Moon - Tara und das Mondlichtpferd (eBook)

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2023 | 1. Auflage
208 Seiten
SchneiderBuch (Verlag)
978-3-505-15095-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Moon - Tara und das Mondlichtpferd - Christin-Marie Below
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Christin-Marie Below wuchs zwischen jeder Menge Bücher, Geschichten und Farbe auf. 2018 entschied sie sich dazu, ihr Hobby zu ihrem Beruf zu machen, und schreibt seitdem Romane und Geschichten für kleine und große Leserinnen und Leser. Dabei ist es ihr sehr wichtig, starke Figuren zu erschaffen, mit denen Kinder sich identifizieren können.

1.


Vom Großstadtmädchen zum Landei

Jetzt bloß nicht heulen, ermahne ich mich und stecke mir schnell meine Kopfhörer in die Ohren. So bin ich abgelenkt, und vor allem kann ich so tun, als würde ich meine Mutter nicht hören.

Sie schaut prompt zu mir rüber und sagt: »Warte ab, Tara, mit der Zeit wird es dir dort gut gefallen, da bin ich mir ganz sicher.«

Demonstrativ erhöhe ich die Lautstärke und lasse meinen Kopf gegen die Autoscheibe sinken. Ich weiß nicht, wie oft ich Billie Eilishs Songs schon rauf und runter gehört habe. Heute kann allerdings selbst meine Lieblingssängerin meine Laune nicht bessern.

»Dann eben nicht!«, sagt meine Mutter so laut, dass ich es trotzdem hören kann, und startet den Wagen.

Mein Herz zerbricht in tausend Stücke. Ich will hier nicht wegziehen, ich will in der Stadt bleiben, in meiner Straße, bei meinen Leuten, meiner Schule. Und bei Maja, der besten Freundin der Welt.

Aber mich hat ja keiner gefragt – wie immer. Meine Eltern haben einfach über meinen Kopf hinweg entschieden. Jetzt sitze ich hier und bin auf dem Weg in meinen ganz persönlichen Albtraum. Vom Großstadtmädchen zum Landei. Womit habe ich das bloß verdient? Ich schließe die Augen und denke an Maja. Ich werde sie so fürchterlich vermissen. Jetzt im Moment liegt sie mit den anderen im Schwimmbad. Sie haben bestimmt Riesenspaß, schwimmen um die Wette, spritzen sich gegenseitig nass, futtern Pommes mit Mayo und danach ein Eis. Ohne mich. Ob ­irgendjemand von ihnen an mich denkt? Ob sie mich vermissen werden? Oder einfach irgendwann vergessen? Mein Bauch zieht sich zusammen. Ich bin traurig, und sauer bin ich auch.

Zum Glück versucht Mama erst gar nicht weiter, eine Unterhaltung anzufangen, sie lässt mich in Ruhe Musik hören.

Mit jedem Kilometer, den wir fahren, wird meine Laune schlechter. Da wird mein Lieblingssong »Lovely« plötzlich durch ein schrilles Piepen unterbrochen, darauf folgt Stille. Na super, ich habe tatsächlich vergessen, meine Kopfhörer aufzuladen. Auch das noch! Genervt ziehe ich die Stöpsel aus meinen Ohren und seufze.

»Oh, meine Tochter lebt«, witzelt Mama.

Ich verdrehe die Augen. »Wie lange fahren wir noch?«

»Ungefähr eine Stunde.«

»Können wir an der nächsten Raststätte anhalten? Ich muss mal.«

»Klar, ich habe schon darauf gewartet.« Mama schaut kurz zu mir rüber und grinst mich an. »Das ist auch früher schon so gewesen. Spätestens nach zweihundert Kilometern hat sich deine Blase gemeldet, wenn wir längere Strecken zurücklegen mussten. Weißt du noch?«

