Ein zarter Hauch von Glück (eBook)
448 Seiten
cbt Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-29478-6 (ISBN)
Im Sommer nach ihrem sechzehnten Geburtstag bringt der Kuss eines Holloway-Mädchens dem geküssten Jungen oder Mädchen Glück.
Schon lange freut sich Remy auf ihre Kusszeit, doch statt Glück bringt sie dem Jungen, den sie küsst, Unglück. Überzeugt, dass ein Fluch auf ihr liegt, beschließt Remy, von nun an ihre Lippen bei sich zu behalten. Wäre da nicht der attraktive Nachbarsjunge, der neu in der Stadt ist und es ihr schwer macht, an ihrem Beschluss festzuhalten. Vor allem scheint er sie wirklich kennenlernen zu wollen und nicht nur für das Holloway-Glück auszunutzen. Aber bevor sie überhaupt daran denken kann, ihn zu küssen, muss sie den Fluch lösen und ihr Glück wiederfinden.
Susan Bishop Crispell erwarb einen BFA in Kreativem Schreiben an der University of North Carolina in Wilmington. Geboren und aufgewachsen in den Bergen von Tennessee, lebt sie derzeit mit ihrem Mann und ihren beiden Katzen zwanzig Minuten vom Strand entfernt in North Carolina. Sie liebt köstliches Gebäck und sucht immer das Magische in der wirklichen Welt.
2
Heute Abend findet am Firelight Falls eine Party statt, mit der der Sommer eingeläutet wird – und eine zweite Kusszeit.
Die Leute erzählen, sie erkennen die Kusszeit daran, dass die Luft süßer riecht, als hätte man sie mit Zucker bestreut. An Tagen, an denen die Luftfeuchtigkeit so hoch ist, dass man kaum atmen kann, behaupten sie, es sei, als wäre die Luft in Honig getaucht worden. Aber damit wollen sie der ganzen Sache bloß einen romantischen Anstrich verleihen. Es ist die Sommersonnenwende, die die Magie im Blut eines Holloway-Mädchens entfacht.
Die Magie hat sich den ganzen Tag über in mir aufgebaut. Als sie am Abend ihre volle Stärke erreicht, dringt ein heißer Luftzug durch die offenen Autofenster, kitzelt meine Haut und hinterlässt einen leichten Duft nach Vanillebuttercreme in der Stadt. Aber das kann auch an den Dutzenden von Whoopie Pies liegen, die in zwei von Moms »Wild Flour Bake Stop«-Beuteln auf dem Rücksitz liegen. Nach diesen kleinen Doppeldeckern mit Cremefüllung sind alle Jungs in der Stadt verrückt. Vielleicht liegt es am Namen, den sie gewöhnlich leise und anzüglich aussprechen, oder auch daran, dass sie handlich und so megalecker sind, dass man schon nach dem zweiten greift, während einem der erste noch auf der Zunge zergeht.
Wie dem auch sei, Moms S’mores-Whoopies – eine fluffige Marshmallow-Füllung mit einem Klecks Schokoladencreme zwischen runden Graham Crackern – gehören bei unseren Treffen am Wasserfall zur Standardverpflegung. Und egal, wie viele wir mitbringen, es sind immer zu wenige.
Der Parkplatz am Pfad zum Wasserfall ist rappelvoll. Die Autos stehen bis auf die Straße, blockieren eine halbe Fahrspur und betteln förmlich darum, dass jemand die Polizei ruft, damit sie im Wald eine Razzia wegen Alkoholkonsums von Minderjährigen durchführt. Maggie parkt am Lookout Bed & Breakfast neben dem Ausgangspunkt des Wanderpfads. Dort hat Mrs. Chastain Schilder aufgestellt, die genau das untersagen, aber da sie all ihr Gebäck für den Nachmittagstee von Mom und mir backen lässt, wird sie uns schon nicht abschleppen lassen.
Maggie und ich hieven die Tragetaschen aus dem Auto und folgen dem Pfad, der sanft zum Wald abfällt. Das dichte Laubwerk über uns versperrt der Frühabendsonne den Weg, sodass nur wenig Licht durch die Blätter dringt. Und auch kein Lüftchen kommt durch. Mein Kleid klebt an dem Schweißfilm auf meinem Oberkörper. Ich zupfe an dem dünnen Stoff, damit sich keine dunklen, nassen Flecken darauf abzeichnen, wenn wir den Wasserfall erreichen – und Isaac. Alles soll perfekt sein, falls es heute Abend zu unserem ersten Kuss kommt.
