Master Class, Band 1: Blut ist dicker als Tinte (eBook)

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2023 | 1. Auflage
352 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-51160-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Master Class, Band 1: Blut ist dicker als Tinte -  Stefanie Hasse
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Ein Schreibwettbewerb in Cornwall. Neun konkurrierende Autorinnen und Autoren. Und jemand schreibt über DICH. Eigentlich hatte sich Riley auf den Schreibwettbewerb auf Masters' Castle gefreut. Schließlich lernt sie ihre Online-Schreibgruppe dort endlich persönlich kennen und kommt ihrem Traum, Autorin zu werden, näher. Doch dann reicht jemand bei der Jury anonym Geschichten über Riley ein, mit geheimen Details aus ihrem Leben. Wer steckt dahinter? Hat Killian Masters, Jury-Mitglied und Sohn der Gastgeber, etwas damit zu tun? Als die Geschichten zunehmend bedrohlicher werden, gerät Riley in Gefahr ... Band 1 der packenden Romantic-Suspense-Dilogie von Erfolgsautorin Stefanie Hasse Die Reihe ist abgeschlossen! Band 2 erscheint zeitgleich.

Stefanie Hasse ist eine erfolgreiche Autorin und Buchbloggerin. Wenn sie nicht gerade in fremden Buchwelten versinkt, denkt sie sich selbst romantische Geschichten aus und liebt es, ihre Leser*innen mit unvorhergesehenen Wendungen zu überraschen. Bei Ravensburger hat sie bereits zahlreiche Romantic-Suspense-Romane veröffentlicht, u.a. 'Bad Influence', 'Matching Night' und 'Master Class'. Stefanie Hasse lebt mit ihrer Familie in Süddeutschland.

Stefanie Hasse ist eine erfolgreiche Autorin und Buchbloggerin. Wenn sie nicht gerade in fremden Buchwelten versinkt, denkt sie sich selbst romantische Geschichten aus und liebt es, ihre Leser*innen mit unvorhergesehenen Wendungen zu überraschen. Bei Ravensburger hat sie bereits zahlreiche Romantic-Suspense-Romane veröffentlicht, u.a. "Bad Influence", "Matching Night" und "Master Class". Stefanie Hasse lebt mit ihrer Familie in Süddeutschland.

2


Eingesperrt? Ich reiße die Augen auf, mein Blick irrt umher, sucht instinktiv nach einem Fluchtweg. Mums projizierte Angst hämmert mir dumpf gegen den Brustkorb wie schon lange nicht mehr, ihre Worte schwirren durch meinen Kopf wie aufgescheuchte Vögel.

Rose hebt angesichts meines vermutlich blutleeren Gesichts beschwichtigend die Hände. »Ms Masters hat sich eine so tolle erste Aufgabe überlegt, es wäre schade, wenn Sie die Mühe zerstören würden.« Sie deutet in den wohl luxuriösesten Raum, den ich je bewohnt habe. Auf dem Tisch stehen Getränke bereit, eine Karte lehnt an einer Wasserflasche, deren geschwungene Form »teurer, als Wasser sein sollte« schreit.

Rose wartet, bis ich die Zeilen auf der Karte überflogen habe.

Liebe Miss Morgan,

herzlich willkommen auf Masters’ Castle.

Noch bevor Sie die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer persönlich kennenlernen, haben wir uns etwas Besonderes überlegt. Sie sind bereits seit über einem Jahr in engem Kontakt, haben sich aber noch nie getroffen, wie mir mitgeteilt wurde.

Heute steht Ihnen nun die erste Begegnung bevor. Doch Ihre Aufgabe ist es, nicht Sie selbst zu sein.

Erstellen Sie ein Charakterprofil für eine Figur – gern aus einem Ihrer Schreibprojekte – und treten Sie heute Abend als diese auf. In Ihrem Ankleidezimmer finden Sie eine Auswahl an Kleidern, Smokings und Accessoires, mit deren Hilfe Sie Ihrer gewählten Figur Leben einhauchen können, um auf dem heutigen Galaempfang deren Rolle zu spielen. Überzeugen Sie die zahlreichen anwesenden Unterstützerinnen und Unterstützer von sich – und finden Sie gleichzeitig heraus, welche der anwesenden Gäste zu Ihrem Schreibteam gehören.

Sie werden kurz vor acht Uhr abgeholt.

Hochachtungsvoll

J. Masters

PS: Diese Aufgabe ist Teil der von der British Writers’ Association ausgeschriebenen Rahmenbedingungen für den Vorentscheid des Young Talents Award und wird daher bereits für die Punktevergabe gewertet.

Die Zeilen legen einen Schalter um. In meinem Kopf buhlen zahlreiche meiner Romanfiguren um meine Aufmerksamkeit. Könnte ich mich als eine von ihnen ausgeben?

