Where Summer Stays (Festival-Serie 1) (eBook)
464 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-60915-8 (ISBN)
Ivy Leagh wurde 1992 geboren und lebt gemeinsam mit zu vielen ungelesenen Büchern bei Würzburg. Die Autorin von mehreren SPIEGEL-Bestsellerromanen arbeitete eine Weile als freie Journalistin in Berlin und London und widmet sich mittlerweile ausschließlich dem Schreiben. Ihrer Liebe zu Großbritannien gibt sie während ihrer Aufenthalte im englischen Birmingham nach. Auf Instagram und TikTok nimmt sie ihre Leser:innen mit in ihren kreativen Alltag.
Ivy Leagh wurde 1992 geboren und lebt gemeinsam mit zu vielen ungelesenen Büchern bei Würzburg. Die Autorin von mehreren SPIEGEL-Bestsellerromanen arbeitete eine Weile als freie Journalistin in Berlin und London und widmet sich mittlerweile ausschließlich dem Schreiben. Ihrer Liebe zu Großbritannien gibt sie während ihrer Aufenthalte im englischen Birmingham nach. Auf Instagram und TikTok nimmt sie ihre Leser:innen mit in ihren kreativen Alltag.
DAS KAPITEL, IN DEM ICH ZIEMLICH LIBERAL BIN … FÜR EIN KLASSIKRADIO
Charlie
»Ist das … was?!«
Komm schon, Schicksal, dein Ernst? So viel, wie hier innerhalb weniger Minuten schiefgeht, hoffe ich für Leni und Ella, dass sie genügend Seile zum Festbinden dabeihaben.
»Es sieht nur auf den ersten Blick so aus.« Leni hockt sich entspannt auf die Luftmatratze und schiebt die Schminksachen beiseite, um mir Platz zu machen. »Es ist eher … Kannst du dich noch an das Dickpic erinnern, das ich euch neulich in die Gruppe geschickt hab? Von dem Spanier, der mich nach der letzten Bully-Tour nicht in Ruhe gelassen hat?«
»Nein. Nein. Nein.« Mit der flachen Hand rubble ich über meine Wange, bevor ich es aufgebe und mich zu Leni setze. »Wo ist mein Handy?!«
Ella beugt sich über meine Schulter nach vorn und zieht mein Smartphone unter der Luftmatratze hervor, um es mir zu reichen. »Meinst du den, dem wir die Nummer vom Urologen als Antwort geschickt haben?«
»Genau der!« Leni bricht in Gelächter aus.
»Könnt ihr bitte damit aufhören?! Ich wusste, dass das alles total bescheuert ist! Ich hätte Jonas nie zusagen dürfen, scheiß auf die Freikarten, scheiß auf seine Empfehlung!« Ich muss die Kamera-App nicht öffnen. Das, was sich im verdunkelten Bildschirm spiegelt, reicht. »Scheiß auf den ganzen Scheiß hier! Wie krieg ich das Zeug wieder ab, verdammt?«
Vor lauter Aufregung dreht sich mir der leere Magen um, und weil Leni und Ella nach meinem winzigen Ausbruch kurz still geworden sind, ist das Knurren darin übermäßig laut zu hören. Die beiden giggeln sofort wieder los, und diesmal muss ich mein Prusten genauso mit der Hand ersticken.
»Das ist nicht lustig«, schimpfe ich, kann mein Lachen aber nicht zurückhalten. »Ich hab einen Schwanz im Gesicht und nur ein halbes trockenes Tankstellen-Croissant im Bauch, Himmel noch mal.«
»Essen haben wir genug dabei, und hier steht drauf, dass du den Glitzer mit Seife und Wasser ganz leicht abbekommst.« Ella dreht die neonfarbene Verpackung in ihrer Hand. »Geh einfach kurz zu den Toiletten und wasch dich dort. Wenn du wieder da bist, sorgen wir dafür, dass du nicht mehr auf den ganzen Scheiß hier scheißen musst, okay?«
»Ich weiß nicht«, kommt es plötzlich trocken von Leni. »Wir haben so was Ähnliches mal während einer Tour ein paar Kids ins Gesicht gestreut. Bei denen ging’s nur mit Klebestreifen wieder ab. War ein riesiges Drama. Ich bin fast durchgedreht, die Kids haben geschrien wie am Spieß …«
»Nicht. Hilfreich. Leni!« Ich strecke mich, um an das türkisfarbene Badehandtuch mit Otter-Motiv in meinem Zelt zu kommen. »Erklär mir lieber mal, warum zur Hölle ich gleich in den ersten drei Stunden hier auf den größten Vollidioten des Festivals treffen muss.«
»Keine Ahnung«, sagt Ella. Ihre Augen sprechen Bände. Klasse, Otis ist also nur die Spitze des Eisbergs gewesen. Ich denke einfach nicht weiter darüber nach … und atme tief durch.
