Finsterwelt 1. Das verbotene Buch (eBook)

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2023 | 1. Auflage
240 Seiten
Dressler Verlag GmbH
978-3-98642-012-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Finsterwelt 1. Das verbotene Buch -  Katharina Herzog
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In ein Internat für Kinder aus Märchenfamilien zu gehen, ist nicht so wunderbar wie es klingt, wenn man vom Froschkönig abstammt. Es ist schon schwierig genug, 12 zu sein, aber sich unkontrolliert in einen Frosch zu verwandeln, ist noch viel, viel schlimmer! Und das passiert Leonie ausgerechnet vor Tristan, dem neuen, gut aussehenden Jungen, von dem keiner so richtig weiß, aus welcher Familie er eigentlich kommt. Als Leonie die alte Märchenkammer im Dornröschenturm entstauben muss, öffnet sie ein Buch, das ihr dort in die Hände fällt. Das hätte sie besser nicht getan! Am nächsten Tag hat es ihre beste Freundin Marle scheinbar nie gegeben. Einzig Tristan erinnert sich an sie - können Leonie und er das Geheimnis dahinter lüften und ihre Freundin retten? Es war einmal, im Märcheninternat - Ende gut, alles gut? Noch nicht. Denn Grimms Märchen gehen weiter. - Ein mysteriöses Buch, ein großes Geheimnis: Was ist wohl mit Rotkäppchens Märchen passiert? - Tauche ein in die magischen Welten der Gebrüder Grimm und erlebe ein Schulabenteuer über Mut und Freundschaft. - Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute - auf einer Schule voller Magie und Fantasie. - Das Kinderbuchdebüt von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Katharina Herzog: eine Geschichte, die verzaubert.

Katharina Herzog ist erfolgreiche Autorin für Frauenunterhaltung. Sie lebt mit ihrer Familie, Pferd und Hund bei München und ist mit ihren Leserinnen auf Social Media in regem Austausch.

Katharina Herzog ist erfolgreiche Autorin für Frauenunterhaltung. Sie lebt mit ihrer Familie, Pferd und Hund bei München und ist mit ihren Leserinnen auf Social Media in regem Austausch.

Prolog


Der Mond schien hell, als Otto durch den Geheimgang, von dem nur er wusste, das Schloss verließ. Kreisrund wie ein Teller stand der Mond am tintenschwarzen Himmel und beleuchtete den abschüssigen Pfad vor ihm. Obwohl der dunkle Wald Otto keine Angst machte – das taten andere Dinge –, war der Zwerg froh, dass der Mond für ein wenig Licht sorgte. Blöderweise war er ohne Taschenlampe aufgebrochen.

»Danke, alter Freund!« Otto hielt sein faltiges Gesicht in den perlmuttfarbenen Schein.

Der Zwerg hatte das warme, kuschelige Bett in seiner Hütte nicht aus Aufregung darüber verlassen, dass morgen die Schüler aus den Weihnachtsferien kamen, Otto war mitten in der Nacht aufgestanden, weil er nicht schlafen konnte. Das kam in der letzten Zeit häufiger vor. Eine düstere Vorahnung hielt ihn wach. Und seine Vorahnungen trogen ihn leider nur selten. Außerdem gab es deutliche Anzeichen!

Erst waren es nur Kleinigkeiten gewesen: An der Bohnenranke in seinem Gewächshaus waren auf einmal Erbsen gewachsen. Ein paar Tage später hatten sich die Kürbisse zu Miniaturkutschen verwandelt, die wie Matchbox-Autos darin herumgesaust waren. Das alles war irgendwie noch ganz lustig gewesen, und Otto hatte es für einen harmlosen Scherz gehalten. Sicher war einem der Lehrer, die in den Ferien in der Schule geblieben waren, langweilig gewesen! Gestern jedoch waren auf einmal alle Mäuse und Ratten so hektisch aus dem Schloss geströmt, dass einige von ihnen dabei in den Wassergraben gefallen waren. Man hätte meinen können, dass der Rattenfänger von Hameln sie gerufen hätte. Oder dass sie vor etwas geflohen wären … Aber vor was? Oder … vor wem?

Vor Giacomo und Giselle, den beiden Schlosskatzen, sicherlich nicht. Giacomo, der eitle, faule Kerl, hielt es für unter seiner Würde, sie zu jagen, obwohl er genau dafür angestellt worden war. Auch Giselle wirkte auf Otto so mordlustig wie sonst auch.

Was war also passiert?

Inzwischen hatte er den rutschigen Pfad verlassen und stapfte querfeldein in den verschneiten Wald hinein. Schon bald würde er die versteckte Lichtung erreichen, auf der die Einhörner nachts weideten.

