Seahorse - Die Hoffnung der Wasserpferde (eBook)

Die Hoffnung der Wasserpferde

*****

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023
272 Seiten
SchneiderBuch (Verlag)
978-3-505-15100-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Seahorse - Die Hoffnung der Wasserpferde - Karin Müller
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Hat diese Liebe eine Chance? - Das Finale der Seahorse-Trilogie

Cuan und Shona stehen vor ihrer schwersten Prüfung. Anscheinend kann Shona genau wie Cuan die andere Dimension der Insel, den Lebensort der Wasserpferde, erreichen. Bis jetzt ist dies noch nie einem Menschen gelungen - hinter die Nebel zu treten und diese auch wieder zu verlassen. Was bedeutet das? Und wieso kann Cuan sich nicht an seine Familie erinnern? Sind er und Shona wirklich Halbgeschwister, wie er befürchtet? Um ihre wahre Identität zu entschlüsseln, müssen die beiden die verlorenen Seiten im Buch der Mythen finden. Doch ihre Liebe ist noch von einer anderen Seite bedroht: Der Widersacher Peabody hat ein ganz eigenes Interesse an den Wasserpferden und an Shonas und Cuans Geschichte.

Große Liebe, wunderschöne Pferde, tief verwurzelte Geheimnisse - Expertin Karin Müller hat das Rezept für spannende Pferdeunterhaltung

Schottische Traumkulisse trifft auf alte Legenden und Fabelwesen

Für alle Pferdemädchen und Romantikfans ab 12 Jahren

Karin Müller ist mit 'Nordlicht' bei Schneiderbuch ein großer Bestseller gelungen. Darüber hinaus schreibt sie Tierratgeber, Kinder- und Jugendbücher. Sie wurde in Kitzingen am Main geboren, studierte an der Leuphana Universität Lüneburg und arbeitete viele Jahre als Radio- und Zeitungsredakteurin im Kulturressort. Heute lebt sie auf dem Land bei Hannover. Die besten Ideen hat sie am Gartenteich, auf Reisen oder wenn sie einem Pferd beim Grasen zuhört.

Kapitel 1


Eilean an t-Sìth, Loch Eriboll, schottische Highlands

Cuan saß oberhalb des Wasserfalls auf einem Felsvorsprung, die Arme um die Knie geschlungen. Tief in Gedanken versunken starrte er hinunter auf den See, der von einem Eichenhain umgeben war, und auf die keltische Tempelanlage an seinem Ufer.

Eine dünne Rauchfahne kräuselte sich aus dem Kamin des halb verfallenen Gebäudes in den tiefblauen Himmel.

Eachann war dort drinnen, der Hüter.

Anders als die meisten Each Uisges zog er die Menschengestalt seinem Dasein als Wasserpferd vor. Er lebte zurückgezogen und hielt sich meist in der Bibliothek auf. Sie war das einzige noch erhaltene Gebäude aus der Zeit der keltischen Priesterinnen, ein viereckiger Tempelbau mit Säulengang, umgeben von Eichen.

Solange Cuan sich erinnern konnte, verbrachte Eachann die meiste Zeit des Tages und lange Stunden in der Nacht dort, vergraben zwischen unendlich vielen Büchern. Der Hüter hatte sie gehortet, Aufzeichnungen aus vielen Jahrhunderten, Schriftrollen, Papyrus, Pergament, einiges hatte er selbst niedergeschrieben oder zumindest übersetzt und katalogisiert. Als Cuan noch klein war, hatte Eachann einmal beiläufig bemerkt, dass er die Schriftstücke ordne, damit er selbst nicht auseinanderfalle.

Anders als er hatten die Druidinnen der ersten Tage nichts auf Papier festgehalten. Einzig die mündliche Überlieferung unter Eingeweihten war ihnen sicher genug erschienen. Mit einer Ausnahme – dem Buch der Mythen.

Längst hatten sämtliche Schriften die Druidinnen überdauert. Sie waren vergangen. Viele hatten die Bewahrung der Geheimnisse von Eilean an t-Sìth mit ihrem Leben bezahlt.

Der Hüter war der Letzte aus ihren Reihen. Er verwaltete das heilige Wissen der Insel hinter den Nebeln, das seit jeher den Eingeweihten und Priesterinnen vorbehalten war: vergessene Zauber, alchemistische Formeln, Prophezeiungen, Geschichte und Geschichten aus der Vergangenheit und der Zukunft der Each Uisges.

Cuan hatte mehr darüber wissen wollen und vor einiger Zeit heimlich begonnen, nach dem Buch der Mythen zu suchen.

Eachann war fürchterlich wütend geworden, als er Cuan beim Lesen erwischt hatte. Dabei hatte er das meiste ohnehin schon gewusst – und inzwischen am eigenen Leib erfahren. Dass Eisen oder ein Brautschleier Wasserpferden jede Kraft raubte und sie dadurch in Lebensgefahr brachte. Oder dass sie nicht austrocknen durften und dass Meerwasser bei der Verwandlung eine Rolle spielte – normalerweise jedenfalls.

Er spürte, dass irgendwo in Eachanns Schriften auch der Schlüssel lag, die Erklärung dafür, warum er sich so magisch angezogen fühlte von der anderen Dimension – und von Shona.

Er hatte sie gewittert, schon Tage vor ihrer Ankunft, als wäre ihre Aura ihr vorausgeeilt. Er hatte sein Leben riskiert, um in ihrer Nähe zu sein. Und er hatte es fast verloren. Sein Leben – und das ihre dazu. Das durfte sich nicht wiederholen.

Cuan stöhnte auf.

Eachann wartete dort unten auf seine Rückkehr. Aber nach dem, was der Hüter ihm drinnen, im Allerheiligsten der Nebelinsel, offenbart hatte, brauchte Cuan Zeit für sich allein. Und Abstand.

Am liebsten wäre er noch viel weiter geflohen, zurück durch die Nebel, auf die andere Seite.

Zurück zu Shona.

Doch dieser Weg führte einzig in den Schmerz.

»Der Schmerz des Bruders«, hatte Eachann gemurmelt. »Ich weiß genau, was du fühlst.« Cuan hatte sich zuerst keinen Reim darauf machen können.

Aber inzwischen – inzwischen glaubte er, es verstanden zu haben. Er war diese Heimlichtuerei so leid! Diese ständigen Warnungen vor Kelpies und Menschen.

»Was weißt du über Mhairi Fitzgibbons?«

Nach der Flucht vor Shonas Onkel hatte Cuan dem Hüter diese Frage gestellt. Erst durch den Streit zwischen Shonas Vater und ihrem Onkel hatte Cuan begriffen, dass diese Mhairi, um die es dabei ging – Shonas verschollene Mutter –, dass sie dieselbe Mhairi war, die ihn als Kind gewiegt hatte. Dieselbe Mhairi, die Eachann so geliebt hatte, dass es ihn beinahe umgebracht hätte … Und vor deren Grabstätte er gekniet hatte, als Cuan ihn mit diesem Namen konfrontierte:

Mhairi Fitzgibbons.

Shona hatte ihren Namen nie genannt. Natürlich nicht. Für sie war sie einfach »Mum« gewesen.

Cuan schüttelte den Kopf, als könnte er die Erinnerung dadurch vertreiben.

Es fühlte sich alles so verkehrt an. So falsch. Jedes einzelne Wort des Hüters. Er war aus dem Raum gestürmt, ohne Eachann zu Ende erzählen zu lassen. Er hatte nichts mehr hören wollen, keine Beschönigungen oder Entschuldigungen und erst recht keinen Trost von ihm.

Und doch spürte er, dass sein Vater die Wahrheit gesagt hatte.

Es war eine himmelschreiende, ungerechte, grausame Wahrheit.

Mhairi Fitzgibbons war die eine große Liebe, wegen der Eachann bereit gewesen war, alles zu riskieren.

Und Mhairi Fitzgibbons war Shonas Mutter.

Shona und er waren also mindestens Halbgeschwister. Dies zusammenzuzählen, war nicht weiter schwer. Das hatte er allein hinbekommen. Das brauchte Eachann nicht auszusprechen.

»Es ist nicht, wie du denkst, mein Sohn.«

Von wegen. Er presste die Zähne aufeinander, so fest, dass es wehtat.

Darum durften sie nie zusammen sein. Er hoffte beinahe, dass Shona mit ihrem Dad schon unterwegs nach London war. Weil er nicht die geringste Ahnung hatte, wie er ihr das sagen sollte, was ihm seit Kurzem klar war: dass ihre Mutter für sie endgültig verloren war, ihr Vater nicht ihr Vater – und er ihr Bruder …

Natürlich verstand er jetzt auch, weshalb der Hüter so oft darauf gedrängt hatte, dass Cuan sich von den Menschen in und um Hope fernhielt.

Außer sich war Cuan die Hügel hinaufgerannt, bis er atemlos am Wasserfall zusammengesunken war. Dort saß er nun, Stunden später noch immer, und versuchte, seine Gedanken und Gefühle unter Kontrolle zu bekommen und zu ordnen, während der Himmel sich allmählich rosa-orange färbte. Wie es aussah, war sein ganzes bisheriges Leben und auch das von Shona eine Lüge gewesen.

Cuan erinnerte sich vage an Mhairi. Als er klein war, hatte sie für ihn gesungen, ihn getröstet, wenn er einsam war, ihm Geschichten erzählt, von einem kleinen Mädchen auf der anderen Seite des Nebels. Und sie hatte so traurig dabei ausgesehen. Wie seltsam, dass ihm das erst jetzt wieder ins Gedächtnis kam. Als Kind hatte er sich vor allem darüber gewundert, dass sie nicht mit ihm um die Wette galoppieren mochte, sondern immer in ihrer menschlichen Gestalt blieb. Sie war auch nicht immer da gewesen. In seiner Erinnerung waren die Begegnungen mit ihr deshalb etwas Besonderes gewesen. So viele Rätsel und ungelöste Geheimnisse! Er war älter als Shona – zumindest das glaubte er zu wissen. Und da waren noch mehr Ungereimtheiten: Im Moment größter Panik hatte er im Stall von Shonas Onkel ohne Salzwasser die Gestalt gewechselt. Er konnte also kein Reinblut sein, wie man es ihn immer hatte glauben lassen. Wie passte das alles zusammen? Wer war er wirklich?

Er dachte an Shona. Wie ging es ihr wohl gerade? Der Gedanke, sie nie wieder in die Arme schließen, sie nie wieder küssen zu dürfen, zerriss ihm das Herz. Aber er wusste, dass er sie gehen lassen musste. Gleichzeitig kam er sich schäbig vor, weil er noch immer keine Ahnung hatte, woher er den Mut nehmen sollte, mit ihr über all diese Dinge zu reden.

Er schlug mit der Faust auf die Erde.

Oh ja, es war genau, wie der Hüter gesagt hatte: Dort draußen konnte man weit mehr einbüßen als nur ein halbes Ohr.

Er würde Shona entsetzlich wehtun – so oder so.

Aber er wusste einfach keinen anderen Ausweg.

Loch Eriboll, Sutherlandshire, Nordschottland, sieben Stunden später

Das einzige Geräusch ist ein monotones, leises Klatschen, wenn Brodies Ruderschläge die Wasseroberfläche durchbrechen. Die See ist ziemlich ruhig heute Nachmittag. Das kleine Boot schwankt kaum.

Mir ist trotzdem speiübel.

Wir sind auf dem Weg zurück zum Festland. Ich habe all meinen Mut zusammengenommen und bin mit Brodie auf diese zweigeteilte Insel gerudert.

Um Cuan zu suchen.

Um zu reden.

Und das habe ich nun davon. Alles ist schlimmer als vorher.

Alles.

Cuan hat gesagt, dass er mich liebt.

Dann hat er gesagt, dass wir niemals zusammen sein dürfen.

Dass ich ihn vergessen soll und mit meinem Vater nach London zurückkehren – wo ich angeblich sicher bin.

Aber ich kann das nicht. Und ich will es auch nicht.

In meinem Kopf wirbeln die Gedanken durcheinander. Ich begreife das alles einfach nicht – nichts von dem, was in den vergangenen Tagen passiert ist. Das alles ist ein einziges Desaster.

Offenbar sind wir beide nicht, wer wir immer zu sein glaubten.

Cuans Satz hallt in mir...

Erscheint lt. Verlag 27.6.2023
Reihe/Serie Seahorse
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Familie • Familiengeheimnis • Freundschaft • Geheimnis • Jugendbücher • Jugendbücher ab 12 • Jugendbücher Fantasy • Jugendbücher Mädchen • jugendbücher pferde • Kelpie • Legende • Leserinnen ab 12 • Liebesgeschichte • Mädchen ab 12 • Mythos • Nordlicht • Nordstern • Pferde • Pferdebuch • Pferdebuch Kinder • pferdebuch mädchen • Pferdefantasy • Pferde-Fantasy • Pferde Mädchen • Pferderoman • Pferde-Roman • Pferde-Romantik • Pferdeschmöker • Romantik • Sagen • Schottland • Seahorse Band 2 • Wasserpferde
ISBN-10 3-505-15100-9 / 3505151009
ISBN-13 978-3-505-15100-2 / 9783505151002
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