Freiheitsflüstern (eBook)
tolino media GmbH (Verlag)
978-3-7546-9861-7 (ISBN)
*** TOLINO MEDIA NEWCOMERPREIS 2. PLATZ 2023 ***
Eine mitreißende Rivals-to-Lovers-Liebesgeschichte mit witzigen und klugen Wortgefechten - wie Bridgerton mit Çay!
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Wer bist du, wenn du nicht du selbst sein darfst?
Nie hat Mera ihr wahres Ich verheimlicht, bis ihre Eltern aus ihrem kleinen Heim vertrieben werden sollen. Ausgerechnet sie muss nun unter falschem Namen als Dienstmagd in der Villa Cadieux arbeiten - und bestiehlt die konservative Adelsfamilie, um ihr Zuhause zu retten.
Wäre da nur nicht Célian, der Sohn des Hauses, mit seinem unverschämt charmanten Schmunzeln. Er allein weiß, wer sie wirklich ist, und verstrickt sie in seine eigenen Pläne, die sich um seine dreizehnjährige Schwester und ihre verbissenen Heiratswünsche drehen. Doch während Mera und Célian für ihre Familien kämpfen, wird ihnen klar, dass sie sich mehr ähneln, als ihnen lieb ist ...
Amüsant, fesselnd und aktuell.
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Freiheitsflüstern
ist perfekt für Leser*innen von:
• spannenden Büchern für Teenager
• humorvollen Liebesromanen
• Büchern wie Bridgerton
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Rezensionen
»Ich kann es mit nichts vergleichen. Mit Mera erhalten wir eine mutige, unperfekte Protagonistin of Colour. Das Buch spielt in Deutschland und während der Zeit des Rokokos. Es ist queer und witzig und voller Spannung. Wie oft bekommt man das zu lesen?« Amani Padda
»Selten habe ich mich so heimisch und verstanden in einer Story gefühlt.« e_d_rae, Amazon
»Einfach mitreißend. Ich habe es regelrecht durchgesuchtet.« SunshineSaar, LovelyBooks
Leyla J. A?ca, geboren 1998, schreibt Bücher, die von tiefgründiger New Adult Romance bis hin zu mitreißender Fantasy immer dreierlei sind: romantisch, schlagfertig und feministisch. Aufgewachsen in Bergisch Gladbach studiert sie in Bonn Literatur mit Nebenfach Psychologie. Ihr Debütroman »<b>Freiheitsflüstern</b>« gewann 2023 den zweiten Platz beim tolino media Newcomerpreis. Wie in ihren Büchern engagiert sie sich auch auf Instagram für intersektionalen Feminismus (<b>@leylajagca_autorin</b>).
3Esmeray Weiß
Mera Schwarz. Ich hieß Mera Schwarz.
Wie eine Beschwörung wiederholte ich Vaters Legende zu meinem neuen Ich, während ich nicht mehr wusste, ob meine Füße mich trugen oder ich meine Füße. Die Bäume warfen bereits lange Schatten über die Kartoffelfelder. Mit ächzenden Gliedern zog ich aus meiner Schürzentasche den Zettel hervor, auf den Vater mir den Weg gezeichnet hatte. Weit zu meiner Rechten floss der Rhein und meine Heimat Bonn hatte ich schon lange hinter mir gelassen. Kein einziges Mal hatte ich zurückgesehen.
Jetzt war es nicht mehr weit. Ich schleppte mich in ein kühles Wäldchen und bog auf eine breite Auffahrt ab. Als sich die Bäume lichteten, entdeckte ich in der Ferne endlich das Haus.
Nein, die Villa.
Efeu rankte sich über hellbraune Steinwände mit dunkelgrünen Fensterläden. Auf einer Terrasse trugen mächtige Säulen einen Balkon, der sich zwischen dem linken und rechten Flügel aufspannte. Aus dunkelbraunen Dächern ragten Erker und etliche Kamine hervor.
Mein Mund wurde trocken, als ich die von kegelförmigen Büschen gesäumte Auffahrt entlangschritt. Ich richtete mich auf, strich meine zerzausten Haare in die Flechtfrisur zurück. Mutters uraltes Baumwollkleid klebte an mir und auf meiner Haut ziepte unadeliger Sonnenbrand. Selbst wenn ich im Winter kalkweiß wie Vater war, bräunte ich im Sommer schnell. Und für den Weg hierher hatte ich keine Kutsche mit Vorhängen gehabt.
Ich schüttelte den Kopf. Diese Gedanken waren falsch. Mir und allen anderen sollte nur wichtig sein, dass ich für die Arbeit taugte.
Doch selbst darüber musste ich lügen.