Auf dem Weg zum Wasserfall wirft Maggie mir immer wieder ein vielsagendes Lächeln über die Schulter zu. Für den Bruchteil einer Sekunde trifft ihr Blick auf meinen, und der aufgeregte Funke darin setzt die Luft zwischen uns in Brand. Und weil ich meine Schwester so gut kenne wie sie mich, bin ich mir sicher, dass sie heute Abend noch einen letzten Kuss verschenken wird, bevor die Magie der Kusszeit sie endgültig verlässt.
In den letzten Wochen hing sie nonstop am Telefon. Dabei hat sie kaum mehr als einen flüchtigen Kommentar im Gruppenchat gepostet, den wir mit unserer besten Freundin Laurel haben. Zuerst dachte ich, ihr geheimnisvoller Schwarm sei Theo, der heiße Barista aus dem Pour House, der ihr bei jedem Besuch eine Flirtnachricht auf dem Becher hinterlässt. Aber das müsste sie nicht vor mir verheimlichen, und sie lässt absolut nicht durchblicken, bei wessen Nachrichten sie sich zusammenreißen muss, um nicht von einem Ohr zum anderen zu grinsen. Doch da ich Maggie nichts von Isaac erzählt habe, kann ich ihr nicht wirklich übel nehmen, dass sie mir das nicht verrät.
Also erwidere ich ihr Lächeln einfach und hoffe, dass wir beide den Kuss bekommen, auf den wir heute Abend aus sind.
Der Wald weicht einer ausgedehnten Fläche aus Sand, Steinen und moosbewachsenen Baumstämmen, die das Felsbecken am Fuß des Wasserfalls säumen. Ich lasse meinen Blick über die Anwesenden schweifen, um zu sehen, wer da ist. Isaac entdecke ich mühelos. Als hätte ich die letzten Monate in einem Wimmelbuch verbracht, und meine Augen wären darauf trainiert, alles zu übersehen, was nicht zu dem Gesuchten passt.
Er steht knietief im Wasser und schirmt die Augen mit einer Hand vor der Sonne ab, während er einem seiner Freunde beim Sprung vom Wasserfall zuschaut. Sein feuchtes aschblondes Haar klebt ihm am Kopf, und seine Augen, die so dunkelgrün sind, dass es fast schon ins Haselnussbraune geht, sind zusammengekniffen und zaubern ein Grübchen auf seine linke Wange. Mit den Fingern zeigt er dem Springer eine Wertung von sieben an. Die beiden Jungs zu seiner Rechten, seine besten Freunde Ethan Wells und Seth Anders, vergeben sieben und neun Punkte. Sie sind alle im Tauchteam der Schule. Aber weil Isaac aus diesen spontanen Wettbewerben fast immer als Sieger hervorgeht, hat er sich selbst zum ständigen Preisrichter ernannt, damit die anderen auch einmal gewinnen können.
Isaac bemerkt mich ein paar Sekunden, nachdem Felix Vega aus dem seichten Wasser aufgetaucht ist und auf mich zupatscht. Letzten Sommer habe ich mit Felix auf Paiges Mittsommerparty rumgemacht. Das war, bevor ihm klar wurde, dass es ihm nicht das geringste bisschen Glück einbringt, weil meine Kusszeit noch nicht begonnen hatte. Aber als ich es ihm verraten habe, lachte er nur und küsste mich noch einmal. Er ist ein ziemlich guter Küsser. Wenn ich nicht schon in Isaac verknallt wäre, würde ich ihm vielleicht noch eine Chance geben.
Maggie streift mir die Tasche von der Schulter und flüstert: »Es muss nicht heute Abend passieren.«
Die Magie in meinem Blut flammt entrüstet auf. Ich drehe mich zu Maggie um und will ihr sagen, dass es keinen Grund gibt zu warten, aber sie bewegt sich bereits auf die Leute zu, die um die Feuerstelle hocken, und hält ihnen die Beutel mit Whoopie Pies hin. Paige und Audrey, die den Kreis unserer engsten Freundinnen vervollständigen, winken uns von der anderen Seite des Feuers zu, wo sie sich bereits den besten Platz gesichert, uns aber leider nichts freigehalten haben. Dahinter steckt wahrscheinlich Hannah. Seit Hannahs Vater letztes Jahr Paiges Mutter geheiratet hat, wechselt Paige Schritt für Schritt auf die dunkle Seite. Laurel gibt sofort ihren Platz auf einem der Baumstämme hinter ihnen auf, um sich zu meiner Schwester zu setzen. Ihr Lächeln konkurriert mit dem der Jungs, die um Maggies Aufmerksamkeit buhlen.
