Arcadia – Die Auserwählten (eBook)

Eine atemberaubende Future-Fiction-Fantasy voller Action und Abenteuer

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023
448 Seiten
cbj (Verlag)
978-3-641-29529-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Arcadia – Die Auserwählten - Yasmin Dreyer
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Das Schicksal der Menschheit entscheidet sich in einem hochgeheimen Eliteinternat
Ben und Emily würden beide alles geben, um im Elite-Internat »Arcadia« aufgenommen zu werden. Emily stellt sich dafür sogar der lebensgefährlichen Aufnahmeprüfung. Sie möchte nichts lieber, als ihre besondere technische Begabung in den Dienst der Menschheit zu stellen, und an der hochgeheimen Akademie werden die Techniken der Zukunft entwickelt. Ben hingegen schmuggelt sich unter falscher Identität dort ein, denn er hat sich von einem Technikkonzern anheuern lassen, um dort zu spionieren. Doch schon bald ereignen sich auf der abgeschiedenen Insel im Atlantik mysteriöse Vorkommnisse, und beide müssen sich der Tatsache stellen, dass sich hinter den Kulissen der renommierten Schule ein ungeheures Geheimnis verbirgt ...
Zwei Jugendliche im Wettlauf mit der Zeit auf einer unmöglichen Mission - ein Pageturner mit ungeheurer Sogwirkung

1990, also mit 10, glaubte Yasmin Dreyer fest daran, dass sie mal Detektivin werden würde. Oder Archäologin. Oder Perlentaucherin. Auf jeden Fall jemand, der viele Geschichten erzählen könnte. Ob von Kriminalfällen, Ausgrabungen oder Schatzsuchen, da wollte sie sich nicht festlegen. Später, nach einem Ausreißer zum Fernsehen, wurde ihr klar, dass sie sich nie hatte auf etwas festlegen müssen, weil die Magie der Buchstaben alles miteinander vereinen kann. Heute lebt sie in Niedersachsen und liebt es, auf dem Papier alles erzählen und sein zu können, was sie möchte.

1


Montag, 5. September 2050

Bens Herz pochte so wild, dass er das Gefühl hatte, es würde sich gleich überschlagen. Immer wieder riss er die Augen auf, um nicht eine Millisekunde von dem zu verpassen, was auf dem Anwesen der Vermonts vor sich ging. Er stand schräg gegenüber des vergitterten Torbogens, der auf das Grundstück führte, und hielt sich im Schatten einer Eiche versteckt.

Er hätte den Ausgangspunkt seiner Operation lieber an einen anderen Ort verlegt, einen, der weiter weg war. Doch die Möglichkeiten waren begrenzt: Auf der Strecke von hier bis zum Clubheim war der Verkehr dichter, dort gab es mehr Unwägbarkeiten, mehr Augenzeugen, während in der Villengegend rund um das Haus seines Ziels kaum Leute unterwegs waren.

Ab und zu kam jemand vorbei und führte seinen Hund aus. Ob die Gassigeher menschlicher oder künstlicher Herkunft waren, ließ sich von Bens Position aus nicht sagen. Synths identifizierte man dank der Markierungen an ihrem Hals, die aber nur erkennbar waren, wenn man direkt vor ihnen stand. Ansonsten wirkten die Synthetischen so menschlich, dass es Leute gab, die Freundschaften mit ihnen pflegten oder sogar Beziehungen mit ihnen führten.

Ben schüttelte sich bei dem Gedanken. In einer Million Jahren würde ihm das nicht passieren.

Es hatte eine Zeit gegeben, in der viele echte Menschen auf diesen Straßen unterwegs gewesen waren – Kolonnen von Gärtnern, Köchen, Kindermädchen und Putzkräften, auf dem Weg zu ihren Arbeitsplätzen. Doch von diesem geschäftigen Treiben war nichts mehr übrig. Im Laufe der Jahre waren die Bediensteten von Drohnen oder Synths ersetzt worden, die an der heimischen Ladestation gelagert wurden. Sie verließen das Haus nur, wenn sie einen entsprechenden Befehl erhielten.

Auch der Job seines Vaters war den voll automatisierten Systemen zum Opfer gefallen. Ben schluckte bei der Erinnerung daran, wie sich sein Vater erniedrigt und fast unter Tränen um Aufträge gebeten hatte, um nicht ihre Existenz zu verlieren. Doch seine Arbeitgeber kannten kein Mitleid. Er und Ben mussten die Wohnung aufgeben und zogen in einen der zerfallenden Hochhaustürme nahe der Sicks, wo sie zumindest ein eigenes Zimmer zugeteilt bekamen. Während die Behörden dafür sorgten, dass Ben eine Schule besuchte und eine warme Mahlzeit am Tag genoss, versuchte sein Vater, sie mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten.

