Truth - Bist du bereit für die Wahrheit? (eBook)

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2022 | 1. Auflage
256 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-1842-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Truth - Bist du bereit für die Wahrheit? -  Margje Woodrow
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Wie weit würdest du für die Wahrheit gehen?

Als Juul das Grab ihres großen Bruders Milan besucht, kann sie nicht fassen, was sie dort sieht: Jemand hat in die frische Erde 'Truth + Dare = Wahrheit' geschrieben. Milan liebte dieses Spiel und war bei YouTube für seine waghalsigen Videos bekannt. Dann erhält Juul auch noch eine Trauerkarte mit einer erschütternden Botschaft: Wenn sie wissen möchte, wie ihr Bruder wirklich gestorben ist, muss auch sie sich auf eine Mutprobe einlassen. Juul willigt ein, doch es bleibt nicht nur bei einer Aufgabe - und schon bald werden die Herausforderungen immer makabrer. Wer steckt bloß dahinter? Juul hat keine Wahl, sie muss mitspielen. Sonst gerät nicht nur sie, sondern ihre ganze Familie in tödliche Gefahr ...

Nervenaufreibende Spannung von der niederländischen Krimi-Bestsellerautorin Margje Woodrow

Übersetzt von Verena Kiefer



Margje Woodrow hat viele Jahre als Lehrerin gearbeitet. Nun widmet sie sich voll und ganz dem Schreiben und hält Lesungen und Workshops in Schulen ab. Für ihr Buch »Fake Trip« wurde sie 2021 in den Niederlanden mit dem beliebten Leser:innenpreis der »Jonge Jury« ausgezeichnet.

Margje Woodrow hat viele Jahre als Lehrerin gearbeitet. Nun widmet sie sich voll und ganz dem Schreiben und hält Lesungen und Workshops in Schulen ab. Für ihr Buch »Fake Trip« wurde sie 2021 in den Niederlanden mit dem beliebten Leser:innenpreis der »Jonge Jury« ausgezeichnet.

3


Keine zehn Minuten später stürmt Fleur in mein Zimmer. Ich falle meiner Freundin um den Hals und fange an zu erzählen. Mit offenem Mund hört sie mir zu, und ihre strahlend blauen Augen werden immer größer. »Das ist nicht dein Ernst!«, wiederholt sie ständig. Mit kaltem Grausen betrachtet sie das Foto. »Was für ein Scheiß, Juul, wie schrecklich«, sagt sie. Wie eine erfahrene Ermittlerin studiert sie den Zeitungsartikel, den Screenshot von Milans Nachricht und die Dare. Sie glättet die Karte und hält sie unter die Schreibtischlampe. Ihr Zeigefinger folgt den Wörtern Buchstabe für Buchstabe, und dann riecht sie sogar am Papier.

Unterdessen tigere ich in meinem Zimmer umher. Ab und zu bleibe ich vor dem Spiegel stehen. Wie blass ich bin! Meine langen schwarzen Haare sind struppig und lösen sich aus dem unordentlichen Zopf. Ich sehne mich nach einer warmen Dusche, um die Verwirrung abzuspülen.

»Du musst zur Polizei«, sagt Fleur. »Das hier ist völlig krank. Du hast doch hoffentlich Fotos von seinem Grab gemacht, oder?«

Ich schüttele den Kopf. »Ich hatte mein Handy vergessen.«

»Oh.« Sie schweigt kurz. »Ist das vielleicht einfach irgendein übler Scherz von ... Ja, Himmel, von wem eigentlich?«

»Dachte ich auch zuerst, aber als ich das Foto gesehen habe und diese Karte, da ...« Ich schlage die Hände vors Gesicht. Die Tränen, die sich schon beim Abwasch angekündigt haben, brechen sich jetzt Bahn.

Fleur umarmt mich. »Hey, du Liebe, komm mal her.« Sie streicht mir über den Rücken und zieht mich noch fester an sich. »Hast du es deinen Eltern schon erzählt?«

»Nein.« Ich schniefe. »Ging nicht.«

Fleur zieht mir die Hände vom Gesicht, wischt eine Träne weg und sieht mich eindringlich an. »Aber deine Mutter hatte doch selbst so große Zweifel in den Wochen nach Milans Unfall und wurde deswegen ...« Fleur sucht nach Worten.

Weinend ergänze ich für sie: »Verrückt, meinst du?«

»Äh, so ähnlich, ja.«

»Genau deswegen habe ich mich nicht getraut, es zu erzählen.«

»Und was ist mit deinem Vater?«

»Der wollte absolut nichts davon hören. Hat natürlich Angst vor Mamas Reaktion.«

Fleur sieht mich ungläubig an. »Aber das hier ist wirklich ernst! Und diese Dare ist so seltsam. Die von Milan waren ja immer noch witzig, aber doch nie so absurd wie diese.«

Ich schüttele den Kopf und ziehe die Nase hoch. Die Wörter Keine Polizei kreisen in meinem Kopf. Es ist, als könnte Fleur Gedanken lesen, denn sie sagt: »Juul, ganz im Ernst, wir müssen die Polizei einschalten. Wir können doch nicht auf so eine schwachsinnige Dare von irgendeinem Idioten eingehen!«

Trotz meiner Tränen muss ich lachen. Wie sie das sagt: wir. Als wären wir schon ein Team. Vom Regal neben meinem Waschbecken nehme ich ein Handtuch und wische mir übers Gesicht. Sie hat recht. Diese Dare werde ich nicht annehmen! Wir müssen zur Polizei. Aber wieder denke ich an die Worte Keine Polizei!! Ich sehe, höre, weiß alles. »Das geht nicht«, sage ich. »Guck mal.« Ich reiche ihr die Karte und zeige auf das PS.

»Vergiss es! Gerade die Polizei weiß, wie sie damit umgehen muss. Komm, wir rufen einfach dort an und fragen, an wen wir uns wenden müssen. Wo ist dein Handy?«

Für einen Moment weiß ich nicht, was ich sagen soll. Einfach anrufen? Das geht mir zu schnell. Ich brauche Zeit zum Nachdenken. Um eine Entscheidung zu treffen. »Fleur, warte mal.« Erneut studiere ich das Foto und versuche, über das Blut und die glanzlosen Augen hinwegzusehen. Es klappt nicht. Wieder protestiert mein Magen. Ich lege einen Finger über Milans Gesicht. Irgendwas ist mit dem Foto. Was übersehe ich?

Fleur schaut über meine Schulter mit auf das Bild. Ich spüre ihren Atem in meinem Nacken. Aus Versehen stößt sie an meinen Arm, und mein Finger rutscht nach rechts. Erst da fällt es mir auf. Mein Herz fängt an zu wummern. »Da!«, rufe ich. »Siehst du das?« Ich tippe auf die Beifahrertür. »Guck mal, die Tür ist geöffnet! Siehst du das?«

»Ja, aber was meinst du damit?«, fragt Fleur unsicher.

»Ist es nicht verrückt, dass diese Tür offensteht?«

»Na ja«, sagt sie. »Ich weiß nicht. Nach so einem Aufprall ... Wenn du siehst, wie zerknautscht die Front ist. Vielleicht ist die Tür dann auch, äh, aufgeflogen oder so?«

Ich lasse das kurz auf mich wirken. »Nein«, sage ich entschlossen. »Das glaube ich nicht. Das hätte mit der anderen dann auch passieren müssen, oder?« Mein Finger schiebt sich auf die Tür, aus der Milans Arm hängt. Mir läuft ein Schauder über den Rücken. Das zerbrochene Fenster, das ganze Blut, der Arm ...

Offenbar kann Fleur auch nicht mehr hingucken. Sie dreht sich um und lässt sich auf mein Bett fallen. Eine Weile schweigen wir. »Wo ist sein Auto eigentlich geblieben?«, fragt Fleur dann.

»Auf dem Schrott. Nach der kriminaltechnischen Untersuchung wurde es dort hingebracht.«

»Von wem? Und auf welchen Schrottplatz?«

Ich zucke mit den Schultern.

»Weiß dein Vater das nicht?«

Wieder zucke ich mit den Schultern. »Als ob der mir eine Antwort geben würde.«

»Stimmt.«

Wir schweigen wieder.

»Na ja, deine Eltern waren ja noch nie sehr gesprächig ...«

»Snoeren!«, falle ich ihr ins Wort. »Snoeren war es!«

Fleur macht ein fragendes Gesicht. »Äh, ich kann dir gerade nicht folgen.«

»So hieß der Schrottplatz.«

»Okay, aber ...«

Wieder unterbreche ich sie. »Und wie wäre es, wenn wir uns selbst einen Eindruck verschaffen würden?«

»Was meinst du damit?«

»Dass wir Milans Auto suchen.«

»Jetzt?«

»Ja.«

»Es ist schon fast halb neun, Juul, die haben ganz sicher nicht mehr offen.«

»Deswegen ja gerade. Wir können uns in aller Ruhe umschauen.«

»Ach, ich weiß nicht, Juul. Kann das nicht bis morgen warten? Und was sagen wir deinen Eltern?«

»Keine Ahnung, vielleicht irgendwie so was, dass wir noch Hausaufgaben bei dir machen müssen? Warte, ich nehme eine Taschenlampe mit.« Ich suche in der Schublade unter meinem Bett.

»Okay«, sagt sie nach einer Weile. »Wenn du mir versprichst, dass du morgen zur Polizei gehst, komme ich jetzt mit.«

Als wir auf dem Industriegelände ankommen, lege ich meine Hand auf ihren Arm. »Warte mal. Ich glaube, wir sollten lieber über die Rückseite reingehen.«

»Quatsch, es ist bestimmt keiner mehr da. Komm, wir versuchen es einfach.«

Ich seufze. Typisch Fleur. Vorhin wollte sie noch die Polizei anrufen, und jetzt tut sie so, als wäre das alles ein Klacks.

Kurz darauf rüttelt Fleur am Eisentor von Schrottplatz Snoeren. Das Gelände ist mit Stacheldraht eingezäunt. Die Außenbeleuchtung im vorderen Teil brennt und erhellt aufeinandergestapelte Autos, Container voll altem Metall, Wrackstücken und Autoreifen.

»Hallo? Hallooo, ist da jemand?!«, ruft Fleur fröhlich. Als kämen wir zum Kaffee!

Ein Hund fängt an zu bellen. Die Laute kommen aus dem Lagerschuppen. Ich mag keine Hunde.

»Psst.« Ich remple sie an. »Was machst du denn da?«

»Wir sollten schon mal kurz die Lage checken! Oder hast du Lust, gleich irgendeinem verrückten Typen in die Arme zu laufen?« Ärgerlich reibt sich Fleur die Seite.

»Komm«, sage ich. »Ich will wirklich lieber von hinten aufs Gelände.«

Fleur läuft hinter mir her, und ich tue so, als könnte ich ihr Murren nicht hören. Schon nach knapp hundert Metern stellt sich heraus, dass wir in einer Sackgasse gelandet sind, die bei einer Snackfabrik endet.

»Und jetzt?«, fragt Fleur.

Ich suche den Zaun ab. »Wir kriechen hier unter dem Stacheldraht durch, und dann laufen wir von der Seite aus nach hinten, okay?« Ich schließe mein Fahrrad an einen Baum an und nehme die Taschenlampe.

»Warum willst du denn unbedingt hinten anfangen?«

Der Ton sagt mir, dass sie anderer Meinung ist als ich.

»Weil ich keine Lust habe, irgendeinem verrückten Hund in die Arme zu laufen.« Sofort tut es mir leid, sie so angeschnauzt zu haben. Fleur will mir schließlich nur helfen. »Sorry«, sage ich schnell. »Ich hab's nicht so gemeint.«

Jetzt rempelt Fleur mich an. »Okay.« Sie lehnt ihr Rad an meins. »Sollen wir dann mal? Ich gehe vor. Gibst du mir die Taschenlampe?«

Bevor auch ich unter dem Stacheldraht durchkrieche, schaue ich mich noch einmal gründlich um. Hockt da auch keiner im Gebüsch? Steht niemand hinter einem Baum? Nur auf dem Schrottplatz brennt Licht. Stell dich nicht so an, rede ich mir gut zu, aber mein Herz klopft jetzt doch...

Erscheint lt. Verlag 29.4.2022
Übersetzer Verena Kiefer
Sprache deutsch
Original-Titel Verwoest
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 14 Jahren • Erpresser • Jugendthriller • Junge Erwachsene • Juul • Lebensgefahr • Mel Wallis de Vries • Mutprobe • Niederlande • Soziale Medien • Spannung • Tod • Trauer • truth or Dare • waghalsige Videos • Wahrheit oder Pflicht • Young Adult • youtube
ISBN-10 3-7517-1842-7 / 3751718427
ISBN-13 978-3-7517-1842-4 / 9783751718424
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