Panda Kingdom - Reißende Flut (eBook)
SchneiderBuch (Verlag)
978-3-505-15037-1 (ISBN)
Die neue Reihe der Warrior-Cats-Autorin
Panda Kingdom ist seit der großen Flut ein zerrissenes Land. So kommt es, dass die drei Geschwister Blättchen, Regen und Geist einander nicht einmal kennen. Aber als der Bambus rar wird und die Goldstumpfnasen eine böse Intrige spinnen, sind diese drei Pandas dazu auserkoren, Panda Kingdom zu retten. Dazu muss ihnen gelingen, was vor ihnen niemand gewagt hat: Sie müssen den großen Fluss überqueren. Sie müssen sich gegen ihren Anführer stellen. Und das Schwierigste: Sie müssen einander in den Bergwäldern finden und erkennen.
Drei Pandas kämpfen um ihren Lebensraum: epische Tierfantasy in Bergewäldern und Hochgebirge
Kurze Kapitel und spannende Abenteuer bieten perfektes Lesefutter
»Ein packendes Epos aus einer Welt, in der die netten Vierbeiner noch richtige Raubtiere sind. Fantasy vom Feinsten.« Der Spiegel über Warrior Cats - In die Wildnis
Erin Hunters Begeisterung für wilde Tiere regt sie immer wieder zum Schreiben an. Mit großem Respekt für die Natur und noch größerem Vergnügen erfindet sie die fantastische Welt der Tiere in ihren Büchern. Erin Hunter ist bekannt für die Bestsellerreihen »Warrior Cats«, »Seekers«, »Survivor Dogs« und »Bravelands«.
1. Kapitel
Blättchen rollte sich auf den Bauch, reckte die Vordertatzen und harkte mit den Krallen durch die dünne Erdschicht, bevor sie sich wieder auf den Rücken legte und gemächlich die Augen öffnete. Der Himmel über ihr war von einem fahlen, blassen Grau. Wolkenlos. Mehr als einen hohen Baumwipfel am Rande ihres Sichtfelds konnte sie nicht ausmachen. Blättchen kam es vor, als könnte sie direkt in den Himmel purzeln.
Ihr knurrte der Magen.
Nach dem ersten Mahl kann ich noch lange genug in den Himmel starren, dachte sie, gähnte herzhaft und drehte sich zurück auf den Bauch. Sie stemmte sich hoch, tapste zu dem großen Baum mit der knorrigen Rinde, um sich daran kräftig Nacken und Ohren zu schubbern.
Weil die Nordhänge so spärlich bewaldet waren, sah sie, wie sich Tante Pflaume und die anderen Rankforsts von ihren gemütlichen Laubhaufen erhoben, von den flachen Felsen kletterten und sich zu den dünnen Bambushalmen begaben, die zwischen den Bäumen in die Höhe ragten. Blättchen schüttelte sich und trabte zu der Stelle, wo sie gestern Abend grüne Blätter sprießen gesehen hatte. Und tatsächlich, alle paar Tatzenschritte konnte sie einige zarte Triebe mit schmalen grünen Blättern pflücken. Doch Blättchen nahm nicht alle, sondern ließ noch welche stehen.
Gieriges Junges jetzt, hungriges Junges später, predigte Tante Pflaume immer, und da hatte sie recht.
Mit den Stängeln in der Pfote eilte Blättchen zur großen Lichtung, auf der sich die anderen Rankforst-Pandas schon versammelt hatten. Ein jeder saß in gebührendem Abstand zu den anderen mit dem Rücken zu einem Baum.
»Komm schon, Blättchen.« Tante Pflaume gähnte. »Der Große Drache wartet nicht auf dich.«
Das war auch so einer ihrer Lieblingssprüche. Blättchen grinste und setzte sich zu Klein-Bambusrohr und seiner Mutter Hyazinthe. Bambusrohr robbte auf dem Bauch zu dem kleinen Haufen Sprösslingen vor ihnen, doch Hyazinthe schob ihn sanft beiseite.
»Noch ist es nicht so weit, Kleiner«, sagte sie. Bambusrohr quiekte enttäuscht, was Blättchen ihm gut nachempfinden konnte. Der Bambus in ihrer Tatze roch auch köstlich, doch kein Panda durfte vor dem Segen anfangen.
