Putchiqua um-um -  Ulla Burges

Putchiqua um-um (eBook)

Das Märchenbuch

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
266 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7543-6425-3 (ISBN)
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Moderne Märchen zum Nachdenken und Mitmachen - entdecke Deine Welt aus einer neuen Perspektive! Mit Ulla Burges tauchen Selbstlesekinder wie Vorlesende in eine Märchenwelt ein, die heutig ist und dennoch zeitlos. Von Alltagsnöten ist die Rede, von seltsamen Begegnungen, gruseligen Verwandlungen und überraschenden Entwicklungen. Ebenso sind Gespenster, Drachen und Zauberer anzutreffen. In märchenhafter Sprache und durch ihre liebevollen Illustrationen gelingt es der Autorin, auch schwierige Themen wie Angst, Neid, Hass, Ekel und Wut kindgerecht aufzubereiten. Auch das Thema Tod wird nicht vermieden. Hier und da ist Platz zum Selbstschreiben oder -malen. Die kleinen, manchmal widersinnig-witzigen, Aka-Uku-Dialoge zwischen den Märchen locken zur selbständigen Fortsetzung. Alles zusammen entspricht einer Märchen-Reise durch unsere Realität, phantasievoll und aufregend. Für (Vor-)Leser und (Vor-)Leserinnen von 4-99 Jahre.

Ulla Burges schreibt bisher im Selbstverlag und jetzt bei BoD, wo auch ihre Kurzgeschichten in fünf Bänden erschienen sind. Ihre Kinderbücher illustriert sie selbst. Sie hat drei erwachsene Kinder und arbeitet als ärztliche Psychotherapeutin in Niedersachsen.

Die Goldfrau


Ich kenne eine Geschichte von einem kleinen Mädchen. Das hieß Finia und wohnte nahe am Wald. Als es groß genug war, dass die Eltern es ohne Begleitung in der Sonne spielen lassen konnten, sagte es den Eltern tschüss und verließ das Haus. Sie ging die Gasse hinauf und wieder herunter und bemerkte, dass es doch recht langweilig sei, so allein herumzugehen. Ich will bei Elisa klingeln, dachte Finia, mit ihr zusammen wird es gut sein.

Elisas Mutter öffnete die Tür: »Nein«, sagte sie, »Elisa kann nicht kommen, weil sie für ihren Opa noch ein Geschenk basteln muss, denn der hat morgen Geburtstag.«

»Ich kann ihr dabei helfen. Ich habe immer gute Ideen, und dann wird sie schneller fertig«, erklärte Finia.

»Nein«, sagte die Mutter, »kommt nicht infrage. Das muss Eli schon allein machen.«

»Schade«, sagte Finia und versuchte ihr Glück drei Häuser weiter bei Loro, einem Jungen aus dem Kindergarten, der immer so lustige Sachen machte. Sein großer Bruder kam an die Tür. Nein, Loro durfte auch nicht. Loro hatte gelogen, und zur Strafe musste er jetzt im Bett liegen.

»Ich kann doch bei Loro am Bett sitzen und mit ihm warten, bis die Strafe vorbei ist«, überlegte Finia laut.

»Nein«, sagte der große Bruder, »dann wäre es ja keine Strafe mehr, dann würde er sich ja freuen.«

Finia ging zu Patricia, die an der Ecke wohnte. An die Klingel kam sie nicht heran, die war zu weit oben. Sie klopfte an die Tür, aber niemand machte auf. Sie klopfte weiter.

Schließlich öffnete ein alter Mann. »Was willst du?«

Das klang nicht sehr freundlich. »Ich will mit Patricia spielen, ich will sie abholen.«

»Patricia«, sagte der alte Mann, »wohnt oben. Ich wohne hier unten. Da musst du oben klingeln.«

»Ich komme da nicht ran«, sagte Finia. Sie stellte sich auf die Zehen und streckte ihren Arm in die Höhe, damit der Mann sehen konnte, dass Finia sich bereits Mühe gegeben hatte.

