All Our Hidden Gifts - Die Kraft der Talente (All Our Hidden Gifts 2) (eBook)

Moderne Urban Fantasy der Extraklasse
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
400 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93326-0 (ISBN)

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All Our Hidden Gifts - Die Kraft der Talente (All Our Hidden Gifts 2) -  Caroline O'Donoghue
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Vier Teens. Vier übersinnliche Gaben. Eine große Gefahr. Spannende Urban Fantasy voll düsterer Überraschungen. Seit Maeve, Roe und Fiona mithilfe der Tarotkarten die verschwundene Lily zurückgeholt haben, ist vieles anders. Nicht mehr nur Maeve verfügt über eine Gabe. Auch die anderen drei haben jetzt magische Fähigkeiten, die sie im Laufe des Sommers immer besser beherrschen. Und das ist auch nötig. Denn die Kinder Brigids, die christliche Organisation mit der übersinnlichen Agenda, gewinnen an Einfluss. Mit ihren reaktionären Ideen unterwandern sie Maeves Schule. Doch sie haben es vor allem auf die vier »Hexen« abgesehen. Denn Magie ist Macht - und wer sie besitzt, bestimmt vielleicht über die Welt. Cool, übersinnlich, engagiert - furiose Unterhaltung mit magischem Twist! Alle Bände der Serie »All Our Hidden Gifts«:  All Our Hidden Gifts 1 - Die Macht der Karten All Our Hidden Gifts 2 - Die Kraft der Talente All Our Hidden Gifts 3 - Das Haus der Magie

Caroline O'Donoghue ist Journalistin und Autorin. Sie hat mehrere Romane veröffentlicht, schreibt u.a. für den Irish Independent, Glamour und Buzzfeed und hat eine feste Kolumne im Irish Examiner. Als Gastgeberin des Podcasts »Sentimental Garbage« spricht sie mit anderen Autor*innen über Unterhaltungsliteratur. Die Serie »All Our Hidden Gifts« ist ihr Debüt im Jugendbuch. Mehr über die Autorin unter @Czaroline auf Twitter.

Caroline O'Donoghue ist Journalistin und Autorin. Sie hat mehrere Romane veröffentlicht, schreibt u.a. für den Irish Independent, Glamour und Buzzfeed und hat eine feste Kolumne im Irish Examiner. Als Gastgeberin des Podcasts »Sentimental Garbage« spricht sie mit anderen Autor*innen über Unterhaltungsliteratur. Die Serie »All Our Hidden Gifts« ist ihr Debüt im Jugendbuch.  Mehr über die Autorin unter @Czaroline auf Twitter. Christel Kröning studierte in Düsseldorf Literaturübersetzen. Neben Unterhaltungs- und Jugendliteratur (z. B. Juno Dawson) übersetzt sie Sachbücher, Lyrik, Essays und Erzählungen (u. a. von Virginia Woolf) aus dem Englischen ins Deutsche. Rund um das Thema Literaturübersetzen hält sie auch Vorträge und sie engagiert sich im Presseteam des Verbands der Literaturübersetzer*innen, VdÜ. Mehr über Christel Kröning auf www.christelkroening.de

KAPITEL 1

Diesen Sommer werde ich wohl für immer als den Sommer in Erinnerung behalten, in dem Roe Autofahren und ich Gedankenlesen lernte.

Seit Roe im Juni seinen Führerschein in der Tasche und das Auto seiner Mum zur Verfügung hat, ist dieses Auto ein Teil von ihm. Ein Teil von uns. Was sagen Schauspieler so gern im Interview? »Ja, also, im Grunde war New York City unser fünfter Hauptdarsteller.« Eben diese Logik lässt sich auf Mrs O’Callaghans Nissan Micra anwenden. Roe nennt ihn Linda. Mum nennt ihn »die Rennmade«.

»Maeve«, ruft Mum die Treppe hoch. »Die Rennmade steht vor der Tür.«

Ich stapfe nach unten, und zwar reichlich unbeholfen, weil meine neuen Doc Martens noch nicht eingelaufen sind und mir die Haut aufscheuern. Mum will K2 gerade seine Augentropfen verabreichen und hat sich, so gut es geht, den Hundekopf unter den Arm geklemmt. Während sie K2 mit der einen Hand das Lid hochzieht und mit der anderen das Arzneifläschchen ergreift, pflücke ich meine Umhängetasche von der Garderobe.

»Nimm eine Jacke mit.«

»Warum denn?«, frage ich auf dem Weg zur Tür. »Ist doch voll schönes Wetter.«

»Hm?«

Erst da fällt mir auf, dass Mum den Satz gar nicht laut ausgesprochen hat. Ich hab auf etwas reagiert, das sie nur gedacht hat. Sie guckt mich komisch an.

Roe hatte das mit dem Autofahren in zwei Stunden oder so drauf, Gedankenlesen hingegen lernt sich nur auf langsame, seltsame Art und – idealerweise – mit Blickkontakt. Man sollte wirklich wissen, wann sich der Mund des Gegenübers bewegt und wann nicht.