Tante Pflaume rieb ihren Pelz am Baumstamm, räusperte sich und hielt die Bambustriebe hoch. »Oh, Großer Drache, zum Mahl des Silberlichts verbeugen sich deine Pandas vor dir. Aller Bambus, alle Weisheit kommt von dir. Großer Drache, wir danken dir dafür.«
Blättchen verbeugte sich wie alle anderen Pandas auf der Lichtung; Klein-Bambusrohr senkte die Schnauze so tief, dass er mit der Nase den Waldboden berührte. Nach einem Moment der Stille blickten alle auf, und im Nu war die Lichtung von fröhlichem Knabbern und Knuspern erfüllt. Blättchen hielt sich die Stängel vor die Nase und sog den frischen, kühlen Duft ein, bevor sie die Blätter abrupfte, zu einem Bündel fasste und in die schmackhaften grünen Spitzen biss. Hyazinthe löste die äußere harte Schale von den Halmen und reichte Klein-Bambusrohr das weichere Grün, das er mit Appetit verputzte.
»Der Große Drache könnte mit seinen Gaben ruhig etwas spendabler sein«, knurrte einer der älteren Pandas mit vollem Maul.
»Und du könntest ein wenig dankbarer sein, Wacholder Rankforst.« Pflaume funkelte ihn über ein Büschel grüner Blätter hinweg an.
»Wacholder Flachteich«, murmelte Wacholder.
»Den flachen Teich gibt es nicht mehr, Wacholder«, meinte Hyazinthe behutsam. »Wir sind jetzt alle Rankforsts.«
»Wenn du kein Rankforst sein willst, dann solltest du Reißender Strom oder Flutwasser heißen«, warf Gras mit einem höhnischen Blick aufs Flussufer ein. Schnaubend kam Wacholder auf die Tatzen und kehrte den anderen den Rücken zu. Dann ließ er sich auf der anderen Seite des Baums nieder und zerkaute dort die hölzernen Halme seines ersten Mahls.
Blättchen fand es gemein von Gras. Wacholder war zwar ein schrulliger, alter Panda, aber irgendwie konnte sie es ihm nicht verdenken. Musste schlimm sein, wenn man sein Zuhause von einem Tag auf den anderen verlor, weil der Fluss einfach alles verschlang. Blättchen konnte es sich schwer vorstellen, denn für sie hatte es immer nur den Rankforst mit seinen schlanken, hohen Bäumen und dem spärlichen Bambus gegeben.
»Ihr lebt doch alle noch in der Vergangenheit.« Gras rollte sich auf den Rücken und leckte sich das Maul. »Neunmal am Tag danken wir dem Großen Drachen für unser Fressen, aber warum? Seit der Flut haben wir nicht einmal so viel wie eine drachenförmige Wolke zu Gesicht bekommen! Wacholder hat recht, der Drache hat uns verlassen.«
»So habe ich das nicht gesagt«, knurrte Wacholder, ohne sich umzudrehen.
Blättchen war nicht die Einzige, die erwartungsvoll zu Pflaume schaute. So halbwegs rechnete sie damit, dass ihre Tante mit Gras schimpfte, doch sie schüttelte bloß den Kopf.
»So funktioniert das nicht, Gras«, sagte Pflaume ruhig. »Der Drache kann uns gar nicht verlassen. Der Große Drache ist das Bambusreich. Solange es Pandas und Bambus gibt, wacht der Drache über uns.« Dann hielt sie einen langen Halm hoch, als wäre die Sache damit besiegelt. Eine Weile herrschte Stille, die nur von knirschendem, krachendem Kauen durchbrochen wurde.
»Könnt ihr euch noch an den Sommer vor der Flut erinnern, als Wacholders Teich ausgetrocknet ist?«, fragte Holzapfel und pulte sich mit einer langen schwarzen Kralle eine Bambussprosse aus den Zähnen. »Da hat uns Drachenzunge alle gewarnt. Und du hattest ausreichend Zeit, einen tieferen Teich zu finden, weißt du noch, Wacholder?«
Wieder grunzte Wacholder bloß, doch Hyazinthe schmunzelte und schob Klein-Bambusrohr ein paar Blätter hin. »Und erinnert ihr euch noch an die Sandfüchse?«, fragte sie. »Knorreiche Klammshorst musste ihnen die Botschaft überbringen und dafür bis hoch hinauf ins Weißkammgebirge klettern. Konnte sie gerade noch rechtzeitig vor der Lawine warnen.«
»War es nicht ein Schneesturm?« Gras klang längst nicht mehr so zynisch, auch ihre Gesichtszüge hatten sich entspannt.
