Geschichten vom Waldelfen Mika (eBook)
204 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7568-2588-2 (ISBN)
Dr. Dajana Scheffner ist promovierte Forstwissenschaftlerin und schreibt Geschichten, seit sie denken kann. Seit Jahren beschäftigt sie sich sowohl beruflich als auch privat mit Themen der Persönlichkeitsentwicklung. Sie glaubt fest daran, dass wir wesentliche Erkenntnisse darüber, wie man im Leben glücklich wird, bereits unseren Kindern vermitteln können. Und Geschichten sind der perfekte Weg, um diese Botschaften wie kleine Schätze zu verpacken. Da sie den Wald über alles liebt, nimmt sie ihre kleinen Leser am liebsten mit in die tiefen Wälder voller magischer Wesen.
Der Schatz im Wald
Wie an jedem Morgen in den Sommerferien packt Mika seinen Rucksack und legt belegte Butterbrote, einen Apfel und ein paar Kekse hinein.
»Mika, ich bin da«, hört er plötzlich Pinos Stimme von unten.
Mika lächelt. Auf seinen besten Freund ist Verlass. Pünktlich nach dem Frühstück holt Pino ihn immer morgens ab, damit sie zusammen in den Wald gehen können. Dort bleiben sie meist den ganzen Tag. Sie spielen Verstecken, bauen sich Höhlen aus Ästen und Blättern oder suchen nach leeren Schneckenhäusern. Mika hat davon bereits eine beachtliche Sammlung, die er sorgsam in einer Schachtel in seinem Regal aufbewahrt.
»Ich komme!«, ruft er und schnappt sich seinen Rucksack. Dann steckt er den Kopf zur Tür des Wohnzimmers herein.
»Pino und ich sind im Wald. Tschüss, Mama!«
Mikas Mutter schaut von ihrer Arbeit auf.
»Aber seid nicht so spät wieder hier. Um sechs Uhr gibt es Abendessen!«
Doch das hört Mika schon gar nicht mehr. Er steht bereits auf der Veranda, die das Baumhaus umgibt, und hangelt nach der Strickleiter.
»Hey, Pino«, ruft er seinem Freund zu, der unten auf dem Waldboden auf ihn wartet. Mika greift nach der Strickleiter und klettert geschickt nach unten.
»Ich bin so froh, wenn wir im nächsten Schuljahr endlich fliegen lernen und ich diese blöde Strickleiter nicht mehr benutzen muss!«
Pino nickt.
»O ja! Ich freue mich auch schon aufs Fliegen. Komm, Mika.« Er läuft los.
Mika eilt schnell hinter Pino her. Es ist ein herrlicher Tag. Die Sonne scheint warm, die ersten Bienen summen von Blume zu Blume und die Vögel zwitschern ein fröhliches Lied.
»Hallo Abenteuer, wir koooommen!«, ruft Mika übermütig und hüpft vor Freude in die Luft.
Dass sie an diesem Tag ein echtes Abenteuer erleben werden, das ahnt er natürlich noch nicht.
Die beiden Elfenjungen wandern zu ihrer Lieblingsstelle im Wald. Dort gibt es viele bemooste Felsen, auf die man hinaufklettern und hinter denen man sich verstecken kann. Von den Elfen wird dieses Gebiet der »Felsenwald« genannt. Auf dem Weg zum Felsenwald sammeln Mika und Pino Walderdbeeren, die sie auf Grashalme fädeln, um sie nicht zu zerquetschen.
»Wollen wir zur Lichtung gehen und picknicken, bevor wir zu den Felsen laufen?«, fragt Pino.
»Hast du etwa schon wieder Hunger?« Mika ist erstaunt. »Du hast doch gerade erst gefrühstückt.«
»Ich kann immer essen!« Pino grinst und knufft Mika in die Seite. »Also, wollen wir?«
Mika nickt und sie schlagen den Weg zur Waldlichtung ein. Gerade steigt der Morgennebel aus der feuchten Wiese empor. Das Sonnenlicht lässt die Tautropfen auf den Gräsern funkeln wie tausend Kristalle.
»Das ist der beste Ort zum Flugballspielen, oder? Es ist genug Platz zum Üben und dort hinten zwischen den hohen Fichten können wir auf jeder Seite ein Tor befestigen«, sagt Mika. »Und wenn wir im nächsten Schuljahr endlich fliegen lernen, können wir die anderen mit in den Wald nehmen und hier unser eigenes Flugballturnier veranstalten. Was hältst du davon, Pino?«
»Klar, das machen wir«, stimmt Pino ihm zu.
Mika kann es kaum erwarten, dass sie endlich ihr eigenes Flugballteam aufstellen werden. Dann wird er mit Pino im Sturm spielen und hinter ihnen in der Abwehr ihre Freunde Valea und Birger. Und Pino und er werden auswählen, wer von ihren Freunden noch dabei sein darf.
»Wir müssen unbedingt viel üben, was meinst du, Pino?«
»Ja, unbedingt. Jeden Tag. Und hier ist ein super Platz«, antwortet Pino.
»Meinst du wirklich, dass wir jetzt schon picknicken sollen?«, fragt Mika.
Pino, der ganz in Gedanken versunken ist und auf die Waldlichtung starrt, murmelt nur: »Hm.«
»Die Wiese ist noch nass. Hier kann man sich im Moment nicht hinsetzen. Lass uns lieber nachher wiederkommen und erst ein bisschen Verstecken spielen.« Mika zieht Pino am Arm und da wird Pino wieder wach von seinen Träumereien über das Flugballspielen.
Die beiden Elfenjungen lassen ihren Blick ein letztes Mal über die Wiese streifen, dann kehren sie der Waldlichtung den Rücken zu und laufen in Richtung des Felsenwaldes.
Mika und Pino haben schon eine ganze Weile im Felsenwald gespielt. Dabei haben sie eine kleine Höhle entdeckt, ein wunderschönes verlassenes Schneckenhaus gefunden und zwei Eichhörnchen beobachtet, die auf den Fichten in luftiger Höhe Fangen spielten.
Nun darf sich Mika verstecken und Pino muss suchen. Mika rennt los und findet eine enge Felsspalte, in die er sich mühsam hineinquetscht.
Pino zählt laut: »Achtzehn, neunzehn, zwanzig, ich komme!«
Mika versucht ganz leise zu sein und sich nicht zu bewegen. Er hört, wie sich Pino ihm nähert.
Pino ruft kichernd: »Mika, mach mal piep.«
Aber natürlich rührt Mika sich nicht, denn er will auf gar keinen Fall gefunden werden.
Plötzlich schreit Pino: »Hey, Mika, komm raus, ich habe etwas gefunden!«
Mika grinst und denkt: Jaja, Pino will mich aus meinem Versteck locken. Aber so dumm bin ich nicht. Ich verhalte mich still und bleibe hier.
Wieder ruft Pino: »Komm mal bitte her, Mika. Ich habe wirklich etwas gefunden.«
Doch Mika rührt sich immer noch nicht.
Nach einigen Minuten meldet sich Pino noch einmal: »Mika, Mika! Ich will gar nicht mehr weiterspielen. Ich habe wirklich, wiiiirklich etwas gefunden. Großes Elfen-Ehrenwort. Komm bitte mal raus aus deinem Versteck und schau dir dieses seltsame Ding an.«
Das überzeugt Mika. Langsam schält er sich aus der Felsspalte und geht zu Pino, der auf allen Vieren auf dem Waldboden kniet und in der Erde wühlt.
»Was hast du denn da, Pino?«, fragt er neugierig.
»Schau mal, Mika. Es glitzert. Es liegt halb unter der Erde. Vielleicht ist es ja ein Schatz.«
Mika kniet sich auch auf den Boden und begutachtet, was Pino gefunden hat. Tatsächlich glitzert etwas Seltsames unter dem bemoosten Waldboden hervor. Vorsichtig wischen sie die Erde von dem mysteriösen Schatz. Und dann erkennen sie, was sie gefunden haben. Es ist ein alter Spiegel, der an den Rändern schon ganz zerkratzt ist.
»Na ja«, sagt Mika enttäuscht. »Was wollen wir mit einem alten Spiegel anfangen? Egal, vielleicht kann ihn im Dorf noch jemand gebrauchen. Komm, wir nehmen ihn mit.«
Pino nickt.
Der Spiegel ist sehr groß und schwer. Um ihn tragen zu können, müssen Mika und Pino beide mit anpacken, Mika vorne und Pino hinten. So tragen sie den Spiegel durch den Wald. Vor Aufregung haben sie ganz vergessen, dass sie eigentlich noch zur Waldlichtung zurückkehren und picknicken wollten. Sie laufen querfeldein, weichen Bäumen und tief hängenden Ästen aus und weil der Spiegel so groß und schwer ist, stolpern sie dabei ab und zu über eine Baumwurzel.
Plötzlich ertönt ein leiser Schrei. »AUA.«
Mika dreht sich zu Pino um: »Hast du was gesagt, Pino?«
»Nein, habe ich nicht«, antwortet Pino ganz in Gedanken versunken.
»Aber du hast doch >aua< gesagt«, ruft Mika ihm über die Schulter zu.
»Nein, habe ich nicht!« Pino ist genervt. Er hätte den schweren Spiegel lieber im Wald liegen gelassen.
Mika seufzt. Gut, wenn wir endlich zuhause sind, denkt er.
Als sie in der Ferne die ersten Baumhäuser des Elfendorfes erblicken, hört Mika plötzlich ein leises Fluchen. Es ist nur ein Wispern, kaum hörbar. Es flüstert: »Hundekackablödermist.«
Mika bleibt wie angewurzelt stehen und Pino, der hinter ihm läuft, gerät ins Stolpern.
»Was sagst du denn da, Pino!« Mika dreht sich um und schaut Pino vorwurfsvoll an. »Was kennst du denn für schlimme Wörter?«
»Ich habe nichts gesagt!«, antwortet Pino empört.
»Aber du hast doch was geflüstert ... etwas sehr Unschönes!«
Pino protestiert vehement: »Nein, ich habe überhaupt gar nichts gesagt.«
Hundekackamist – ein komisches Wort, denkt Mika. Er hat im Leben bisher nur einmal einen Hund gesehen. Da saß er gerade mit Mama auf der Veranda vom Baumhaus und sie aßen Kekse in der Sonne. Der Hund kam zusammen mit einem Menschen vorbeigelaufen. Der Mensch war ganz in Grün gekleidet und trug ein seltsames langes Ding auf dem Rücken. Es sah ein bisschen aus wie ein langer Ast. Der Hund schnupperte überall, aber wenn der Mensch auf einer kleinen Pfeife pfiff, kam der Hund sofort angelaufen.
Mika fand das spannend. Er kannte bislang nur die Tiere des Waldes und den Hund mit seinem zottigen langen Fell und dem wedelnden Schwanz fand er sehr niedlich. Zu gerne wäre er vom Baumhaus geklettert und hätte den Hund einmal gestreichelt. Doch das erlaubte Mama natürlich nicht. Sie meinte, dass es besser sei, wenn Waldelfen unter sich seien und außerdem würden viele Menschen Elfen...
Erscheint lt. Verlag | 3.11.2022 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch |
ISBN-10 | 3-7568-2588-4 / 3756825884 |
ISBN-13 | 978-3-7568-2588-2 / 9783756825882 |
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