»Ach, ich dachte bloß …«, sage ich und gehe zurück zu Mum. »Ich dachte, ich hätte dich sagen hören, dass …«

K2 windet sich aus Mums Griff und will davonspazieren. Sie schnappt ihn sich wieder. »Es wird bestimmt kühl später.«

»Wir haben August!«

»Wir sind in Irland!«

Ich zucke die Schultern und wende mich wieder zur Tür, da höre ich Mum noch einmal.

»Brauchst du … Geld?«

Ich antworte nicht sofort. »Nein, danke. Nuala hat mir gestern erst meinen Lohn ausgezahlt, alles gut.«

Im Orakel jobbe ich seit Ferienbeginn. Große Personalausgaben kann Nuala sich mit ihrem Esoterikladen nicht leisten, aber da ich offenbar außer Tarotkarten und McDonald’s-Essen eh nichts kaufe, reicht es.

»In meiner Handtasche«, sagt Mum nach einer Pause, »wär ein Zehner, falls du willst.«

»Ich brauche nichts, Mum.«

»Nimm das Geld … Ach, Mist.« Nachdem soundso viele Tropfen die Hundeaugen verfehlt haben, gibt Mum es auf und lässt K2 wieder frei. »Nimm es einfach. Nur für den Fall.«

Mum glaubt – wie alle außer Roe, Fiona, Lily, Nuala und mir – an die offizielle Version: also dass das Ritual ein Suizidversuch war.

Fiona hat mit ihrer ursprünglichen Tarngeschichte leider doch nicht so überzeugt, wie wir dachten. Dabei hat sie die Rolle der albernen Schauspielschülerin, die mit zwei Freunden eine Messerszene proben wollte, wirklich mit Bravour gespielt. Trotzdem haben alle nur abgewartet, dass wir uns beruhigen – damit sie dann herausfinden können, was tatsächlich passiert ist. Spätestens da haben sich meine telepathischen Fähigkeiten als sehr nützlich erwiesen.

Wenn ich mich konzentriere, kann ich die Lichter der Menschen sehen. Jetzt gerade erkenne ich das meiner Mutter – ein silbern schimmerndes Lila – und folge ihm schnurstracks bis in ihren Geist, bis ich genau weiß, was sie hören will. Ich weiß, wann ich sie beruhigen muss und wann ihr ausweichen, wann ich mitschwingen lasse, dass es mehr zu wissen gibt und dass ich es ihr eines Tages sagen werde, nur nicht heute.

Seit dem Ritual sind fünf Monate vergangen. Fünf Monate, seit Lily O’Callaghan einen Februar lang verschwunden war. Seit ein Zauber und ein Kampf um ein Messer Roe und mich fast umgebracht haben. Seit Lily aus dem Fluss gestiegen ist, tropfnass und stinkwütend. Im Gegensatz zu Fiona, Roe und mir sieht sie gar nicht ein, warum sie lügen sollte. Sie antwortet jedes Mal geradeheraus: »Ich war der Fluss.« Stets mit Trauer und Sehnsucht in der Stimme. »Und der Fluss war ich.«

Am häufigsten treffe ich im Geist meiner Mutter auf Sorgen – an sich vielleicht keine große Überraschung, doch die Form der Sorgen schon. Ständig denkt sie, dass ich ihr entglitten und an einem Ort gelandet bin, wo mir Gefahr droht. Sie wünscht sich so sehr, dass ich sie wieder brauche. Deswegen will sie mir Geld geben, und wenn ich es annehme, wird sie sich freuen.

»Okay«, sage ich und angele den Schein aus ihrer Handtasche. Dann gebe ich ihr ein Küsschen auf die Wange. »Danke.«

Und das Lila erglüht.

Als Fiona mich kommen sieht, öffnet sie die Beifahrertür und steigt aus, um sich neben Lily auf die Rückbank zu setzen. Diese kleine Autohierarchie gefällt mir immer wieder. Ich bin die feste Freundin, deswegen sitze ich vorn. Die liierten Mädchen an der Schule habe ich dafür schon immer bewundert: für diese Gestandene-Staatsfrau-Energie, für die Erhabenheit der First Lady. Nie hätte ich gedacht, mal eine von ihnen zu sein. Und jetzt, da ich genau das bin – ein Feste-Freundin-Mädchen –, fühle ich mich zwangsläufig älter. Berechtigter, irgendwie.

Wann immer es geht, verwendet Roe geschlechtsneutrale Formulierungen, aber wir haben immer noch keinen vernünftigen Ersatz gefunden für Freund und Freundin. Wir haben gegoogelt. Lover ist kitschig und technisch gesprochen nicht zutreffend. Partner ist zu öde, zu erwachsen. Danach kommt dann schon Schatz, Liebling et cetera, und bei der Vorstellung, so was in der Öffentlichkeit zu sagen, kommt sowohl Roe als auch mir das Frühstück hoch. Manchmal nenne ich ihn »mein Festie«, so aus Jux, aber allermeistens einfach »Roe«.

