Wranglestone (eBook)

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2023 | 1. Auflage
352 Seiten
Atlantis Kinderbuch (Verlag)
978-3-7152-7014-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wranglestone -  Darren Charlton
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Mit seinen sechzehn Jahren hat Peter als einziger Bewohner der Inseln von Wranglestone noch nie das Festland betreten, wo die Untoten ihr Unwesen treiben. Der sensible Junge beschäftigt sich lieber mit Holzhacken und Nähen, als Zombies zu jagen wie der gleichaltrige Cooper, für den Peter heimlich schwärmt. Eines Tages bittet ein Fremder, bei Peter anlegen zu dürfen - der Junge erlaubt es ihm und bringt damit den ganzen Schutzort in Gefahr. Noch dazu naht der Winter, und wenn der See zufriert, sind die Inselbewohner vor den Untoten nicht mehr sicher. Schwimmen können sie nicht, aber über das Eis können sie nach Wranglestone gelangen. Und so wird entschieden, dass für Peter die Zeit gekommen ist, Cooper auf seinen Patrouillen zu begleiten. Auf ihrer Mission kommen die beiden Jungen sich näher. Und sie machen eine schreckliche Entdeckung, die ihnen die geheime Vergangenheit von Wranglestone enthüllt und alles infrage stellt, was sie bisher wussten.

Darren Charlton, geboren 1973, lebt in Hastings, East Sussex, und London. In den letzten fünfzehn Jahren hat er als Sozialarbeiter mit unterschiedlichsten Menschen zusammengearbeitet, zuletzt mit Obdachlosen im Guy's and St Thomas' Hospital in London. Nach einer Reise in die USA, wo er in den Nationalparks wanderte und zeltete, begann er zu schreiben. »Es hat zehn Jahre gedauert, bis ich etwas einigermaßen Lesbares zu Papier gebracht habe. Ich bin kein Naturtalent. Aber ich wollte unbedingt scheiben.« Neben Charltons Reiseeindrücken schlägt sich auch seine Begeisterung für Filmmusik und Kinderfilme der achtziger Jahre in seinen Texten nieder. Wranglestone ist Charltons erster Roman. Er wurde für den Costa Book Award und den YA Book Prize nominiert und stand auf der Longlist des Branford Boase Award.

Darren Charlton, geboren 1973, lebt in Hastings, East Sussex, und London. In den letzten fünfzehn Jahren hat er als Sozialarbeiter mit unterschiedlichsten Menschen zusammengearbeitet, zuletzt mit Obdachlosen im Guy's and St Thomas' Hospital in London. Nach einer Reise in die USA, wo er in den Nationalparks wanderte und zeltete, begann er zu schreiben. »Es hat zehn Jahre gedauert, bis ich etwas einigermaßen Lesbares zu Papier gebracht habe. Ich bin kein Naturtalent. Aber ich wollte unbedingt scheiben.« Neben Charltons Reiseeindrücken schlägt sich auch seine Begeisterung für Filmmusik und Kinderfilme der achtziger Jahre in seinen Texten nieder. Wranglestone ist Charltons erster Roman. Er wurde für den Costa Book Award und den YA Book Prize nominiert und stand auf der Longlist des Branford Boase Award.

2


»Oh, Winteranfang«, ertönte hinter ihm eine raue Stimme.

Peter wandte sich um und sah, wie sich das Kanu der Insel näherte. Darin saß ein Fremder, ein alter Mann, der gerade das Holzpaddel in die Luft hob und dann wieder durchs Wasser zog. Die Klappen seiner Trappermütze baumelten ihm ums Gesicht wie die Ohren von Buds alter Bluthündin Dolly. Er machte auch einen genauso harmlosen Eindruck. Aber er hatte ein ziemliches Tempo drauf und noch nicht darum gebeten, an Land kommen zu dürfen, weshalb Peter zum Ufer hinunterging.

»Wer sind Sie?«

»Bitte um Anlegeerlaubnis«, sagte der alte Mann und holte das Paddel aus dem Wasser. »Ja, hast richtig gehört. Ich möchte anlegen!«

Peter warf einen Blick Richtung Baumhaus. Eigentlich sollte er allein Fremde nicht mal in die Nähe der Insel lassen. Doch sein Vater war nirgends zu sehen.

»Pah!«, blaffte der Mann. »Das kannst du ja wohl selbst entscheiden, oder? Bist doch kein Kind mehr.«

»Ja« antwortete Peter, auch wenn er sich nicht ganz sicher war. »Ich bin sechzehn.«

»Und ziemlich geschickt mit der Axt.«

»Finden Sie?«

»Ja, wirklich.«

Peter zuckte mit den Schultern. »Kann sein.«

»Quatsch, kann sein.«

»Na ja, ich versuche mein Bestes.«

»Das sieht aber nach mehr als nur versuchen aus.«

»Also, ich gebe mein Bestes.«

»Das sieht man. Breite Schultern und so.«

Peter verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln und senkte den Blick. Darlene hatte ihm den Tipp gegeben, extra dicke Pullover zu tragen, damit es aussah, als hätte er so breite Schultern wie Cooper im T-Shirt. Dabei war er nicht annähernd so wie Cooper. Niemand war das. Gedankenverloren berührte Peter sein knochiges Schlüsselbein und fragte sich, ob er ihn wohl heute endlich wieder draußen auf dem See sehen würde. Seit dem letzten Mal waren mehrere Tage vergangen, dreieinhalb, um genau zu sein.