Obenauf hüpft die Rittessin, meine allererste Figur, in ihrem pinkfarbenen Rüschenkleid mit Kettenhemd, und fuchtelt mit ihrem funkelnden Schwert. So würde ich garantiert nicht in der Menge untertauchen können. Bei der Vorstellung, wie die Gäste eines feinen Empfangs auf meine Verkleidung reagieren würden, unterdrücke ich ein Auflachen.

»Erweisen Sie Ms Masters die Ehre, an ihrer Überraschung teilzunehmen?«, unterbricht Rose meine Gedanken und ich vertreibe die Rittessin mit einem Blinzeln.

»Mein Koffer ist im Auto«, wiederhole ich noch halb benommen. »Ein schwarzer Ford Fiesta.«

»Wenn Sie mir den Fahrzeugschlüssel geben, wird Paul sich darum kümmern.«

Ich nicke und zerre an dem Schlüsselband, das neben den Trageriemen aus der Shopper ragt und seit Jahren erfolgreich verhindert, dass ich meine Schlüssel in den Tiefen meiner Handtaschen nicht wiederfinde. Klimpernd befördere ich den Schlüsselbund ans Tageslicht und reiche ihn Rose, die keine Miene verzieht, obwohl ich schon die seltsamsten Reaktionen darauf beobachten konnte. Rose nimmt das handtellergroße Nest aus Schlüsseln, Sammelfigürchen, Charms und einem Haargummi an sich und verspricht mir, dass Paul mein Gepäck gleich hochbringen wird.

Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hat, lese ich noch einmal die Karte mit der Aufgabe für heute Abend, ehe ich mich in meiner Unterkunft für die nächsten Tage umsehe.

Das Zimmer ist ein Traum. Direkt gegenüber der Eingangstür fällt Sonnenlicht durch ein bodentiefes Fenster, zu meiner Rechten steht ein dunkel lasierter, mit schnörkeligen Schnitzereien verzierter Schreibtisch in einem Erker. Die Erkerfenster blicken auf einen gepflegten Garten – oder besser gesagt einen Park –, das bodentiefe Fenster führt auf einen großzügigen Balkon mit einem hüfthohen Geländer.

Um mich zu orientieren und herauszufinden, an welcher Ecke des Gebäudes das Zimmer liegt, öffne ich die Balkontür. Ein leises Knarren ertönt und ein leichter Windstoß, der nach Meer duftet, zerrt an meinen Haaren. Wie gern würde ich mich jetzt weit über das Geländer beugen, den Wind in meinen Kleidern spüren … Aber die Angst vor einem Sturz ist zu groß. Als ich noch klein war, ist Toby, ein Urlaubsfreund, vom Balkon unseres Ferienapartments gefallen. Seither schafft meine Mum es regelmäßig, mich an die Gefahr eines Sturzes zu erinnern. Außerdem bin ich mir unsicher, ob die Bleib-in-deinem-Zimmer-Regel auch einen Besuch auf dem Balkon ausschließt.

Ich sauge noch einmal den salzigen Geruch ein, nehme jetzt auch die Süße der Blüten aus dem Park wahr, der sich auf dieser Seite des Gebäudes fortsetzt, trete dann schnell zurück und schließe die Tür. Mein Herz pocht, meine Handflächen sind feucht und Mums Stimme in meinem Kopf zählt wieder einmal sämtliche Horrorszenarien auf, die auf Balkonen passieren könnten.

Auch hinter der sicheren Scheibe kann ich erkennen, dass sich etliche Wege durch eine golfplatzgroße Rasenfläche schlängeln, und als mein Blick einer aufgeschreckten Möwe folgt, entdecke ich hinter ein paar hohen Bäumen das Meer. Auf Google Maps hatte ich herausgefunden, dass Masters’ Castle rund eine halbe Meile von der Küste im Süden entfernt liegt, aber durch die Steilklippen hätte ich eher vermutet, dass ich nur Himmel und nicht funkelndes Wasser sehen würde. Also muss sich der Parkplatz irgendwo an der Gebäudeseite zu meiner Rechten befinden. Ich husche zum Erkerfenster, kann aber wegen der Bäume und Büsche nur vermuten, dass mein Auto dort unten parkt. Ich kehre zurück zur Balkontür und lächle beim Anblick der glitzernden Wellen. Am liebsten würde ich für den Rest meines Aufenthalts diese Aussicht genießen.

In diesem Moment klopft es an der Tür.

»Ms Madows!«, ruft eine Männerstimme. »Ich bin Paul und habe hier Ihren Koffer und Ihren … Schlüssel.«

Die kurze Pause vor dem Wort Schlüssel hat er bestimmt gemacht, weil ihm die richtige Beschreibung fehlt. Ich haste zur Tür, reiße sie auf und stehe einem unerwartet jungen Mann mit zerzausten blonden Locken gegenüber, der mit verwirrtem Blick auf meinen Schlüsselbund starrt und eindeutig ein Grinsen unterdrückt, als er ihn mir reicht.

