Ruby 1: Ruby (eBook)

Fünf Freundinnen, zwei Familien und jede Menge Chaos
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
272 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93585-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ruby 1: Ruby -  Susanne Fülscher
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Ruby wohnt jeweils eine Woche bei ihrer Mutter am grünen Stadtrand, die darauffolgende Woche bei ihrem Vater in einer WG mitten in Bunt-Berlin. Sie liebt es, zwischen den beiden Lebenswelten hin und her zu pendeln. Vor allem, als ein Zimmer in der WG des Vaters neu vermietet wird und ein gefeierter Popstar einzieht ... Als dann auch noch ihre Mutter einen peinlichen Zeitungsartikel über Ruby schreibt, ist das  Chaos perfekt. Zum Glück bequatschen die besten Freundinnen Ruby, sich mit einer Mail an die Zeitung zu wehren: 'Wie es wirklich war'!

Susanne Fülscher hat um die 60 Romane für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geschrieben, die mehrfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt wurden. Sie lebt als freie Schriftstellerin und Drehbuchautorin in Berlin.

Susanne Fülscher hat um die 60 Romane für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geschrieben, die mehrfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt wurden. Sie lebt als freie Schriftstellerin und Drehbuchautorin in Berlin. Verzauberte Welten, malerische Tierwesen und entzückende Märchen kreiert die Illustratorin Isabelle Metzen. Sie hat schon als Kind leidenschaftlich gern gezeichnet. Heute lebt sie In einer Atelierwohnung hoch über den Dächern Bochums und lässt sich von ihren beiden Katzen zu neuen Bildern inspirieren.

Das bin ich: Ruby. Zwölf Jahre alt, eichhörnchenbraune Haare, breiter Mund, Stupsnase, Schuhgröße siebenunddreißig, gummibärchen- und eissüchtig, Blecheimer-Lache.

Okay, das mit der Blecheimer-Lache stammt nicht von mir, das sagt meine beste Freundin Linh über mich. Linh muss es wissen. Sie hat schwarze glatte Haare, eine süße Zahnlücke (weshalb sie eine Zahnspange trägt) und lächelt von morgens bis abends wie die berühmte Mona Lisa auf dem Gemälde. Mit geschlossenen Lippen. Wenn sie aus Versehen mal laut lachen muss, hält sie sich rasch die Hand vor den Mund. Ganz im Ernst! Sie sitzt dann da und prustet so lange in die gekrümmte Hand, bis sie Luftnot kriegt und beinahe umkippt. Meine Theorie ist ja, dass sie sich wegen ihrer Spange schämt. Aber das braucht sie gar nicht. Zahnspangen sind cool. Allein in meiner Klasse tragen zwei Jungs und drei Mädchen eine. Zum Beispiel Anouk-Bernadette-Claudine. Unser Schneewittchen mit den langen dunklen Locken. Sie hat eine superteure Zahnspange mit bunten Gummis an den Brackets und gibt immer fürchterlich damit an. Ihrer Ansicht nach vergammeln die Zähne, wenn man ein günstigeres Modell nimmt. Aber ABC, wie wir sie heimlich nennen, ist sowieso eine blöde Kuh. Mit Tendenz zur Mega-Zicke.

Zum Glück gibt es andere Mädchen auf der Welt. Zum Beispiel Linh, die auf einer Skala von eins bis zehn eine glatte Dreizehn ist. Mindestens. Linh und ich kennen uns schon seit elfeinhalb Jahren. An die erste Baby-Zeit, als wir in der Krabbelgruppe wie Robben auf einer Decke herumgerutscht sind, kann ich mich zwar nicht erinnern, aber laut Mama waren wir schon in den ersten Lebensmonaten total dicke miteinander und haben uns Baby-Küsse gegeben. Und angeblich hatte Linh schon damals tolles schwarzes Haar. Ich war dagegen ein Glatzkopf mit eichhörnchenbraunem Flaum.

Linh und ich wohnen in Grün-Berlin. So nennt Omi Moni unseren Stadtteil Karlshorst. Weil es hier so grün ist wie irgendwo draußen auf dem Land. Dabei brauchen wir nur knapp sechzehn Minuten mit der S-Bahn bis zum Alexanderplatz und schon sind wir mitten im Trubel. Linhs Eltern haben ein paar Häuser weiter einen kleinen Obst- und Gemüseladen, in dem man auch leckere vietnamesische Sachen wie Glasnudeln, Reiscracker oder Erdnusskekse kaufen kann. Unten ist das Geschäft, eine Treppe rauf die Wohnung. Wenn ich mich beeile, bin ich in drei Minuten bei Linh, wenn ich trödele, in vier. Mit dem Rad sind es geschätzt siebzehn Sekunden. Das ist praktisch, weil wir uns so in der Woche, in der ich bei meiner Family eins in Grün-Berlin wohne, jeden Tag sehen können.

Wechsele ich in der Woche darauf zu meiner Family Nummer zwei ins trubelige Friedrichshain (Omi Moni sagt Bunt-Berlin zu dem Stadtteil), treffe ich mich mit Charlie aus meiner Klasse. Auch sie ist auf einer Skala von eins bis zehn eine Dreizehn. Mindestens. Das heißt, sie ist genauso meine beste Freundin wie Linh. Charlie und ich mögen beide Pommes Rot-Weiß, wir machen die Gegend unsicher und helfen uns gegenseitig bei den Hausaufgaben.

Charlie heißt eigentlich Charlotte, aber weil sie kürzere lockige Haare hat und am liebsten Jungsklamotten aus dem Secondhandladen anzieht, nennen sie alle nur Charlie. An den meisten Tagen im Jahr trägt sie einen schwarzen Hut vom Flohmarkt, manchmal auch noch eine Sonnenbrille in Herzform, was richtig cool aussieht.

Okay, das mit meinen zwei Familien muss ich erklären. Seit der Trennung von Mama und Papa pendele ich wochenweise zwischen ihnen hin und her. Anfangs war ich megatraurig und habe mich verloren gefühlt. Mittlerweile komme ich richtig gut klar. Es hat sogar ziemlich viele Vorteile:

Ich wohne in zwei coolen Zimmern, bekomme manchmal (aus Versehen) doppelt Taschengeld und habe in jeder Wohnung Anziehsachen für unerwartete Hitzewellen, Wintereinbrüche, Tornados und Monsunregenfälle. Dazu besitze ich zwei Turnbeutel, zwei Brotdosen, zwei Trinkflaschen und zwei Paar Hausschuhe.

Das Einzige, was ich nur einmal habe, ist mein Rucksack. Das olivgrüne Teil ist megaabgewetzt und hat Flecken, trotzdem ist es mein Ein und Alles. Für den Fall, dass ich jetzt sofort auf eine einsame Insel auswandern müsste, hätte ich alles dabei, was man zum Überleben braucht: einen warmen Kapuzenpulli, einen Kuschel-Schal für traurige Momente, meinen kleinen Glücksbären, den Schülerausweis und die Fahrkarte, Schulsachen, das Notizheft für meine Listen, Gummibärchen, zuckerfreie Energieriegel von Mama, ein dickes Buch, mein Handy, Hundepups-Beutel, Taschentücher, Haargummis, Lippenbalsam und noch vieles mehr.

Meine Family eins in Grün-Berlin besteht aus Mama und mir, Omi Moni (ich nenne sie nur Omimomi, weil ich ihren Namen als kleines Kind nicht richtig aussprechen konnte) und Opa Ritschie, unserem Mops Püppi, vier Gartenzwergen, einer Hundeskulptur mit abgebrochenem Schwanz und einem Igel, der manchmal auf der Terrasse vorbeischaut.

Mama hat genauso eichhörnchenbraune Haare wie ich (nur kürzer), immer rot geschminkte Lippen, sie lacht viel und gerne (daher ihre hundertsiebzigtausend Lachfältchen) und ist von Beruf freie Journalistin. Frei klingt nach viel Spaß und tun und lassen können, was man will, aber das stimmt nicht. Mama muss ganz schön viel arbeiten, damit wir alles bezahlen können, was wir brauchen.

Als Mama und Papa sich vor anderthalb Jahren haben scheiden lassen, bin ich mit Mama in die Einliegerwohnung in Omi Monis und Opa Ritschies Haus im Spatzenstieg gezogen. Die zusätzliche Wohnung mit dem extra Eingang haben meine Großeltern einbauen lassen. Um sie zu vermieten oder für Gäste. Und jetzt leben Mama und ich eben dort. Das Tolle daran ist, dass wir drei kuschelig-kleine Zimmer, eine Küche und ein Bad für uns allein haben, aber trotzdem viel Zeit mit Omi und Opa verbringen. Wir essen zusammen und quatschen oder sitzen auch mal im Garten um den Feuerkorb.

Früher, also als wir noch eine ganz normale Family waren, haben Papa, Mama und ich nur zwei Straßen weiter gewohnt. In einem Reihenhaus mit aufblasbarem Swimmingpool im Garten. Der Pool liegt nun verpackt im Keller und da darf er von mir aus weiter schmoren. So mega finde ich es nicht mehr, darin herumzuplanschen.

Meine Family zwei im Zentrum von Berlin besteht aus Papa und mir, Karl und Enrico (das sind die Hauptmieter der großen Altbauwohnung), ihrer Katze Honey (sie heißt so wegen ihres honigfarbenen Fells) und einem weiteren Mitbewohner, der sich meist nur für ein oder zwei Monate bei uns einquartiert.

Papa … hm, keine Ahnung, wie ich meinen Vater beschreiben soll. Papa ist eben Papa! Er ist durchschnittlich groß, hat stoppelige braune Haare und trägt stinknormale Sachen (Jeans und T-Shirt oder Hemd). Das einzig Außergewöhnliche an ihm sind seine abstehenden Dumbo-Ohren und sein Beruf. Während andere Väter ganz normal in ein Büro gehen, denkt sich Papa als Kochbuch-Autor Rezepte aus, kocht sie zur Probe und verwandelt die Küche dabei regelmäßig in ein Schlachtfeld.

Karl und Enrico sind ein Paar. Das heißt, sie lieben sich, so wie sich Mama und Papa früher mal geliebt haben. Mit dem kleinen Unterschied, dass die beiden sich immer noch lieben und in absehbarer Zukunft heiraten wollen. Das ist ziemlich romantisch, aber manchmal macht es mich auch ein wenig traurig. Weil ich dann an Mama und Papa denken muss, bei denen es anders gelaufen ist. Die zwei werden sich bestimmt nicht wieder zurückverlieben, ein zweites Mal heiraten und ein Geschwisterchen für mich bekommen. Dabei wünsche ich mir nichts sehnlicher! Eine nervige kleine Schwester oder einen nervigen kleinen Bruder, das wäre mir völlig egal.

Zum Glück komme ich mit Karl und Enrico supergut aus. Sie sind die besten Mitbewohner, die man sich nur vorstellen kann, und so was wie Papa zwei und Papa drei für mich. Ganz ehrlich, zwei Ersatz-Väter zu haben ist fast wie ein Sechser im Lotto. Besonders, wenn sie so lässig drauf sind wie die beiden. Sie haben immer ein offenes Ohr für mich und ich darf jederzeit ohne zu fragen an ihre Vorratsdose mit Süßigkeiten gehen. Dort gibt es immer die leckersten Naschsachen: Lakritz, englische Toffees, Pfefferminzschokolade, Weingummi und Ingwerstäbchen mit dunklem Schokoüberzug. Und wenn ich die beiden nur lieb anlächele, erlauben sie mir, im Gegensatz zu Papa, beinahe alles.

Karl ist fast zwei Meter groß, hat grau melierte Locken und trägt schon morgens beim Frühstück ein weißes, picobello gebügeltes Hemd zur eleganten schwarzen Anzughose. Dabei braucht er den Anzug erst abends, wenn er im Orchester Geige spielt. Enrico ist einen Kopf kleiner als Karl, hat einen Genuss-Bauch (wie er selbst sagt) und betreibt unten im Haus das Café Sieben Törtchen. Wie die Jungs in meiner Klasse liebt er Rapper-Klamotten und Sneakers. Das sieht richtig cool an ihm aus.

Karl und Enrico leben schon seit ewigen Zeiten in der Altbauwohnung in Bunt-Berlin. Weil sie mit den sieben Zimmern, zwei Bädern und der geräumigen Küche für zwei Leute zu groß ist, vermieten sie drei Zimmer unter. Zwei davon bewohnen Papa und ich. Das dritte Zimmer – es hat eine wilde Blumentapete und liegt gleich bei mir nebenan – nehmen Leute, die nur für eine kurze Zeit eine Bleibe in Berlin suchen. Oder auf wilde Blumentapeten stehen, was weiß ich. Zuletzt hat dort ein Yogalehrer gehaust, der beim Essen fürchterlich geschmatzt hat. Davor eine Opernsängerin mit Dauererkältung, davor eine Studentin mit zwei verschmusten Ratten, die unsere Katze Honey fast erledigt hätte … Dabei tut sie sonst keiner Fliege etwas zuleide.

Aber das Irrste an der Wohnung ist das kleine Kino. Enrico liebt Filme und hat es vor ein paar Jahren extra...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2022
Reihe/Serie Ruby
Ruby
Illustrationen Isabelle Metzen
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Berlin Mädchenbuch • Buch Scheidungskinder • Friedrichshain • Geschenk Mädchen ab 10 • Homosexualität • jugendbuch ab 10 • Jugendbuch Familie • Jugendbuch Freundschaft • Jugendbuch Großstadt • Jugendroman Berlin • Karlshorst • Kinderbuch Vielfalt • lustiges Buch • Mädchenbuch ab 10
ISBN-10 3-646-93585-5 / 3646935855
ISBN-13 978-3-646-93585-1 / 9783646935851
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