Weltgeschichte(n) - Weg in die Dunkelheit. Der Erste Weltkrieg (eBook)

Packendes Geschichtswissen für Kinder ab 10 Jahren
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
416 Seiten
cbj Kinder- & Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-27410-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Weltgeschichte(n) - Weg in die Dunkelheit. Der Erste Weltkrieg -  Dominic Sandbrook
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Weltgeschichte hautnah: Der Erste Weltkrieg
An einem Sommermorgen im Jahr 1914 verändert der junge Mann Gavrilo Princip die Weltgeschichte für immer. Als er Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Frau Sophie in Sarajevo erschießt, ist das der Beginn einer dunklen Zeit, die Millionen Menschen das Leben kostet und den Untergang der Kaiserreiche besiegelt.
Im Ersten Weltkrieg erlebt der kleine Yves die Invasion Frankreichs mit, die Krankenschwester Edith Cavell versteckt zahlreiche verwundete Soldaten und der junge J.R.R. Tolkien kämpft im Schützengraben an der Somme. Das Kindermädchen Alice Lines überlebt einen U-Bootangriff, der britische Soldat Henry Williamson feiert über die Feindesgrenzen hinaus mit deutschen Soldaten Weihnachten und Manfred von Richthofen wird als Roter Baron weltberühmt.
Historiker Dominic Sandbrook katapultiert die Leser mitten hinein in die historischen Ereignisse, Schauplätze und Einzelschicksale. Das Ergebnis: Ein einzigartiges Gesamtbild des Ersten Weltkrieges in einer fundierten, mitreißenden und dramatischen Erzählung für Leser*innen ab 10 Jahren.
Alle Bände der Weltgeschichten-Reihe:
König der Könige: Alexander der Große
Zeit der Finsternis: Der Zweite Weltkrieg
Weg in die Dunkelheit: Der Erste Weltkrieg

Dominic Sandbrook ist Historiker, Autor, Kolumnist und Fernsehsprecher. Er hat Bücher über die politische Geschichte Amerikas geschrieben und steht kurz vor der Vollendung eines mehrbändigen Geschichtsbands über Großbritannien in der Nachkriegszeit. Sein jüngstes Buch »Who Dares Wins« wurde in den Medien wiederholt als Buch des Jahres bezeichnet. Sandbrook hat für zahlreiche BBC-Fernsehserien die Drehbücher geschrieben und als Sprecher fungiert. Er ist Gastprofessor am King's College London, hat eine monatliche Kolumne im BBC History Magazine und schreibt für The Daily Mail und The Sunday Times.

1

Die Schwarze Hand

An einem strahlenden Sommermorgen zu Beginn des letzten Jahrhunderts machten sich ein Junge und sein Vater auf die Reise.

Sie verließen ihren heruntergekommenen Bauernhof, luden ihr Gepäck auf den Rücken eines Pferdes, schlossen das Tor hinter sich und begaben sich auf die lange Wanderung quer durch das Gebirge.

Eine Zeit lang folgten sie dem Weg durch das Tal. Es war ein sanfter und friedlicher Tag, nur das regelmäßige Stampfen der Hufe war zu hören.

Als die Dämmerung einsetzte, machten sie eine Pause. Aus den Wäldern drang das Heulen der Wölfe.

Nachdem die Sonne über den östlichen Berggipfeln aufgegangen war, setzten Vater und Sohn ihren Weg fort.

Tag für Tag wanderten sie und legten dabei einhundertzwanzig Kilometer zurück, bis sie eine Stadt erreichten. Von dort aus, sagte der Vater, würden sie den Zug in die Hauptstadt nehmen.

Am Bahnhof hielt der Vater das abgezählte Geld bereit und kaufte zwei Fahrkarten. Sie betraten den Bahnsteig und warteten.

Minuten verstrichen. Dann hörte der Junge in der Ferne einen schrillen Pfiff, das Rattern von Rädern, das Zischen von Dampf und wusste, dass sich das Ungetüm aus Eisen näherte.

Der Junge hieß Gavrilo. Er stammte vom Land, war blass und dünn und der Sohn eines Bauern aus dem Westen Bosnien-Herzegowinas.

Mit seinen dreizehn Jahren hatte der Junge nie etwas anderes als seinen Heimatort Obljaj kennengelernt, der so klein ist, dass er auf den meisten Landkarten nicht verzeichnet war. Dort hatte er gelernt, Hühner und Schafe zu hüten, zu lesen und zu schreiben.

Gavrilo war ein aufgeweckter und lesefreudiger Junge, in den seine Mutter große Hoffnungen setzte. Sie fand, dass Obljaj zu klein und zu rückständig war für ihren begabten Jungen. Jetzt befand er sich auf dem Weg nach Sarajewo, der Hauptstadt des Landes, wo er die Schule besuchen sollte.

Dort würde er eines Tages etwas tun, wovon die meisten Kinder nur träumen können: In einem einzigen Moment veränderte er die Welt.

Die Familie Princip hatte von jeher im bosnischen Hochland gelebt, in einer Gegend, die vom Lauf der Zeit gänzlich unberührt schien.

