Dash und Lily fühlen sich einander so nah wie nie ... wäre da nicht ein ganzer Ozean, der zwischen ihnen liegt. Denn Dash besucht seine Traum-Uni, die Oxford University, während Lily ihre Zeit allein in New York verbringt. Sie tröstet sich mit dem Gedanken, dass sie Dash an Weihnachten sehen wird. Doch dann lässt Dash die Bombe platzen: Er wird die Feiertage in England verbringen. Nach dem ersten Schock fährt Lily kurzerhand nach London, um Dash zu überraschen und mit ihm eine unvergessliche Adventszeit zu verbringen. Doch das stellt ihre Beziehung unverhofft auf eine harte Probe. Wird London die beiden wieder zusammenbringen - oder wird es das Aus für Dash und Lily bedeuten?
Alle Bände der »Dash & Lily«-Reihe:
1. Dash & Lily - Ein Winterwunder
2. Dash & Lily - Neuer Winter, neues Glück
3. Dash und Lily - Vorsicht, Glatteis!
Rachel Cohn ist seit Jahren eine renommierte Autorin für Jugendbücher und hat bereits zahlreiche erfolgreiche Romane veröffentlicht. Unter anderem schrieb sie gemeinsam mit David Levithan »Nick & Norah - Soundtrack einer Nacht« (nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis). Sie hat keine Hobbies, es sei denn, man zählt die Suche nach dem perfekten Cappuccino darunter. Und sie verbringt viel Zeit damit, ihre Musiksammlung und ihre Bücher zu sortieren oder mit ihren beiden Katzen Bunk und McNulty herumzuhängen.
eins
LILY
21. Dezember
Ich bin erst dann glücklich, wenn Dash an Weihnachten schlecht drauf ist. Weil ich dann diejenige sein kann, die auf sein Weihnachtshasser-Gesicht ein Lächeln zaubert.
Eine Smiley-Miene ist bei Dash nämlich die absolute Ausnahme. Dinge, die einen normalerweise zum Lächeln bringen – wie ein großer Hund, süße kleine Zwillinge, die im Sandkasten wie betrunkene Piraten herumtapsen, oder eine nass geregnete Person, die es endlich schafft, ein Taxi herbeizuwinken –, lassen seine Mundwinkel noch lange nicht nach oben gehen. Was dagegen bei ihm ein Hochziehen der Mundwinkel auslöst: ein großer Hund, der mit seiner Hundescheiße bewirkt, dass ein Insta-Hipster bei seinem Spaziergang im Park live ausrutscht; süße kleine Zwillinge, die ihre Trinkflaschen zu Keulen zweckentfremden und aufeinander losgehen, was in einer allgemeinen Rauferei mit viel Sand und jeder Menge wütender Eltern endet; ein Taxi, das einen arroganten Wall-Street-Banker direkt neben einer knöcheltiefen Pfütze absetzt.
Ich will ja nicht wie jemand wirken, die so was nötig hat, aber für solche Momente lebe ich: wenn auf dem Gesicht von Dash ein Lächeln zu sehen ist. Was leider selten genug vorkommt. Sein Lächeln ist so rein und hell, vielleicht weil es so unerwartet ist und unverfälscht. Glaubt mir, damit könnte man jeden Weihnachtsbaum beleuchten. (Wenn er mich das sagen hören würde, würde es sofort verschwinden und wahrscheinlich nie mehr zurückkehren.)
Ich bin wild entschlossen, ihm zu Weihnachten dieses Lächeln ein paar Mal zu entlocken. Und überhaupt ist es viel zu lange her, dass ich sein Gesicht gesehen habe, egal ob mit Lächeln oder ohne! Im Frühjahr, noch bevor wir beide unseren Highschool-Abschluss in der Tasche hatten, eröffneten sich ihm bereits zwei tolle Möglichkeiten. Sie hatten ihn an der Columbia genommen, was hieß, dass er in New York bleiben konnte – worüber ich mich total freute. Und er war tatsächlich in Oxford in England genommen worden, was ihn als anglophilen Literaturliebhaber und Büchernarren superglücklich machte, mitsamt der Tatsache, dass zwischen ihm und seinen Eltern ein ganzer Ozean liegen würde, sozusagen als Riesenzugabe obendrauf. (Ich finde ja, dass sie ganz nett sind. Aber kompliziert. Und auf die nicht witzige Weise.)