»Heißt, ich drücke mir lieber mal selbst die Daumen, dass sich in der Toilettenschüssel nichts bewegt?«
Wieder gackern Leni und Ella los. »Eben waren sie noch sauber«, versichert mir Leni zwischen zwei Lachern. »Aber Ella hat recht: Wenn du zurückkommst, dann schmieden wir einen Survival-Plan! Dein Chef kann nicht von dir erwarten, dass du hier Berge versetzt, wenn du noch nie zuvor auf einem Festival warst.«
Ich beiße mir auf die Lippe. Jonas anzulügen, was meine fehlende Festivalerfahrung und die Angst anbetrifft, das hier alles nach wenigen Stunden überfordert abbrechen zu müssen, war, im Nachhinein betrachtet, vielleicht keine so gute Idee. Denn jetzt stehe ich ziemlich unter Druck.
Ella kennt meine Ängste. »Gib mir mal dein Handy«, fordert sie. Nachdem ich ihr das Gerät in die Hand gedrückt habe, knipst sie ein Foto von der Blechdosenburg vor meinem Zelt. »Dazu schreibst du jetzt einfach was Lustiges.«
»Was denn?«, frage ich unsicher. »›Melde mich als freiwilliger Tribut für die diesjährigen Hungerspiele‹?«
Ella lacht. »Fände ich gut.«
»Ernsthaft?« Ich finde Fotos von Blechdosen total öde.
»Bei Festival-Content geht’s um die Atmosphäre, um den Vibe«, erklärt Leni mit einem Augenzwinkern, während Ella als Nächstes ein Bild einer Flasche mit rotoranger Flüssigkeit knipst, die sie aus ihrem Rucksack zieht.
»Und um Musik, Alkohol«, fährt Ella fort. »Ich hab uns Pimm’s gemischt.« Sie öffnet die Flasche und nimmt einen Schluck. »Mit Gurke, Zitrone, Himbeeren, Orange und extra viel frischer Minze, exakt nach deinem Rezept, Charlie. Aber vielleicht solltest du vorher was essen.«
Ich greife nach der Flasche, und während ich nicht lange überlege, sondern gleich mehrere Schlucke daraus nehme, knufft mich Leni in die Seite. »Außerdem haben wir die Regel, nichts zu hinterfragen, was das Wort ›kostenlos‹ enthält, schon vergessen?«
Ich reiche die Flasche grummelnd an sie weiter und schließe für einen Moment die Augen. Der Geruch sonnenerhitzter Erde steigt mir in die Nase, und ich konzentriere mich nur noch darauf, ihn tief ein- und wieder auszuatmen. Das hilft ein bisschen, meine angespannten Nerven zu beruhigen.
»Es ist alles nicht so dramatisch, wie es aussieht«, beruhigt mich Ella und verstaut die Flasche wieder in ihrer Tasche. »Und notfalls haben wir genug Alkohol dabei.«
Am liebsten hätte ich jetzt ein paar Momente für mich, aber bei der Lautstärke um mich herum wird das schwierig. Deshalb stemme ich die Hände in das dürre Gras neben der Luftmatratze und drücke meinen Körper nach oben. So ganz ist die Hitze noch nicht wieder aus meinem Gesicht gewichen.
Auch Leni bemerkt das. »Beruhigt es dich, dass ein Glitzerschwanz im Gesicht noch nicht einmal unter die Top Twenty meiner peinlichsten Festivalmomente fällt?«
Meine Mundwinkel zucken. »Definitiv.« Ich werfe mir mein Badetuch über die Schulter und ziehe eine Grimasse, während mich Ella und Leni kichernd in eine Umarmung ziehen.
Das Festival ist wie eine Vier-Meter-Hürde, die ich überspringen muss, wenn ich Jonas’ Empfehlung erhalten, ganz besonders aber, wenn ich mir, meinen Eltern und ihm beweisen will, dass ich bereit für mein eigenes Leben bin. Was meine schnelle Überreizung anbetrifft, bin ich erst seit einem Jahr im Training, aber mit viel Anlauf wird es schon klappen. Deshalb fokussiere ich ab sofort einfach das Ziel, setze Scheuklappen auf und sprinte ohne Umwege direkt bis zu meiner Empfehlung durch … oder fürs Erste zu den Toiletten.
