Daresh - Das Land der flüsternden Seen (eBook)

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2023 | 1. Auflage
384 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0434-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Daresh - Das Land der flüsternden Seen -  Katja Brandis
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Ganz Daresh ist in Aufruhr: Der wichtigste Vermittler der Regentin wurde ermordet - und ein Storchenmensch soll der Täter sein! Dareshs Tierwesen sind auf der Flucht vor der Rache der Menschen. Jetzt kann nur Rena helfen, die dem Land schon einmal den Frieden gebracht hat. Gemeinsam mit dem Storchenjungen Ruki reist sie nach Vanamee, ins geheimnisvolle Land der Seen. Bei ihrem Auftrag soll ihr der charismatische Tjeri helfen, ein Agent der Wassergilde. Kann Rena ihrem neuen Gefährten trauen? Und wird es ihr gelingen, die Hintergründe des Mordes zu enträtseln und die Geheimnisse der Halbmenschen zu ergründen? Das Finale der faszinierend-phantastischen Trilogie von Bestsellerautorin Katja Brandis

Katja Brandis, geb. 1970, studierte Amerikanistik, Anglistik und Germanistik und arbeitete als Journalistin. Sie schreibt seit ihrer Kindheit und hat zahlreiche Geschichten, Romane und Sachbücher für junge Leser*innen veröffentlicht, darunter die Bestsellerserien »Woodwalkers« und »Seawalkers«. Sie lebt mit Mann, Sohn und zwei Katzen in der Nähe von München.

Katja Brandis, geb. 1970, studierte Amerikanistik, Anglistik und Germanistik und arbeitete als Journalistin. Sie schreibt seit ihrer Kindheit und hat zahlreiche Geschichten, Romane und Sachbücher für junge Leser*innen veröffentlicht, darunter die Bestsellerserien »Woodwalkers« und »Seawalkers«. Sie lebt mit Mann, Sohn und zwei Katzen in der Nähe von München.

Unerwarteter Besuch


Relvo war ein kleines Dorf mitten im Grasmeer, das sich sanft wogend um die Siedlungen erstreckte. Still war es hier nie, denn die Halme – drei Menschenlängen hoch – rauschten ohne Unterlass im Wind. Ein paar hundert Menschen der Luftgilde lebten in Hütten aus geflochtenen Halmen, in denen es immer ein wenig nach trockenem Gras, Sonne und Lehmstaub roch. Neben jeder Hütte surrte ein Windrad mit den Farben des Bewohners. Auch Rena hatte ihr eigenes Farbmuster bekommen, als sie damals hierhergezogen war.

Rowan, mit dem sie noch immer befreundet war, hatte einen Handelsposten übernommen und lebte mit seiner neuen Gefährtin eine Tagesreise weiter im Süden. Doch Rena hatte es hier in Relvo besser gefallen, obwohl sie das einzige Mitglied der Erdgilde in der Gegend war. Nicht selten sehnte sich Rena nach ihrer Heimat, dem Weißen Wald, zurück, aber es war auszuhalten.

Sogar einer ihrer Freunde, der junge Iltismensch Cchrlanho, hatte sich hier mit seinem Weibchen angesiedelt, weil er gerne in Renas Nähe war. Mühsam hatte sich Cchrlanho im teils trockenen, teils sumpfigen Boden um das Dorf herum einen Bau gegraben und ihn von innen mit bunten getrockneten Pflanzen dekoriert. Rena ging oft zu ihm, um sich mit ihm zu unterhalten und mit den Welpen zu spielen.

»Stark und frech sind sie, frech, genau wie ich früher«, sagte Cchrlanho stolz, während die Kleinen auf ihm herumkletterten. Sie waren ein paar Monate alt und hatten schon das typische braun- und beigefarbene Fell aller Iltismenschen.

»Aber dein Sohn kaut dir gerade das Ohr ab – oder so sieht es zumindest aus«, gab Rena zu bedenken.

»Stark und frech«, wiederholte Cchrlanho und schüttelte sich. Der Welpe, der sich an seinem Ohr zu schaffen gemacht hatte, kollerte zu Boden. Sein zartes Kindergesicht leuchtete vor Vergnügen.

»Cchrena, magst du etwas von unserem Fang?«, fragte sein Vater. »Drei fette Vögel, gestern, lecker, sehr lecker!«

»Aber nur, wenn du dafür ein paar von meinen selbst gezogenen Ranken nimmst«, lachte Rena, die sich wie alle ihre Gildenbrüder und -schwestern von Pflanzen ernährte.