Immer wenn Otto nicht schlafen konnte, ging er sie besuchen. Er liebte alle Tiere. Aber diese edlen Geschöpfe hatten es ihm besonders angetan.

Tagsüber streiften sie in der Gestalt von grauen, zottigen Ponys frei herum und bettelten Spaziergänger um einen Kanten Brot oder eine Möhre an. Sobald die Nacht hereingebrochen war, zogen sie sich tiefer in den Wald zurück, wo sie – geschützt vor neugierigen Blicken – zu Einhörnern wurden.

Wie der Zwerg vermutet hatte, war die Herde bereits da. Sein Herz ging auf, als er die eleganten Wesen mit den wallenden Mähnen und Schweifen und den funkelnden Hörnern sah. Er blieb im Schutz einer mächtigen Eiche stehen und schaute zu, wie sie an einer Quelle standen und tranken. Sie streiften gemeinsam durch die Wälder, ganz so wie eine gewöhnliche Pferdeherde. Otto hatte ihnen Namen gegeben: Esmeralda, Saphira, Rubina, Opal … und Manfred. Der mürrische Manfred.

Er war ein Nachfahre des Einhorns, das im Märchen Das tapfere Schneiderlein zu einer bescheidenen Berühmtheit gekommen war, und darauf bildete er sich ganz schön was ein.

Es musste sein Selbstbewusstsein sein, das Manfred zum Anführer der Herde gemacht hatte. An seinem Aussehen konnte es auf jeden Fall nicht liegen, denn er war der Unansehnlichste der Truppe. Manfreds Fell war weniger glänzend als das der anderen, seine Mähne und sein Schweif waren weniger lang und seidig. Das einzig Spektakuläre an ihm war sein Horn. Es war lang und spitz, sicher fast fünfzig Zentimeter, und er hatte keinerlei Skrupel, es zu gebrauchen, wenn es darum ging, seinen Willen durchzusetzen. Otto hatte schon schmerzhaften Kontakt mit dem Horn machen müssen. Er griff sich unwillkürlich mit der Hand an die Hüfte, wo es ihn vor einigen Jahren mal getroffen hatte.

Dieses Horn richtete Manfred gerade auf Rubina, die sich zu nah an seine Wasserstelle herangewagt hatte. Aber die Stute hatte nicht vor, sich vertreiben zu lassen, sie war nach Manfred die Nächste in der Rangfolge der Herde. Unbeeindruckt fing sie an, zu trinken. Das ließ Manfred sich natürlich nicht bieten. Er wölbte seinen Hals, schlug mit dem Huf auf das Wasser und senkte den Kopf zum Angriff.

Auf einmal hörte Otto ein Zischen. Nicht so wie das einer Schlange, dazu war es viel zu laut und zu durchdringend. Alle Einhörner hoben die Köpfe. Auch Manfred. Das helle Funkeln seines Horns war einem blutroten Glühen gewichen. Einem Glühen, das sich unruhig flackernd auf das ganze Horn ausbreitete. Nun merkte es auch Manfred, denn verzweifelt erhob er sich auf seine Hinterbeine und schlug mit den Vorderhufen um sich.

Otto musste ihm helfen. Vielleicht konnte er das glühende Horn irgendwie mit Wasser zum Erlöschen bringen. Doch ein ohrenbetäubender Knall brachte ihn dazu, stehen zu bleiben. Die Einhörner wirbelten herum und verschwanden im Finsterwald. Nur Manfred blieb zurück. Er befand sich wieder auf all seinen Beinen, und dort, wo gerade noch, glühend wie ein ins Feuer gefallener Speer, sein Horn gewesen war … war nur noch ein glimmender Rand.

Otto schlug eine Hand vor den Mund, um seinen Schrei zu ersticken. Das Horn eines Einhorns war das Zentrum seiner Magie. Ohne diese Magie würde sich Manfred nicht einmal mehr in ein Pony verwandeln können, und bis es nachgewachsen war, musste er sich tagsüber im Wald verstecken.

Einen Moment lang wirkte das Einhorn orientierungslos, und es schaute sich um, als ob es gerade erst aus einem Traum erwacht wäre und als würde es sich fragen, wo denn auf einmal seine Herde hin war. Doch dabei fiel sein Blick auch auf die spiegelnde Oberfläche der Quelle. Manfred stutzte und trat mit dem Huf auf das Wasser, einmal, zweimal, dreimal, und seine Bewegungen wurden immer hektischer. Und dann fing er an, zu schreien. Es war entsetzlich! Otto hatte noch nie ein Einhorn schreien hören.

Er hielt es nicht mehr aus und rannte zu Manfred, um ihn zu beruhigen.

Doch es war zu spät! Das Einhorn bäumte sich auf und galoppierte wie seine Herde wenige Sekunden zuvor in den Wald.

Das Geräusch ihrer Hufe und das Brechen von Zweigen im Unterholz dröhnten in Ottos Ohren, bis es von einem anderen Geräusch überlagert wurde. Dem Geräusch von keuchendem Atem.

Eine korpulente Frau kam aus dem Unterholz geschnauft, die eine Stirnlampe auf der Pudelmütze trug. Es war Madame Monique, die Köchin im Schlossinternat. Ihr dicker burgunderroter Steppmantel ließ sie unförmig wie eine dieser russischen Matroschka-Puppen wirken, sie war allerdings auch ohne ihn das Gegenteil von zierlich. Um abzunehmen, machte sie nicht nur nach dem Mittagessen, sondern auch vor dem Schlafengehen einen längeren Spaziergang durch den Finsterwald.

»Was ist denn los?«, fragte sie völlig außer Atem. Ein paar blondgraue Strähnen kringelten sich unter ihrer Mütze hervor, und sie strich sie ungeduldig zurück. »Ich habe Schreie gehört. Warst du das, Otto, der so hysterisch krakeelt hat?«

»Nein. Natürlich nicht. So ein Stimmvolumen habe ich doch gar nicht.« Er trat einen Schritt zurück, weil ihn der Schein ihrer Stirnlampe blendete. »Manfred … also eines der Einhörner … sein Horn ist explodiert.«

»Explodiert?« Ihre Augenbrauen erreichten inzwischen fast den Rand ihrer Pudelmütze.

»Ja, es hat geglüht, dann hat es einen Knall gegeben, und dann auf einmal … war es weg. Einfach so. Puff!« Otto unterstrich dieses Geräusch durch ein abruptes Öffnen seiner Faust.

Er befürchtete schon, dass Monique ihm diese zugegebenermaßen hanebüchene Geschichte nicht glauben würde, aber dann griff sie sich mit ihrer behandschuhten Hand an ihr Ohrläppchen, wie immer, wenn sie nachdachte.

»In der letzten Zeit sind wirklich seltsame Dinge an unserer Schule passiert«, sagte sie nachdenklich. »Dass Erbsen an der Bohnenranke gewachsen sind, habe ich ja noch für einen Schabernack des Hauspersonals gehalten. Aber als die Kürbisse in meinem Gemüsegarten auf einmal Kutschen waren, kam ich schon ein wenig ins Grübeln. Zu einem solch komplizierten Verwandlungszauber dürften nur die wenigsten in der Lage sein.« Sie sprach weiter wie zu sich selbst. »Diese Mäuse und Ratten auf einmal überall … Und jetzt ist das Horn eines Einhorns explodiert … Dabei sind Einhörner mächtige Wesen und außerdem von einem natürlichen Schutzbann umgeben. Mir ist kein Zauberer bekannt, dessen Magie so stark ist, dass er dazu in der Lage wäre, ihn zu durchbrechen …«

Otto auch nicht. Nicht einmal Frau Rabenmeier, und die Lehrerin des Fachs Gestaltwandeln war die mächtigste Zauberin, die er kannte. Nach Rex Regulus natürlich. Den Zauberer hätte Otto in dieser Situation gerne um Rat gefragt. Doch der war nach einem Nervenzusammenbruch Knall auf Fall verschwunden, und an dessen Stelle unterrichtete nun sein nichtsnutziger Bruder das Fach Umgang mit magischen Gegenständen.

»Was für ein Schlamassel! Was für ein furchtbarer Schlamassel!« Moniques rundes Gesicht wirkte ganz bekümmert, und das ungute Grummeln in Ottos Magengegend verstärkte sich zu einem stechenden Schmerz. »Irgendetwas muss passiert sein, was unsere Welt vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht hat.«

»Könntest du dir vorstellen, dass …« Er musste sich seine trockene Kehle befeuchten, bevor er weitersprechen konnte. »… dass es mit dem Öffnen des Dornröschenzimmers zu tun hat?« Angespannt wartete Otto auf eine Reaktion.

Und die erfolgte prompt. »Darüber habe ich schon nachgedacht«, antwortete...

Erscheint lt. Verlag 2.2.2023
Reihe/Serie Finsterwelt
Illustrationen Nathalie Kranich
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte ab 9 • Deutsche Märchenstraße • Dornröschen • Fabelwesen • Fantasy • Ferdinand Grimm • Freundschaft • Froschkönig • Humor • Internat • Kinderbuch • Magie • magische Schule • Märchen • Steinbau • Zaubern
ISBN-10 3-98642-012-6 / 3986420126
ISBN-13 978-3-98642-012-3 / 9783986420123
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