Dark Sigils - Was die Magie verlangt (eBook)
496 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0495-0 (ISBN)
Anna Benning wurde 1988 als jüngstes von drei Kindern geboren. Die Leidenschaft für Geschichten bestimmt seit vielen Jahren ihren Weg: Nach einem Studium der Literaturwissenschaft und Stationen als Buchrezensentin und Aushilfsbuchhändlerin arbeitete sie als Lektorin in einem Verlag. Eines Tages fasste sie sich ein Herz und brachte ihre eigenen Geschichten zu Papier. Mit »Dark Sigils« veröffentlicht sie nach »Vortex« bereits ihre zweite Trilogie. Weitere Informationen zur Autorin unter www.annabenning.de und auf Instagram und TikTok unter annabenning.books
Anna Benning wurde 1988 als jüngstes von drei Kindern geboren. Die Leidenschaft für Geschichten bestimmt seit vielen Jahren ihren Weg: Nach einem Studium der Literaturwissenschaft und Stationen als Buchrezensentin und Aushilfsbuchhändlerin arbeitete sie als Lektorin in einem Verlag. Eines Tages fasste sie sich ein Herz und brachte ihre eigenen Geschichten zu Papier. Mit »Dark Sigils« veröffentlicht sie nach »Vortex« bereits ihre zweite Trilogie. Weitere Informationen zur Autorin unter www.annabenning.de und auf Instagram und TikTok unter annabenning.books
Teil 1 Chaosmagie
1
Die Tribünen waren bis auf den letzten Platz mit Zuschauern gefüllt. Der Anblick jagte einen Schauer über meinen Rücken, und kaum dass wir den Eingang hinter uns gelassen hatten, drang der Lärm von allen Seiten auf mich ein. Klatschen, Anfeuerungen, Buhrufe. Ein plötzliches Gefühl von Einsamkeit überkam mich. Zwar lag Lilys Hand fest in meiner, aber ich wusste, was mir bevorstand.
Und ich wusste, dass ich es allein tun musste.
»Ist das abgefahren!«, rief Lily. Ich hörte sie kaum, doch die Worte lagen deutlich auf ihren Lippen. Sie lehnte sich zu mir. »Du hattest recht. Das ist echt eine ganz andere Nummer als bei den Amateurkämpfen!«
Allerdings. Mein Blick zuckte über die riesige siebeneckige Halle hinweg. Ein Heptadome. Gebaut dort, wo früher Fußballstadien gestanden hatten. Als sich die Leute noch für Fußball interessierten.
Es war das erste Mal, dass ich eines dieser Gebäude betrat. Von der Subway aus hatten Rolltreppen etliche Stockwerke nach oben und direkt zu den Tribünen geführt. Nun waren wir so hoch, dass ich alles überblicken konnte. Flutlichter schienen auf die sieben voneinander getrennten Kampfarenen tief unter uns hinab. Die Wände des Heptadomes bestanden aus dunklem Glas, flackernde Lichter aus Projektoren tanzten über die Flächen. Über uns wölbte sich der Himmel, auf dem heute, an diesem Herbstabend, noch einige Rot- und Orangesprengsel sichtbar waren.
Ich bohrte meine freie Hand in den Stoff meines dunkelgrünen Capes und schloss die Augen, um mich zu sammeln. Dabei nahm ich den Duft tief in mich auf. Der Heptadome war regelrecht erfüllt davon. Bittersüß, schwer und sehr intensiv. Eine Mischung aus Asche und Zucker.
Der Duft von Magie.
Schon schoss ein aufgeregtes Kribbeln über meine Haut hinweg, ob ich es wollte oder nicht. Mein Körper wusste bereits, dass eine neue Magiedosis zum Greifen nah war – und so sehr ich auch versuchte, es zu leugnen: Er freute sich darauf.
Mein Verstand verabscheute Magie.
Der Rest von mir tat es nicht.
Die sieben Heptagon-Arenen, auf die wir hinabsahen, waren bereits besetzt. Dort kämpften die Duellantenpaare parallel miteinander. Ich sah das blaue Aufflackern ihrer Magie, zwang mich aber, den Kämpfen nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken.
Es würde mich nur noch nervöser machen.
»Ray?« Lilys tiefbraune Augen blickten mich sorgenvoll an. Obwohl die Leute um uns herum stetig nach vorne drängten, um sich ihre Sitzplätze zu suchen, blieb sie eisern stehen. »Wir können immer noch gehen und eine andere Lösung finden.«
Ich lächelte Lily an. Sie meinte es ernst, das wusste ich. Wenn ich wollte, würde sie sofort mit mir aus dem Heptadome verschwinden. Wir würden zurück in die Outskirts gehen, in das heruntergekommene Kraftwerk, in dem wir aufgewachsen waren, und weiter für Lazarus Wright arbeiten. Für den Rest unseres Lebens wären wir ein Teil seiner Bande – Nightserpents bis zum Tod. Aber alles, was uns beide als Mensch ausmachte, würde verstummen, Tag für Tag ein bisschen mehr.
