Peri Scholz rettet die Welt -  Christina Erbertz

Peri Scholz rettet die Welt (eBook)

... oder auch nicht
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2021 | 1. Auflage
144 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-75599-5 (ISBN)
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Eben noch war Peri Scholz ein ganz normales Mädchen, auf einmal wird sie als Ökostar gefeiert. Und das nur, weil ihr bei einer Plakataktion in der Schule ein saublöder Fehler unterlaufen ist. Einmal berühmt, erwarten alle große Worte und Taten von ihr. Gar nicht Peris Ding! Aber wie wird man unverhofften Ruhm wieder los? Wie kommt sie aus der Nummer raus? Eine verflucht komische Geschichte über ein Mädchen, das einfach nur nomal sein will und auf einmal zu einer Art Heldin wird.

Christina Erbertz studierte Anglistik in Bochum und Drehbuchschreiben an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Sie konzipierte und schrieb zahlreiche Fernsehserien für Kinder (u.a. Löwenzahn, Beutolomäus, Hexe Lilli). Bei Beltz & Gelberg erschienen von ihr bereits die Kinderbücher 'Freddy und der Wurm', 'Der Ursuppenprinz', 'Die Helikopterbande und das Raubtier aus China' sowie der Jugendroman 'Drei (fast) perfekte Wochen', der mit dem Hans-Im-Glück-Preis ausgezeichnet wurde. Mehr Infos unter: https://christina-erbertz.de/

Alles Gute knallt von oben


»UNTERRICHTSAUSFALLKLASSENARBEITENNACHHOLTERMINEELTERNBESCHWERDENÄRGERSCHULAUFSICHTSBEHÖRDEENTSORGUNGARSCHTEUER!«

Die Dauerbefeuerung im Direktorinnen-Zimmer hatte Peri in einen tranceartigen Zustand versetzt. Bei ›arschteuer‹ erwachte sie, auch, weil die Direktorin plötzlich schwieg.

»›Arschteuer‹ war ein Versehen«, sagte Frau Dr. Stefes.

»Das mit dem Pfeil war auch ein Versehen«, sagte Peri.

»EIN VERSEHEN?«, feuerte die Direktorin wieder los.

»Der Pfeil ist mir irgendwie verrutscht.«

Frau Dr. Stefes hielt eins der ›Plastik für Bäume‹-Plakate hoch: Der rote Pfeil wies mitten auf den Flaschenbauch.

»Verrutscht, ja? So weit verrutscht?«

»Ja.«

»Ach was, das war Absicht! Was wolltest du damit erreichen? Unterrichtsausfall? DAS hast du geschafft!«

An dieser Stelle reichte es Peri und sie ging in die Offensive über (keine Anwältin hätte es besser gemacht):

»Sie haben das mit dem Pfeil auch nicht gemerkt.« Peri redete schnell weiter, weil die Direktorin schon Luft holte. »Und Frau Kunze auch nicht. Herr Saliba nicht. Herr Floßbauer nicht. Niemand. Ich habe Sie ALLE gefragt, wie Sie den Entwurf finden. Und Sie haben alle GUT gesagt.«

Frau Dr. Stefes sah Peri so verstört an, dass sie leicht schielte, und das mehrere besorgniserregende Sekunden lang.

»Ja … Du hast recht«, gab sie dann zu. »Ich wollte es mir genau ansehen, aber dann kam diese Pfannkuchen-Mutter und danach … Ich habe gar nicht mehr draufgeschaut!«

»Ist ja auch kein Drama. Ich meinte bloß …«

Die Tür sprang auf und Herr Saliba schoss ins Zimmer.

»Auf dem Schulhof stehen Journalisten!«, rief er, eine Oktave höher als sonst. »Die Presse ist da!«

Frau Dr. Stefes und Peri sprangen zum Fenster.

Unten hatten sich die Schüler und auch ein paar Lehrer über den Schulhof verteilt. Die Stimmung wirkte angenehm gelöst. Nur die Journalisten rasten von hier nach da und hielten dem einen oder anderen ein Mikrofon unter die Nase. Bonnie saß abseits auf einer Tischtennisplatte und aß ein dreistöckiges Sandwich (mit Erdnuss-Crunch). Kauend blickte sie hoch und machte Peri Zeichen, herunterzukommen.

