicht, wie lange sie schon hier gestanden hatte, eine Hand am steinernen Sarkophag, den Blick auf die mumifizierte Gestalt unter der dünnen Alabasterplatte fixiert.

Vor ihrem inneren Auge sah sie einen Jungen mit zerzausten Haaren, der auf dem Rücken eines prächtigen schwarzen Hengstes...

Erscheint lt. Verlag 27.9.2023
Reihe/Serie Die Weltgeschichten-Reihe
Übersetzer Knut Krüger
Sprache deutsch
Original-Titel Adventures in Time #6 - Cleopatra
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Sachbücher
Schlagworte 2023 • ab 10 • Abenteuerroman • Afrika • Ägypten • Alexandria • Asterix und Kleopatra • Cäsarion • Cleopatra • eBooks • Eine kurze Geschichte der Menschheit • Erzählendes Sachbuch • Geschichte • Geschichte für Kinder • Giftschlange • Homeschooling • Julius Cäsar • Kinderbücher ab 10 jahre • Kinderkrimi • Kindersachbuch • Kinderwissen • kleopatra die siebte • Kleopatra VII • Märchenbuch • Marcus Antonius • mary beard • Max Hastings • Neuerscheinung • Pharaonen • Ptolemäer • Pubertät • Pyramiden • Römisches Reich • Sachbücher • Sachwissen für Kinder • Tempel • Unterhaltungshistorik • Zu Hause lernen
ISBN-10 3-641-29473-8 / 3641294738
ISBN-13 978-3-641-29473-1 / 9783641294731
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