Matti & Brian 2: Nur ein Kuss (eBook)
159 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7546-2449-4 (ISBN)
Matti Laaksonen ist geboren und aufgewachsen im Oberbergischen Land, in einem kleinen Tal, das namensgebend für das Pseudonym ist. Die Schreiberei begleitet Matti eigentlich schon das ganze Leben. Angefangen in kleinen Rollenspielforen, ging es bald weiter mit Kurzgeschichten und der ersten größeren Serie, um die Internatsschüler Matti & Brian. Queere Repräsentation, Authentizität und Geschichten rund ums Leben, Lieben und Selbstfinden sind die Leitmotive der Bücher.
Matti Laaksonen ist geboren und aufgewachsen im Oberbergischen Land, in einem kleinen Tal, das namensgebend für das Pseudonym ist. Die Schreiberei begleitet Matti eigentlich schon das ganze Leben. Angefangen in kleinen Rollenspielforen, ging es bald weiter mit Kurzgeschichten und der ersten größeren Serie, um die Internatsschüler Matti & Brian. Queere Repräsentation, Authentizität und Geschichten rund ums Leben, Lieben und Selbstfinden sind die Leitmotive der Bücher.
Nach dem Kunstunterricht traf sich Matti mit den Komitees. Sie würden sich mit dem Cheerleading-Team unterhalten und gleichzeitig die Outfits für das Sportfest besprechen, denn die gaben ebenfalls einen wesentlichen Punkt ab, jede Klasse würde ganz eigene Kostüme tragen und sich so optisch abgrenzen, im Gegensatz zu den sonstigen Schuluniformen.
Seine beiden Freunde tobten sich in Sportaktivitäten aus, deswegen wäre er allein unter den anderen, mit denen er bisher nicht viel zu tun gehabt hatte. Vielleicht hätte er doch etwas mit Daniel und Brian zusammen machen sollen? Aber sich jetzt darüber Gedanken zu machen, war eindeutig zu spät.
»Viel Spaß«, wünschte ihm Brian zum Abschied.
Matti winkte ihm im Gehen zu. »Ja, danke«, brummte er lustlos.
Mal sehen, was das Treffen so mit sich führt.
Er schlenderte zu Brits Zimmer. Es lag im anderen Teil der Schlafsäle, im Mädchentrakt, der sich optisch kaum von dem der Jungs unterschied: heller Boden, weiße Wände und hier und da hing ein Porträt eines alten Schuldirektors oder einer anderen wichtigen Persönlichkeit der Internatsgeschichte.
Wer die wohl alle sind? Er warf einen Blick auf eines der Namenstäfelchen aus Messing. ›Mayumi Aoki – am Tenjin Internat 1968 - 1971. Gewann 1972 Olympisches Gold im Schwimmen über 100 m Schmetterling.‹ Matti blies beeindruckt durch seine Zähne. Nicht schlecht. Das alles war allerdings reine Ablenkungstaktik und verzögerte sein Weiterkommen. Dennoch kam ihm die Zimmertür schneller, als ihm lieb war.
Wenige Augenblicke später fand er sich im Kreis seiner Mitschüler, in einem aufdringlich nach Vanille und Kokos riechendem Zimmer, wieder. Und er saß gegenüber dem Mädchen, mit dem er am wenigstens gerechnet hatte: Leslie. Matti schluckte die Beklemmung hinunter, die der Geruch, Leslies bohrender Blick und ihr gehässiges Grinsen in ihm auslösten.
Die plant doch was!
»Dann sind wir jetzt vollzählig«, sagte Leslie kühl. »Und wie ich sehe, habt ihr sogar einen Jungen im Team, na ja, eher ein Jüngelchen.« Sie gackerte, ein paar andere Mädels, die um sie herumsaßen, stimmten mit ein. War das ihre Clique? Wahrscheinlich.
Matti verdrehte die Augen. Das kann ja spaßig werden.
Auch wenn er nicht genau wusste, wieso Leslie so abweisend zu ihm war. Er hatte sie am Montag nur kurz gesehen und war direkt verschwunden. Das konnte wohl kaum ausgereicht haben, um ihn nicht leiden zu können.
Oder sie nimmt es dir übel, dass du sie und Brian gestört hast und will sich jetzt irgendwie an dir rächen, mutmaßte das innere Stimmchen.