Doch jenseits der bewaldeten Hügel veränderte sich die Welt in rasendem Tempo.

Wenige Wochen vor Gavrilos Geburt, im Sommer 1894, wurden in den Vereinigten Staaten von Amerika die ersten Flaschen Coca-Cola verkauft.

Und Hunderte Kilometer von Obljaj entfernt waren die ersten motorbetriebenen Fahrzeuge, das Telefon, die Glühbirne und die Filmkamera erfunden worden. Als Gavrilo neun Jahre alt war, konstruierten die Brüder Wright das erste funktionstüchtige Flugzeug.

Selbst für das arme und ländliche Bosnien auf der Balkanhalbinsel im Südosten Europas änderten sich die Zeiten. Seit Jahrhunderten hatte diese Provinz zum Osmanischen Reich gehört, das vom türkischen Sultan in Konstantinopel (dem heutigen Istanbul) regiert wurde.

Doch das Osmanische Reich war im Niedergang begriffen. Als Gavrilo auf die Welt kam, war Bosnien bereits von Österreich-Ungarn besetzt worden und wurde von den Habsburgern in Wien regiert.

Kaiser Franz Joseph, der betagte Habsburger Monarch, herrschte über einen der ältesten Staaten Europas. In vielerlei Hinsicht handelte es sich um einen liebenswert altmodischen Staat, in dem höfische Zeremonien, aufwendige Bälle und prächtige Uniformen nach wie vor eine große Rolle spielten.

Dennoch gärte es in der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, die ein Vielvölkerstaat war. Zu ihren fünfzig Millionen Einwohnern gehörten Österreicher, Ungarn, Tschechen, Kroaten, Polen, Ukrainer, Rumänen, Slowaken, Slowenen, Bosnier und Italiener, unter ihnen waren Christen, Juden und Muslime – und viele von ihnen misstrauten einander.

Seit Jahren warteten viele Menschen auf den Zusammenbruch dieses fragilen Imperiums, doch irgendwie hielt es sich aufrecht. Aber wie lange konnte dieser Zustand noch anhalten?

Mit Wien besaßen die Österreicher eine prachtvolle Hauptstadt, die von einer einzigartigen Kunst- und Musiktradition geprägt wurde. Und in Bosnien waren neue Eisenbahnlinien, Fabriken und Schulen entstanden.

Die meisten Bosnier waren jedoch bettelarm, und selbst nach Jahrzehnten österreichischer Herrschaft konnten neun von zehn Einwohnern weder lesen noch schreiben – Gavrilo war in dieser Hinsicht eine seltene Ausnahme.

Für einige junge Bosnier war der Fall klar: Sie wollten sich von der österreichischen Fremdherrschaft befreien und ihr Land selbst regieren.

Als Vorbild diente den jungen Hitzköpfen das Nachbarland Serbien, das ebenfalls ländlich geprägt war und dessen Bevölkerung dieselbe südslawische Sprache sprach.

Wie Bosnien hatte auch Serbien zum Osmanischen Reich gehört, sich nach zwei Aufständen jedoch von der türkischen Herrschaft befreien können und war seit 1882 ein eigenes kleines Königreich. Die Österreicher waren den stolzen und kriegerischen Serben verhasst. Diese sahen sich als Anführer der südslawischen Völker, die einen heroischen Kampf gegen jede Unterdrückung führten.

Die Österreicher in den großen Kaffeehäusern betrachteten die Serben als Barbaren und Banditen, konnten sie aber nicht ignorieren. Denn sie wussten, dass die Serben längst ein Auge auf Bosnien geworfen hatten und nicht ruhen würden, bis sie es sich einverleibt hatten.

Von allen serbischen Gruppen und Vereinigungen gab es keine, die so mysteriös war wie der Geheimbund Die Schwarze Hand. Sein Anführer war ein serbischer Nachrichtenoffizier, der sich – nach dem heiligen Stier der alten Ägypter – Apis nannte.

Apis war es auch, der die Insignien des Geheimbunds schuf: ein Totenkopf mit gekreuzten Knochen, daneben Handgranate, Dolch und Giftflasche. An den Absichten der Gruppe konnte also kein Zweifel bestehen.

Wer der Schwarzen Hand beitreten wollte, musste sich in einem verdunkelten Raum vor einer Gestalt mit Kapuze verbeugen und »beim Blut der Väter« einen feierlichen Schwur ablegen, sein Leben für die gemeinsame Sache einzusetzen.

Die meisten Menschen hätten nicht einmal im Traum daran gedacht, sich solch einer Gruppierung anzuschließen – Gavrilo Princip schon.

Sein Zug rollte im August 1907 in den Bahnhof von Sarajewo ein, damals eine Stadt mit nicht einmal fünfzigtausend Einwohnern – kein Vergleich zu großen europäischen Metropolen wie Wien, Berlin, London oder Paris.