Der alte Mann legte sein Paddel quer über das Boot und grinste breit.

Als das Kanu ins seichte Uferwasser glitt, schrammte es über den Kiesboden.

»Nein«, sagte Peter. »Ich bin dünner als eine abgenagte Zitterpappel. Aber ich flicke alle unsere Socken und weiß, wie man aus alten Hemden und Pullovern einen Quilt näht, der groß genug für ein Doppelbett ist. Und ich achte sogar noch darauf, dass die Farben zueinander passen.«

Der alte Mann nahm seine Mütze ab und wischte sich damit den Schweiß vom kahlen Schädel. »Sieh einer an«, sagte er. »Nicht schlecht. Jeder braucht eine Bestimmung in dieser Welt. Aber ich muss schon zugeben, für ’n jungen Mann ist das ziemlich ungewöhnlich. Hast du das von deiner Ma?«

»Nein«, antwortete Peter leise. »Die ist tot.«

»Wie schade. Von wem hast du’s dann?«

Peter zuckte mit den Schultern. Er wusste selbst nicht, warum er so war, genauso wenig wie irgendwer wusste, weshalb sich die Erde vor vielen Jahren, kurz vor seiner Geburt, in einen lebendigen Friedhof verwandelt hatte.

Während beide betreten schwiegen, kam die Sonne hinter einer vorüberziehenden Wolke hervor und brachte das Wasser zum Glitzern wie Sternenlicht.

»Na schön«, sagte der alte Mann schließlich. »Anlegen geht also klar?«

Sofort beeilte Peter sich, den Bug des Kanus an Land zu ziehen. Es war ihm peinlich, dass er nicht eher reagiert hatte.

»Ja, sicher! Tschuldigung.«

Der alte Mann wischte sich die Hand am Oberschenkel ab und streckte sie ihm entgegen. »Ben.«

»Peter. Freut mich, Sie kennenzulernen.«

Der Alte nickte, als wollte er sagen »ganz meinerseits«, bevor er im Bug des Kanus eine alte Decke wegzog, unter der sich ein ganzer Haufen Gegenstände verbarg. Er war ein Händler. In den Sommermonaten wimmelte es am See von ihnen. Egal ob sie lebensnotwendige Dinge wie Kochtöpfe oder Leuchtraketen anboten oder billigen Plunder aus der alten Welt, wie zu Rasierspiegeln umfunktionierte CDs, man fand fast immer irgendetwas, wenn man nur genug stöberte. Und solange Peter nicht darüber nachdachte, dass die Händler die Wohnungen toter Menschen plünderten, um an diese Sachen zu kommen, freute er sich stets über ihren Besuch.

»Ist was für dich dabei?«, fragte der alte Mann. »Wir haben Stiefel in allen Größen, ein echtes Schweizer Messer mit Korkenzieher und ’n paar nette alte Pornoheftchen, bei denen keine Seite fehlt.«

Peter schob den Stapel Zeitschriften zur Seite und begann den Rest durchzusehen.

»Ach, die Leute war’n sich so sicher, das Internet wär das Aus für alles Gedruckte«, redete der Alte weiter. »Aber dann ist der Welt die Sicherung durchgebrannt, und rat mal, wer jetzt gut lachen hat.«

»Ich kann es mir denken«, antwortete Peter. »Haben Sie auch Nadeln und Garn?«

»Bist wohl ’n richtiges Hausmütterchen, was?«

»Die Farbe spielt keine Rolle.«

»Bin mir nicht sicher, ob wir so was haben.«

»Also, ganz unwichtig ist die Farbe natürlich nicht. Wenn es sich vermeiden lässt, flickt man ein weißes Paar Socken nicht mit schwarzem Garn, aber zur Not tut’s alles.«

Der alte Mann blickte durch die Kiefern zu ihrem Baumhaus hinauf. »Und was habt ihr zum Tausch anzubieten?«

»Wir hätten gut abgehangenes Hirschfleisch«, antwortete Peter, der von einem sorgfältig genähten Ofenhandschuh mit Karomuster abgelenkt war.