Der Alte trat einen Schritt aus dem Haus, hob Finia hoch, sodass sie auf den richtigen Klingelknopf drücken konnte. Dann schlurfte er ein paar Stufen hoch in seine Wohnung. Oben ging eine Tür auf. »Hallo?«, drang eine zarte Stimme von oben zu ihr. »Patricia? Komm runter, die Sonne scheint. Spiel mit mir!«, rief Finia.

»Nein, geht nicht«, sagte Patricia, »ich muss auf meine kleine Schwester aufpassen, Mama ist nicht da.«

»Wann kommt sie wieder? Wir könnten auch beide auf deine Schwester aufpassen. Ich komme hoch.«

»Nein«, sagte Patricia, »ich darf keinen reinlassen.« Das klang so, als ob Patricia weinen würde. Aber dann flog auch schon die Tür ins Schloss.

Das ist gemein, dachte Finia, alle sagen immer nur Nein. Dann gehe ich jetzt eben in den Wald. Und wenn ich dort gefressen werde, sind sie alle schuld daran: Eli und Loro, und Patricia auch. Dann lachte Finia. Sie wusste, dass sie schon nicht gefressen werden würde. Die Tiere im Wald sind alle scheu, weil sie Angst haben vor den Menschen. Außerdem, dachte Finia, gehe ich nur ein ganz kleines Stück hinein in den Wald. Nicht so weit wie sonst mit den Eltern.

Sie saß am Waldrand auf einen warmen braunen Erdhaufen, und die liebe Sonne schien auf sie herab. Sie ließ eine winzige Ameise auf ihre Hand krabbeln und noch eine. Uiuiui, dachte sie, wie das kribbelt und krabbelt! Überall! Dann merkte sie, dass sie sich direkt in einen Ameisenhaufen gesetzt hatte und fand das ziemlich lustig.

Eine Ameise sagte zu ihr: »Wenn du so freundlich wärst, von unserem Haus wieder aufzustehen, dann können wir mit der Reparatur anfangen.«

Finia erschrak und sprang auf. »Oh, ihr lieben Ameisen, das wollte ich nicht! Ich hatte nicht aufgepasst und auch nicht daran gedacht, dass das euer Haus sein muss. Es tut mir so sehr leid. Kann ich euch denn irgendwie helfen, den Schaden zu beheben?«

»Schon gut, schon gut«, sagte die Ameise, »das müssen wir selbst erledigen, und das schaffen wir auch. Es gibt andere, die machen unser Haus mutwillig kaputt – dann sind wir böse. Aber du hast es nicht mit Absicht getan, und darum wollen wir alle dir helfen, wenn du einmal in Not bist. Ruf nach uns, denn du bist ein gutes Kind.«

Finia dachte, wie soll das denn gehen? Sie schüttelte die zahllosen Krabbeltiere von sich ab und überlegte, wie weit sie gehen wollte. Bis zur dicken Eiche oder sogar bis zum Hasenhügel? Ein paar Spatzen kamen nahe zu ihr herangehüpft auf der Suche nach ein paar Krümchen. Finia hatte noch Brötchenkrümel in ihrer Tasche, die sie den Spatzen hinhielt.

»Wenn du einmal in Not bist – wir helfen dir, denn du bist ein gutes Kind«, tschilpten die Spatzen, »musst nur nach uns rufen.« Das spitze Schnäuzchen einer Maus tauchte unter einem Grasbüschel hervor und schnupperte Finia entgegen nach den restlichen Taschenkrümeln. »Wenn du einmal in Not bist – wir helfen dir alle«, sagte die Maus, »ruf nach uns, du bist ein gutes Kind«. Und zwei Tauben waren herangeflogen, hatten unweit von ihr sich gurrend auf dem Weg niedergelassen.

»Meine Krümel sind jetzt alle«, sagte Finia, »was kann ich euch geben?«

»Ach nichts«, antworteten die Tauben, »allein deine Absicht ist lobenswert. Wenn du einmal in Not bist, ruf nach uns – wir alle werden dir helfen, bist ein gutes Kind.«

»Ja, ja, vielen Dank, aber ich bin doch gar nicht in Not.«

Da hörte sie Hufgetrappel. Auf dem Weg am Wald entlang kam ein Reiter herangesprengt – nein, eine Reiterin auf einem Schimmel. Sie trug einen goldfarbenen Mantel, der wie ein Schweif hinter ihr im Wind wehte. Das sah schön aus, so schön, dass Finia sofort die Ameisen auf ihrer Hand vergaß.

Die Reiterin stoppte ihr Pferd.

»Oh kleines Mädchen«, sagte sie, »was machst du hier allein am Wald?«

»Niemand darf mit mir spielen«, sagte Finia traurig, »da spiele ich lieber mit den Tieren.«

»Hast du keine Angst, dass dir etwas passieren könnte?«, fragte die Dame.

»Die Tiere im Wald tun mir nichts«, sagte Finia.

»Ach die Tiere …«, sagte die Dame, die auch eine goldfarbene Kappe trug. »Vor den Tieren musst du dich nicht fürchten«, sprach sie weiter, »aber die Menschen, die sind doch böse. Manchmal. Vor ihnen solltest du dich in Acht nehmen.« »Böse Menschen?«, fragte Finia und sah hoch hinauf zu der Dame in Gold, die auf ihrem unruhig trippelnden Ross im Sattel saß. »Böse sind die doch nicht. Nur ein bisschen dumm und ziemlich langweilig. Sie können immer nur Nein sagen.«

»Komm mit mir«, sagte die Reiterin. Sie lächelte und kniff dabei ihre Augen zusammen. »Komm! Wir reiten zu meinem schönen Haus, dort kannst du viel Spaß haben. Ich zeige dir meine herrliche Welt.«

Und damit hob sie Finia hinauf zu sich auf das große weiße Pferd, hüllte sie in ihren goldfarbenen Umhang, und sofort schien das Pferd loszufliegen in wildem Galopp, sodass Finia erschrak. »Nicht so schnell!«, rief sie der Frau hinter sich zu.

»Doch, doch, das muss so schnell, denn sonst kommen wir ja niemals bei mir zu Hause an!«

In rasendem Tempo ging es vorbei an Feldern und Wäldern, an Städten und Dörfern, durch Täler und über Berge hinweg, dem Lauf eines Flusses folgend und über einen gewaltigen See, wie es schien. Finia wurde ganz wirr im Kopf. »Halt an!«, rief sie laut, »halt an, ich will nach Hause!«

Doch die Reiterin antwortete nicht. Wie lange sie so auf Wegen und Nicht-Wegen über Stock und Stein dahinflogen, weiß ich nicht, aber es war sehr lange.

Irgendwann verlangsamte das Tier seinen Flugschritt. Und bald darauf kam es zum Stehen.

»Da sind wir«, sagte die Reiterin und nahm die Mantelhülle weg von Finia, die jetzt sehen konnte, was für eine herrliche Welt die Dame gemeint hatte. Sie ließ Finia Zeit, alles in sich aufzunehmen, zu schauen und zu staunen.

»Und jetzt, Mädchen, höre mir gut zu«, sagte die Dame in Gold. Langsam nahm sie ihre Kappe vom Kopf, unter der jetzt sehr langes dickes weißgoldenes Haar hervorquoll.

»Weißt du, ich sammle kleine Mädchen wie dich-«

»Ich will nicht gesammelt werden«, erklärte Finia in festem Ton. »Ich heiße Finia, und wie heißt du?«

»Wie du heißt, interessiert mich nicht«, antwortete die Dame streng. »Und wie ich heiße, geht dich nichts an. Ich habe hier mein Haus. Und wie du bemerkst, sind da allerhand Menschen am Arbeiten, für mich, für dieses Haus, alles Mädchen, jüngere, ältere, Frauen, jüngere, ältere. Ich nenne sie die Äußeren. Die Inneren sind noch einmal so viele.«

Finia sagte nichts. Sie starrte auf einen Palast aus Gold und Weiß, mit Türmchen und...

Erscheint lt. Verlag 18.8.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-7543-6425-1 / 3754364251
ISBN-13 978-3-7543-6425-3 / 9783754364253
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