Dash und ich sind jetzt seit zwei Jahren zusammen, und obwohl ich normalerweise nicht sehr selbstlos bin, wenn es darum geht, Menschen oder Tiere, die ich liebe, loszulassen, habe ich ihm zugeredet, nach Oxford zu gehen. Es war immer sein Traum gewesen – und jetzt konnte er ihn wahr werden lassen! Ich selbst hatte meine Einschreibung am Barnard College um ein Jahr verschoben. Ich wollte die Zeit nutzen, um mich erst einmal auf mein Dogwalking-Business zu konzentrieren und als ehrenamtliche Helferin in der Einrichtung für betreutes Wohnen zu arbeiten, in der Grandpa jetzt lebt. Der Riesenbonus für mich – für uns beide, für Dash und mich – war dabei, dass ich mehr Zeit haben würde, ihn in England zu besuchen, weil ich ja nicht in die Uni gehen musste. Das machte für ihn und mich die Entscheidung für Oxford und die Trennung leichter, als es so weit war.
So hatten wir uns das jedenfalls gedacht. Aber dann übertraf das Wachstum meines Dogwalking-Business meine wildesten Erwartungen und beanspruchte mehr von meiner Zeit, als ich mir das jemals ausgemalt hätte. Ich habe Dash seit August nicht mehr gesehen. Ich möchte mit den Händen durch seine Haare fahren, die noch länger als vorher sind, weil er in Oxford so viel studieren muss, dass er keine Zeit für den Friseur hat. Er scheint auch nicht genug Zeit zu haben, um sich jeden Morgen zu rasieren. Ich konnte mir bisher nie vorstellen, dass ein ungepflegter, unfrisierter Look mir mal bei Männern gefallen würde, und es hat auch nicht nur damit zu tun, dass ich Dash so sehr vermisse – aber ich mag Dreitagebärte plötzlich. Ich kann es kaum erwarten, seinen Stoppelbart zu küssen.
Sein neues Leben in England scheint aber auch anders zu sein, als Dash es sich vorgestellt hat. Ich hab das Gefühl, dass es ihm nicht so gefällt, wie er dachte. Oder vielleicht hat es ja auch mit Oxford zu tun, mit den vielen Regeln und Traditionen, die sie dort haben. Dash spricht das nicht so aus, aber ich bin seine Freundin, ich spüre so was. (Sein Gemurmel, dass er sich nächstes Jahr möglicherweise irgendwo anders einschreiben will, war natürlich ein starker Hinweis. Ich bin schließlich keine Hellseherin. Obwohl ich das gerne wäre!)
Ich dachte immer, dass wir über das alles reden würden, wenn er über Weihnachten nach Hause käme. Aber zwei Wochen vor Thanksgiving hat er dann die Bombe platzen lassen. Er rief mich wegen »eines Gesprächs« an. Die Sorte Gespräch, der eine schriftliche Ankündigung vorausging. Deshalb wusste ich davor bereits, dass es kein gutes Gespräch sein würde. Obwohl ich ja noch Glück hatte, denn es handelte sich wenigstens nicht um den Typ Gespräch, den laut Robyn, einer unserer Lieblingssängerinnen, manche Jungs mit ihren Freundinnen haben. Oder um ein »Vielleicht ist es besser, wenn wir beide uns auch mal woanders umsehen«-Gespräch. Dafür ließ Dash die Weihnachtsbombe platzen. Die »ICH WERDE WEIHNACHTEN BEI MEINER GROSSMUTTER IN LONDON VERBRINGEN, STATT NACH HAUSE ZU FLIEGEN, UM BEI DIR IN NEW YORK ZU SEIN«-Bombe.
Triggerwarnung: kompletter Lily-Zusammenbruch.
Tief durchatmen. Lang und tief. Yoga. Soul Food.
So schaffte ich es, erst mal über die Runden zu kommen. Als ich nach dem Schock wieder ins Leben zurückkehrte, wurde mir klar, dass ich zwei Möglichkeiten hatte. Erstens, mich vernünftig verhalten, seine Entscheidung akzeptieren und Weihnachten zu Hause mit meiner Familie verbringen wie jedes Jahr, was ja eigentlich das Schönste ist, obwohl ich Dash dieses Jahr dann doch sehr vermissen würde.
Ich hasse es, vernünftig zu sein.
Oder zweitens, ich könnte …
»Ein grässlicher Einfall, Lily Bear«, sagte mein Cousin Mark, als wir beide mit Sorgenfalten auf der Stirn zur Wanduhr hinter der Ladenkasse schauten. Es war zehn nach sechs p.m. oder 18:10 Uhr, wie sie in England sagen, weil sie aus irgendeinem Grund die Zeitangaben benutzen, die beim Militär üblich sind. »Das ist nicht die Sorte Überraschung, die Männer bei Frauen lieben, glaub mir. Und erst recht nicht ein Junge wie Dash. Ich hätte dir besser nicht anbieten sollen, dass du bei uns übernachten kannst, während du dich auf deinen Überfall vorbereitest.«
Oder zweitens, surprise surprise, ich könnte einfach in London auftauchen!
