Feuer. Wasser. Erde. Sturm. - Zum Überleben brauchst du alle Sinne (eBook)

Ein fesselnder Jugendroman vom Bestsellerautor der »Die drei ???-Kids« über Klimakrise und Überlebenskampf in einer Welt von morgen, die schon heute droht | Ab 12 Jahren

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
288 Seiten
Dragonfly (Verlag)
978-3-7488-0259-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Feuer. Wasser. Erde. Sturm. -  Zum Überleben brauchst du alle Sinne - Boris Pfeiffer
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BORIS PFEIFFER wurde 1964 in Berlin geboren und arbeitete am Theater, ehe 2003 sein erstes Kinderbuch erschien. Seitdem verfasst er Kinder- und Jugendbücher, Krimis, Theaterstücke, Hörspiele und Musicals. Unter anderem schrieb er über 70 Bände der Kult-Reihe 'Die drei ??? Kids'. Sein Werk wurde in viele Sprachen übersetzt und hat weltweit eine Millionenauflage erreicht. Boris Pfeiffer setzt sich vielfältig für die Leseförderung von Kindern ein, zum Beispiel zusammen mit den DFL Kids-Clubs der Fußballbundesliga.

Drdjuck


Immer wenn er nach einer langen Wanderung gemeinsam mit der Herde an einem Ort angekommen war, der Wasser, Frieden und Gras für die Büffel versprach, suchte Drdjuck einen Platz für sich, ein wenig abseits der Tiere.

Der lange Weg, die körperliche Anstrengung und alles, was er unterwegs gelernt hatte, steckten ihm in den Knochen und ließen seine Gedanken durcheinanderschwirren. Er musste ausruhen, und er wollte sein neues Wissen in Ruhe durchdenken. Es hatte sich viel verändert in diesen Monaten des Herumziehens. In der ersten Zeit nach seiner Rettung war er den Büffeln fast wie ein Blinder gefolgt. Sie hatten den Weg bestimmt, waren dem Wetter ausgewichen und hatten, wann immer es möglich war, Nahrung und Wasser gefunden. Drdjuck war sich lange wie ein taumelndes Anhängsel der Herde vorgekommen, ein Junge ohne Sprache, der überhaupt nur noch lebte, weil er zwischen diesen ihm zuvor unbekannten Lebewesen Schutz gefunden hatte. Noch dazu waren sie sein einziger Trost in der großen Einsamkeit. Ohne sie wären zuerst seine Seele und dann sein Körper verhungert.

Inzwischen hatte sich einiges geändert. Nicht dass Drdjuck angefangen hätte, wie ein Büffel zu muhen oder auf sonst eine Art mit ihnen zu sprechen. Aber er sah das Leben mit veränderten, neuen Augen. Und das hatte er sehr wohl von den Büffeln gelernt, vor allem von ihrer Anführerin. Auf eine nach außen hin stumme, aber im Inneren lebendige Art kommunizierten sie miteinander und wussten so immer, was der andere gerade empfand.

Diese Art der Kommunikation war lebensnotwendig in der neuen Welt. Eine Welt, die von den Veränderungen überrollt worden war wie von einem Feuer speienden Drachen, der in wenigen Sekunden ein ganzes Dorf niederbrannte. Wie ein solcher Drache wanderten Unwetter um den Planeten. Das neue Wetter war unstet und schrankenlos, wie außer sich. Jedes Lebewesen, das sich nicht rechtzeitig in Sicherheit brachte, bedrohte es mit dem Tod. Hitze und Feuerstürme, die Wälder und Städte gleichermaßen verbrannten. Sintfluten, die aus dem Himmel herabbrachen, in trockengefallenen Flussläufen keinen Halt mehr fanden und alles überfluteten. Sie rissen ganze Landstriche mit sich und hinterließen nichts als Schlammwüsten und Geröll. Erneute Dürre verwandelte den schlammigen Grund in stahlharte Oberflächen, die, angereichert mit Öl und Chemie und dem Abfall der Menschheit, alles mit einer giftigen Haut überspannten. Die Hitze brachte die Luft schier zum Kochen und trieb das Wasser aus jedem Körper, bis er verdorrt war, verdurstet oder erstickt.

Und trotzdem gab es Hoffnung. Kurz nach ihrer ersten Begegnung, bei der die Leitkuh ihm das Leben gerettet hatte, spürte Drdjuck, dass nicht nur er der Anführerin, sondern ebenso sie ihm ein freundliches Gefühl entgegenbrachte. Sympathie, Mitgefühl, eine Liebe von Lebewesen zu Lebewesen. Es war eine Verbindung, wie er sie noch nie in seinem Leben gespürt hatte. Echt, unvoreingenommen, vertrauensvoll. Im Gegensatz zu Menschen belogen die Büffel einen nicht. Doch man musste ihre Zeichen richtig deuten, die Sprache der Tiere lernen. Sonst konnte es zu ebenso großen Missverständnissen kommen wie zwischen Menschen.

Es war ein fataler Fehler zu glauben, eine Würgeschlange legte sich neben einen, um die Körperwärme miteinander zu teilen. Sie nahm auf diese Weise lediglich Maß, ob die Beute auch wirklich in sie hineinpasste. Und sie tanzte auch gewiss nicht mit erhobenem Kopf und Rumpf, um einen an der Schönheit ihres Tanzes teilhaben zu lassen, sondern verschleierte auf diese Weise, wie sich der übrige Teil ihres Körpers näher und näher schob. Bis der Schlangenkörper mit einem Schlag um einen lag, die Luft aus den Lungen presste und das eigene Leben beendete, um das ihre zu sichern.

Zusammen aber waren die Anführerin der Büffelherde und Drdjuck dem Tod schon mehrere Male entkommen. Und Drdjuck hatte sich für seine Rettung revanchieren können. Er hatte sie vor dem Stacheldraht gerettet. Er hatte die Herde von den Foltergeräuschen der Glocken um ihre Hälse befreit. Nach und nach lernten er und die Tiere, mit den neuen Mächten zu leben, die die großen Veränderungen entfacht hatten.

Drdjuck schärfte seine Sinne, alle, über die er verfügte. Und auf irgendeine Art erkannte die Büffelkuh, dass er versuchte, die Gefahren, die von den Menschen ausgelöst worden waren, rechtzeitig wahrzunehmen, um ihre Herde zu beschützen. So lebten sie zusammen und folgten dem Weg.

Jetzt spürte Drdjuck, dass er Durst hatte. Aber trinken konnte er später, nach den Büffeln. Inzwischen hatte er einen Platz zum Ausruhen für sich entdeckt. An einer der roten Felswände, die ein paar Schritte vom Flussufer entfernt den engen Canyon begrenzten, gab es einen Vorsprung. Er ragte wie ein Balkon ohne Brüstung aus dem Gestein, und darunter breitete sich ein großer Flecken Schatten aus.

Das Flussufer war so schmal, dass nicht alle Büffel auf einmal zum Wasser gehen konnten. Das lag daran, dass der milchig grüne Flusslauf tief unten in einer Schlucht verlief. Gut verborgen vor jedem Blick aus der Ferne, am Ende eines wahrscheinlich bereits lange vergessenen Hohlwegs, der durch mehrere Kilometer rechts und links aufragende rote Felsen geführt hatte. Kurz bevor man den Fluss erreichte, begann ein sanfter Abstieg. Er mündete in einen flachen Uferstreifen, der nur wenige Meter lang war.

Auf der anderen Seite erhoben sich die Wände der Schlucht bis in den Himmel, der von hier unten nur als schmaler Streifen zu sehen war.

Es war das ruhige Ende einer Sackgasse, in der sie sich befanden.

Drdjuck hatte die Flussschlaufe bereits zwei Tage zuvor von oben gesehen, ehe sie sich über einen langen Umweg, der sie zunächst viele Kilometer zurückgeführt hatte, an den Abstieg gemacht hatten. Denn hier war die einzige Stelle, um ans Wasser heranzukommen. Wer es bis hierhin geschafft hatte, konnte rasten, ausruhen und genügend Wasser trinken, um gestärkt weiterzugehen.

Die Büffel waren sehr durstig. Am Ufer wuchsen Gras, Büsche und sogar ein paar niedrige Bäume, sodass sie auch etwas zu fressen fanden.

Drdjuck trat in den Schatten unter dem Felsvorsprung und setzte sich.

Er zog das Tuch, das er um den Körper trug, enger um seine Schultern, lehnte seinen Rücken an den kühlen Stein und schaute über die Herde auf den Fluss.

Er dachte an früher.