Als würde ich das jemals vergessen. Damals hat in der Regel mein Vater hinter dem Steuer gesessen und meine Mutter neben mir auf der Rückbank. Als ich noch klein war, waren wir nämlich eine glückliche Familie. Aber den Kommentar verkneife ich mir lieber. Dafür kann Mama nichts. Ich weiß, dass Papa es war, der uns verlassen hat, auch wenn beide behaupten, sie hätten es gemeinsam entschieden. Nur dumm, dass sie so laut darüber gestritten haben, dass ich jedes Wort mitbekommen habe. »Da müssen wir jetzt durch, du und ich«, hat Mama zu mir gesagt. »Gemeinsam schaffen wir alles.« Sie hat gut reden, im Gegenteil zu mir freut sie sich auf unser neues Zuhause. Ihre Augen glänzen, wenn sie von dem schönen alten Resthof spricht, in dem wir bald wohnen. Aber letztendlich ist es nichts weiter als ein runtergekommener Bauernhof, nur ohne Tiere – von den Hühnern im Garten mal abgesehen.

Einen kurzen Moment später fahren wir von der Autobahn ab. Es ist viel los an der Raststätte. Mama parkt das Auto im Schatten eines Campingwagens. Gleich neben uns hält eine Familie. Zwei kleine Mädchen stürmen aus dem Auto. Dicht gefolgt von einer Frau laufen sie in Richtung der Raststätte. Ihr Wagen ist bis unter das Dach voll mit Gepäck. Die anderen Leute sind anscheinend auf dem Weg in den Urlaub, irgendwohin, wo es schön ist. Ich stecke mein Handy in die Hosentasche und steige mit genervter Miene aus dem Auto.

»Soll ich mitkommen?«, fragt Mama.

»Ich bin zwölf, keine drei«, antworte ich.

Mama steigt ebenfalls aus, streckt sich, und ich stapfe allein los. Als ich weit genug weg bin, so weit, dass sie mich nicht mehr hören kann, ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche, um Maja eine Sprachnachricht zu schicken. Ich weiß, dass Maja ihres ausgestellt hat. Und dass sie es im Schließfach in der Umkleidekabine aufbewahrt. Aber sie hat mir versprochen, zwischendurch mal nachzuschauen, ob ich mich gemeldet habe.

»Ich vermiss dich«, sage ich. »So was von!« Mehr bekomme ich nicht über die Lippen, weil plötzlich ein großer Kloß in meinem Hals steckt. Jetzt bloß nicht anfangen zu heulen! Nicht in der Warteschlange vor dem Klo, vor allen Leuten. Wie peinlich wäre das denn? Schnell lasse ich das Handy wieder in der Hosentasche verschwinden.

Wieder zurück im Auto lächelt mich Mama fröhlich an. »Was hältst du von Mittagessen?« Sie legt mir meine Frühstücksdose auf den Schoß. »Toast mit Nusscreme.«

So was Ungesundes gibt es bei uns selten. »Weil du ein schlechtes Gewissen hast?«, frage ich.

»Ach, Tara …«, sagt Mama und sieht auf einmal traurig aus.

Hat ja super geklappt, jetzt habe ich das schlechte Gewissen, weil ich fies war.

»Tut mir leid«, nuschele ich, klappe die Brotbox auf und schaue auf einen Doppeldecker-Toast und ein paar kleine Toast-Herzen, die Mama mit einem Keksausstecher in Form gebracht hat. Die bekomme ich normalerweise nur, wenn ich krank bin. Aber so fühle ich mich gerade auch.

»Ich hab dich lieb«, sagt sie, und wir fahren weiter.

Nach einer Weile fällt mir Maja wieder ein. Vielleicht hat sie schon geantwortet. Ich greife in meine Hosentasche und bekomme schlagartig Panik. Wo ist mein Handy? Hektisch suche ich den Sitz ab und durchwühle meinen Rucksack, auch wenn mir längst klar ist, dass ich es darin nicht finden werde.