»Also, Chambers«, sagt Fiona, während sie den Beifahrersitz umklappt und auf die Rückbank klettert. »Deine Docs machen immer noch Ärger?«

Ich verziehe das Gesicht und gucke auf meine Füße. Obwohl ich zwei Paar Socken angezogen habe, bluten mir die Hacken. »Woher weißt du das?«

»Weil du watschelst wie eine Ente, die man mit verschreibungspflichtigen Medikamenten gefüttert hat.«

»Kriegst du mich wieder hin?«

»Kostet dich einen Milchshake.«

»Deal.«

»Dann steig ein und zieh die Schuhe aus.«

Als Fiona und ich sitzen, küsse ich Roe auf die Wange, wobei mich seine langen Ohrringe an der Nase kitzeln. Ich habe sie ihm zu seinem Geburtstag im Juni geschenkt. Goldgefasste Perlenhängerchen. In diese Machart hat er sich verguckt, als wir uns zusammen Shakespeare in Love angesehen haben. Der elisabethanische Look hat es ihm angetan. Bei seinem nächsten Bandauftritt will er unbedingt eine Halskrause tragen, die es aber noch zu finden gilt.

»Na, du?«, sagt er und legt den Arm um mich. »Wie läufts mit den Schuhen?«

»Du hast es auch gemerkt?«

»Du kamst aus dem Haus gestakst, als würdest du zum ersten Mal Boden unter den Füßen spüren.«

Lily, schräg hinter mir, schweigt. Sie hat keinen Vergleich parat, wie ich beim Laufen aussehe, und das nicht aus Rücksicht auf meine Gefühle. Als wir Kinder waren und Lily noch kein so gutes Hörgerät wie jetzt hatte, fand sie es schwierig, sich in einer Gruppe zu unterhalten. Sie verlor den Faden, passte irgendwann nicht mehr auf, und die anderen dachten dann, sie wäre mit Absicht unhöflich. Aber auch das ist hier nicht der Fall.

Wer einen Blick auf uns vier wirft, denkt vielleicht, dass wir beste Freunde sind und dass dieses Beste-Freunde-Sein ausgeglichen verteilt ist. Genaueres Hinsehen verrät jedoch, dass Lily fast nie direkt mit mir redet und oft einfach zum Beispiel aus dem Autofenster guckt, wenn ich etwas sage. Beim Anblick ihrer ausdruckslosen Miene im Rückspiegel bekomme ich einen Kloß im Hals. Bitte, denke ich. Bitte mach dich über mich lustig.

»Fiona«, sagt sie stattdessen, »kannst du mir morgen bei Mathe helfen?«

»Mathe?«, frage ich. »In den Ferien?«

Schweigen. Dann Fiona. »Lily bereitet sich auf die Abschlussprüfungen vor, stimmts, Lil?«

»Ja«, antwortet Lily knapp.

Schon bei der reinen Erwähnung der Abschlussprüfungen wird mir ganz flau im Magen. In der zweiten Hälfte des letzten Schuljahrs hat niemand viel von mir erwartet. Alle hielten mir zugute, dass ich durch Lilys jähes Verschwinden und meine merkwürdige Rolle in alldem bestimmt traumatisiert war. Eine Tarotsession, eine gruselige Karte, ein Streit vor der versammelten Schulklasse und dann – puff – Mädchen verschwunden. Und eben jenes Mädchen taucht genau an dem Tag wieder auf, an dem ich mit aufgeschnittenem Handgelenk im Krankenhaus lande. Alles viel zu sonderbar, als dass es für irgendjemanden Sinn ergeben hätte. Erst wurde ich ständig betüddelt, was ich gehasst habe, dann wurde ich geflissentlich ignoriert, was ich echt super fand. Nichts nervt mich mehr als der »Geht es ihr gut?«-Blick, dicht gefolgt von der »Du bist so tapfer«-Kopfschräglage.

Nach den Ferien wird ein anderer Wind wehen. Die Lehrerinnen werden mich nicht länger in Ruhe lassen. Nicht im Abschlussjahr.

»Ich bin komplett aufgeschmissen«, verkünde ich düster.

»Das wird schon«, sagt Roe. »Die Prüfungen sind gar nicht so schwer, wie alle behaupten. Sie machen nur gern ein Riesendrama...

Erscheint lt. Verlag 27.7.2022
Reihe/Serie All Our Hidden Gifts
All Our Hidden Gifts
Übersetzer Christel Kröning
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Auf-einmal-Liebe • Dark Fantasy • Fanatismus • Fantasy Paranormal • Freundschaft • Geisterbeschwörer • Geschlechterrollen Gender • Gesellschaftskritik • LGBTQ+ • Mobbing • romantasy ab 14 • Sekte • Tarot-Karten • Übersinnliche Fähigkeiten • Urban Fantasy
ISBN-10 3-646-93326-7 / 3646933267
ISBN-13 978-3-646-93326-0 / 9783646933260
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