Das Haus wuchs weiter in die Höhe und seine Fenster musterten mich scharf. Zögerlich betrat ich den Hof, der sich bis zur Villa erstreckte. Gescharre und Gestampfe drangen aus einem geschlossenen Stall am linken Hofrand. Ihm gegenüber auf der rechten Hofseite stand ein ähnliches Holzgebäude, nur die Fensterchen deuteten auf Zimmer für Personen hin.
Leise schnaubte ich. Eine Stallung für Menschen.
Von diesen war aber niemand in Sicht, um mich in Empfang zu nehmen. Mit gestrafften Schultern betrat ich die Steinterrasse und lief zwischen den mächtigen Säulen hindurch. Doch als sich die dunkelgrüne Haustür öffnete, erstarrte ich.
Ein Ärmel erschien. Ein hellblauer Ärmel.
Ohne nachzudenken huschte ich hinter eine Säule. Mit dem Rücken presste ich mich an den Stein. Die Tür fiel klackend ins Schloss.
»Madame Weiß?«
Allah kahretsin!
»Nein«, war das Einzige, das mir einfiel, und ich wünschte mir einen Blitzschlag herbei, der mein Ich von heute Morgen in Flammen aufgehen ließ.
»Madame Weiß, was tut Ihr hier?«
Was zur Hölle tat er hier?
»Tut mir leid, Comte«, jetzt verwendete selbst ich die französische Formel, »Ihr müsst mich verwechseln.«
Das Klacken seiner Absätze hallte vom Steinboden wider. Hastig lief ich um meine dicke Säule herum.
Er schnaubte. »Ihr seid eine merkwürdige Person, Mademoiselle – pardon, Madame. Spielt Ihr Spiele mit mir, ist es das?« Seine Schritte beschleunigten sich.
Mir blieb nichts anderes übrig, als schneller um meine Säule zu eilen. Mein Herz raste. Ich konnte doch nicht ewig vor ihm weglaufen.
Heftig prallte ich gegen eine Person.
»Ah, merci«, sagte hinter mir der Comte. »Das wollte ich auch gerade machen.«
»Célian, was soll der Unfug?«, fragte der Neue im gelben Gehrock. »Störst du wieder eines unserer Dienstmädchen?«
Mit hämmerndem Herzen sah ich zu einem Gesicht auf, das so blass war wie Célians. Selbst die Züge waren ebenso weich und länglich, nur der Kiefer kantiger, die Nase etwas größer und die Haare in einem helleren Braun.
»Mais non, Alix, dieses Mal ist es umgekehrt«, erwiderte Célian. »Sie ist in Wahrheit mir nachgelaufen. Etwa … fünf Stunden lang?«
Sieben.
Ich brachte kein Wort heraus, während Alix mich ansah.
»Ihr gehört tatsächlich nicht zu unserem Personal.« Seine Stimme klang dunkler. Er musste vier, fünf Jahre älter sein als Célian. »Sagt, wie heißt Ihr?«
Natürlich war ich direkt den Söhnen des Hauses in die Arme gelaufen. Den Grafen Célian und Alexandre Cadieux.
Steif drehte ich mich zu Célian um und tat, was mir am meisten widerstrebte – ich flehte das arrogante Adelsblut mit meinen Augen um Hilfe an. »Mit Verlaub, ich kann Ihnen noch nie begegnet sein. Ich komme von weit her, habe gerade einen langen Marsch aus dem nördlichen Hagen hinter mir. Und um die Frage zu beantworten: Ich heiße Mera Schwarz.«
Célian holte Luft. Mein Herz krampfte. Ich musste diesen scheinbar deutschen Namen nennen, schließlich hatte ich darunter die Anstellung erlangt. Wenn Célian jetzt meinen richtigen Namen verriet, konnte ich die Arbeit und meinen Plan vergessen. Aber er schloss langsam den Mund und zog kaum merklich seine feinen Brauen zusammen. Leise atmete ich auf.
»Ich verstehe«, sagte Alix und ich wandte mich so, dass ich beide ansah. »Sie ist die neue Dienstmagd – der Ersatz für Helga.« Er funkelte Célian an.
Dieser lehnte sich schulterzuckend gegen die Säule, sein Blick ruhte weiter auf mir. »Es war eine schöne Zeit mit Helga. Aber es stört mich nicht, dass Mutter sie gefeuert hat.«
Gott, ich hatte ein herzloses Monster um Hilfe angefleht. Vermutlich spielte er nur mit, um mich bald zu erpressen. Oder um mich zu enttarnen, wenn es mir am meisten wehtat. Würden sie mich bei meinem Plan erwischen, half selbst mein falscher Name meiner Familie nicht mehr. Célian wusste, wo ich wohnte. Aber bis dahin schützte der Name zumindest noch mich. So wie die ausgezeichnete deutsche Aussprache vergeblich versuchte, Mutter zu schützen.
