Spring Storm 1: Blühender Verrat (eBook)

LGBTQ+ Love Story trifft auf Dystopie
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
464 Seiten
Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-65521-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Spring Storm 1: Blühender Verrat -  Marie Graßhoff
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Eine Akademie, die einem alles abverlangt. Cora hat immer Glück - auch dann, als sie endlich an der Academy of Cosmic Powers aufgenommen wird, jenem Internat für Menschen, die nach einem Meteoriteneinschlag besondere Fähigkeiten entwickelt haben. An ihrem ersten Tag lernt sie dort die unnahbare King kennen, die alles verkörpert, was sie selbst gerne wäre: Sie ist mutig, selbstbewusst und hat ein außergewöhnliches Talent. Aber King macht ihr schnell klar, dass sie nichts von Cora hält. Als allerdings ein Krieg zwischen Cosmics und Menschen auszubrechen droht, ist Zusammenhalt wichtiger denn je. Auch zwischen Cora und King. Können sie in Anbetracht der Gefahr ihre Rivalität überwinden? Der finale zweite Band der Spring-Storm-Dystope erscheint im Frühjahr 2023 ***Mit wunderschönen ganzseitigen Illustrationen zur dystopischen Welt von Josephine Pauluth.***

Marie Graßhoff, kurz vor Weihnachten 1990 im Harz geboren, versteckte sich schon im Grundschulalter zwischen Bergen aus Büchern und schrieb phantastische Geschichten. Mit zwölf beendete sie ihren ersten Roman. Nach ihrem Studium der Buchwissenschaft und Linguistik in Mainz arbeitete sie zwei Jahre als Social Media Consultant und widmete sich den Welten in ihrem Kopf nebenberuflich. Inzwischen hat sie ihren größten Traum verwirklicht und lebt als freie Autorin und Buchcovergestalterin in Leipzig. Die Autorin steht für Lesungen zur Verfügung. 

PROLOG


02.07.2072, DIE ZERSTÖRUNG MEINER HEIMAT AN EINEM SAMSTAG

Ich war sieben Jahre alt, als ich die Dimensionen miteinander kämpfen sah. Es war an einem Samstag. Peking brannte. Unter dem Wolkenhimmel stiegen Rauchfahnen empor. Die Schneise, die die Bomber durch die Stadt gezogen hatten, war so breit, dass ich von einem Ende bis zum anderen schauen konnte. Die Gebäude waren nur noch Trümmer aus Feuer und Stein.

Und wir rannten. Wir rannten, so schnell unsere Beine uns trugen, durch das Unterholz eines Waldes, den ich nicht kannte. Dabei wusste ich nicht einmal, wohin. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es einen Ort gab, an den diese Zerstörung nicht gelangen konnte. Dass irgendwo die Sonne schien. Dass irgendwo alles gut war.

Trotzdem rannte ich weiter.

In diesem Wald war es viel zu dunkel. Dunkler, als normal gewesen wäre. Als herrschte zwischen den Stämmen tiefe Nacht. Und in dieser Dunkelheit war manchmal ein Leuchten zu erkennen. Wie das von Glühwürmchen. Es schien mich zu sich rufen zu wollen, doch immer, wenn ich meinen Kopf dorthin umwandte, zerrte Papa mich weiter.

Die Erwachsenen hatten Angst vor dem Wald. Schon seit ich denken konnte.

»Cora, Schätzchen, du musst aufhören zu träumen«, flüsterte er. Er lächelte, aber es sah angestrengt aus. Irgendwie gezwungen. Seinen Bart hatte er seit einigen Tagen nicht mehr rasiert, sodass es kitzelte, wenn er mich umarmte. Sein kurzes, blondes Haar war ganz zerzaust. Tränen zeichneten sich deutlich auf seinen rußigen Wangen ab. Ihn so zu sehen, machte mir mehr Angst als alles andere.

Es machte mir mehr Angst als die Schreie, die durch den Wald tönten, mehr als die Dunkelheit und mehr als die Bombeneinschläge, deren Vibrationen unter meinen Füßen bebten. Ich hatte Papa noch nie so gesehen.

Die Lichtung, auf die wir traten, war ein bisschen heller als die Bereiche zwischen den Bäumen. Obwohl es auch hier viel zu düster war, dafür, dass es mitten am Tag war. Die Luft war erfüllt von Staub, der das Atmen zusätzlich erschwerte.

Mama schaute zu mir hinüber, aber im Gegensatz zu Papa lächelte sie nicht. Ihr dunkles Haar hatte sie zu einem Zopf gebunden. Das tat sie sonst nie. Die tiefen Wunden an ihrer Wange und an ihrem Arm hatten aufgehört zu bluten, aber ihre Haut war blasser als gewöhnlich. Und immer, wenn ich fragte, ob es ihr gut ging, antwortete sie nicht.

Unsere Nachbarn, Mr und Mrs Zhou, hatten uns aus dem Haus gerettet, nachdem ein Teil davon eingestürzt war. Sie hatten in der Straße gegenüber gewohnt. Die Straße, die es jetzt nicht mehr gab. Ich hatte nicht einmal mehr meine Plüschkatze aus meinem Zimmer holen können.

Zusammen mit ihnen und einigen jüngeren Menschen, die ich nicht kannte, bewegten wir uns vorwärts.

»Ich kann nicht mehr«, keuchte ich. Papa hielt mich so fest am Handgelenk, dass es wehtat.

»Es ist nicht mehr weit, Schatz«, sagte Mama leise und strich mit ihrer Hand über meine Wange. »Hinter dem Wald ist ein Flugzeug, das uns von hier wegbringen wird.«

»Wohin?«

»An einen sicheren Ort.«

»Und wo?«

»Das weiß ich nicht, Liebling.« Die Angst in ihren Augen machte mich traurig, aber ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ich wollte mir ein Lächeln abringen, doch was mir sonst leichtfiel, erschien mir jetzt so endlos schwer.

Wo war dieser Ort? Würden wir nach Hause zurückkehren, wenn wieder alles gut war? Ich musste doch die Plüschkatze holen, die Oma mir letztes Jahr geschenkt hatte.

»Ich will euch nicht hetzen«, sagte der alte Mr Zhou. »Aber jede Sekunde in diesem Wald kann tödlich sein.« Er schaute zu seinen Füßen und ich folgte dem Blick. Das Gras. Es sah aus, als würde es nach uns greifen. »Als würde es uns gleich verschlingen«, flüsterte er.

Meine Mama machte einen zischenden Laut, um ihn zum Schweigen zu bringen, und warf mir einen besorgten Blick zu. »Das wissen wir«, wisperte sie.

Ich schaute zu den Bäumen hinüber. Da war etwas. Ich bemerkte eine Bewegung, die nicht von einem Tier oder einer Pflanze stammte. »Mama«, flüsterte ich, während mein Papa mich weiterzerrte. »Da ist …«

In der nächsten Sekunde erkannte ich, was sich zuvor in den Schatten verborgen hatte. Vier Gestalten brachen aus dem dichten Unterholz auf die Lichtung und stürzten auf uns zu. Erschrocken keuchte ich und Papa stolperte einige Schritte zurück, sodass ich fast fiel.

Die Fremden. Zwei von ihnen hatten Pistolen und Gewehre. Einer war mit einem großen Stein bewaffnet. Blut klebte daran.

Meine Wangen wurden von dem Schreck ganz warm. Ich bekam kaum noch Luft.

Schützend stellte Papa sich vor mich und ich spähte vorsichtig an ihm vorbei, um die Männer zu mustern. Sie trugen schmutzige, zerrissene Kleidung. Ihre Gesichter waren wutverzerrt.

»Her mit euren Taschen!«, bellte der eine. Er hatte eine tiefe Wunde unter dem Auge und kniff es ein wenig zu.

»Wir sind nur auf der Flucht«, erwiderte Mr Zhou und hob die Hände. »Wir haben nichts von Wert dabei.«

»Ihr müsst nicht mit uns verhandeln«, keuchte ein anderer Kerl. »Her mir eurem Zeug oder wir nehmen es uns.« Er war hager und ich glaubte, ihn schon einmal gesehen zu haben. Das waren keine Männer vom Militär, oder? Die kaputte Kleidung wirkte nicht wie die, die die Soldaten getragen hatten, denen wir begegnet waren. Aber wenn sie Waffen bei sich trugen, waren es auch keine Cosmics.

»Ich bitte Sie. Alles, was wir besitzen, ist in diesen Taschen«, sagte Mama vorsichtig. »Es sind nur einige Fotos und ein wenig –«

Der hagere Kerl riss seine Pistole hoch und fuchtelte damit in ihre Richtung. Ich zuckte zusammen und Papa packte mich erneut am Handgelenk. Hatte er Angst, dass ich fortrannte?

»Na gut«, sagte er, um Ruhe bemüht. »Wir nehmen jetzt unsere Rucksäcke ab. Ganz langsam, in Ordnung?« Mama warf ihm einen erschrockenen Blick zu. Ihre Augen, sowieso schon von Tränen gerötet, wurden wieder wässrig. »Ist okay, Schatz«, flüsterte Papa. »Hauptsache, es geht uns gut, ja?«

Sie nickte tapfer und wie sie legte ich meine freie Hand an die Träger meines Rucksacks. Es war nur Essen darin. Alles, was ich vermissen könnte, war unter den Trümmern unseres Hauses begraben.

Unsere Nachbarn schienen nicht bereit zu sein, sich von ihren Besitztümern zu trennen.

»Nein!«, rief Mr Zhou. So wie heute habe ich ihn noch nie gesehen. Sonst lächelte er immer. »Alles, was ich besitze, trage ich am Leib! Das gebe ich nicht auf!«

Der Hagere richtete seine Pistole auf ihn, doch einer der jüngeren Männer aus unserer Gruppe sprang auf ihn zu, um ihm die Waffe zu entwinden. Das brachte den Fremden kurz aus dem Konzept, doch einer seiner Begleiter packte unseren Nachbarn sofort am Kragen, holte mit dem Stein in seiner Hand aus und schlug ihm mitten ins Gesicht.

Ich kniff die Augen zusammen, um nicht zu sehen, wie er mehrere Male auf ihn einschlug. Aber das Geräusch. Dieses Knirschen und Knacken. Mir wurde übel.

Schüsse knallten durch die Luft und mein Papa zerrte mich zur Seite, um fortzulaufen. Ich riss die Augen auf und folgte ihm, ohne darüber nachzudenken, wohin wir rannten. Der Tumult hinter uns war undurchschaubar, als ich versuchte, mich zu Mama umzudrehen. Wo war sie? Folgte sie uns?

So schnell, wie wir auf den Schutz der Bäume zuliefen, und so schnell, wie die anderen Menschen sich bewegten, gelang es mir einfach nicht, einen Überblick zu gewinnen. All die Schüsse. Ich sah nicht, wohin sie überhaupt abgefeuert wurden.

Plötzlich fiel Papa nach vorn und riss mich mit sich. Ich landete auf meinem Bauch und schließlich auf dem Gesicht, stoppte mitten in Gras und Schlamm. Die feinen Halme bewegten sich sacht, als würden sie mich umarmen wollen.

»Papa?«, keuchte ich und stemmte mich auf die Unterarme.

Hinter uns war es still geworden. Ich kniete mich neben meinen Vater und legte ihm die Hände auf den Rücken. Der Rucksack, den er nur noch auf einer Schulter getragen hatte, lag neben ihm. In seiner Jacke waren mehrere Löcher zu sehen, aus denen Blut quoll.

Was … was sollte ich machen? Ich hatte vorher schon kaum atmen können, aber jetzt hatte ich das Gefühl zu ersticken. Als hätte mein Körper plötzlich vergessen, wie er funktionieren sollte. Ich konnte nicht einmal mehr blinzeln.

Ich wusste, dass ich etwas tun musste. Ich wusste nur nicht was. Papa … er atmete nicht mehr. Und er sagte nichts. Und sein Griff um meine Hand war ganz locker geworden.

Langsam wanderte mein Blick zu den Banditen hinüber. Sie waren die Einzigen, die sich noch bewegten, um die Taschen der Leute aus unserer Gruppe zu durchsuchen. Mama lag zwischen ihnen. Sobald mein Blick sie streifte, schaute ich weg, weil ich ihr blutverschmiertes Gesicht nicht sehen wollte, aber … irgendwie wusste ich, dass ich es nie wieder vergessen würde. Ihr Blick sah leer aus. Erschrocken. Wie meiner, vermutlich. Und die Tränen, von denen ich mich gefragt hatte, wo sie waren, rannen nun heiß an meinen Wangen hinab.

»Papa?«, wollte ich sagen. Aber es kam nichts über meine Lippen. Ich rüttelte an ihm, doch er bewegte sich einfach nicht.

»Hey!«

Ich zuckte zusammen.

»Die Kleine lebt ja noch!«

Ich hatte das Gefühl, mein Herz hörte auf zu schlagen, als die Plünderer sich mir zuwandten. Ich sollte aufstehen und in den Wald flüchten. Aber ich konnte nicht. Es fühlte sich nicht an, als wären meine Beine noch da.

Der schmächtige Kerl mit seiner kaputten Kleidung richtete seine Pistole auf mich. Ich zuckte zusammen, als er den Abzug betätigte. Ich erwartete,...

Erscheint lt. Verlag 27.8.2022
Reihe/Serie Spring Storm
Spring Storm
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Ausgrenzung • Coming of Age • Dystopie • enemies to lovers • Internat • Jugendbuch ab 14 • Kämpferin • LGBTQ • lgbtqia+ • Liebesgeschichte • Odessa • Rebellion • Spaltung der Gesellschaft • Unterdrückung • Verbotene Liebe • Widerstand • Young Adult • Zukunft
ISBN-10 3-522-65521-4 / 3522655214
ISBN-13 978-3-522-65521-7 / 9783522655217
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