Doch bevor ich darüber nachdenken kann, was das wohl zu bedeuten hat, ruft Isaac: »Da ist sie.«
Seit Schulschluss sind erst wenige Wochen vergangen, aber seinen Gruß zu hören, ist wie wenn sie im Radio plötzlich deinen Lieblingssong spielen. »Hier bin ich«, antworte ich.
Jetzt muss er nur noch kommen und mich holen.
»Macht ihr das immer noch?«, fragt Felix und schüttelt sich das Wasser aus den Haaren. Er lächelt mich an und in seinen Augen ist nur ein Hauch von Enttäuschung zu sehen.
Ich senke den Kopf, damit mein Lächeln nicht verrät, was ich für Isaac empfinde. »Das ist irgendwie so unser Ding.« Meine Stimme hat mal wieder nichts mitgekriegt und klingt verträumt und butterweich.
Isaac schließt zu uns auf, stellt sich zwischen uns und legt mir einen Arm um die Schultern. »Jetzt kann meine Nacht beginnen.« Seine Lippen streifen mein Ohr lange genug, um mir einen Schauer über die Haut zu jagen.
Wir sind fast gleich groß, und deshalb weiß ich, dass er seinen Kopf nur ein wenig neigen musste, um mein Ohr zu berühren. Der Gedanke daran sendet ein Kribbeln durch meinen ganzen Körper. Ich kann ihn nicht ansehen, um herauszufinden, ob er das absichtlich getan hat, ohne meinen Mund direkt in Kussweite zu bringen. Aber der Heiserkeit seiner Stimme nach zu urteilen, muss es so sein.
Ich trete einen Schritt zurück und schaffe ein wenig Abstand zwischen uns, damit ich nicht in Versuchung gerate, meine Lippen auf seine zu pressen. Er lässt meine Schultern los. Stattdessen nimmt er mir den Beutel ab und schwenkt ihn triumphierend über dem Kopf, als wäre er die ganze Zeit nur hinter den Whoopies her gewesen.
»Hey!« Ich greife nach dem Beutel, aber er tanzt damit außer Reichweite.
Isaac schenkt mir ein schüchternes, entwaffnendes Lächeln. Es ist so viel intensiver als jedes andere Lächeln, das ich von ihm kenne, dass mir fast das Herz stehen bleibt. »Was? Hast du gehofft, dass ich auf was anderes aus bin?«
»Weißt du nicht, dass es Unglück bringt, während der Kusszeit mit dem Herzen eines Holloway-Mädchens zu spielen?«, necke ich ihn und lasse meinen Blick noch ein wenig länger auf ihm ruhen, wobei ich sein Lächeln erwidere und insgeheim bete, dass es auf ihn eine ähnliche Wirkung hat wie auf mich.
»Äh … stimmt das?«
Der ganze Sinn der Holloway-Magie ist es, Glück in der Welt zu verbreiten. Sie Kuss für Kuss zu einem besseren Ort zu machen. Befolgt man die Regeln, manifestiert sich das Glück. Befolgt man sie nicht, bleibt es aus. Alle in der Stadt kennen die Kusszeit-Regeln in etwa. Aber da Maggies Kusszeit gerade erst zu Ende geht, hat sie jedem hier, der ein Stück vom Holloway-Glück abhaben will, schon haarklein erklärt, wie die Magie funktioniert – auch denjenigen, die sie nicht geküsst hat. Daher sollten Isaac und alle anderen, die heute Abend am Wasserfall sind, wissen, dass man keinen Kuss mit Gewalt erzwingen oder ein Holloway-Mädchen küssen darf, wenn man bereits verliebt ist.
Ich lege meine Hand auf Isaacs Unterarm, lasse meine Finger um sein Handgelenk gleiten, wo sein Puls heftig und...
Erscheint lt. Verlag | 11.1.2024 |
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Übersetzer | Christiane Wagler |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | THE HOLLOWAY GIRLS (zuvor: THE KISSING SEASON) |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | 2024 • ab 14 • Adriana Popescu • Anne Freytag • eBooks • erste große Liebe • Jennifer Niven • Jenny Han • Jugendbuch • Jugendbücher • Liebe • Liebesgeschichte • magischer twist • Neuerscheinung • Pubertät • romancebooks • Romance Neuerscheinungen 2023 • Romance Neuerscheinungen 2024 • Selbstwert • Young Adult |
ISBN-10 | 3-641-29478-9 / 3641294789 |
ISBN-13 | 978-3-641-29478-6 / 9783641294786 |
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