Alix verdrehte die Augen und wies mich an, ihm zu folgen. Célian wiederum ging uns beiden nach. Durch die Säulen führte Alix mich zurück auf den Hof und forderte mich auf, sein Wissen über meine Arbeitserfahrung aufzufrischen. Dass er mich nun duzte, schluckte ich hinunter. Das Spiel begann, und ich setzte meinen ersten Zug mit der französischen Anrede.
»Natürlich, Comte. Ich bin eine entfernte Cousine Eurer Köchin Irmgard Funk. Meine Eltern hatten eine Gaststätte namens Zum kleinen Flüsschen –«
Célian schnaubte leise. »Nicht eher Zum kleinen Wäldchen?«
Ich stolperte.
»Ruhe«, sagte Alix und schritt nach links zum Personalgebäude. »Mera, du wirst mich Graf Cadieux nennen.«
Natürlich scheiterte mein erster Zug. »Sehr wohl, Graf Cadieux. Ich half schon mit sechs Jahren bei der Wäsche, machte Betten, bereitete das Frühstück zu –«
»Jätete das Gemüsebeet?«
»Célian«, knurrte Alix. »Hast du nicht noch ein Pferd auszureiten?«
»Nein, eigentlich nicht.«
Zaghaft räusperte ich mich. »Somit wuchs ich in die Arbeiten einer Dienstmagd hinein und kenne mich vortrefflich aus.« Es kam leicht über meine Zunge, obwohl ich lediglich in die Welten von Tausendundeine Nacht oder Utopia hineingewachsen war.
»Wieso bist du dann hier?« Alix blieb vor der Tür des Personalgebäudes stehen.
Ich stockte. »Verzeihung, Comte?« Mein Mund wusste nicht mehr, welche Sprache er wählen sollte.
»Er meint, wieso du nicht bei deinen Eltern bist«, sagte Célian. In Alix’ Anwesenheit duzte er mich. »Zudem bevorzugt mein Bruder die Anrede Graf, mich kannst du aber Comte nennen.«
Ich schluckte. Ich hatte es gewusst. Er war eine große Katze, die mit ihrer Maus spielte, bis ihr die Lust verging und sie ihre Beute in einem Happs fraß.
Alix runzelte die Stirn. »Nein, das meinte ich nicht. Also gut, das Erste meinte ich. Wieso arbeitest du nicht bei deinen Eltern?«
Mein Blick sank auf die gelben Muster in Alix’ Weste. »Meine Eltern starben im Frühling«, flüsterte ich.
»Ach ja?«, machte Célian. Er hatte genau gehört, wie Vater mich Tochter genannt hatte.
Alix sah ihn strafend an. »Entschuldige meinen Bruder. Mein Beileid für den Verlust.« Schon wandte er sich ab und rief in dem Personalgebäude nach einer Gertrud.
Betend, dass meine Worte keine bösen Geister heraufbeschworen, trat ich von einem Bein aufs andere. Célian lehnte sich an die Hauswand und Alix sah stur an mir vorbei.
»Es ist sehr freundlich, dass Ihr mit mir wartet, Graf«, sagte ich vorsichtig. »Darf ich fragen, ob ich vielleicht auch etwas für Euch …«
Alix’ zusammengezogene Brauen brachten mich zum Schweigen. »Schleim dich ja nicht bei mir ein. Ich kann das nicht leiden.«
Da waren wir schon zu zweit.
Ich hielt den Atem an, während er sich an Célian vorbeischob und zwischen Villa und Personalgebäude verschwand.
»Ach, ist er nicht ein Menschenfreund?« Célian sah ihm schmunzelnd nach.
Im Türrahmen erschien eine Frau mit graublonden Haaren, die unter ihrer Haube verschwanden. »Comte.« Sie knickste. »Ich dachte, ich hätte Euren werten Bruder gehört.«
»Er ist nicht der Geduldigste.« Célian wies auf mich. »Gertrud, du sollst unsere neue Magd einweisen.«
Sie nickte, winkte mich hinein und ich flüchtete über die Schwelle in das stickige Dämmerlicht. Doch Célian folgte mir. Gertrud hob die Brauen, ging aber widerspruchslos voraus. Sie zeigte mir den Hinterausgang, der zu den Feldern und einem Brunnen führte. Sobald Besuch auf dem Anwesen war,...
Erscheint lt. Verlag | 7.12.2022 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Bilderbücher |
Schlagworte | Antirassismus • Debütroman • Feminismus • Historischer Jugendroman • Jugendbuch • Kinderbuch • Köln • Queer • Regency • Rokoko • romantisches Jugendbuch • Royal • starke weibliche Figuren |
ISBN-10 | 3-7546-9861-3 / 3754698613 |
ISBN-13 | 978-3-7546-9861-7 / 9783754698617 |
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Größe: 1,8 MB
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