»Nein, ich ziehe das jetzt durch«, sagte ich und nickte entschlossen. Besser, wir brachten die Anmeldung schnell hinter uns. Sonst überlegte ich es mir wirklich noch anders.
Der Bereich, in dem die Wettkämpfer aufgenommen wurden, lag auf halber Höhe der Tribünen, und auf unserem Weg musterte ich die Zuschauer ringsum. Obwohl die Stehplätze hier oben im Vergleich zu den Sitzen in den unteren Rängen bestimmt um einiges günstiger waren, sah ich nur fein gekleidete und mit Schmuck behängte Menschen. Sie alle stierten gebannt in die Tiefe zu den Arenen, nur wenige warfen uns einen flüchtigen Blick zu und wendeten ihn sofort wieder ab, wenn sie die vielen Flecke und Risse auf unseren Klamotten wahrnahmen.
Meine Wangen liefen rot an. »Wir hätten uns doch was anderes anziehen sollen!«, rief ich über eine aufbrandende Welle des Applauses hinweg, woraufhin Lily mit einem Grinsen den Kopf zu mir neigte.
»Wieso? Es ist gut, wenn sie dich unterschätzen.«
Damit hatte sie natürlich recht. Allerdings hätte ich dafür nicht mit meinem ausgefransten Rock und löchrigen Kniestrümpfen hier aufkreuzen müssen. Dazu musste ich nur aussehen, wie ich aussah. Ein schlaksiges, bleiches Mädchen mit kastanienbraunen Haaren, das ungefähr so bedrohlich wirkte wie ein Hundewelpe auf der Jagd nach einer Maus. Lily hatte sogar ihre schwarzen krausen Haare mit einer Schleife hochgebunden. Oder war das Teil einer Taktik? Denn trotz ihres atemberaubend hübschen Gesichts und dem unschuldigen Lächeln hatte es Lily faustdick hinter den Ohren – ich würde es ihr zutrauen.
Sie drückte erneut meine Hand und zog mich die Treppe nach unten. Ihre Haut fühlte sich warm an meiner an, und ich ließ ihre Zuversicht in mich hineinfließen. Von allen Menschen in meinem Leben hatte Lily schon immer am meisten an mich geglaubt. Genau genommen, seit ich im Alter von sechs Jahren das erste Mal angekündigt hatte, dass ich Schokolade aus dem Lagerraum des Waisenhauses klauen würde, und zwar genug, um alle Kinder damit zu versorgen. Lily hatte keine Sekunde an mir gezweifelt – und recht behalten.
Sie war mein Fels, meine Seelenverwandte. Und sie war die Einzige, die wusste, was ich heute vorhatte. Wenn ich gleich in eine der sieben Heptagon-Arenen stieg, um mich zu duellieren, würde sie am Seitenrand stehen und meinen Namen brüllen, bis sie heiser war.
Ein Teil von mir konnte immer noch nicht glauben, dass wir es tatsächlich geschafft hatten. In den letzten Monaten hatte ich jede Woche einen Amateurkampf absolviert und damit genügend Punkte gesammelt, um heute das erste Mal in der Profiarena anzutreten. Und nun waren wir hier.
Gewünscht hatte ich es mir nie. Doch darum ging es nicht. Es ging darum, dass Lily und ich so schnell wie möglich aus dem Waisenhaus verschwinden mussten. Dafür brauchten wir Geld.
Bei den Profikämpfen wurden Wetten abgeschlossen, die dermaßen hoch waren, dass es schnell um Millionenbeträge ging. Auch die Kämpfer wurden beteiligt, zwar nur zu einem geringen Anteil, aber Lily hatte es für uns ausgerechnet: So, wie ich aussah, wettete niemand auf mich. Was bedeutete, dass die Quote und damit das Preisgeld umso höher waren. Ein Sieg würde nach Lilys Schätzung mindestens eine Prämie von 10000 Pfund bedeuten. 10000 Pfund und damit zwei Tickets raus aus dem beschissenen Leben in den beschissenen Outskirts.
Ein Leben, ganz weit weg von Lazarus Wright.
»Hier drüben geht es rein.« Lily und ich hatten den Eingang zum Teilnehmerbereich gefunden – eine schmucklose Halle, die durch Glasfenster von den Tribünen abgetrennt wurde. Wir stellten uns in die Schlange hinter einen stämmigen Kerl mit Glatze, der uns die Sicht auf das Anmeldepult nahm.