»Kann ich gehen?«, fragte Peri die Direktorin.

»Sicher nicht!« Frau Dr. Stefes wandte sich Herrn Saliba zu. »Was sind denn das für Journalisten?«

»Erst war der Vater einer Schülerin da«, antwortete der Sekretär. »Vom Morgenspiegel. Seine Tochter hatte ihn angerufen. Dann kam einer von der Tagespost, vom Revierblatt und … OMG! Da ist die vom Mittagsfernsehen, die Özge!«

»Die Özge?«, fragte die Direktorin. »Oh Gott, ja!«

Herr Saliba und Frau Dr. Stefes starrten ehrfürchtig nach unten, wo eine junge Frau im Tigerfell-Mantel und auf unglaublich hohen Pumps energisch über den Schulhof schritt, gefolgt von einer Kamerafrau und einem Tonmann.

»Und jetzt?«, wollte Herr Saliba wissen.

»Gute Frage«, gab die Direktorin zurück.

»Eine Pressekonferenz?«

»Sind Sie wahnsinnig?«

»Wieso nicht?«, mischte Peri sich ein. »Die wollen wissen, was los ist. Sagen wir ihnen, was los ist! Ich geb’ auch alles zu, mit dem Pfeil, dem Zeitdruck und so weiter.«

Die Direktorin und Herr Saliba schauten sie entgeistert an.

»So was kann doch mal passieren«, beruhigte Peri die beiden. »Ist doch auch irgendwie witzig, das Ganze!«

»Witzig finde ich das überhaupt nicht! Und passieren darf so was auch nicht«, erwiderte Frau Dr. Stefes. »Aber mit einem hast du recht: Ehrlich währt am längsten. Herr Saliba, bereiten Sie alles vor? Du bleibst hier, Peri. Wir besprechen erst einmal miteinander, was wir sagen.«

Während sie festlegten, was wer wie wann sagen sollte, schaute Peri nach unten. Auf dem Schulhof baute Herr Saliba ein Stehpult auf, während der Hausmeister ein Kabel von einer Rolle wickelte, ein Mikrofon anschloss und es auf dem Pult platzierte. Mit einem mulmigen Gefühl beobachtete Peri, wie die Schüler einen Halbkreis drum herum bildeten und die Journalisten sie befragten. Herr Saliba reckte seinen Daumen nach oben Richtung Schulleiterin und Peri: Die Pressekonferenz konnte beginnen.

»… und unsere Schule wollte ein Zeichen setzen gegen den enormen Plastikverbrauch, der noch immer unseren Alltag bestimmt«, erzählte Frau Dr. Stefes kurz darauf am Stehpult den Journalisten und auch den Lehrern und Schülern. Sie erklärte die ›Plastik für Bäume‹-Aktion, aber die Sache mit den Deckeln ließ sie aus. Das war Peris Part.

»Unsere Schülerin Peri Scholz aus der 6. Klasse hat das Plakat dazu entworfen.« Frau Dr. Stefes hielt das Bild in die Höhe. Alle Kameras richteten sich darauf, auch die Fernsehkamera. Die Direktorin seufzte. »Peri haben wir es zu verdanken, dass aus der Aktion …« Verdutzt hielt sie inne, weil auf einmal alle nach oben sahen. Dann bemerkten auch Peri und die Direktorin, was da am Himmel für Aufregung sorgte, oder vielmehr: wer.

»ARKO FOLK!«, schrie die Fernsehfrau los. »ARKO FOLK, der mit seinen Sprüngen immer wieder auf Umweltsünden aufmerksam macht, kommt, um PERI SCHOLZ zu unterstützen!«

Peri und die Direktorin starrten sprachlos in die Luft, wo ein Mann an einem blau-grünen Gleitschirm hinabsegelte.

»Wer erinnert sich nicht«, textete die Fernsehfrau in einer beachtlichen Lautstärke weiter, »wie Folk am Strand von Ghana landete, wo vor lauter Plastik kein Sandkorn mehr zu sehen war? Oder auf der illegalen Halde in Brandenburg mit brennendem Plastikmüll!«

Peri dachte an ihre Mutter, die ihr ständig seine Sprünge auf YouTube zeigen wollte. Peri fand Folk peinlich, vor allem, wenn er nach seinen Sprüngen mit seinen Händen die Weltkugel formte und dabei anklagend in die Kamera blickte. Außerdem machte ihr brennendes Plastik Angst.

Anmutig schwebte der Gleitschirm, an dem Arko Folk in seiner Sitzvorrichtung hing, Richtung Erde. Auf dem grünen Stoff war mittig ein blauer Erdball aufgemalt, der von zwei Händen gehalten wurde. Andächtig verfolgte der gesamte Schulhof, wie der Aktivist energisch an den Leinen zog und so auf den Schulhof zusteuerte. Doch dann erwischte ihn eine Windböe. Die Menge erstarrte und raunte besorgt, auch Peri (nur Bonnie holte auf der Tischtennisplatte ein zweites Sandwich mit Erdnuss-Crunch aus ihrem Rucksack).

»Ein plötzlicher Wetterumschwung!«, kommentierte die Fernsehfrau in einer Lautstärke, für die sie ebenso bewundert wie gefürchtet war. »Starker Wind gefährdet ARKO FOLKS Landung … Hoffen wir, dass alles gut geht!«

Der Paraglider verlagerte sein Gewicht und zog gleichzeitig an den Steuerleinen.

»Ein Öko-Aktivist kämpft mit der Natur!«, erklärte die Fernsehfrau dramatisch. »Sie fordert ARKO FOLK heraus …«

Ein noch stärkerer Windstoß schubste den Gleitschirm zur Seite. Ein Kreischen ging durch die Menge (Peri kreischte mit, nur Bonnie Bandlow biss genüsslich in ihr Sandwich).

»Eine sichere Landung erscheint unmöglich«, berichtete die Fernsehfrau in unheilvollem Ton. »Jetzt heißt es: Daumen drücken für den couragierten Umweltaktivisten!«

Der Wind spielte mit Arko Folk, wirbelte ihn hin und her wie ein Spieler seinen Basketball. Dann stürzte er herunter, geradewegs auf die Tischtennisplatte mit Bonnie und ihrem Sandwich zu. Bonnie verdrückte den letzten Bissen und ruckelte die Baumarkt-Kappe auf ihrem Kopf zurecht.

»Was hat dieses Mädchen vor?«, schrie die Özge. »Sie will Arko Folk doch nicht etwa auffangen?«

Im nächsten Moment stand Bonnie auf, trat einen Schritt zur Seite und der Paraglider landete mit Schwung auf der Tischtennisplatte, und zwar exakt dort, wo Bonnie zuvor gesessen hatte. Der Gleitschirm senkte sich über das Geschehen und begrub den Aktivisten unter sich.

»EIN UNFALL!«, schrie die Fernsehfrau.

Alle Journalisten rannten zur Tischtennisplatte, wo Bonnie in dem Gleitschirm herumwühlte und dabei erst Arko Folk hervorholte und dann ihren Rucksack (unter Folks Hintern).

»Alles bestens!« Der Paraglider stieg von der Tischtennisplatte und schlang sich seinen Gleitschirm um den muskulösen Oberkörper, was Peri entfernt an Superman erinnerte. Mit großen Schritten marschierte er zum Stehpult, wo er einen Arm um Peri legte. Bevor sie darüber nachdenken konnte, lächelte sie, genau wie die Direktorin. Kameras klickten.

»ZUSAMMEN FÜR DIE UMWELT! ZUSAMMEN GEGEN PLASTIK!«, skandierte Folk lautstark. Die Schüler stimmten begeistert mit ein...

Erscheint lt. Verlag 21.7.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-407-75599-6 / 3407755996
ISBN-13 978-3-407-75599-5 / 9783407755995
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