Wie Farben im Regen (eBook)
496 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-4365-5 (ISBN)
Das ergreifende Finale der YA-Trilogie am Nordsee-Internat von Spiegel-Bestsellerautorin Alicia Zett
Caro und Sam sind das Traumpaar am Internat Schloss Mare. Gemeinsam haben sie die Queer & Friends AG gegründet und spielen im Fußballteam. Am liebsten würde Caro für immer am Internat bleiben - doch nun steht das letzte Schuljahr an. Sie hat Angst, ihre Freund*innen zu verlieren, und auch Sam scheint ihr immer mehr zu entgleiten. Doch das hat einen Grund: Sam ist nicht die beliebte Stürmerin, für die ihn alle halten - sondern Samuel, der beliebte Stürmer. Als er es schafft, sich Caro anzuvertrauen, wirft das viele Fragen auf: Darf er nach wie vor im Fußballteam spielen? Wie outet man sich am besten vor Freund*innen und Verwandten? Und was bedeutet das für die beiden als Paar?
Eine bewegende Geschichte über die Suche nach der eigenen Identität, Freundschaft und das Ende der Schulzeit
Alle Bände sind unabhängig lesbar und handeln von einer Freund*innen-Clique
Die Autorin auf Social Media: @aliciazett
<p><strong>Alicia Zett </strong>wurde 1996 geboren, hat Film studiert und arbeitet derzeit bei einem lokalen Fernsehsender. Wenn sie nicht gerade auf ihren Social Media Kanälen (aliciazett) über queere Bücher, Filme und Serien spricht, verbringt sie ihre Tage am liebsten mit langen Spaziergängen in der Natur, dem Erstellen von Buchplaylisten oder stundenlangen Gesprächen mit ihren Freund*innen. Alicia schreibt Bücher, die sie selbst in ihrer Jugend gebraucht hätte. Nun nutzt sie ihre Geschichten, um zu zeigen, dass Liebe in allen Formen und Farben existiert.<br /></p>
Alicia Zett wurde 1996 geboren, hat Film studiert und arbeitet derzeit bei einem lokalen Fernsehsender. Wenn sie nicht gerade auf ihren Social Media Kanälen (aliciazett) über queere Bücher, Filme und Serien spricht, verbringt sie ihre Tage am liebsten mit langen Spaziergängen in der Natur, dem Erstellen von Buchplaylisten oder stundenlangen Gesprächen mit ihren Freund*innen. Alicia schreibt Bücher, die sie selbst in ihrer Jugend gebraucht hätte. Nun nutzt sie ihre Geschichten, um zu zeigen, dass Liebe in allen Formen und Farben existiert.
HAMBURG – 1 WOCHE ZUVOR
»Caro, wie schön, dich wiederzusehen.« Simone, die Cafébetreiberin meines Vertrauens, nickt mir zu. »Was darf es heute sein?«
»Hallo. Habt ihr noch etwas von dem Bananenmehl? Und Backkakao bräuchte ich auch.« Ich reiche ihr zwei leere Einmachgläser über den Tresen, und sie nimmt sie entgegen.
»Kommt sofort.«
Während Simone in der Backstube verschwindet, begutachte ich die Auslage mit den Kuchen und Törtchen. Betritt man das Sweets Haven, riecht es jedes Mal anders. Das Angebot ändert sich wöchentlich, weil Simone immer neue Dinge ausprobiert. Heute liegt der Duft von Limetten, Hefe, Aprikosen und karamellisierten Nüssen in der Luft.
In Hamburg gibt es dutzende Cafés, aber das Sweets Haven ist mein liebstes, weil man hier nicht nur Süßwaren kaufen kann, sondern auch spezielle Backzutaten. Simone ist drei Jahre durch die Welt gereist, hat an den unterschiedlichsten Orten das Backen gelernt und sich mit Rezepten aus den verschiedensten Kulturen befasst. Als sie dann mit Mitte zwanzig zurück nach Hamburg kam, hat sie ihr kleines Café eröffnet und ist sesshaft geworden. Wobei sie nach wie vor viele Wochen im Jahr verreist. In den Sommerferien habe ich hier oft gejobbt, nur dieses Jahr fehlte mir die Zeit dafür.
Geld verdienen, während ich leckere Teigwaren backe und Leuten meine liebsten Kreationen empfehle? Ich könnte mir Schlimmeres vorstellen.
»So, bitte schön.« Simone reicht mir meine befüllten Einmachgläser.
»Für dich geht’s bald zurück ans Internat, oder?«, fragt sie.
»Ja, nur noch einmal schlafen.«
»Wie schön. Schade, dass wir diesen Sommer nicht zusammen in der Backstube standen. Deine kreativen Ideen haben mir gefehlt.«
Verlegen starre ich auf die Einmachgläser in meinen Händen. »Meine Eltern wollten, dass ich mich ab sofort mehr aufs Abi konzentriere«, meine ich ausweichend. Dass mein Vater es lächerlich findet, dass ich in einem Café aushelfe, erwähne ich nicht. Für ihn ist das niedere Arbeit. Keine Ahnung, wovor er Angst hat. Dass ich beim Teigkneten verblöde, oder, dass es mir zu viel Spaß macht und ich mich nicht mehr darauf konzentriere, einen richtigen Job zu lernen.