Zu Beginn ihrer Wanderschaft hatte er sich oft gefragt, ob die Büffel schon einmal mit Menschen zusammengelebt hatten, so wie jetzt mit ihm. Doch je länger er sie kannte, desto unwahrscheinlicher schien ihm dies. Und obwohl es so ein großes Glück für ihn war, machte es ihn auch traurig.

Er selbst hatte in seinem früheren Leben, vor der großen Zerstörung, außer Hunden und Katzen keine Tiere gekannt, die wirklich mit Menschen lebten. In der Regel waren sie in Ställen, Käfigen, Gehegen eingesperrt gewesen, dienten als Fleischlieferanten, manche waren Arbeitstiere gewesen. Mit Tieren in Freiheit hatte er nie zu tun gehabt.

Jetzt ist alles anders, dachte Drdjuck und malte mit dem Finger ein paar Muster in den Sandboden. Das neue Wetter hatte so viele Lebewesen getötet und vertrieben. Und wenn es stimmte, was Drdjuck in der Zeit vor den Veränderungen von seiner Großmutter, seinen Eltern und in der Schule gehört hatte, dann waren diese neuen Wetter eine Antwort des Planeten auf das Leben der Menschen, die sich von ihm abgewandt hatten, ihn zerstörten und ausraubten.

Sicher kannte Drdjuck nicht alle Gründe, die die Menschen dazu getrieben hatten, sich so zerstörerisch zu verhalten. Selbstsucht, Dummheit und Gier gehörten aber gewiss dazu. Sie konnten fast jeden dazu bringen, vieles aufs Spiel zu setzen – selbst wenn es um das Leben anderer ging.

Seine Großmutter hatte oft den Kopf geschüttelt. »Denk daran, Drdjuck, niemand kann etwas von den Reichtümern, die er in seinem Leben gesammelt hat, mit ins Grab nehmen! Selbst wenn man einen Toten mit Gold überschüttet, hat er nichts davon.« Und dann hatte sie gelacht und hinzugefügt: »Nur die Grabräuber freuen sich darüber!«

Wozu also immer mehr Besitz anhäufen und den Planeten um seine Schätze berauben? Nun war nichts mehr davon da. Selbst die Häuser und Städte existierten nicht mehr, waren selbst zu Gräbern geworden. Das Wetter hatte sie überschwemmt, einstürzen und in Feuer, Hagel, Tornados und Stürmen untergehen lassen. Und so waren auch die Tiere gestorben. Zuerst die eingesperrten, die nicht fliehen konnten. Dann die, die keine Nahrung und kein Wasser mehr fanden.

Den Pflanzen war es nicht anders ergangen. Durch die ausbleibende Kälte im Winter hatten sich auf Feldern und in Wäldern Würmer und Insekten vermehrt und alles abgefressen, was sie fanden. Wenn im Frühjahr trotzdem noch junge Triebe an Bäumen und Sträuchern erschienen, verdorrten sie in der folgenden Hitze sofort.

Der Planet fand keine Ruhe mehr. Die tosenden Wetter kamen in immer kürzeren Abständen. Sie spülten die brachliegende Erde davon, und die Sonne versiegelte den Boden, indem sie ihn brannte wie in einem Tonofen.

Drdjuck wusste nicht, wer oder was überhaupt noch lebte oder wiedergekehrt war.

Er hatte auf ihrer Wanderschaft lange keinen Menschen mehr gesehen und auch keine menschliche Behausung. Stattdessen war er unterwegs immer wieder auf Reste von Straßen gestoßen. Und plötzlich mitten im Nirgendwo kilometerlange, zerrissene und zu riesigen Knäueln ineinandergeschlungene Stacheldrahtzäune, in denen sich Tierkadaver verfangen hatten. Manchmal auch kaputte Autos und Boote, und überall immer wieder ganze Meere von Plastik.

Doch an anderen...

Erscheint lt. Verlag 26.9.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Das Wilde Pack • DFL-Kids-Clubs • Dystopie • dystopisches Abenteuer • Jugendbuch ab 12 Jungs • Jugendroman Klimawandel • Klimakrise • Klimaveränderung • Natur • Naturgewalten • Sprache der Natur • Survivors • Überlebenskampf • Umwelt • Welt von morgen • Wetterextreme • Zukunft
ISBN-10 3-7488-0259-5 / 3748802595
ISBN-13 978-3-7488-0259-4 / 9783748802594
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