Der Fall des verschwundenen Lords (eBook)

Ein Enola-Holmes-Krimi: Band 1
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2021 | 1. Auflage
192 Seiten
Knesebeck Verlag
978-3-95728-625-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Fall des verschwundenen Lords -  Nancy Springer
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Das Buch zum Netflix-Film mit Millie Bobby Brown, Henry Cavill und Helena Bonham Carter Anders als ihre berühmten älteren Brüder Sherlock und Mycroft führt Enola Holmes ein freies aber abgeschiedenes Leben auf dem Land - bis eines Tages ihre Mutter verschwindet und ihr neben versteckten Banknoten auch einige verschlüsselte Hinweise hinterlässt. Heimlich macht sich Enola auf den Weg ins düstere viktorianische London, um ihre Mutter zu suchen. Doch dort wird sie in die Entführung eines jungen Lords verwickelt und muss in zwielichtigen Gegenden vor mörderischen Gaunern fliehen - immer auf der Hut vor ihren scharfsinnigen Brüdern, die sie zur Erziehung in ein Internat stecken wollen. Wird sie es zwischen all dem Chaos schaffen, die Hinweise zu entschlüsseln und gleichzeitig dem Internat zu entkommen? Der erste Band einer rasant spannenden Buch-Serie über die sympathische kleine Schwester von Meisterdetektiv Sherlock Holmes.

Nancy Springer hat bereits über 50 Romane und Krimis für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geschrieben. Ihre Bücher wurden in zwölf Sprachen übersetzt und weltweit schon über zwei Millionen Mal verkauft. Nancy Springer lebt mit ihrem Mann in Florida, USA.

Nancy Springer hat bereits über 50 Romane und Krimis für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geschrieben. Ihre Bücher wurden in zwölf Sprachen übersetzt und weltweit schon über zwei Millionen Mal verkauft. Nancy Springer lebt mit ihrem Mann in Florida, USA.

1. Kapitel


Zu gerne wüsste ich, warum meine Mutter mich »Enola« getauft hat, was rückwärts gelesen »alone« bedeutet – das englische Wort für »allein«. Mum war, oder ist vielleicht immer noch, begeistert von Rätseln und Geheimcodes, daher muss sie sich etwas dabei gedacht haben – ob als böses Omen, ungeschickter Segensspruch oder Zeugnis lange geschmiedeter Pläne. Obwohl mein Vater damals noch nicht von uns gegangen war.

Jedenfalls hat sie mir während meiner Kindheit beinahe jeden Tag gesagt: »Du kommst bestens allein zurecht, Enola.« Tatsächlich war das ihre übliche, gedankenverlorene Art, sich von mir zu verabschieden, bevor sie sich mit Zeichenblock, Pinseln und Wasserfarben aufmachte, die Landschaft zu durchstreifen. Und tatsächlich ließ sie mich durchaus allein, als sie im Juli am Abend meines vierzehnten Geburtstags nicht nach Ferndell Hall, unserem Zuhause, zurückkehrte.

Da meine Feier auch ohne sie stattfand – mit Lane, dem Butler, und seiner Frau, der Köchin –, bereitete mir ihre Abwesenheit zunächst kein Kopfzerbrechen. Obwohl wir herzlich genug miteinander umgingen, sofern wir uns über den Weg liefen, mischten Mum und ich uns selten in die Angelegenheiten der jeweils anderen ein. Ich nahm an, dass irgendetwas Dringendes sie anderweitig in Beschlag nahm, vor allem, da sie Mrs Lane im Vorfeld angewiesen hatte, mir zur Teestunde gewisse Päckchen zu überreichen.

Mums Geschenke an mich waren:

– ein Zeichenkasten: Papier, Bleistifte, ein Taschenmesser, um sie zu spitzen, und Radiergummis – alles fein angeordnet in einer flachen Holzkiste, die sich zu einer Staffelei ausklappen ließ;

– ein dickes Buch mit dem Titel Die Sprache der Blumen: mit Erklärungen zu den Botschaften von Fächern, Taschentüchern, Siegelwachs und Briefmarken;

– ein weit kleineres Büchlein mit verschiedenen Geheimcodes.