Ihr machte es auch Spaß, bei der Storchenmensch-Kolonie des Dorfes vorbeizuschauen. Den normalen Bewohnern von Relvo gönnten die gefiederten Halbmenschen kaum einen Blick. Doch sobald sie Rena sahen, strahlten sie und winkten. »Gegrüßt seist du!«, sagten sie in ihrer Sprache, die Rena als einziger Mensch in Daresh verstand. »Möge die Luft dich tragen!« Oft flatterten einige von ihren Nestern herunter, um einen kleinen Plausch mit ihr zu halten. Rena hörte ihnen gerne zu. Sie erzählten sich lange Geschichten, in denen wenig passierte, und spotteten über die Dinge, die sie im Dorf beobachteten.

Die Körper der Storchenmenschen waren menschlich, wenn auch dünn und zerbrechlich wie Skelette. Kopf und Nacken waren mit kurzem, weichem Gefieder bedeckt, aus ihren Armen und Unterschenkeln wuchsen schwarz-weiß gemusterte Federkiele. Es sah prächtig aus, wenn die Storchenmenschen mit ihren großen Schwingen über die Siedlungen glitten.

Ja, es lebte sich gut im Grasmeer.

Doch dann kam der Tag, an dem die Halbmenschen das Dorf verließen. Als Rena aufstand und gähnend vor ihre Grashütte trat, sah sie gerade noch, wie die letzten beiden Storchenmenschen ihre Schwingen ausbreiteten und sich bereitmachten zum Wegfliegen. Verdutzt sah Rena zu, wie sie sich duckten und mit gewaltigen Flügelschlägen in die Luft katapultierten.

»He, wo wollt ihr hin?«, rief sie ihnen zu. Doch diesmal gaben sie keine Antwort. Ihre Gesichter waren grimmig und verschlossen.

»Verstehst du das?«, fragte Rena ihre Helferin Marja, ein Mädchen aus dem Dorf. Sie gehörte zur Luftgilde, die mit den Storchenmenschen verbündet war.

Doch das Mädchen zuckte nur ratlos die Schultern. »Sie haben nicht gesagt, wo sie hinfliegen. Es ist seltsam. Niemand kann es sich erklären. Auch die Katzen- und Iltismenschen sind verschwunden.«

»Was?!«

Rena eilte nach draußen, zu Cchrlanhos Bau am Rande des Dorfes. Tatsächlich – keiner der Iltismenschen war zu sehen. »Cchrlanho, ich bin’s!«, rief Rena und spähte in den Bau hinunter, der verlassen in der Sonne lag. Staubteilchen flirrten in der Luft, die hier ein bisschen nach Raubtier und ranzigem Fell roch. Keine Antwort.

Verblüfft setzte sich Rena auf den Boden. Wo war er? Er konnte nicht auf der Jagd sein, noch nie waren er und sein Weibchen gleichzeitig weg gewesen. Und es sah so aus, als hätten sie auch ihre Welpen mitgenommen. Was konnte passiert sein? Und wieso hatte ihr Freund nichts gesagt?

Langsam ging Rena zu ihrer Hütte zurück. Obwohl es früh am Tag war, hatte sie schon Gäste. Zu Anfang war es ihr peinlich gewesen, dass Leute aus weitem Umkreis zu ihr kamen, damit sie sie beriet oder einen Streit schlichtete. Seit sie zu allen Gildenräten gereist und sie zum Frieden überredet hatte, war sie eine bekannte Vermittlerin – und niemand störte es, dass sie erst achtzehn Winter alt war.

Heute warteten zwei junge Leute, eine Frau mit Kind …

… und eine Gestalt, in einen dunkelblauen Umhang gehüllt, die Kapuze über das Gesicht gezogen. Rena runzelte die Stirn. Wer konnte denn das sein? Sah nicht so aus wie ein Mensch der Luftgilde.

»Kann ich Euch helfen?«, fragte Rena den Fremden.

Die Gestalt nickte und schlurfte ohne ein Wort in ihr Besuchszimmer hinüber. So langsam wurde dieser Fremde Rena unheimlich. Er ließ sich einen Becher Cayoral einschenken, nickte einen kurzen Dank und sah sich gründlich in ihrer Hütte um.

