Nie ohne Seife waschen

Ein langweiliger Tag Es war ein langweiliger Tag. Nein. Es war DER langweiligste Tag. Ein langweiliger Tag Sicher, es war ein schöner Tag. Die Sonne schien. Es war warm, aber nicht zu warm. Die Bienen summten in der Luft und kein einziges Krabbeltier kam auf die Idee, ausgerechnet auf dem Jungen herumzukrabbeln, der da im Schatten sein Buch las. Und auch sonst war es wirklich ein ganz wunderbar angenehmer Tag, an dem aber auch einfach GAR NIX los war. „Warum passiert hier eigentlich nie etwas auch nur ein bisschen Spannendes?!“, krakelte eine Stimme über die Felder. „Zum Beispiel könnten uns ja mal Außerirdische entführen! Und mit zu ihrem Planeten nehmen!“, forderte die Stimme. „Oder WARUM finden wir nicht einfach eine Zeitmaschine? Ist das denn zu viel verlangt? Wir könnten Cowboys besuchen! Oder Ritter!!! Du magst doch Ritter, Benni. Dann könntest du endlich rausfinden, wer stärker ist, Musketiere oder Ritter!“ „Mmmmmh...“, murmelte es aus dem Schatten des alten Apfelbaumes hervor. „Mmmmmh...?!? Das ist alles, was dir dazu einfällt? Wie wäre es, wenn ich dein doofes Buch nehme, auf den Baum klettere und es auf dem höchsten Ast festbinde, wenn du jetzt nicht sofort mit mir auf Abenteuersuche gehst?“, drohte Line. Line ist Bennis beste Freundin und er wusste, dass mit ihr nicht zu spaßen war, wenn es um Abenteuer ging. Er rollte die Augen weit nach oben, seufzte tief und klappte sein Buch behutsam zu. „Also erstens lebten Ritter und Musketiere nicht zur gleichen Zeit“, erklärte Benni, „und zweitens erlebe ich gerade schon ein Abenteuer in meinem Buch. Aber ok, was wollen wir denn Spannendes machen?“ Line lächelte verwegen: „Heute trauen wir uns endlich in die VERBOTENE SCHEUNE!“, sagte sie mit breiter Brust. „Die verbotene Scheune?!?!“, japste Benni, so dass sich ihm die Brille auf der Nase umdrehte. „Auf keinen Fall!!! Es ist verboten, in die verbotene Scheune zu gehen. Das weißt du genauso gut wie ich!“ Falls Line je Zweifel an ihrer Idee hatte, verschwanden diese sofort mit Bennis Protest. Provozierend sagte sie: „Na, wenn es nicht verboten wäre, hieße sie ja auch Die erlaubte Scheune oder Die langweiligste Scheune der Welt, in der niemand ein Abenteuer suchen muss. Manchmal verstehe ich dich nicht...“ Line forderte ihren besten Freund heraus: „Du kannst noch so abenteuerliche Bücher lesen, wirklich erleben kannst du echte Abenteuer aber nur, wenn du auch mal deinen Hintern hochbekommst.“ Wieder seufzte Benni. Line hatte wohl oder übel recht. Er verpackte das Buch sorgfältig in seiner braunen Umhängetasche und stand auf, all seinen Mut zusammengenommen, bereit für ein Abenteuer. Bereit für die VERBOTENE SCHEUNE!

„...Hallo...?“, hallte Bennis Stimme durch die Dunkelheit. Keine Antwort. „Halloho...!“, rief er noch mal: „Line...?“ „Hallo? Benni? Wo bist du? Ich sehe hier nur schwarz!“ Eine neue, unbekannte Stimme ertönte in der Dunkelheit und ließ die Luft vibrieren: „Haaallooo?“ Line und Benni sprangen vor Schreck in die Luft. Die neue Stimme klang wie warmer Kakao nach einem Tag im Schnee. Warm und gemütlich, aber tief wie ein Nebelhorn. Trotzdem. „Wer, verflixt nochmal, war das?“, fragten sich die beiden Freunde. „Wer, verflixt nochmal, ist da?!?“, rief Line in die Dunkelheit. „Tu mir doch bitte einen Gefallen“, vibrierte die Stimme, „und taste dich mal an der Wand entlang. Irgendwo dort müsstest du einen Lichtschalter finden. Bist du so lieb und machst den mal an?“ Benni hörte Line durch die Dunkelheit tapsen. Plötzlich schepperte es. „AUA!“, fluchte Line. „Die Wand habe ich schon mal gefunden. Fehlt nur noch der Lichtsch... hab ihn!“ Es klackte und die Scheune war lichtdurchflutet. Line und Benni blinzelten und drehten sich zu der Stelle um, von wo sie die Stimme gehört hatten. Ihnen bot sich ein erstaunlicher Anblick...