Obwohl es um meine Zeichenkünste nicht besonders gut bestellt war, wollte Mutter das bisschen Talent, das ich hatte, fördern. Sie wusste, dass ich gerne skizzierte und beinahe jedes Buch zu jedem Thema mit Freuden verschlang – doch sie wusste ebenso, dass Geheimcodes nicht zu meinen Favoriten gehörten. Dennoch hatte sie dieses kleine Buch für mich gemacht, mit ihren eigenen Händen, wie ich deutlich sehen konnte: Die Seiten, die sie mit zierlichen Aquarellblumen verziert hatte, waren gefaltet und anschließend zusammengenäht.

Ganz offensichtlich hatte dieses Geschenk geraume Zeit in Anspruch genommen – ich war ihr also durchaus wichtig, redete ich mir ein. Mit Nachdruck. Und zwar gleich mehrmals an diesem Abend.

Ich hatte zwar keine Ahnung, wo Mum sein könnte, rechnete aber damit, dass sie im Laufe der Nacht entweder nach Hause kommen oder aber eine Nachricht schicken würde. Ich verlor nicht viel Schlaf darüber.

Doch am nächsten Morgen schüttelte Lane den Kopf. Nein, die Dame des Hauses sei noch nicht zurückgekehrt. Nein, man habe auch nichts von ihr gehört.

Draußen fiel grauer Regen, der gut zu meiner Stimmung passte, die immer unruhiger wurde.

Nach dem Frühstück trottete ich zurück auf mein Zimmer – ein hübsches Refugium, wo Kleiderschrank, Waschstand, Kommode und dergleichen weiß bemalt waren, verziert mit rosa-blauen Blumensträußchen in den Ecken. »Landhausmöbel« nannten die Leute es – billiger Kram, der nur für Kinder taugte. Aber ich mochte es. Meistens.

Heute nicht.

Ich hielt es im Haus nicht länger aus. Nicht einmal stillsitzen konnte ich, außer, um rasch Galoschen über meine Stiefel zu ziehen. Ich trug Hemd und Knickerbocker, bequeme Kleidung, die zuvor meinen älteren Brüdern gehört hatte. Darüber warf ich einen Regenmantel. Von oben bis unten eingehüllt polterte ich die Treppe hinunter und schnappte mir aus dem Ständer im Flur noch einen Regenschirm. Während ich durch die Küche nach draußen eilte, rief ich Mrs Lane knapp zu: »Ich gehe mich ein wenig umsehen.«

Seltsam: Dieselben Worte sagte ich fast jeden Tag, wenn ich das Haus verließ – um nach Dingen zu suchen, von denen ich in der Regel noch nicht wusste, welche genau es sein würden. Hauptsache, etwas. Oft kletterte ich auf Bäume, um zu sehen, was es in ihnen zu finden gab: rotbraun und gelb gestreifte Schneckenhäuser, Nüsse, Vogelnester. Und wenn ich auf das Nest einer Elster stieß, stöberte ich darin herum und fand so einiges: Schuhknöpfe, glänzende Bänder, verlorene Ohrringe. Zu gern tat ich dabei so, als wäre etwas besonders Wertvolles verschwunden, das es aufzuspüren galt …

Heute war es kein Spiel.

Auch Mrs Lane war sich dessen bewusst. Üblicherweise hätte sie gerufen: »Wo ist Ihr Hut, Miss Enola?«, weil ich nie einen trug. Doch als sie mir heute nachsah, wie ich loszog, um meine Mutter zu suchen, schwieg sie.

Ich dachte wirklich, ich könnte sie finden.

Sobald die Küche außer Sichtweite war, begann ich, wie ein Beagle herumzurennen und nach Mums Fährte zu suchen. Am Morgen zuvor hatte man mir erlaubt – quasi als Geburtstagsgeschenk –, im Bett liegen zu bleiben. Daher hatte ich nicht gesehen, wie meine Mutter das Haus verlassen hatte. Trotzdem ging ich davon aus, dass sie wie gewohnt einige Stunden damit verbracht hatte, Blumen und andere Pflanzen abzuzeichnen, weshalb ich zuerst auf Ferndells Ländereien nach ihr Ausschau halten wollte.

Mum, die ihr Anwesen selbst verwaltete, ließ die Dinge gern ungestört wachsen. Ich wanderte daher durch wild wuchernde Blumengärten, Rasen voller Ginster und Brombeeren, Wälder, die mit Wein und Efeu zugewachsen waren. Und alles, während der graue Himmel seine Tränen über mir vergoss.

Der alte Collie, Reginald, trottete neben mir her, bis er es leid war, nass zu werden, und davonschlich, um sich einen Unterschlupf zu suchen. Vernünftiges Tier! Durchgeweicht bis zu den Knien, war mir klar, dass ich es ihm gleichtun sollte, aber ich konnte nicht. Nicht nur meine Schritte wurden immer schneller, auch meine Sorge wuchs, bis mich schließlich Entsetzen antrieb. Die Angst, meine Mutter könnte irgendwo dort draußen liegen, verletzt oder krank sein oder – eine Befürchtung, die ich nicht völlig verdrängen konnte, da Mum bei Weitem nicht mehr die Jüngste war – niedergestreckt von einem Herzversagen daliegen. Am Ende war sie … doch das wollte ich nicht einmal denken. Dafür gab es andere Worte: von uns gegangen. Den Jordan überschritten. Entschlafen. Sich zu meinem Vater gesellt.

Nein. Bitte nicht.

Man könnte meinen, da Mutter und ich uns nicht sonderlich nahestanden, wäre mir ihr Verschwinden ebenso wenig nahegegangen. Doch ganz im Gegenteil. Ich fühlte mich schrecklich und war davon überzeugt, dieses Unglück wäre allein meine Schuld. Immerhin gab ich mir grundsätzlich die Schuld – an allem, selbst am Luftholen –, weil ich nämlich unverschämt spät in Mutters Leben getreten war. Ein Skandal. Eine Last. Bisher war ich davon ausgegangen, dass ich das irgendwie wiedergutmachen würde, wenn ich erst erwachsen war. Eines Tages, so hoffte ich, würde ich aus meinem Leben ein leuchtendes Beispiel machen, das mich aus dem Dunkel der Schande ans Licht ziehen würde.

Und dann, versteht ihr, würde meine Mutter mich endlich lieben.

Nur dafür musste sie natürlich am Leben sein.

Und ich musste sie finden.

Suchend durchstreifte ich Wälder, in denen Generationen von Gutsherren Hasen und Hühner gejagt hatten. Ich kletterte über den zerfurchten, farnbewachsenen Fels der Grotte, dem das Anwesen seinen Namen verdankte – ein Ort, den ich liebte. Doch heute hielt ich mich hier nicht auf. Ich lief weiter zum Rand des Parks, wo der Wald endete und das Farmland begann.

Meine Suche führte mich hinaus auf die Felder, denn es war gut möglich, dass Mum der Blumen wegen hierhergekommen war. Da Ferndell nicht allzu weit von der Stadt entfernt lag, waren unsere Pächter dazu übergegangen, statt Gemüse Glockenblumen, Stiefmütterchen und Lilien anzubauen, da sie besser daran verdienten, täglich frische Blüten nach Covent Garden zu liefern. Hier wuchsen reihenweise Rosen, Schönaugen, flammende Büschel von Zinnien und Mohn, alle für London. Normalerweise, wenn ich dieses Blumenmeer betrachtete, träumte ich von einer hellen Stadt, in der lächelnde Hausmädchen in jeden Raum der Villen Tag für Tag frische Blumensträuße stellten. Einer Stadt, in der alle feinen und adeligen Damen sich selbst, ihre Haare und ihre Kleider mit Windröschen und Veilchen ausstaffierten und bedufteten. Ach, London…

Doch heute ließen die Blumen auf den Äckern nass die Köpfe hängen und meine Träumereien von London dauerten lediglich einen,...

Erscheint lt. Verlag 7.10.2021
Reihe/Serie Enola Holmes
Übersetzer Nadine Mannchen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Agatha Oddly • Ben Aaronovitch • Buch zum Film • Detektivgeschichte • Film • Flavia de Luce • historischer Krimi • Jugendbuch • Jugendkrimi • Jugendroman • Krimi • krimi london • Krimi Mädchen • Krimi-Reihe • London • Mädchen ab 12 Jahren • Mädchenkrimi • Mystery • Netflix • Netflix-Film • Ruby Redfort • Sherlock Holmes • Spannung • Wells & Wong
ISBN-10 3-95728-625-5 / 3957286255
ISBN-13 978-3-95728-625-3 / 9783957286253
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