Rena wurde unruhig. »Wer seid Ihr? Habt Ihr es nötig, Euch zu verbergen?«

Als Antwort warf der Mann die Kapuze nach hinten, und zum Vorschein kamen kurz geschorenes graues Haar und heitere stahlblaue Augen, die von Fältchen umgeben waren. »Ich dachte, ich tarne mich ein bisschen … man weiß ja nie, wie die Leute der Luftgilde auf Fischköpfe wie mich reagieren …«

Rena erkannte ihren alten Freund aus der Wassergilde sofort. Obwohl fast ein Winter vergangen war, seit sie ihn zuletzt gesehen hatte, und er sich seither einen Bart hatte wachsen lassen. Wilde Freude durchschoss sie. »Dagua!«, rief sie und umarmte ihn.

Dagua ke Vanamee war Mitglied im Rat der vier Gilden und lebte in der Felsenburg, dem Herrschaftszentrum Dareshs. Kennengelernt hatte sie ihn, als er mit ihr und ihren Freunden Alix und Rowan durch die Provinzen gereist war.

»Wie hast du mich gefunden?«, fragte Rena.

Dagua lächelte. »Wir wissen schon lange, dass du hier bist. Es wird dich wahrscheinlich nicht überraschen, dass die Regentin dich beobachten lässt. Sie hasst dich noch immer.«

»Ja, ich habe ihre Spitzel im Dorf gesehen.«

Seit ein paar Wintern – seit Renas Reise zu den Gildenräten – hatte die Regentin nicht mehr die alleinige Macht, der neue Rat der vier Gilden nahm gleichberechtigt an der Regierung teil. Seither war das Leben auf Daresh leichter geworden, und ruhiger.

»Was machst du hier?«, erkundigte sich Rena und strich sich das schulterlange, dunkelblonde Haar zurück. »Rat gefällig?«

»Ja, bitte«, sagte Dagua munter und machte es sich in der Mitte des Graszimmers gemütlich. Rena ließ sich ihm gegenüber im Schneidersitz auf den graugrünen, nach Heu duftenden Matten nieder.

»Geht es dir gut? Wie lebt es sich allein? So schade, dass es mit Rowan nicht geklappt hat.«

»Ach, es geht mir ganz gut«, sagte Rena und wechselte schnell das Thema, damit er ihr nicht anmerkte, wie einsam sie sich manchmal fühlte. So viele Leute auch zu ihr kamen … sie alle gingen wieder ihrer Wege, nachdem Rena ihnen geholfen hatte. »Was gibt’s Neues aus der Felsenburg?«

»Nichts Gutes. Und ich fürchte, dass du die Einzige bist, die uns helfen kann.«

»Im Ernst? Was ist denn passiert?«

»Ich weiß nicht, ob du schon davon gehört hast. Ennobar ist ermordet worden.«

»Ermordet?! O nein.« Rena spürte Tränen in ihre Augen drängen. Ennobar, ihr Mentor! Tot! Er war der Hauptvermittler der Regentin gewesen, einer der einflussreichsten und beliebtesten Männer in Daresh. Obwohl er arrogant und kühl sein konnte, hatte das Volk ihn geliebt, weil er immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Probleme der Voll- und Halbmenschen hatte. Nie hatte er vergessen, was Recht und Unrecht war. »Wer hat ihn getötet? Was ist passiert?«

Daguas Augen waren auf einmal hart. »Er ist von der Flanke des Alestair-Berges gestoßen worden. Du kennst sicher den Gipfel südlich der Felsenburg. Der ist verdammt hoch. Er hat es nicht überlebt. Aber das ist nicht mal das Schlimmste.« Dagua seufzte. »Das Schlimmste ist, dass es ein Storchenmensch getan hat.«

»Nein!« Rena starrte ihn an. »Ein Storchenmensch? Das kann nicht sein. Sie sind völlig friedlich. Es gibt Tausende von ihnen hier, und nie ist etwas passiert.«

Plötzlich...

Erscheint lt. Verlag 22.2.2023
Reihe/Serie Daresh
Daresh
Zusatzinfo 4 s/w Abbildungen
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Daresh • Daresh Band 1 2 3 • Die Jaguargöttin Reihe • Fantasy High Fantasy Gestaltwandler Fantasy Romance Deutsch • Jugendbuch Jugendbücher ab 12 zwölf Spiegel Bestseller • Katja Brandis Buch Bücher Jugendbücher neues Buch • Seawalkers Reihe • Tierfantasy • Woodwalkers Reihe
ISBN-10 3-7336-0434-2 / 3733604342
ISBN-13 978-3-7336-0434-9 / 9783733604349
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