Einem Jungen vom Land muss sie dennoch überwältigend vorgekommen sein. Auf den Straßen herrschte ein buntes Leben, auf dem alten Basar reihten sich Schmieden und Teppichläden aneinander, in den Moscheen drängten sich die Gläubigen zusammen.

Gavrilo stellte sich der Herausforderung. In der Schule war er sehr fleißig und verpasste keine einzige Stunde. Abends las er die Geschichten von »Sherlock Holmes« und die Abenteuer der »Drei Musketiere«.

In seinem zweiten Schuljahr ließen seine schulischen Leistungen allmählich nach. Ihm ging das Geld aus, und er hatte Mühe, sich zu konzentrieren. In seinem dritten Jahr war er bereits so abgelenkt, dass er Stunde um Stunde verpasste.

Mit seiner Schulkarriere ging es weiter bergab. Er flog von der Schule und wurde wieder aufgenommen. Im Alter von siebzehn Jahren erschien er nicht zu einer wichtigen Prüfung und verspielte damit alle Möglichkeiten.

Dies alles geschah, weil Gavrilo eine neue Leidenschaft entdeckt hatte. Allerdings handelte es sich dabei weder um Bücher noch um Fußball oder um eine Romanze, sondern um Politik.

Wann immer er an die Österreicher dachte, empfand er einen glühenden Hass. Unter ihrer Herrschaft, so dachte er, wurde die normale bosnische Bevölkerung »wie Vieh« behandelt. Er wollte die Österreicher für sein persönliches Unglück bestrafen und träumte davon, sich für die vielen Jahre der Fremdherrschaft zu rächen.

So redeten viele junge Männer, besonders spätabends, nach einigen Bieren. Doch Gavrilo war anders – er meinte es ernst.

Im Frühjahr 1912 hatte er Sarajewo verlassen und war per Anhalter über die Grenze nach Serbien getrampt. Sein Ziel war die Hauptstadt Belgrad, wo sich die Zentrale der Schwarzen Hand befand.

Zwei Jahre lang trieb sich Gavrilo auf Belgrads Straßen herum. Das Paradies, das er sich vorgestellt hatte, fand er jedoch nicht vor.

Er hatte kein Geld, kein Zuhause und keine Arbeit. Gelegentlich besuchte er die Universität. Er wollte in die serbische Armee eintreten, wurde jedoch zurückgewiesen, weil er so schwächlich wirkte.

»Überall hielten mich die Leute für einen Schwächling«, berichtete er später, »und das zu Recht, weil ich vom ständigen Lesen vollkommen ruiniert war.«

In den Kaffeehäusern von Belgrad schmiedete er mit seinen Freunden Pläne für eine bosnische Unabhängigkeit. Doch Monate vergingen, ohne dass etwas geschah. Ein Jahr verstrich, dann ein weiteres, und Gavrilo Princip blieb ein Niemand.

Schließlich, im Frühjahr 1914, zeigte ihm einer seiner Freunde einen Zeitungsausartikel. Darin stand, dass der österreichisch-ungarische Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand, Sarajewo einen offiziellen Besuch abstatten wolle.

Gavrilo machte große Augen.

Hätte irgendjemand Franz Ferdinand erzählt, dass sein Name einmal unauflöslich mit dem von Gavrilo Princip verbunden sein würde, hätte er verwundert den Kopf geschüttelt.

In seinem fünfzigsten Lebensjahr schien der Erzherzog das Abbild österreichischer Selbstzufriedenheit zu sein. Er war ein großer, massiger Mann mit Bürstenschnitt und einem mächtigen...

Erscheint lt. Verlag 8.3.2022
Reihe/Serie Die Weltgeschichten-Reihe
Die Weltgeschichten-Reihe
Übersetzer Knut Krüger
Sprache deutsch
Original-Titel Adventures in Time #3 - The War to End All Wars
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Sachbücher
Schlagworte 2022 • ab 10 • Ab 10 Jahre Jungen • Afrika • Attentat Sarajevo • Bücher • Bücher Neuerscheinungen 2022 • Buch Junge 10 Jahre • Buecher • eBooks • Erster Weltkrieg • Erzählendes Sachbuch • Erzherzog Franz Ferdinand • Geschenk • Geschenke • Geschenk Junge 10 Jahre • Geschenk jungen 10 jahre • Geschichte • Grabenkrieg • J.R.R. Tolkien • Kaiser Wilhelm II. • Kinderbuch • Kinderbücher • Kinderbücher ab 10 jahre • Kindersachbuch • Kinderwissen • Krieg • Lawrence von Arabien • Mädchen Geschenke • mädchen geschenke 11 jahre • Mata Hari • Neuerscheinung • Roter Baron • Sachwissen für Kinder • Somme • U-Boot • Unterhaltungshistorik • Verdun • Vorgeschichte Erster Weltkrieg • Weihnachten • Weihnachtsfrieden • Weihnachtsgeschenke • Weihnachtsgeschenke für Kinder • weinachtsgeschenke • Zeppelin
ISBN-10 3-641-27410-9 / 3641274109
ISBN-13 978-3-641-27410-8 / 9783641274108
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