Doch als sein Vater krank wurde, wusste Ben nicht, wie er die Behandlung bezahlen sollte, zumal die Ärzte nicht sagen konnten, was genau ihm fehlte. Er pflegte ihn zu Hause, doch ohne Medikamente verschlechterte sich sein Gesundheitszustand täglich. Und dann kam Widevisions ins Spiel. Der Konzern war einer der drei erfolgreichsten Hightech-Giganten. Die Firmenvertreter boten Ben eine beträchtliche Summe für einen sehr speziellen Auftrag und versprachen, sich dafür um die medizinische Versorgung seines Vaters zu kümmern. Ben hatte keine Sekunde gezögert. Er würde alles tun, nur damit es seinem Vater besser ginge. Anders als Bens Mutter hatte er seinen Sohn nie im Stich gelassen und Ben würde nun für ihn ebenso da sein.

Deshalb hing so viel vom Erfolg dieses Auftrags ab. Er bestimmte, ob Ben seinem Vater die nötige Behandlung verschaffen konnte – oder ob er dabei zusehen musste, wie er starb.

Ich werde für ihn kämpfen. Mit allen Mitteln, wenn’s sein muss.

Bens Lippen bebten. Er presste sie aufeinander, bis sie nur noch einen schmalen Strich bildeten. In der Ferne sah er die Patrouillen-Drohnen auf sich zukommen. Auch wenn sie nur bis zur Grundstücksgrenze fliegen durften, verschwand er lieber hinter der Eiche, unter der er stand, damit die Sensoren nicht doch etwas Ungewöhnliches registrierten.

Eins, zwei, drei, vier …

Ben zählte still bis zwanzig. Dann lugte er vorsichtig aus seinem Versteck hervor. Die Drohnen drehten ab. Jetzt hatten sein Team und er ein Zeitfenster von vier Minuten, bis sie auf ihrem Rundflug zurückkehren würden.

Ben betete, dass das Auto, dem er auflauerte und in das er so dringend gelangen musste, bald auftauchen würde. Die Grundstückswächter-Drohnen waren tückisch. Durch Ultraschallwellen, konzentriert auf die Vitalpunkte, konnten sie einen Menschen innerhalb von Sekunden lähmen. Wenn sie Ben entdeckten, würde er trotz seiner Ähnlichkeit mit dem echten Kayne Vermont Junior auffliegen, denn der parallel stattfindende Abgleich mit dessen Tracker würde erweisen, dass sich der Milliardärssohn an einem ganz anderen Ort als er selbst befand. Sie würden ihn festsetzen, bis die Polizei eintraf, und wenn die Beamten Bens Doppelgänger-Gesicht sahen, würden sie eins und eins zusammenzählen und sich dabei ganz sicher nicht verrechnen.

Es musste einfach klappen. Also warum zur Hölle zitterten seine Beine und fühlten sich so weich an, als würden sie ihm gleich den Dienst versagen?

Reiß dich zusammen. Wenn du nur einmal in deinem Leben zu was gut sein willst, dann jetzt!

Ben prüfte den Sitz des Ohrinlays, durch das er mit der Einsatzzentrale verbunden war. Es war eine einseitige Kommunikation. Während die anderen Teammitglieder alles hörten und Ben Befehle erteilen konnten, durfte er nur im absoluten Notfall mit ihnen sprechen. Zu groß war die Gefahr, dass jemand seine vermeintlichen Selbstgespräche mitbekam und misstrauisch wurde. Ohnehin hatte man für die Dauer der Aktion ein Kontaktminimum angeordnet und so war es zurzeit still in der Leitung.

Endlich vernahm Ben das leise Surren der Elektro-Limousine, die sich vom Haus kommend dem Tor näherte, um das Anwesen zu verlassen. Er richtete sich auf und wartete, bis das Auto die Pforte passiert hatte. Die meterhohen Gittertore schlossen sich hinter dem Wagen, der jetzt Richtung Straße fuhr. Wieder warf Ben einen Blick auf die Uhr. Noch zwei Minuten bis zur Rückkehr der Patrouille.

Die Limousine bog ab und kam auf ihn zu. Am Steuer saß ein Mensch. Fahr-Synths waren darauf programmiert, strikt logische Entscheidungen zu treffen. Im Fall einer kritischen Verkehrssituation würden sie immer Schadensbegrenzung im Auge haben, unabhängig davon, wer der Leidtragende sein würde. Und da die Reichen Wert darauf legten, dass in jedem Fall zu ihren Gunsten entschieden wurde, leisteten sie sich zumindest an dieser Stelle noch menschliche Mitarbeiter. Der Fahrer der Vermonts hieß Thomsen.

Ben blieb in seinem Versteck, während sein Kollege mit dem Codenamen Kerberos den Lieferwagen der Wäscherei aus einer nahe gelegenen Einfahrt fuhr. Er stellte sich quer über die Straße, sodass die Limousine nicht mehr passieren konnte.

Der Chauffeur bremste. Als Kerberos den Wagen ein Stück vor- und zurücksetzte und so tat, als hätte er Manövrierschwierigkeiten, ließ Thomsen die Scheibe runter: »Führerschein im Lotto gewonnen oder ist dir ’n Schaltkreis durchgebrannt? Wie auch immer, mach gefälligst den Weg frei!«

Alles funktionierte genauso, wie sie es tausendmal besprochen hatten. Nun war es an Ben, dass der Plan nicht scheiterte. Sein Körper war so angespannt, dass er am liebsten gerannt wäre. Dennoch zwang er sich, ganz gemächlich aus seinem Versteck hervorzukommen. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und schlenderte auf die Limo zu. Mitten auf der Straße blieb er stehen. Kurz blickte er in das ihm mittlerweile vertraute Gesicht hinter dem Steuer des Lieferwagens, dann wandte er sich dem Fremden in der Limousine zu.

Die Stunde der Wahrheit. Jetzt würde sich zeigen, ob sich die leichten angleichenden Eingriffe gelohnt hatten und ob der Konzern zu Recht auf Bens Ähnlichkeit mit dem Milliardärssohn setzte.

Als der Chauffeur ihn wahrnahm, unterbrach er sofort seine Pöbeleien. »Master Vermont!«, keuchte er überrascht. »Sollten Sie nicht im Clubheim sein? Ich wollte Sie gerade abholen.«

Zumindest Bens Gesicht schien der Prüfung standzuhalten.

»Ich bin früher aus dem Turnier ausgeschieden«, sagte Ben. Innerlich zuckte er zusammen, versuchte aber, keine Miene zu verziehen. Egal, was er tat, er konnte sich an die Stimme, die der implantierte Verzerrer in seinem Hals erzeugte, nicht gewöhnen.

»Aber Sie hätten mich doch anrufen können.«

»Ich wurde ein Stück mitgenommen und dann dachte ich, ich lauf den Rest der Strecke.«

Die Verwirrung war dem Fahrer deutlich anzusehen. Wahrscheinlich war Kayne Vermont Junior nicht unbedingt der Typ, der zu einem spontanen Spaziergang aufbrach. Auch nicht bei so schönem Wetter wie diesem.

»Wir müssen allerdings noch mal zum Club. Ich hab in der Eile meine Tasche und das Florett liegen gelassen. Ohne registriertes Fahrzeug komme ich aber nicht wieder aufs Gelände zurück.«

Aus dem Augenwinkel bemerkte Ben die herannahenden Drohnen. Er wollte am liebsten sofort ins Auto springen, aber der Einzige, der ihm die Tür mit seinem Fingerabdruck öffnen konnte, war der verdammte Chauffeur. »Machen Sie mir schon die Tür auf!«

Der Fahrer zögerte und maß ihn mit seinem Blick.

Bens Atem beschleunigte sich, sein Herz sprengte fast die Brust.

Gleich sind sie da …

»Jetzt machen Sie gefälligst hin, Thomsen! Oder wollen Sie morgen durch einen Synth ersetzt werden? Das geht ganz kurz und schmerzlos, das verspreche ich Ihnen!«

»Na-natürlich möchte ich das nicht«, stotterte Thomsen. Er stürzte aus dem Auto, beeilte sich, die Tür zu öffnen und ehrerbietig aufzuhalten. Ben rutschte auf die Rückbank.

Er war drin.

Als der Fahrer die Tür schloss, drehte sich Ben zur Heckscheibe. Die Drohnen folgten weiterhin ihrer vorgeschriebenen Route. Erleichtert...

Erscheint lt. Verlag 1.5.2023
Reihe/Serie Die Arcadia-Reihe
Die Arcadia-Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte 2023 • ab 14 • Abenteuer-Fantasy • Abenteuer-Fantasy Neuerscheinung 2023 • Anna Benning • cryptos • Die Tribute von Panem • eBooks • equilon • Fantasy • Jugendbuch • Jugendbücher • Kinderkrimi • Klimakatastrophe • Lena Kiefer • London • Near Future Fiction • Neuerscheinung • Ophelia Scale • sarah raich • Schottland • Suzanne Collins • Ursula Poznanski • vortex • Young Adult
ISBN-10 3-641-29529-7 / 3641295297
ISBN-13 978-3-641-29529-5 / 9783641295295
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