»Wir müssen zurückfahren, Mama«, rufe ich. »Ich hab mein Handy auf dem Klo liegen lassen.«

»Tara«, schimpft Mama, »erschreck mich doch nicht so, ich fahre!« Sie linst zu mir rüber. »Du hast was?«

»Mein blödes Handy auf dem Klo liegen lassen. Ich wollte nicht, dass es aus der Hosentasche in die Kloschüssel fällt, deswegen habe ich es auf das Ding gelegt, in dem die Ersatzklopapierrollen drinstecken.«

»Das neue Smartphone, Mensch, Tara, wirklich? Das ist jetzt schon das zweite innerhalb von einem Jahr.«

»War doch keine Absicht.« Ich blinzele ein paar Tränen weg. Ohne mein Handy bin ich verloren. »Was machen wir denn jetzt? Können wir zurückfahren, bitte!«

»Na gut.« Mama seufzt. »Hoffentlich hat es jemand abgegeben.« Kurz vor der nächsten Ausfahrt setzt sie den Blinker, um dann in die entgegengesetzte Richtung wieder auf die Autobahn aufzufahren.

Doch mein Handy ist verschwunden. Irgendeine fiese Kuh muss es gefunden haben und freut sich jetzt darüber. Die Welt ist schlecht – und mir geht es auch schlecht.

»Wie lange noch?«, brumme ich, als wir wieder auf der Autobahn sind.

»Eine halbe Stunde.« Meine Mutter macht das Radio an, sucht einen Sender und stellt tatsächlich einen ein, der Schlagerlieder spielt.

»Nicht dein Ernst!«, sage ich.

Mama grinst. »Weißt du noch, früher?« Und da fängt sie auch schon an, lautstark – und schief – Das rote Pferd zu singen.

Wenn ich könnte, würde ich mich jetzt auf der Stelle in ein anderes Universum beamen – oder besser ins Schwimmbad, zu Maja, Luca und Josy.

»Muah, Mama!« Ich schüttle den Kopf und kreuze die Arme vor der Brust, aber sie zieht es bis zum bitteren Ende durch. Singt jede Zeile mit. Total peinlich!

Maja würde sich kringeln vor Lachen. Ich stoße einen tiefen Atemzug aus, während meine Mutter auf das nächste Lied wartet.

Ich lasse Ein Bett im Kornfeld und Atemlos über mich ergehen, bevor Mama aufgibt.

»Es tut mir leid, Schatz, ich weiß, dass du sehr traurig bist.« Sie seufzt. »Aber momentan ist es einfach das Beste – vorerst.«

Ich horche auf und hake sofort nach. »Vorerst?«

»Am allerwichtigsten ist mir, dass es dir gut geht«, erklärt sie.

Das ist meine Chance!

»Und wenn nicht?«, frage ich. »Was, wenn es mir da total schlecht geht und es überhaupt nicht besser wird?«

»Dann finden wir vielleicht eine andere Lösung«, antwortet Mama ausweichend.

Yes! Ich werde einfach jeden Tag raushängen lassen, wie unheimlich traurig ich bin, wie mies es mir geht und dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als mein altes Leben wiederzubekommen. Dann müssen wir wieder zurück­ziehen!

»Wir sind da!«, sagt Mama, während wir einen holprigen Feldweg entlangfahren. »Ist es nicht wunderschön?«

»Ich bin nicht zum ersten Mal hier.« Wir haben Barbara vor ein paar Wochen schon mal auf ihrem neuen Hof besucht. Allerdings hat Mama mir dabei taktisch klug nicht mitgeteilt, dass sie vorhat, mit mir zu ihr zu ziehen. Gelangweilt schaue ich aus dem Fenster. Hier ist nichts! Und mit nichts meine ich wirklich nichts! Weit und breit sehe ich nur Felder. Bis auf einen weiteren Hof gibt es noch nicht einmal Nachbarn. Ich bin am A. der Welt!

Mama parkt den Wagen direkt vor dem alten Fachwerkhaus. Daneben steht die umgebaute Scheune, in der wir ab sofort wohnen werden. Für einen Urlaub ist es ja ganz nett …

Aber auf...

Erscheint lt. Verlag 25.4.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Caspari • Charlotte Link • Elena • Epona • Eulenburg • Familie • Freundschaft • Magie • Mondlichtpferd • Nele Neuhaus • Ostwind • Pferde • Pferde Abenteuer • Pferdebande • Pferdeflüsterer • Pferdemädchen • Pferderoman • Reiten • Reiterhof • Scheidung • Scheidung der Eltern • Teenager • Tiere
ISBN-10 3-505-15095-9 / 3505150959
ISBN-13 978-3-505-15095-1 / 9783505150951
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