Die sechs Kraniche (Die sechs Kraniche 1) (eBook)

Ein grausamer Fluch und eine große Liebe: Hochromantische Fantasy!
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2022 | 1. Auflage
480 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93557-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die sechs Kraniche (Die sechs Kraniche 1) -  Elizabeth Lim
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Prinzessin Shiori hat ihre verbotenen magischen Kräfte bisher sorgfältig verborgen. Doch am Morgen ihrer arrangierten Hochzeit verliert sie die Kontrolle über ihre Magie. Ihre Stiefmutter Raikama wittert in ihr eine gefährliche Konkurrentin. Sie verbannt die Prinzessin, verwandelt ihre Brüder in Kraniche und belegt Shiori mit einem Fluch: Sobald ein Wort über ihre Lippen kommt, wird ein Bruder sterben. Auf der Suche nach den Kranichen entdeckt Shiori eine Verschwörung mit dem Ziel, den Thron zu übernehmen. Um das zu verhindern, braucht sie ausgerechnet die Hilfe ihres unbekannten Bräutigams - und sie ist auf alles gefasst, aber nicht darauf, sich zu verlieben ... Von der Bestseller-Autorin von »Ein Kleid aus Seide und Sternen« »Dieses Buch ist reine Magie!« Kristin Cashore, Spiegel- und NYT-Bestseller-Autorin (»Die Beschenkte«) »MAGISCH, SPANNEND und WUNDERSCHÖN!« LizzyNet

Elizabeth Lim wuchs in der Nähe von San Francisco auf und kam schon früh mit Märchen, Mythen und Liedern in Berührung. Nach ihrem Studium an der Juilliard School und am Harvard College arbeitete sie zunächst als Komponistin für Filme und Computerspiele, bevor sie mit dem Schreiben begann. Seither stürmen ihre atmosphärischen Fantasy-Romane die Bestsellerlisten. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter in New York.

Elizabeth Lim wuchs in der Nähe von San Francisco auf und kam schon früh mit Märchen, Mythen und Liedern in Berührung. Nach ihrem Studium an der Juilliard School und am Harvard College arbeitete sie zunächst als Komponistin für Filme und Computerspiele, bevor sie mit dem Schreiben begann. Seither stürmen ihre atmosphärischen Fantasy-Romane die Bestsellerlisten. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter in New York. Birgit Schmitz hat Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft studiert und arbeitete einige Jahre als Dramaturgin. Heute lebt sie als Literaturübersetzerin und Lektorin in Frankfurt am Main.

Kapitel 1

Der Grund des Sees schmeckte nach Schlamm, Salz und Reue. Das Wasser war sehr trüb, und es war eine Qual, die Augen offen zu halten, aber ich danke den großen Göttern, dass ich es tat. Denn sonst hätte ich den Drachen nicht gesehen.

Er war kleiner, als ich mir Drachen vorgestellt hatte, ungefähr so groß wie ein Ruderboot, und er hatte funkelnde rubinrote Augen und Schuppen, so grün wie reinste Jade. Mit den gigantischen Kreaturen, die ganze Kriegsschiffe verschlingen konnten, wie es in den Legenden über Drachen behauptet wurde, hatte er also nicht das Geringste gemein.

Er schwamm näher heran, bis seine runden roten Augen so dicht vor mir waren, dass ich mich darin spiegeln konnte.

Er schaute mir beim Ertrinken zu.

Hilfe, bettelte ich. Mir war die Luft ausgegangen, und ich hatte nur noch eine knappe Sekunde, bis meine Welt zusammenschrumpfen und mein Leben zu Ende sein würde.

Der Drache betrachtete mich und hob seine federartige Augenbraue. Einen Moment lang wagte ich zu hoffen, dass er mir helfen würde. Aber er legte seinen Schwanz um meinen Hals und quetschte das letzte bisschen Atemluft aus mir heraus.

Und es wurde schwarz um mich.

Rückblickend betrachtet hätte ich meinen Zofen besser nicht erzählt, dass ich in den Heiligen See springen wollte. Ich sagte es ihnen auch nur, weil die Hitze an diesem Morgen schier unerträglich war. Sogar die Chrysanthemenbüsche waren verwelkt und die Milane segelten stumm über die Zitronenbäume hinweg. Zu ausgedörrt waren ihre Kehlen. Ganz abgesehen davon, dass ein Bad im See mir als absolut vernünftige Alternative zu meiner Verlobungsfeier erschien – die ich gern als das trostlose Ende meiner Zukunft bezeichnete.

Leider glaubten die Zofen mir, und die Nachricht verbreitete sich schneller als Dämonenfeuer bis zu meinem Vater. Nur Minuten später sandte er einen meiner Brüder mit einem Gefolge streng dreinblickender Wachen aus, um mich abzuholen.