»Na ja, das ist schon verständlich. Wobei ich sagen muss, dass es mir nicht geschadet hat, beim ersten Anlauf durchs Abi zu rasseln. Hätte ich es direkt geschafft, hätte ich meine Weltreise vielleicht nie gestartet.« Sie lacht. »Es gibt einfach wichtigere Dinge als gute Noten.«
Wem sagt sie das.
»Aber hör nicht auf mich, ich bin alt …«
»Du bist jünger als meine Eltern.«
»Trotzdem«, jetzt grinst sie. »Ich bin jedenfalls gespannt, wohin es dich verschlägt. In meiner Backstube warst du auf alle Fälle unterfordert.«
»Das stimmt doch gar nicht.«
Simone lächelt nur, wechselt dann aber das Thema: »Und was backst du heute?«
»Einen Erdnuss-Schokozopf. Meine Eltern kommen von einer Geschäftsreise zurück, und ich möchte sie damit überraschen.« Und die Küche nutzen, solange ich sie noch für mich allein habe.
»Gute Wahl. Dazu passt das Bananenmehl perfekt.«
Hoffentlich sieht meine Mutter das auch so.
»Falls wir uns vor deiner Abreise nicht mehr sehen, wünsche ich dir ein tolles letztes Schuljahr.«
»Danke.« Ich hebe die Hand zum Abschied.
»Grüß mir das Meer und deine Freundin.«
»Mache ich«, bringe ich noch hervor, dann verlasse ich den Laden.
Drei Stunden später hole ich den Zopf aus dem Ofen und sauge den süßen, nussigen Duft ein. Im Haus ist es still, nur die Lüftung des Backofens und das Ticken der Wanduhr sind zu hören. Mittlerweile haben wir nach fünf. Im Online-Kalender meiner Eltern steht, dass sie bereits um vier gelandet sind, aber das hat nichts zu bedeuten. Vielleicht mussten sie länger vor Ort bleiben oder wurden bei der Gepäckabholung aufgehalten.
Als sie um kurz nach sieben immer noch nicht da sind, beschließe ich, mir meinen Schlafanzug anzuziehen und schon mal das Abendessen zu kochen. Doch dazu kommt es nicht, denn als ich gerade die Treppe nach oben in den ersten Stock nehmen möchte, höre ich das elektronische Klicken unserer Eingangstür.
In Filmen würde man jetzt ein »Schatz, wir sind zu Hause« hören. Oder ein »Hallo, wie schön, dich wiederzusehen«. Etwas in der Art wäre angebracht, nachdem man seine Eltern fast eine Woche nicht gesehen hat, aber in dieser Familie läuft alles etwas anders, und daran bin ich gewöhnt.
Papa schiebt stöhnend seinen Koffer in den Flur, während er mit der anderen Hand das Handy ans Ohr hält. Mama entledigt sich ihrer Pumps und massiert sich die Füße.
Sie sind müde und verspannt. Am besten, ich lasse sie in Ruhe.
»Willst du uns nicht begrüßen?« Papa hat das Handy zur Seite gelegt, um sich sein Jackett auszuziehen.
»Hallo«, bringe ich lahm hervor. »Ich habe einen Erdnusszopf gebacken.«
»Deshalb stinkt das ganze Haus. Hast du wieder vergessen, die Lüftung anzuschalten?« Mein Vater sieht genervt aus.
Das Lächeln auf meinem Gesicht fällt in sich zusammen. Wieso habe ich nicht an die Dunstabzugshaube gedacht? Dabei weiß ich sehr wohl, wie sehr er jegliche Essensgerüche im Haus verabscheut.
»Das ist sehr lieb von dir, Carolin«, kommt mir meine Mutter zur Hilfe. »Wir schneiden ihn nach dem Abendessen an, okay? Dein Vater und ich brauchen erst einmal etwas Richtiges.«
»Klar. Soll ich euch mit dem Gepäck helfen?«
Mamas müdes Lächeln ist Antwort genug, also greife ich nach ihrem Koffer.
»Hattet ihr eine schöne Woche?«, frage ich, während ich meiner Mutter helfe, das Gepäck in den ersten Stock zu tragen.
»Sie war erfolgreich, aber auch sehr stressig. Dein Vater hat jede Nacht nur vier Stunden geschlafen.« Das ist nichts Neues.
»Entschuldige, wir sind beide total platt, lass uns morgen darüber reden, ja? Hast du die Zeit zum Lernen nutzen können?«
»Hm«, antworte ich ausweichend. Wenn es als lernen zählt, jeden Tag ein neues Rezept auszuprobieren, Backvideos zu schauen und queere Serien zu gucken … Dann ja. Gebildet habe ich mich auf jeden Fall. Nur nicht auf die Art, die sie erwartet.