»Hm-m.«

»Und einen Traumfänger, den habe ich aus Zweigen und Adlerfedern selbst gemacht.«

»Aha.«

»Ich kann Ihnen den zeigen, wenn Sie wollen.«

»Ich wette, ihr habt’s richtig nett in eurem Baumhaus.«

»Ja«, sagte Peter. »Dad hat früher für Holzfällerunternehmen gearbeitet, bevor die große Finsternis kam. Die Wände sind aus massiver Kiefer. Richtig gutes Holz. Und die Strickleiter hat er auch selbst gemacht. Die Ruhelosen schaffen es da nicht rauf, nur die Bären versuchen es immer wieder.«

»Ach ja? Ist sicher gemütlich da oben.«

»O ja. Dabei ist es nur ein Zimmer mit Plumpsklo hinten dran. Aber wir haben einen Holzofen und Hirschfelle auf dem Boden, damit es an den Füßen weich ist.«

»Ihr seid echt Glückspilze.«

Peter wandte sich wieder den Waren im Kanu zu. Ihm gefiel einiges, doch beim Handeln hatte er schon öfter Fehler gemacht und mühevoll erjagtes Fleisch gegen etwas eingetauscht, das sein Vater für nutzlos hielt. Und da niemand mehr einen Backofen hatte, legte er den Ofenhandschuh zurück und schaute weiter. Kurze Zeit später zog er ein Spielzeugtier aus Plastik aus dem Haufen hervor. Fasziniert wendete er das schwarz-weiß gestreifte Pferd hin und her, erstaunt, wie es so etwas überhaupt geben konnte.

»Ah!«, sagte der alte Mann. »Ein Zebra.«

Peter sah ihn an und lächelte. »Wow.«

»Jep. Früher stand Z für Zebra – in solchen Alphabettabellen für Kinder jedenfalls. Aber jetzt …«

»Ich weiß.«

Einen Moment lang sahen sich Peter und der Alte in stillem Verstehen an. Niemand konnte sagen, was schlimmer war: zu jung zu sein, um sich daran zu erinnern, wie das Leben war, bevor die Welt auf den Kopf gestellt wurde, oder alt genug, um mit dem Verlust leben zu müssen. Es war nicht das erste Mal, dass Peter das Gefühl hatte, jemand würde in ihn hineinschauen und sich wünschen, die eigene Erinnerung würde genauso kurz zurückreichen wie seine.

Dem Alten stiegen Tränen in die Augen. Peter fiel auf, wie blutunterlaufen sie waren und wie müde sie wirkten. Er fragte sich, ob er den Mann einladen sollte, sich drinnen mit ihnen ans Feuer zu setzen.

Der Schnee trieb immer heftiger über das Kanu.

»Sieht aus, als müsstet ihr die Schotten dicht machen, wenn’s weiter so schneit«, sagte der alte Mann und schlug die Hände gegeneinander, um sie zu wärmen.

Peter blickte zu den Inseln, wo die anderen etwa dreißig Seebewohner lebten, und nickte.

»Ja. Sobald der See zugefroren ist, wird es wieder schwer.«

»Wie schafft ihr es überhaupt, euch zu verteidigen? Ich weiß, ihr habt das Baumhaus, aber abgesehen davon, was macht ihr, wenn hier ’ne Horde einfällt?«

»Wir haben den Wachturm«, antwortete Peter und deutete auf die riesige Holzkonstruktion in der Mitte der Wasserfläche. »Das Militär hat ihn gebaut, als die Leute die Städte verlassen mussten und die Nationalparks zu Schutzorten wurden.«

»Stimmt, ich erinnere mich. Und ihr seid die Glücklichen, die sich hier niederlassen durften. Yosemite und Yellowstone sind schon fast aus den Nähten geplatzt, hab ich gehört, so voll war’s da.«

»Das weiß ich nicht«, sagte Peter. »Woher kommen Sie denn?«

»Eure Leute sind wohl alle Forscher, Neurochirurgen oder sonst was Wichtiges, worauf die Welt nicht verzichten kann.«

»Kann sein.« Wenn Peter ehrlich war, hatte er noch nie groß darüber nachgedacht.

Der alte Mann hielt Blickkontakt. »Nicht schlecht.«

Peter lächelte. Peinliche Stille machte sich breit, die er so schnell wie möglich zu füllen versuchte.

»Wir halten die Ruhelosen von vornherein auf Abstand. Sobald einer aus dem Wald kommt, schießen wir.«

»Genau wie sie’s uns damals im Fernsehen beigebracht haben, bevor die Mattscheiben schwarz wurden.«

»Hab davon gehört«, antwortete Peter. Allerdings fiel es ihm nach wie vor schwer, sich vorzustellen, wie ein Fernseher funktionierte. Oder das Internet oder Flugzeuge oder Elektrizität und all das.

»Jep. Wenn dir was verdächtig scheint – kill es, mach’s kalt …«

»… ruckzuck ist es abgeknallt«, beendete Peter nickend den Spruch. »Mein Dad hat mir eingebläut, ich...

Erscheint lt. Verlag 23.2.2023
Übersetzer Birgit Salzmann, Anja Malich
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Dystopie • Geheimnis • Homosexualität • Insel • Liebe • Mission • Postapokalyptisch • Teenager • Thriller • Untote • Zombie
ISBN-10 3-7152-7014-4 / 3715270144
ISBN-13 978-3-7152-7014-2 / 9783715270142
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