Hier war ich also und wurde am heißesten Tag des Jahres über die unzähligen Flure des Palasts geführt. Dem trostlosen Ende meiner Zukunft entgegen.

Während ich meinem Bruder einen weiteren sonnendurchfluteten Flur entlang folgte, zupfte ich an meinem Ärmel herum und tat so, als wollte ich ein Gähnen verbergen, damit ich unauffällig einen Blick hineinwerfen konnte.

»Hör auf zu gähnen«, tadelte Hasho mich.

Ich ließ den Arm sinken und gähnte noch einmal. »Wenn ich sie alle jetzt schon rauslasse, muss ich es später nicht vor Vater tun.«

»Shiori …«

»Lass du dich mal im Morgengrauen wecken und dir mit tausend Strichen die Haare bürsten«, entgegnete ich. »Versuch du doch mal, in Bergen von Seide herumzulaufen.« Ich hob die Arme, aber die Ärmel meiner Gewänder waren so schwer, dass ich sie nur mit Mühe oben behalten konnte. »Schau dir diese vielen Stoffschichten an. Ich könnte ein ganzes Schiff damit auftakeln, um über das Meer zu segeln!«

Hashos Mund umspielte die Andeutung eines Lächelns. »Die Götter lauschen dir, liebe Schwester. Beklag dich nur weiter so und dein Verlobter bekommt für jedes Mal, wenn du es ihnen gegenüber an Achtung fehlen lässt, eine Pockennarbe mehr.«

Mein Verlobter. Jede Erwähnung seiner Person ging mir zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus, und meine Gedanken wanderten zu angenehmeren Dingen. Zum Beispiel dazu, dass ich den Palastkoch beschwatzen könnte, mir sein Rezept für Rote-Bohnen-Paste zu verraten, oder – besser noch – mich auf einem Schiff zu verstecken, das mich über die Taijin-See brachte.

Da ich die einzige Tochter des Kaisers war, hatte ich noch nie irgendwo hinreisen, geschweige denn die Hauptstadt Gindara verlassen dürfen. In einem Jahr würde ich für solche Eskapaden zu alt sein. Und zu verheiratet.

Meine schmachvolle Lage ließ mich laut aufseufzen. »Dann bin ich verloren. Er wird abscheulich aussehen.«

Mein Bruder gluckste und schob mich weiter vorwärts. »Komm jetzt, keine Klagen mehr. Wir sind fast da.«

Ich verdrehte die Augen. Hasho klang allmählich, als wäre er siebzig und nicht siebzehn. Eigentlich mochte ich ihn von meinen sechs Brüdern am liebsten – er war als Einziger ebenso schlagfertig wie ich. Aber seit er angefangen hatte, sein Dasein als Prinz so schrecklich ernst zu nehmen und seinen scharfen Verstand beim Schachspiel zu vergeuden, anstatt Unsinn zu treiben, gab es gewisse Dinge, die ich ihm nicht mehr erzählen konnte.

Zum Beispiel, was ich in meinem Ärmel verbarg.

Ein Kitzeln wanderte meinen Arm hinauf, und ich kratzte mich am Ellenbogen.

Zur Sicherheit hielt ich die weite Öffnung meines Ärmels zu. Wenn Hasho gewusst hätte, was ich unter all den Stofflagen verbarg, hätte ich ganz schön was zu hören bekommen.

Von ihm oder von Vater.

»Shiori«, flüsterte Hasho. »Stimmt was nicht mit deinem Kleid?«

»Ich dachte schon, ich hätte die Seide bekleckert«, log ich und tat so, als riebe ich an einem Fleck auf meinem Ärmel herum. »Es ist so heiß heute.« Ich lenkte meinen Blick demonstrativ auf die Berge und den See draußen. »Würdest du nicht auch lieber eine Runde schwimmen gehen, statt einer langweiligen Zeremonie beizuwohnen?«

Hasho beäugte mich misstrauisch. »Lenk nicht vom Thema ab, Shiori.«

Ich neigte mein Haupt, gab mir alle Mühe, reumütig dreinzuschauen – und zupfte heimlich meine Ärmel zurecht. »Du hast recht, Bruder. Es wird Zeit, dass ich erwachsen werde. Ich danke dir dafür … dafür …«

Wieder spürte ich ein Kitzeln am Arm und schlug mir auf den Ellenbogen, um das Geräusch zu übertönen. Mein Geheimnis wurde zunehmend unruhig und seine Bewegungen zeichneten sich unter dem Stoff meines Kleids ab.

»… dass du mich zu meinem Verlobten geleitest«, beendete ich rasch den Satz.

Ich hastete auf den Audienzsaal zu, aber Hasho erwischte mich am Ärmel, hob ihn an und schüttelte ihn kräftig.