»Soll ich euch etwas kochen?«
Der müde Blick meiner Mutter flackert zu mir. »Gerne. Aber keine Karotten, du weißt ja, dein Vater achtet auf seinen glykämischen Index.«
»Carolin, reichst du mir bitte das Wasser?« Mein Vater sieht nicht zu mir, sondern starrt weiterhin auf sein Smartphone.
Ich greife nach der Karaffe, doch mein Vater hat wohl schon wieder vergessen, worum er mich gebeten hat.
»Das ist doch nicht zu fassen!« Er fängt an, heftig auf das Display zu tippen.
»Thomas, kann das nicht warten?« Meine Mutter sieht entschuldigend zu mir. »Der Auflauf schmeckt köstlich, Schatz.«
»Danke.«
Mit meinen Eltern zu Abend zu essen fühlt sich an, als säße man in einem riesigen Konferenzsaal. Das liegt nicht nur an den hohen Decken und der klinisch weißen Einrichtung, sondern auch an den grauen Marmorböden, dem wuchtigen Esstisch und den Smartphones und Tablets, die die ganze Zeit über klingeln oder Geräusche von sich geben.
»Die wollen mich hier für dumm verkaufen. Wir hatten zwölf Prozent festgelegt, und jetzt schreibt mir die Pächterin, dass sie fünfzehn wollen. Nicht zu fassen.« Mein Vater rauft sich das braun-graumelierte Haar, das an den Schläfen immer lichter wird, und spielt mit der teuren Uhr an seinem Handgelenk.
»Ich spreche mit June, vielleicht kann sie sich morgen darum kümmern«, wirft meine Mutter ein. June ist die Geschäftspartnerin meiner Eltern, und ich frage mich, wie sie es all die Jahre über schon aushält, mit den beiden zusammenzuarbeiten.
»Danke.« Mein Vater klingt müde und legt endlich das Smartphone zur Seite. »Entschuldigt. Dieser Auftrag sollte schon längst abgeschlossen sein.« Er atmet tief ein und wieder aus, ehe er endlich nach der Karaffe greift und sich Wasser einschenkt.
Offenbar will meine Mutter diesen kurzen Moment der Stille nutzen, um das Thema zu wechseln: »Hast du deine Sachen gepackt?« Ihre grauen Augen mustern mich über ihr Weinglas hinweg.
»Ja, hab ich.« Mein Koffer steht schon seit Tagen fertig gepackt in meinem Zimmer. Wenn es nach mir ginge, kann die Schule nicht früh genug beginnen. Doch es ist nicht der Unterricht, den ich vermisse. Es sind meine Freundinnen, das Fußballteam und Sam …
»Morgen früh holt dich ein Taxi ab, ich habe mich bereits um alles gekümmert.« Mein Vater tippt schon wieder etwas in sein Smartphone. »Also steh bitte um sieben vor dem Haus.«
»Okay.«
Ich stochere in meinen Kartoffeln herum und frage mich, wann ich endlich den Tisch verlassen darf. Wieso dachte ich nur, dass unser letzter Abend anders ablaufen würde als sonst? Wieso habe ich immer noch die Hoffnung, dass sie sich ändern?
Das Telefon meiner Mutter klingelt, und sie erhebt sich, um kurz das Zimmer zu verlassen.
»Ich habe mit deinem Schuldirektor gesprochen«, wendet sich mein Vater wieder an mich und sieht mich diesmal doch tatsächlich an. Ich sinke tiefer in meinen Stuhl. Wieso nur kann mich niemand anrufen und vor diesem Gespräch retten?
»Er meinte, du leitest nach wie vor diese AG?«
»Ja«, presse ich hervor. »Wieso?«
»Du weißt sicher, dass außerschulische Aktivitäten sich gut auf deinen Zeugnissen machen,...
Erscheint lt. Verlag | 29.2.2024 |
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Reihe/Serie | Liebe ist | Liebe ist |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Adiba Jaigirdar • Aktion Kulturpass • Backen • Bill Konigsberg • Bookstagram • Booktok • BookTok Germany • Bücher ab 14 Jahren • Caro • Clique • Diversität • Frauenfußball • Freund*innen • Gender • George Lester • Identitätssuche • Internat • Junge Erwachsene • Kuchen • kulturpass • lgbtqia+ • long term relationship • Mare • Mental Health • Miel Moreland • Nordsee • Not Your Type • Own Voice • Queer • SAM • Samuel • Simon James Green • TikTok • TikTok books • TikTok Germany • tiktok made me buy it • Trans • Transgender • Transidentität • Transsexualität • YA • Young Adult |
ISBN-10 | 3-7517-4365-0 / 3751743650 |
ISBN-13 | 978-3-7517-4365-5 / 9783751743655 |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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