Ich spähte durch die Fenster nach draußen. Wie viele Zuschauer es wohl waren? Der Heptadome in Brent, im Nordwesten Londons, war einer der kleineren, aber trotzdem mussten es dreitausend oder mehr sein. In jedem Fall hatte ich noch nie vor so einem großen Publikum gestanden. Die Amateurkämpfe fanden meistens in umgebauten Lagerhallen statt. Erst wenn man in die Wettkampfliga vorrückte, durfte man in einen Heptadome.
Meine Nervosität stieg. Lily hatte meine Hand nicht eine Sekunde losgelassen, und während die Minuten vergingen, merkte ich, wie meine Finger ganz leicht zu zittern begannen.
Bitte nicht, dachte ich und schloss die Augen. Ruhig, versuchte ich meine Hände und auch den Rest meines Körpers zu beschwören. Ich musste mich zusammenreißen, heute durfte ich mir auf keinen Fall diese Schwäche erlauben. Doch meine mahnenden Worte änderten nichts.
Das taten sie nie.
Lily musste das Zittern trotz ihres Klammergriffs gespürt haben, denn sie sah erst zu mir und dann hinab zu unseren verhakten Händen. »Alles okay?«, flüsterte sie, und obwohl ich nickte, wurde Lilys Blick besorgt. »Sicher? Hast du deine Blocker genommen?«
Ja, habe ich. Zwei Pillen, gleich heute Morgen. Aber sie helfen kaum noch gegen den Tremor, sie machen mich nur müde. Das wäre die ehrliche Antwort gewesen. Nur würde die jetzt keinem von uns etwas bringen. »Klar«, sagte ich stattdessen. »Es hört bestimmt gleich wieder auf.«
Lily setzte zu einer Erwiderung an, als plötzlich eine Frau hinter uns zu quietschen begann. Sie hatte stechend rote Haare, einen ebenso roten Mund und dunkel geschminkte Augen. Und das war nicht mal das Auffälligste an ihr. Nein, das Auffälligste waren die Tattoos, denn sie war vom Hals abwärts mit der Zahl Sieben übersäht. Erst als sie unsere verwirrten Blicke bemerkte, krähte sie: »Heute sind Obere anwesend!«
Obere? Mein Blick schnellte wieder zu den Tribünen. Ich versuchte, die Oberen unter den gewöhnlichen Zuschauern ausfindig zu machen, was völlig sinnlos war, denn sie sahen genauso aus wie alle anderen Menschen.
Doch da deutete die Frau mit den vielen Tattoos im Dekolleté in Richtung einer Sondertribüne. Dort, abgetrennt vom restlichen Publikum, saß eine Gruppe Menschen, die offenbar wichtig waren, denn ein Kellner brachte ihnen gerade Getränke. Sie trugen schwarze Mäntel mit Stehkragen und blickten stoisch hinab auf die Kampfarenen. Hinter ihnen standen aufgereiht einige Leute in Uniformen.
»Und was machen die hier?«, hörte ich Lily fragen.
»Vor ein paar Tagen gab es Gerüchte.« Die Augen der Frau blitzten gierig auf. »Dass sie die besten Kämpfer mit sich...
Erscheint lt. Verlag | 31.8.2022 |
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Reihe/Serie | Dark Sigils | Dark Sigils |
Zusatzinfo | 4 s/w Abbildungen |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | all age bücher deutsch • All Age Fantasy • All Age Roman Urban Fantasy Romance • Alle Age Roman • Anna Benning Buch Bücher Jugendbücher neues Buch • Auserwählte • Bücher für Jugendliche • Bücher für Teenager • Cassandra Clare Chroniken der Unterwelt Reihe • Chroniken der Unterwelt • crescent city • Das Mädchen das die Zeit durchbrach • Der Tag an dem die Welt zerriss • Die Liebe die den Anfang brachte • Dystopie • dystopischer Roman • Fantasy Jugendbücher • fantasy must reads • Fantasy Romance • Jugendbuch Bestseller • Jugendbücher ab 14 Bestseller • Jugendbuch Jugendbücher ab 14 vierzehn Spiegel Bestseller • Magie • Pageturner für Teenager • Romantasy Bücher • Sarah J Maas Crescent City Throne of Glass Reihe • Throne of Glass • Urban Fantasy • Urban Fantasy Romance Thriller Romantic Deutsch • vortex • Vortex-Saga • Vortex Vortexsaga Trilogie Dark Sigils Band 1 2 3 |
ISBN-10 | 3-7336-0495-4 / 3733604954 |
ISBN-13 | 978-3-7336-0495-0 / 9783733604950 |
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