Ein Papiervogel kam herausgeschossen, so groß wie eine Libelle und auch genauso schnell. Von Weitem sah er aus wie ein kleiner Spatz mit einem roten Punkt am Kopf; er flog von meinem Arm zum Kopf meines Bruders und flatterte dann, heftig mit den schmalen Flügeln schlagend, vor seinem Gesicht herum.

Hasho fiel die Kinnlade herunter, seine Augen weiteten sich vor Schreck.

»Kiki!«, flüsterte ich streng und hielt meinen Ärmel auf. »Komm zurück!«

Aber Kiki gehorchte nicht. Sie ließ sich auf Hashos Nase nieder und strich mit einem Flügel darüber, um ihm ihre Zuneigung zu zeigen. Meine Schultern entspannten sich; alle Tiere mochten Hasho, und ich war sicher, sie würde ihn verzaubern, so wie sie mich verzaubert hatte.

Doch mein Bruder schlug sich die Hände vors Gesicht, um sie zu fangen.

»Tu ihr nicht weh!«, schrie ich.

Kiki flog auf und entging seinen Fangversuchen nur knapp. Sie prallte gegen die hölzernen Läden und schoss – auf der Suche nach einem offenen Fenster – weiter den Flur entlang.

Ich wollte ihr nachlaufen, aber Hasho packte mich und hielt mich fest, sodass meine Schläppchen über den glatten Holzboden rutschten.

»Lass ihn fliegen«, sagte er mir ins Ohr. »Darüber reden wir später noch.«

Die Wachen öffneten uns die Türen und einer von Vaters Ministern meldete mich an: »Prinzessin Shiori’anma, jüngstes Kind und einzige Tochter von Kaiser Hanriyu und der verstorbenen Kaiserin …«

Drinnen, am anderen Ende des riesigen Saals, saßen mein Vater und seine Gemahlin, meine Stiefmutter. Die Luft vibrierte von Ungeduld, Höflinge falteten ihre bereits feuchten Taschentücher neu, um sie an ihre schweißnassen Schläfen zu drücken. Ich sah die Rücken von Lord Bushian und seinem Sohn – meinem Verlobten –, die vor dem Kaiser knieten. Nur meine Stiefmutter bemerkte mich, da ich erstarrt auf der Türschwelle stehen geblieben war. Sie neigte den Kopf und fixierte mich mit ihren hellen Augen.

Mir lief ein Schauer den Rücken herunter. Plötzlich hatte ich Angst, dass ich so werden würde wie sie – kalt und traurig und einsam –, wenn ich diese Verlobung einging. Und schlimmer noch: dass ich Kiki nicht fand, aber es vielleicht jemand anders tat und Vater von meinem Geheimnis erfuhr …

Dass ich einen Papiervogel mithilfe von Magie zum Leben erweckt hatte.

Verbotener Magie.

Ich wirbelte herum und drückte mich an Hasho vorbei, der zu überrascht war, um mich aufhalten zu können.

»Prinzessin Shiori!«, riefen die Wachen. »Prinzessin!«

Ich streifte meinen festlichen Umhang ab, während ich Kiki hinterherrannte. Allein die Stickereien wogen schon so viel wie der Harnisch eines Wächters, und sobald ich meine Schultern und Arme von ihrem Gewicht befreit hatte, war es, als wüchsen mir Flügel. Ich ließ einen Teich aus Seide im Flur zurück und sprang aus einem der Fenster in den Garten.

Das grelle Sonnenlicht stach mir in die Augen, und ich musste sie zusammenkneifen, um Kiki überhaupt sehen zu können. Sie segelte durch den Kirschbaumhain und dann an den Zitronenbäumen vorbei, wo ihr hektisches Geflatter die Milane auffliegen ließ.

Eigentlich hatte ich Kiki, gut versteckt in einem Schmuckkästchen, in meinen Gemächern lassen wollen, aber sie hatte mit den Flügeln geschlagen und so heftig gegen ihr Gefängnis rebelliert, dass ich Angst bekam, ein Diener könnte sie während der Verlobungszeremonie entdecken.

Das Beste wird sein, ich behalte sie bei mir, hatte ich gedacht.

Versprichst du, brav zu...

Erscheint lt. Verlag 4.3.2022
Reihe/Serie Die sechs Kraniche
Die sechs Kraniche
Übersetzer Birgit Schmitz
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte All Age Fantasy • Bestseller • Ein Kleid aus Seide und Sternen • Fantasy Abenteuer für junge Erwachsene • Fantasy für Jugendliche • Fantasy Liebesromane • Fantasy Romance • High Fantasy • Japanische Mythologie • jugendbuch mädchen ab 14 • Liebesromane für Junge Erwachsene • NYT-Bestseller • Romance Romantasy Fantasy • Romantasy Bücher für Jugendliche • Romantic Fantasy • Romantic Fantasy Bücher • Young Adult • Young Adult Romance
ISBN-10 3-646-93557-X / 364693557X
ISBN-13 978-3-646-93557-8 / 9783646935578
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