»Nein, es war eine Lawine«, brummte Immergrün und schubberte sich mit den Schultern an der Baumrinde. »Vorsicht vor der weißen Welle lautete die Botschaft. Ich habe es noch genau im Kopf.«
Blättchen rollte sich auf den Rücken und ließ sich mit den letzten Bissen ihres Mahls Zeit. Wenn die älteren Pandas erst einmal auf die Vergangenheit zu sprechen kamen, konnte sich das ewig hinziehen. Die würden auch noch in Erinnerungen schwelgen, wenn es Zeit fürs Goldlichtmahl und das Mahl der steigenden Sonne war.
Ihre Tante hatte recht, der Große Drache wachte noch immer über sie. Blättchen glaubte es von ganzem Herzen. Doch wenn sie die Geschichten von der Zeit vor der Flut hörte, als der Fluss noch friedlich in seinem Bett geflossen war, der Bambus üppig gewachsen war und so viel Nahrung und Platz vorhanden gewesen waren, dass jeder Panda sein eigenes Territorium gehabt hatte, fragte sie sich schon, warum das nicht mehr so war.
Wie alle anderen Pandas auch hatte Knorreiche Klammshorst die Warnung für die Sandfüchse am heiligen Ort seines Territoriums empfangen. So hatte es damals funktioniert, hatte ihre Tante ihr erklärt: Die Drachenzunge bekam die Botschaft des Großen Drachen und gab sie an die übrigen Pandas weiter, die sie ihrerseits im Bambusreich verbreiteten. Die Pandas waren etwas Besonderes: Sie waren die auserwählten Boten des Drachen gewesen.
Doch von der Flut hatte keiner gewusst, bis es zu spät gewesen war. Warum hatte das Warnsystem versagt? Hatte der Große Drache keine Botschaft gesandt, oder hatte die Drachenzunge die Warnung ignoriert?
»Was wohl mit der Drachenzunge passiert ist?« Blättchen erwartete keine konkrete Antwort darauf, denn niemand wusste, was aus Sonnenrot Schattenforst geworden war.
»Das ist ja wohl offensichtlich«, antwortete Immergrün mit einem tiefen Seufzer. »Es ist jetzt ein Jahr her, und wir müssen der Wahrheit ins Gesicht sehen: Drachenzunge Sonnenrot ist bei der Flut ums Leben gekommen.«
Blättchen erwartete, dass ihm jemand widersprechen würde, doch zu ihrer Bestürzung tat das keiner. Nicht einmal Tante Pflaume. Sie ließ bloß traurig den Kopf hängen.
»Einmal bin ich ihm begegnet«, sagte Hyazinthe. »Ich war noch ein Junges, aber ich werde nie vergessen, dass er mich wie einen ausgewachsenen Panda behandelt hat. Eines Tages würde ich die Zeichen auch sehen, meinte er, dann könnte ich vielleicht die Ausbreitung einer Krankheit verhindern, ein Nest retten oder … Er hat mir das Gefühl gegeben, dass in mir eine Heldin steckt.«
»Keine Drachenzunge war so weise wie er«, sagte Pflaume leise.
»Aber wenn Sonnenrot tot ist, warum wurde dann keine neue Drachenzunge erwählt?«, fragte Gras. »Es sei denn, der Drache ist so erzürnt, dass er sich von uns abgewandt hat.«
Pflaume schüttelte den Kopf. »Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben. Wenn die Zeit reif ist, wird uns der Drache eine neue Drachenzunge schicken.«
Darauf folgte eine trübsinnige Stille. Blättchen vermutete, dass alle Rankforst-Pandas das Gleiche dachten: Wie lange sollen wir denn noch warten?
Blättchen stand auf und schüttelte sich kräftig. Nachdem das Mahl vorbei war, hatte sie keine Lust, noch länger über der Vergangenheit zu brüten.
»Ich gehe mal Flitzer suchen«, verkündete sie.
»Falls du zum Mahl des Goldlichts nicht zurück bist –«, setzte Tante Pflaume...
Erscheint lt. Verlag | 25.10.2022 |
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Reihe/Serie | Panda Kingdom | Panda Kingdom |
Übersetzer | Petra Knese |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Creatures of the Flood. Bamboo Kingdom 1 |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer • Abenteuergeschichte Kinder • Abenteuer Kinder • Animox • Bravelands • buch panda • Erin Hunter • fantastisches Kinderbuch • Fantasy Kinderbuch • Fantasy Kinderbücher • Kinderbuch 10 Jahre • kinderbücher 10 jahre • Kinderbücher Tiere • Kinderbuch Tiere • panda bär • panda geschenk • Pandas • Seekers • Survivor Dogs • Tiere • Tierfantasy • Tier-Fantasy • Warrior Cats • Weg finden |
ISBN-10 | 3-505-15037-1 / 3505150371 |
ISBN-13 | 978-3-505-15037-1 / 9783505150371 |
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