Es war eine total spontane Last-Minute-Entscheidung von mir, die jede Menge Terminjongliererei und wütende Textnachrichten von meiner Mutter zur Folge hatte, in deren Vorweihnachtsplanung nicht gehörte, dass ich ihre Erwartung an mich, 24 Stunden pro Tag verfügbar zu sein, um ihr beim Putzen, Einkaufen und Kochen für den großen Tag zu helfen, vollständig sabotierte. Aber vielleicht war sie auch genauso erleichtert wie ich, dass wir mal eine Pause voneinander hatten. Seit ich beschlossen hatte, das College um ein Jahr zu verschieben, hatte Mom es sich zur Aufgabe gemacht, mich ständig daran zu erinnern, dass ein Sabbatjahr »auch wirklich nur ein Sabbatjahr ist, Lily, nicht mehr«. Man sollte meinen, dass sie mir applaudieren würde, weil ich ein erfolgreiches Dogwalking-Business betrieb, mitsamt Social-Media-Präsenz – und als Spin-off gerade mit einer Kollektion von selbst gefertigtem Hundezubehör gestartet hatte, die echt gut lief. Aber Mom hält meine unternehmerischen Aktivitäten für eine »Ablenkung«. Sie hört nicht auf, mir in Erinnerung zu rufen, dass es mein vordringlichstes Ziel sein sollte, einen College-Abschluss zu machen. »Jede Menge Likes anzuhäufen und Pullover für Chihuahuas zu stricken, bereitet dich nicht darauf vor, eigenständig denken zu lernen, Lily.«
Ich denke nicht nur, dass sie damit falschliegt. Ich weiß es.
Außerdem wusste ich, dass ich unbedingt meinen Freund wiedersehen musste, je früher, desto besser! Meiner Mutter zu entkommen und unserer gemeinsamen Wohnung, die mir in letzter Zeit sehr, sehr klein vorkam, war da nur noch das Sahnehäubchen.
»Er wird bestimmt kommen«, sagte ich zu Mark, obwohl ich allmählich daran zu zweifeln begann. »Und bitte nenne mich im Ausland nicht Lily Bear! Ich will hier ein neuer Mensch sein, nicht mehr das Baby in unserer Familie.«
Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass ich in London war! Noch nie hatte ich so eine weite Reise gemacht und ich war total begeistert. Die Londoner U-Bahn! Dieser Akzent! Die Cadbury-Schokolade! Natürlich war ich mein Leben lang mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs gewesen, hatte schon immer Englisch gesprochen und war eine Schokoladenexpertin, aber hier in London fühlte sich alles so neu und aufregend an. Ich liebte es, wenn die U-Bahnfahrer den Fahrgästen, die aus- oder zusteigen wollten, warnend zuriefen: »Mind the gap!« Achtung, Lücke! Fallstrick! Vorsicht, Glatteis! Stolpergefahr! Jedes Mal hatte ich dabei das Gefühl, dass dies mit einem heimlichen Augenzwinkern an mich verbunden war. Einem geheimen Einverständnis, dass London vielleicht der Platz sein würde, an dem ich definitiv herausfinden würde, was ich nach diesem Lückenjahr mit meinem Leben anstellen wollte. Nicht was andere für mein Leben planten – sondern was ich selbst wollte. Achtung, Unterschied! Hörst du, Mom?
Das Event sollte um sechs Uhr starten, also ich meine um 18 Uhr. Richtig? Puuh, immer diese Umrechnerei! Mark versicherte mir, dass Veranstaltungen in...
Erscheint lt. Verlag | 9.11.2021 |
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Reihe/Serie | Die Dash & Lily-Reihe | Die Dash & Lily-Reihe |
Übersetzer | Bernadette Ott |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Mind the Gap, Dash and Lily (Dash & Lily 03) |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | ab 14 • Advent • Adventskalender • Catherine Rider • eBooks • Jugendbuch • Jugendbücher • Kiss me in London • Liebe braucht keine Ferien • London • Love Actually • Netflix Serie • Oxford • Pubertät • Romantische Komödie • Schnee • Snowmance • tatsächlich liebe • Vorweihnachtszeit • Weihnachten • Weihnachtsbuch • Weihnachtszauber • Weihnachtszeit • Winter Romance • Young Adult |
ISBN-10 | 3-641-28063-X / 364128063X |
ISBN-13 | 978-3-641-28063-5 / 9783641280635 |
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