Mein Blick huscht ein letztes Mal in Richtung der Parkplätze, dann trifft er auf Ellas besorgten Ausdruck. Wahrscheinlich kann ich zumindest meiner einzigen Schulfreundin nicht wirklich etwas vormachen, aber irgendwie kriegen wir die nächsten Tage schon durchgezogen.
***
Die Grasfläche, die ich kurz darauf überquere, ist total ausgetrocknet, platt getreten und braun. Die Sonne brennt mir aufs Gesicht, und ich kann nicht verhindern, dass mein Blick hilflos zwischen chaotisch aufgebauten Zelten umherirrt. Zelt. Weg. Zelt. Weg. Himmel, wieso sieht hier denn alles gleich aus?
Es ist jetzt schon so drückend heiß, dass ich es mittlerweile richtig bereue, eine enge Jeans angezogen zu haben. Immerhin ist das T-Shirt in Rekordzeit getrocknet. Ich klemme mir das Badetuch zwischen die Beine und binde mir meine Haare zu einem Dutt hoch. Eigentlich haben sie nicht die richtige Länge dafür, aber allein schon weil mir die feinen Strähnen ständig an den Lippen kleben, will ich sie aus dem Gesicht haben. Mit der freien Hand schütze ich mich anschließend so gut es geht vor der Sonne. So übel war Otis’ Abkühlung im Nachhinein eigentlich gar nicht, auch wenn ich mir lieber selbst Wasser ins Gesicht geschüttet hätte.
Vor einem bunt lackierten VW-Bus mit Aufstelldach bleibe ich kurz stehen. Davor tanzt ein zierliches Mädchen mit Blumenkette im Haar so entspannt zu sanften Rockbeats, als gäbe es nur sie und ihre Freundin mit hübschem Afro-Look, die beide Hände auf die Hüften des Mädchens gelegt hat und sich mit geschlossenen Augen ganz und gar in ihrem Rhythmus verliert. Die zwei wirken ziemlich vertieft, weshalb ich sie nicht nach einem Foto für die Story frage, sondern für einen Moment der Musik lausche, die aus dem Inneren des Bullys dringt. Leni karrt mit einem ähnlichen Teil Touristen durch Deutschland. Eigentlich möchte sie Musicaldarstellerin werden, aber soweit ich weiß, hat sie bisher keine ihrer Bewerbungen abgeschickt, weil ihre Eltern wollen, dass sie das Familienreiseunternehmen übernimmt.
Ich hole tief Luft, als ein Lächeln meine Mundwinkel überzeugt. Für den Bruchteil einer Sekunde fühle ich womöglich das, was Leni und Ella an Festivals so fasziniert.
Dann vibriert mein Handy erneut. Weil meine enge Jeans aber wegen der Hitze an meiner schweißnassen Haut festklebt, muss ich das Smartphone von unten aus der Tasche pressen. Als ich es endlich zu greifen kriege, stolpere ich im selben Atemzug über eine stramm gespannte Zeltschnur. Ich reiße die Arme zum Schutz nach vorne, taumle und kann mich gerade noch so in der Luft fangen. Nur mein Handy landet lautlos auf dem verdorrten Gras. Alex’ Bild auf dem Display erlischt.
»He, da ist aber jemand stürmisch.« Die Stimme, die an mein Ohr dringt, klingt atemlos und heiser. Nach langer Partynacht und zu viel Alkohol.
Ich hebe mein Handy auf, und kaum drehe ich meinen Kopf ein Stück nach links, schaue ich direkt auf eine Sonnenbrille, deren Gläser aus Bierkrügen...
Erscheint lt. Verlag | 27.4.2023 |
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Reihe/Serie | Festival-Serie | Festival-Serie |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | bad boy bücher • Bad Boy Liebesroman • Booktok • Buch Liebesroman • Enemies-to-Lovers • Festivalsaison • impress ebooks • impressromance • new adult bücher • new adult deutsch • Romance Highlight • TikTok Buch • Zeitgenössische Liebesromane |
ISBN-10 | 3-646-60915-X / 364660915X |
ISBN-13 | 978-3-646-60915-8 / 9783646609158 |
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