Er musste ihr zustimmen. Das wäre gut möglich. Aber er war ja auch nicht von ihr angetan. »Ja. Haha. Ich bin hier, weil ich musste«, murmelte er unglücklich und wünschte sich zurück zu Olympiasiegerin und Schuldirektorinnen in den Flur.
Was macht Leslie überhaupt hier? Sie ist doch nicht mal in unserer Klasse.
»Brit, meine kleine Schwester, hat mich um Hilfe gebeten. Ich tanze schon mein halbes Leben und habe diverse Wettkämpfe gewonnen. Ich habe euch eine kleine Choreo vorbereitet, die ihr dann bei den Wettkämpfen performen könnt. Da ihr aber mit dem«, sie deutete bei dem Wort auf Matti, »wohl keine schwierigen Hebesprünge machen könnt, lassen wir das besser mal.« Sie klang furchtbar arrogant und von sich überzeugt.
Matti rollte wieder mit den Augen. Natürlich liegt das nur an mir.
Der Ärger über dieses Mädchen wuchs mit jedem Wort, das es sprach. Da konnte er gar nichts gegen unternehmen, ein Kommentar sparte er sich allerdings auch. Auf dieses Niveau wollte er sich nicht einlassen.
Du traust dich einfach nicht, höhnte das Stimmlein.
»Wieso bist du denn so gemein zu Matti?«, fragte ein Mädchen aus seiner Klasse. Matti hatte ihren Namen vergessen.
Ist sie nicht eines der Mädchen, die Hilfe in Mathe haben wollten?
»Ich bin nicht gemein, ich bin nur ehrlich«, gab Leslie gereizt von sich. Das andere Mädchen starrte sie erschrocken an, wurde rot, ließ dann den Kopf hängen und schwieg.
Ja, klar. Ehrlich.
»Wir haben für euch die Sporthalle gemietet. Diesen Donnerstag nach dem Unterricht«, fuhr die selbstgefällige Kuh fort.
»Donnerstag? Aber da haben wir doch Sport!«, merkte eine andere Mitschülerin an.
Leslie warf ihr einen so bösartigen Blick zu, der sie sofort zum Verstummen brachte. Wow, sie wusste, wie man eine Diskussion im Keim erstickte und wie sie das bekam, was sie wollte, das musste Matti anerkennen. Aber umso mehr sorgte er sich um Brian. Doch wieso sollte er? Er war sich dessen sicher bewusst. Sein Mitbewohner dürfte machen, was und mit wem er wollte. Er sollte lieber damit aufhören, an ihn zu denken und sich auf dieses Treffen konzentrieren. Immerhin wusste er jetzt, dass Leslie nicht nur gemein zu ihm war, sondern zu allen, die ihr widersprachen oder sie anders aufregten. Das besänftigte seine Wut ein wenig.
»Es geht auch mehr darum, euch die Choreo einmal zu zeigen. Viel Zeit haben wir ja auch nicht.« Sie deutete auf sich und die Gruppe hinter ihr.
»Okay«, nuschelte das Mädchen verschämt. Sie blickte zu Boden und knetete ihre Hände. Keiner der anderen Anwesenden wagte mehr, Leslie zu unterbrechen und hörten ihr schweigend zu, wie sie die Tanzschritte anhand eines Internetvideos zeigte und erklärte. Es war eine einfache Choreo, Standardschritte und -sprünge, die sie wohl in der Kürze der Zeit hinbekommen sollten. Jedenfalls war das Mattis Eindruck.
Als sie alles fertig erläutert hatte, wollte sie gehen. Sie sah Matti aber noch einmal unterkühlt an und beugte sich zu ihm. »Findest du nicht, dass du Brian ein bisschen mehr Freiraum gönnen solltest?«, wisperte sie in sein Ohr.
»Bitte?«, fragte er verwirrt. Was sollte das denn heißen?
»Hör zu: Brian verbringt nur Zeit mit dir, weil ihr Mitbewohner seid. Aber ihr seid eben nur das und keine Freunde, klar? Also lass ihn in Ruhe! Häng nicht ständig an seinem Rockzipfel.« Sie ließ ihm keine Zeit zu reagieren, sondern verschwand mit ihrer Gruppe. Das fiese Lächeln, das sie ihm zuwarf, erwiderte er nicht.
Mattis Magen rebelliert und ihm wurde schlecht. Er zitterte sogar ein wenig. Nicht aus Angst, sondern vor Wut.
Was bildet sich diese blöde Kuh ein?
Brian und er waren Freunde! Oder hatte sie recht? Waren sie nur Mitbewohner? Hatte Brian ihr vielleicht etwas in diese Richtung gesagt, als sie bei ihm gewesen war?
Matti schluckte den bitteren Kloß im Hals hinunter. Da waren sie wieder: Unsicherheit und Zweifel. Er glaubte nicht, dass Brian Zeit mit ihm verbringen würde, wenn er ihn nicht leiden konnte. Leslie war einfach nur eifersüchtig. Aber weswegen? Da gab es doch in erster Linie nichts, worauf sie neidisch sein müsste. Sie verbrachten nur viel Zeit miteinander. Und das war doch nur logisch.
Vielleicht hat Brian ihr das aber so gesagt und mir eben, dass er sie nicht mag, damit er mit niemandem Stress hat?
Matti sah vor seinem inneren Auge, wie Brian mit Leslie auf dem Bett saß und sich gerade beschwerte, weil Matti sie gestört hatte, als es inniger wurde. Sein Herz krampfte sich zusammen, als ihm sein Kopf eine Kussszene vorspielte. Brian wie er Leslie sanft anlächelte und über die Wange streichelte und sich dann entschuldigte, weil er keinen Stress mit ihm haben wolle, weil sie noch so lang zusammenleben müssten.
Wieso ließ er sich so schnell durch solche dummen Sprüche verunsichern? Wieso gaukelte ihm sein Verstand eine solche Szene vor? War es vielleicht doch wahr? Aber —
»Matti?« Brit holte ihn aus seinen verirrten Gedanken.
Ertappt blickte er auf und sah in eine Runde ihm zugewandter Gesichter. Ihm war anscheinend eine Frage gestellt worden. »Entschuldigung«, nuschelte er.
»Wir wollen unsere Uniformen besprechen, ja? Konzentrier dich!«
Unverkennbar Leslies Schwester. Es handelte sich wohl um erblich bedingte Arroganz.
»Ja, ja«, brummte er, versuchte, seine Gedanken einfach wegzuschieben und den Gesprächen zu folgen. Im Endeffekt hatte er aber nicht viel zu sagen. Brit und ihre Clique hatten alles schon durchdacht. Die Wahl war auf Tierkostüme gefallen.
Sie machten eine Liste mit verschiedenen Teilen, die sie bestellen konnten. Sie wollten sie in ihrer Klasse auslegen, damit sich jeder eines auswählen konnte.
»So, und zu den Outfits noch was: Es gibt jedes Jahr einen überraschenden Wettbewerb, wo die jeweiligen Klassen mit den Mitteln, die sie haben, ein Outfit zu einem vorgegebenen Thema zusammenbasteln müssen. Gerüchteweise soll es dieses Jahr ›Crossdressing‹ sein. Ich hatte mir überlegt, dass wir dann einfach dieses Kostüm mit dazu bestellen.« Sie zeigte ihnen ein recht knappes Katzenkostüm mit Rock und angedeutetem Büstenhalter und einer weißen Schürze in Maidenoptik. Sie bedachte Matti mit einem eigenartigen Ausdruck. Süffisant und fies. »Und ich fände es wirklich gut, wenn Matti dieses Kostüm für uns tragen würde.«
Wieder wurde er aus sämtlichen Augenpaaren angestarrt. »Moment … was?«, fragte er, als die Worte in seinem Kopf ankamen und sich zu einem Gebilde geformt hatten.
»Ich finde, das würde supergut passen«, erklärte Brit ungerührt. Das Grinsen aber verriet, dass sie ihn bloßstellen wollte. Sicher war das auch Leslies Idee gewesen.
»Aber geht es dabei nicht gerade darum, den möglichst größten Kontrast zu bieten?«, bemerkte Matti und versuchte, sich so aus seiner misslichen Lage zu befreien.
»Da hat er nicht ganz unrecht«,...
Erscheint lt. Verlag | 14.12.2021 |
---|---|
Reihe/Serie | Matti & Brian |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Bilderbücher |
Schlagworte | Finnland • gay romance • Japan • LGBTQ • Liebe • Liebesroman • Queer • Queere Literatur • Schulroman • Young Adult |
ISBN-10 | 3-7546-2449-0 / 3754624490 |
ISBN-13 | 978-3-7546-2449-4 / 9783754624494 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 381 KB
Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopierschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persönlichen Nutzung erwerben.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich