Crescent City - Wenn ein Stern erstrahlt (eBook)
912 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-44066-0 (ISBN)
Sarah J. Maas schrieb bereits mit sechzehn den ersten Entwurf ihrer Erfolgsreihe >Throne of Glass< und schuf damit die Basis ihrer stetig wachsenden, enthusiastischen internationalen Fangemeinde. Mit >Das Reich der sieben Höfe< und >Crescent City< wurde sie endgültig zum globalen Bestsellerphänomen. Die Bücher der gefeierten Fantasy-Autorin haben eine Millionenauflage und wurden in 38 Sprachen übersetzt.
Sarah J. Maas schrieb bereits mit sechzehn den ersten Entwurf ihrer Erfolgsreihe ›Throne of Glass‹ und schuf damit die Basis ihrer stetig wachsenden, enthusiastischen internationalen Fangemeinde. Mit ›Das Reich der sieben Höfe‹ und ›Crescent City‹ wurde sie endgültig zum globalen Bestsellerphänomen. Die Bücher der gefeierten Fantasy-Autorin haben eine Millionenauflage und wurden in 38 Sprachen übersetzt.
PROLOG
Sofie hatte jetzt schon zwei Wochen im Todeslager von Kavalla überlebt.
Zwei Wochen, in denen die Wachen – ausnahmslos Schreckenswölfe – sie noch immer nicht aufgespürt hatten. Alles war nach Plan verlaufen. Der Gestank der langen Tage, die sie im Viehwagen eingepfercht gewesen war, hatte den verräterischen Geruch in ihrem Blut überdeckt. Und er hatte sie auch eingehüllt, als die Wölfe sie und die anderen an den Ziegelsteingebäuden des Lagers entlangführten – quer durch diese neue Hölle, die nur ein Vorgeschmack auf die wahren Pläne der Asteri war, falls der Krieg noch lange andauerte.
Nach zwei Wochen hier im Lager war ihr der Gestank so tief in die Poren gedrungen, dass er sogar die feine Nase der Wölfe täuschte. Heute Morgen hatte sie in der Frühstücksschlange nur ein paar Meter von einem Wachmann entfernt gestanden, aber der hatte nicht mal in ihre Richtung geschnuppert.
Ein kleiner Sieg, aber einer, der in diesen Tagen sehr willkommen war.
Die Hälfte der Stützpunkte der Ophion-Rebellen war gefallen. Schon bald würden weitere folgen. Aber für Sofie gab es jetzt nur zwei Orte: das Lager und den Hafen von Servast, ihr Ziel an diesem Abend. Allein – und sogar zu Fuß – hätte sie den Hafen mit Leichtigkeit erreichen können. Einer der wenigen Vorteile, wenn man zwischen der Identität als Mensch und der als Wanin wechseln konnte … und wenn man noch dazu einer der wenigen Menschen war, die den Sprung in die Unsterblichkeit absolviert hatten.
Dieser Sprung machte sie genau genommen zur Wanin, was ihr eine hohe Lebenserwartung und alle anderen Vorteile schenkte, die ihre menschliche Familie nicht hatte und nie haben würde. Hätten ihre Eltern sie nicht dazu ermutigt, hätte auch sie den Sprung wohl nie absolviert. Aber die Selbstheilungskräfte, die man dadurch gewann, verliehen eine zusätzliche Rüstung in einer Welt, die darauf ausgelegt war, ihre Art zu töten. Also hatte sie es getan, heimlich, in einem hochgradig illegalen Sprungzentrum irgendwo in einem Hinterhof, mit einem lüsternen Satyr als Anker und ihrem Erstlicht als Preis für das Ritual. In den darauffolgenden Jahren hatte sie gelernt, ihre Menschlichkeit wie einen Umhang zu tragen, nach außen wie nach innen. Sie mochte alle Merkmale einer Wanin haben, aber sie würde nie eine sein. Nicht in ihrem Herzen, nicht in ihrer Seele.
Aber heute Abend … heute Abend hatte Sofie nichts dagegen, das Monster in ihr ein wenig freizulassen. Ein Vorhaben, das jedoch alles andere als einfach werden würde – dafür sorgte das Dutzend kleiner Gestalten, das hinter ihr am Stacheldrahtzaun im Schlamm hockte.
Fünf Jungen und sechs Mädchen, begleitet von Sofies dreizehn Jahre altem Bruder, der sie bewachte wie ein Hirte seine Herde. Emile hatte sie alle aus ihren Kojen geholt, unterstützt von einem sanften menschlichen Sonnenpriester, der jetzt in einem zehn Meter entfernten Schuppen Wache hielt.
Die Kinder hatten graue Haut und waren abgemagert, ihre Augen zu groß und ohne Hoffnung. Sofie musste ihre Geschichte gar nicht erst hören. Es war vermutlich die gleiche wie ihre eigene: aufständische, menschliche Eltern, die entweder geschnappt oder verraten worden waren. Bei ihr war Letzteres der Fall.
Nur reines Glück hatte Sofie vor den Klauen der Schreckenswölfe bewahrt – bis jetzt zumindest. Damals, vor drei Jahren, hatte sie bis spätabends mit Freunden in der Universitätsbibliothek gelernt. Als sie gegen Mitternacht nach Hause kam und die eingeschlagenen Fenster, die zersplitterte Tür und die Sprühfarbe an der Wand ihres einfachen Vorstadthauses sah – REBELLENSCHWEINE –, war sie sofort losgerannt. Sie konnte Urd nur dafür danken, dass der Schreckenswolf, der an der Eingangstür postiert gewesen war, sie nicht bemerkt hatte.
Später hatte sie herausgefunden, dass ihre Eltern tot waren. Von der Hindin oder ihren Verhörspezialisten zu Tode gefoltert. Sofie hatte Monate gebraucht, um sich in den Reihen der Ophion-Rebellen hochzuarbeiten und an den Bericht zu gelangen. Darin hatte auch gestanden, dass man ihre Großeltern nach Erreichen des Bracchus-Lagers im Norden mit anderen Älteren zusammengetrieben, sie erschossen und ihre Leichen anschließend in ein Massengrab geworfen hatte.
Und ihr Bruder … Sofie hatte bis vor Kurzem nichts über Emile in Erfahrung bringen können. Jahrelang hatte sie mit den Ophion-Rebellen zusammengearbeitet, um irgendetwas über ihn und ihre Familie herauszufinden. Sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, was sie im Gegenzug dafür getan hatte. All die Leute, die sie ausspioniert und getötet hatte, um an die geheimen Informationen zu kommen, die die Widerstandsbewegung benötigte. Diese Dinge lasteten wie ein bleierner Mantel auf ihrer Seele.
Irgendwann hatte sie dann offenbar genug für Ophion getan, denn ihr wurde mitgeteilt, dass Emile allen Widrigkeiten zum Trotz noch lebte und in dieses Lager hier gebracht worden war. Endlich wusste sie, wo er sich befand. Die Führungsgruppe der Widerstandsbewegung hatte sie allerdings erst noch davon überzeugen müssen, sie hier einzuschleusen – ein weiteres Hindernis, das sie überwunden hatte.
Was ohne Pippas Unterstützung vermutlich nicht gelungen wäre. Die Führungsgruppe hörte auf Pippa, ihre treue und eifrige Soldatin und Anführerin der Eliteeinheit Lightfall. Vor allem jetzt, da die Reihen der Ophion-Rebellen so stark dezimiert worden waren. Die mehr oder weniger menschliche Sofie dagegen … Sie wusste, dass sie ein Aktivposten für Ophion war, man ihr aber wegen des Wanenbluts in ihren Adern nie ganz vertrauen würde. Also war sie gelegentlich auf Pippa angewiesen. Genau wie Pippa bei ihren Lightfall-Missionen auf Sofies Kräfte angewiesen war.
Pippas Hilfe hatte nichts mit Freundschaft zu tun. Sofie war sich ziemlich sicher, dass im Netzwerk der Ophion-Rebellen Freundschaften nicht existierten. Aber Pippa war eine Opportunistin – und sie wusste, was sie gewinnen würde, wenn diese Operation reibungslos verlief. Welche Türen sich in der Führungsebene für sie öffnen würden, wenn Sofie erfolgreich war.
Eine Woche nach Absegnung ihres Plans – über drei Jahre nach der Verschleppung ihrer Familie – hatte Sofie das Todeslager von Kavalla betreten.
Eine knappe Meile entfernt hatte sie gewartet, bis eine der Schreckenswolf-Patrouillen vorbeimarschierte, und war ihnen dann vor die Füße gestolpert. Die Wölfe hatten die gefälschten Rebellen-Dokumente in ihrem Mantel natürlich sofort gefunden. Aber sie hatten keine Ahnung, dass Sofie in ihrem Kopf auch Informationen bei sich trug, die durchaus der letzte Mosaikstein in diesem Krieg gegen die Asteri sein konnten.
Der Schlag, der ihn beenden konnte.
Ophion hatte zu spät herausgefunden, dass Sofie vor Betreten des Lagers endlich die Mission erfüllen konnte, auf die sie jahrelang hingearbeitet hatte. Bevor sie der Patrouille absichtlich über den Weg lief, hatte sie Pippa und Ophion wissen lassen, dass sie im Besitz der gewünschten Informationen war. Jetzt würden sie ihr Versprechen, Emile und sie aus dem Lager herauszuholen, nicht zurücknehmen. Auch wenn Sofie wusste, dass man ihr anschließend die Hölle heißmachen würde, weil sie die Informationen heimlich beschafft hatte und sie jetzt als Rückversicherung nutzte.
Aber darüber würde sie sich später Sorgen machen.
Die Patrouille hatte sie zwei Tage lang verhört und dann zu den anderen in den Viehwagen geworfen, fest davon überzeugt, dass sie bloß ein dummes Menschenmädchen war und die Dokumente von einem Liebhaber stammten, der sie nur benutzt hatte.
Sofie hätte nie gedacht, dass sich ihr Nebenfach Theater einmal als nützlich erweisen würde. Dass sie hören würde, wie ihr Lieblingsprofessor ihre Darbietung kritisierte, während ihr jemand die Fingernägel ausriss. Dass sie ein Geständnis mit all der Ernsthaftigkeit vortäuschen würde, die sie einst auf der Bühne bewiesen hatte.
Sie fragte sich, ob die Rebellenführer wussten, dass sie diese schauspielerischen Fähigkeiten auch bei ihnen angewandt hatte.
Aber auch das kümmerte sie nicht, zumindest nicht im Moment. Denn heute Abend ging es nur um den verzweifelten Plan, der jetzt in die Tat umgesetzt werden sollte. Wenn man sie nicht verraten oder die Führung nicht die Wahrheit herausgefunden hatte, dann wartete zwanzig Meilen entfernt ein Boot, das sie aus Pangera herausbringen würde. Sie blickte auf die Kinder um sich herum und betete, das Boot möge mehr Personen Platz bieten als den drei Passagieren, die sie angekündigt hatte.
Die ersten anderthalb Wochen in Kavalla hatte sie versucht, ihren Bruder zu finden – oder wenigstens einen Hinweis darauf, wo in dem ausgedehnten Lager er untergebracht war. Und dann, vor ein paar Tagen, hatte sie ihn endlich in der Essensschlange entdeckt. Rasch hatte sie so getan, als wäre sie gestolpert, um ihren Schock, ihre Freude und ihren Schmerz zu verbergen.
Er war groß geworden. So groß wie ihr Vater. Schlaksig und mager und weit entfernt von dem gesunden Dreizehnjährigen, der er hätte sein sollen. Aber sein Gesicht … es war das Gesicht, mit dem sie aufgewachsen war. Und es zeigte die ersten Anzeichen von Männlichkeit.
Am Abend hatte sie die Gelegenheit genutzt und sich in seine Koje geschlichen. Und trotz der drei Jahre und der zahlreichen Entbehrungen, die sie erduldet hatten, hatte auch er sie sofort erkannt. Sofie hätte ihn augenblicklich weggezaubert, hätte er sie nicht angefleht, die anderen mitzunehmen.
Jetzt hockten zwölf Kinder hinter ihr.
Schon bald würde Alarm...
Erscheint lt. Verlag | 13.4.2022 |
---|---|
Reihe/Serie | Crescent City-Reihe | Crescent City-Reihe |
Übersetzer | Franca Fritz, Heinrich Koop |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | All Age • Bestseller-Autorin • Bookstagram • Booktok • Cassandra Clare • Crossover • currently reading • Das Reich der sieben Höfe • enemies to lovers • Engel • Fae • found family • Geschenke für Frauen • Geschenk Weihnachten • Gestaltwandler • Gotham City • High Fantasy • House of Earth and Blood • House of Sky and Breath • kulturpass • Leigh Bardugo • Liebe • Liebesgeschichte • Multiverse • Multiversum • Pageturner • Romantic Fantasy • Romantik • save the world • Sin City • Spannung • SPIEGEL-Bestseller • Throne of Glass • TikTok book • tiktok made me buy it • TikTok-Sensation • Touch her and die • Urban Fantasy • Weihnachtsgeschenke für Frauen |
ISBN-10 | 3-423-44066-X / 342344066X |
ISBN-13 | 978-3-423-44066-0 / 9783423440660 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 5,4 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich