Louis und die Stadt der Vampire (eBook)

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
176 Seiten
Nagel & Kimche (Verlag)
978-3-7556-0003-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Louis und die Stadt der Vampire - Christine Haas
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Zwei getrennte Welten. Ein Pakt zwischen Menschen und Vampiren, der seit Jahrhunderten vergessen ist. Bis jemand diesen Pakt zu untergraben versucht. Louis gerät zwischen die Fronten und soll das Gleichgewicht der Welten wieder herstellen. In der Stadt der Vampire ist es noch viel unheimlicher als befürchtet. Hier flattern Fledermäuse statt Vögeln herum, Gaslaternen flackern und es werden Särge feilgeboten. Und vor allem leben hier sehr viele Vampire mit sehr scharfen Zähnen. Louis trifft dort zum Glück auf den Vampirjungen Ben, der ihm bei seiner Aufgabe helfen will. Er stammt aus einer vegetarischen Vampirfamilie und auch seine Eltern haben Menschen in Not geholfen - bis Bens Vater vor zwei Wochen spurlos verschwunden ist. Wer steckt hinter den seit einiger Zeit ausbleibenden Blutlieferungen der Menschen? Hat diese Person am Ende auch etwas mit dem Verschwinden von Bens Vater zu tun, immerhin dem bekanntesten Vampir, der sich für den Frieden einsetzt?

Christine Haas, ist seit zwölf Jahren freie Autorin und Lektorin. In dieser Zeit hat sie über zwanzig Kinderbücher geschrieben ? über Ritter und Burgen, über Tiere und Menschen, über andere Länder und viele weitere Themen. Ihr Buch »Hanna und der Flug des Adlers«, Beltz und Gelberg 2020, wurde für den Schweizer Generationenbuchpreis Prix Chronos 2020 nominiert. Mit ihrem Kinderbuchprojekt »Gipfelpech« war Christine Haas (unter ihrem bisherigen Nachnamen Stahr) Stipendiatin ?der Akademie für Kindermedien in Erfurt und hat es im Frühjahr 2020 bis ins Finale geschafft. Die Autorin lebt in Hamburg.

Die stinkende Einbrecher-Falle

Als würde er sich gerade mitten durch den Geburtstagskuchen fressen und alles verderben, genau so sah ihn Jörg an. Jörg, das war Mamas neuer Freund. Jörg liebte sein Rennrad, Gemüse, vor allem Wirsing, und Jakob, seinen Sohn. Und leider auch Mama. Er war Vegetarier, deshalb hasste er Fleisch. Was er sonst nicht mochte, waren Regen (weil er dann nicht mit dem Rennrad trainieren konnte) und Louis. Und seit heute mochte Jörg ihn wahrscheinlich sogar noch weniger als Fleisch und Regen zusammen. Und dafür konnte Louis nicht mal was. War schließlich nicht seine Schuld, dass Oma sich das Bein gebrochen hatte und nicht auf ihn aufpassen konnte. Das erklärte Mama Jörg jetzt schon zum dritten Mal. Dabei hielt sie immer noch das Telefon in der Hand, obwohl Oma schon längst nicht mehr dran war.

»Versteh doch. Meine Mutter ist im Krankenhaus, sie hat sich das Bein gebrochen.«

»Das habe ich schon verstanden, meine Liebe.« Jörg kniff die dünnen Lippen fest aufeinander und guckte Mama über seine runde Goldbrille hinweg an. Es war kein freundlicher Blick.

»Liebling, bitte, ich möchte doch auch mit dir zu deinem Geburtstag essen gehen, aber ich kann Louis nicht einfach allein lassen. Das ist alles noch fremd für ihn und außerdem war er noch nie einen ganzen Abend allein zu Hause.«

»Dann wäre jetzt wohl die perfekte Gelegenheit damit anzufangen. Mit zehn Jahren ist er ja wohl alt genug.«

Mama schüttelte den Kopf.

»So wichtig bin ich dir also. Verstehe.«

»Nein! Du bist mir wichtig und ich möchte deinen Geburtstag mit dir feiern, aber …«

»Was aber?«

Jörg zog eine Augenbraue nach oben. Mama schlang die Arme um den dicken Bauch mit Louis’ Babyschwester drin und sah unglücklich aus. Klar, sie wünschte sich natürlich, dass er und Jörg sich gut verstanden. Darüber hatte sie schon ein paar Mal mit ihm geredet. Louis seufzte leise. Mama sollte nicht wegen ihm traurig sein! Und außerdem wollte er nicht, dass Jörg ihn für ein Baby hielt.

»Ich kann alleine bleiben. Kein Problem. Echt nicht.«

Jetzt sahen Mama und Jörg ihn an und einen Moment lang sagte keiner was.

»Ach Louis, Schätzchen. Bist du sicher?«

Mamas Stimme klang bittend und entschuldigend zugleich und sie sah erleichtert aus. Louis nickte.

»Na also«, sagte Jörg und ging hinaus.

Mama strich Louis eine Locke aus der Stirn und sah ihn an. »Aber wenn du dich heute Abend nicht wohlfühlst, ganz egal, warum, dann rufst du mich an, ja? Dann komme ich gleich zurück.«

Louis nickte.

»Ach, Louis, mein großer Junge!«

Darüber, also über die Sache mit dem großen Jungen, hatte sich Louis gefreut. Er hatte auch wirklich gedacht, dass es okay wäre, allein zu Hause zu bleiben, aber jetzt war es stockdunkel und total still. Wenn doch nur Oma hier wäre, wie es geplant war! Dann würde er jetzt hören, wie sie in der Küche rumwerkelte oder Fernsehen guckte, und dann wäre ihm überhaupt nicht unheimlich zumute. Sogar mit dem kleinen Jakob wäre es weniger unheimlich, aber Jakob war bei seiner Mutter. Sie hatte ihn gestern mit ihrem riesigen Auto abgeholt. Louis hatte hinter dem Fenster gestanden und beobachtet, wie Jakobs Mama auf Jakob wartete. Sie erinnerte ihn an eine Stewardess, nur ohne Uniform und mit viel mehr Schmuck. Jörg hatte mal gesagt, sie sei reich, und dabei hatte er ganz stolz ausgesehen.

Als Louis gerade überlegt hatte, ob Jakob dann wohl auch reich war und ob er bei seiner Mama in einem Schloss wohnte, wurde die Haustür aufgerissen und Jakob war rausgerannt. Er hatte seine Mama umarmt und dann waren die beiden auch schon weg. Louis beneidete Jakob. Glühend! Und das nicht, weil Jakob vielleicht in einem Schloss wohnte, sondern weil er mit seiner Mama allein sein durfte. Das ganze Wochenende lang! Louis seufzte. Nach dem Seufzen schien es im Haus noch stiller zu sein als vorher. Louis hörte sogar seinen Atem. Er zog die Bettdecke höher, der Stoff raschelte. Und dann plötzlich war da noch etwas anderes. Ein Knarren. Draußen auf dem Flur. Louis bekam eine Gänsehaut. Er hielt den Atem an. Was, wenn da draußen jemand rumschlich? Ein Geist? Das Knarren verstummte.

»So ein Quatsch«, sagte Louis laut, »Geister gibt es gar nicht.«

Kaum hatte er das gedacht, kreischte etwas. Oder jemand?! »Hilfe! Ein Geist!«, schrie Louis.

Es kreischte wieder. Louis zögerte keine Sekunde mehr. Es galt, sein Leben zu retten! Er sprang auf, warf die Zimmertür zu, presste sich dagegen. Seine Knie zitterten, sein Herz raste. Und wieder kreischte es. Kreischte und kreischte. Louis hielt sich die Ohren zu, aber er konnte das Kreischen trotzdem hören. Immer das gleiche Kreischen, in genau demselben Abstand, weder lauter noch leiser, noch sonst irgendwie verändert. Und dann, mit einem Mal, erkannte er das Geräusch. Natürlich! Das Telefon! Das kreischte doch immer wie eine Kettensäge. So ein komischer Klingelton von Jörg. Eigentlich hatte Louis sich daran gewöhnt, aber gerade hatte er ihn vergessen. Jetzt riss er die Tür auf, doch genau in dem Moment verstummte das Klingeln.

Louis stand vor der offenen Zimmertür und sah hinaus in den dunklen Flur. An der Wand lehnte Jörgs Rennrad, sonst sah es aus, als würde hier gar keiner wohnen. Nichts lag rum, keine Bilder an den Wänden, nicht mal welche von Jakob. Als wäre hier gar kein Kind zu Hause. Jörg liebt auch Ordnung, ergänzte Louis seine Was-Jörg-mag-Liste. Dann zog er die Tür fest hinter sich zu, stieg über seine Klamotten und kuschelte sich in seine Bettdecke, sie roch noch nach zu Hause. Louis schluckte und nahm schnell das Buch, das vor ihm auf der Bettdecke lag. Aber Lesen klappte nicht. Die Wörter ergaben keinen Sinn, sie wurden nicht zu Sätzen, und dann raschelte es plötzlich. Louis sah auf und lauschte. Wind strich durch die Birke vor dem Fenster, das ein dunkles Viereck war. Vorhänge hatte er noch nicht. Mama hatte ihm neue versprochen, denn die alten waren zu schmal.

Louis’ neues Zimmer war nämlich viel größer als sein altes und aus dem Fenster sah er direkt in den Garten. Früher hatte er sich immer genau so einen Garten gewünscht, einen mit Swimming-Pool und Trampolin. Jetzt vermisste Louis die Stimmen der Nachbarn, ihre Schritte auf dem knarrenden Dielenboden. Er vermisste das Anlassen der Motoren an der Ampel vor seinem Haus. Und sogar das Licht der Straßenlaterne vermisste er, das sich Nacht für Nacht auf seiner Bettdecke ausgebreitet hatte. Jetzt fiel es vielleicht auf das Bett eines anderen Jungen, der in sein Zuhause eingezogen war. Bei dem Gedanken wurde etwas in Louis eng und verknotete sich. Er wollte nicht, dass jemand anderes in seinem Zuhause wohnte! Vor Jörgs Haus rumpelten keine Autos über Kopfsteinpflaster. Mama hatte gesagt, dass in dem großen Garten die Füchse den Hasen gute Nacht sagten, und sie hatte dabei gelächelt und ihm über den Kopf gestreichelt. Louis mochte es, wenn Mama ihm über den Kopf streichelte, aber er pfiff auf die Hasen und die Füchse. Er wünschte sich die Autos, die Ampel und das Straßenlaternenlicht zurück. Er wünschte sich nach Hause.

Wieder raschelte Wind durch die Zweige. Und was war das? Louis setzte sich im Bett auf. Da bellten Hunde! Was hatte das zu bedeuten? Und wenn jetzt Einbrecher kamen? Plötzlich erinnerte sich Louis! Hier kennt jeder jeden, hatte Jörg damals gesagt, als er Mama und ihm das Haus gezeigt hatte. Da wussten natürlich auch die Einbrecher, dass er allein zu Hause war! Und garantiert waren die total scharf auf Jörgs Rennrad. Das durften Jakob und er nicht mal berühren, so wertvoll war das. Was sollte er tun, wenn sie jetzt einbrachen? Louis sah sich um. Die letzte Kiste vom Umzug vor zwei Wochen hatte er an die Wand gleich neben der Tür geschoben. Darauf lag das Laserschwert, das ihm Oma neulich geschenkt hatte, einfach so, hatte sie gesagt und ihr faltiges Oma-Lächeln gelächelt. Aber das Schwert war natürlich aus Plastik und half ihm also nicht die Spur gegen Einbrecher. Die anderen Kisten hatten Mama und er schon ausgepackt. Das hatte echt lange gedauert, weil sich Mama mit ihrem dicken Bauch nicht mehr so gut bewegen konnte. Seine Babyschwester würde später, wenn sie auf der Welt war, in dem kleinen Raum neben Louis wohnen, Jörgs Ankleidezimmer. Louis hatte gar nicht gewusst, dass es so etwas wie ein Ankleidezimmer gab. Ein Zimmer nur zum An- und Ausziehen! Das war echt wie in einem Schloss. Ansonsten war an Jörgs Haus aber nichts, das an ein Schloss erinnerte. Es sah eher ein bisschen aus wie ein Riesenkarton, den jemand am Ende einer schmalen Straße vergessen hatte. In der Straße lebten außer Jörg und dem kleinen Jakob lauter alte Leute. Eine hatte Louis schon kennengelernt. Frau Kunz. Als sie Frau Kunz auf der Straße begegneten, hatte Jörg an der alten Frau vorbeigeguckt, doch die war einfach auf sie zugegangen, und da musste Jörg ihn und Mama dann vorstellen. Frau Kunz hatte geschrien: »WIEEE? Lucy heißt die Kleine?«

»Nein«, hatte Mama korrigiert, »das ist Louis.«

»Luise??«

Frau Kunz hatte ihn durch dicke Brillengläser hindurch angestrahlt. Die Gläser waren komisch geformt, zackig wie Flügel.

»Ein hübscher Name«, hatte sie gebrüllt.

Da hatte Louis geschrien, so laut er konnte: »Ich heiße Louis. Ohne E. Und ich bin ein Junge!«

»Ach so, Louis! Sag das doch gleich«, hatte Frau Kunz zurückgeschrien, »freut mich, dich kennenzulernen, Louis!«

Zitternd hatte sie ihm die Hand entgegengestreckt. Ihre Haut wirkte wie knitteriges Transparentpapier. An einem Finger steckte ein viereckiger schwarzer Siegelring. Zwei ineinander verschlungene...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Abenteuergeschichten Kinder • Buch über Freundschaft • Freundschaft • Geheimnisvolle Bücher • Jungsfreundschaft • Kinderbuch • Magie • spannende Kinderbücher • Vampir • Vampire
ISBN-10 3-7556-0003-X / 375560003X
ISBN-13 978-3-7556-0003-9 / 9783755600039
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