Paul trägt ein eng geschnittenes weißes Hemd zu einer dunklen Jeans, ist schätzungsweise in meinem Alter – aber im Schätzen bin ich grauenvoll –, hat ein offenes, freundliches Lächeln und dasselbe Leuchten in den blaugrünen Augen, das auch Bree besitzt und das Grandma immer »das Funkeln blöder Ideen« genannt hat. Er ist mir sofort sympathisch und nicht der Hauch meiner inzwischen größtenteils abgelegten Angst vor Fremden ist zu spüren. Ich danke meiner Kommilitonin Zoe in Gedanken für ihre Konfrontationstherapie – zumindest hat sie das so genannt.

Ich nehme den Schlüssel an mich und will meinen Koffer gerade an der Griffstange zu mir ziehen, da schnellt Pauls Hand vor. »Das ist mein Job, Ms Madows.«

Etwas überrumpelt trete ich einen Schritt zurück. »Ich bin es nicht gewohnt, dass man mir Sachen hinterherträgt. Und ich heiße Riley. Ms Madows ist meine Mutter, egal, wie alt ich einmal werde.«

Er lacht auf. »Wenn mein Grandpa mitbekommt, dass ich Ms Masters’ Gäste mit Vornamen anspreche, während ich ihn vertrete, muss ich mir das den Rest meines Lebens vorhalten lassen. Also darf ich bitte …« Er gestikuliert in den Raum und ich gebe auf. Offenbar bin ich nicht die Einzige, die es den Eltern – oder in Pauls Fall den Großeltern – möglichst recht machen will.

»Ich verrate es niemandem«, sage ich.

Er wendet sich schnell ab, um sein Schmunzeln zu verbergen und den Koffer zu einer Tür zu ziehen, hinter der ich noch nicht neugierig nachgesehen habe.

Umso mehr staune ich jetzt. Jenseits der unscheinbaren Tür liegt der Traum eines jeden Kostümbildners. Das »Ankleidezimmer«, wie es Ms Masters auf der Karte genannt hat, war keine Übertreibung. Der fensterlose Raum ist fast so groß wie das Hauptzimmer und rundum mit Regalfächern und Stangen bestückt, die sich unter der Last von tonnenweise Stoff in wirklich allen erdenklichen Farben und Variationen biegen. Paul drückt die Haltestange am Koffer hinunter und will ihn am seitlichen Griff auf die hölzerne Ablage heben, da passiert es.

Ich rufe noch »Nicht, der Reißverschluss …«, doch meine Warnung kommt zu spät. Der komplette Inhalt meines tetrisartig gepackten Koffers ergießt sich auf den Boden. Paul sieht mich verlegen an. Mit einem »Sorry« auf den Lippen steht er mitten im Chaos aus Jogginghosen, Shirts und Pullis, meinem uralten Pyjama mit Paisleymuster, Unterwäsche und so vielen Süßigkeiten, dass ich einen Snackautomaten damit füllen könnte. Vorsichtig hebt er ein Bein, um über mein großes Notizbuch zu steigen, das pinkfarben glitzert und mit meiner Rittessin illustriert ist. Zu meiner Entschuldigung: Ich habe es zum zehnten Geburtstag bekommen und fülle es noch immer mit Ideenfetzen und anderen Notizen.

Vielleicht sollte es mir peinlich sein, dass ein attraktiver, wildfremder junger Mann gerade meinen Spitzen-BH bemüht unauffällig mit dem Fuß zur Seite schiebt, damit er nicht den Rekord im Weitsprung aus dem Stand brechen muss, und mich dabei verkrampft anlächelt. Aber Bree behauptet immer, ich sei immun gegen Peinlichkeiten. Sonst müsste es mich stören, dass meine Mum mich stalkt, als wäre ich eine Grundschülerin. Daher zucke ich nur mit...

Erscheint lt. Verlag 27.2.2023
Reihe/Serie Master Class
Master Class
Master Class
Verlagsort Ravensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 14 Jahren • All-Age • Autorin • Bad-Influence • Band 1 • Buch • Bücher • Cornwall • Geschenk • Geschenkidee • Jugendbuch • Lesen • Liebe • Literatur • Literatur-Festival • Matching-Night • New Adult • Romance • Romantic Suspense • Romantic-Thriller • Schreiben • Schreib-Wettbewerb • Schreib-Workshop • secret-game • Verlags-Vertrag • Writer’s Retreat • Young Adult
ISBN-10 3-473-51160-9 / 3473511609
ISBN-13 978-3-473-51160-0 / 9783473511600
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