In all seinen Farben (eBook)

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(Autor)

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2021 | 1. Aufl. 2021
384 Seiten
ONE (Verlag)
978-3-7517-0439-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

In all seinen Farben - George Lester
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Eine außergewöhnliche LGBTQIA+ Geschichte über Selbstfindung, Mut, Freundschaft und wahre Liebe von Own-Voice-Autor George Lester

In Robin Coopers Leben läuft gerade nichts, wie es sollte: Während sich alle anderen schon aufs College vorbereiten, häufen sich bei ihm die Absagen. Für Robin bricht eine Welt zusammen, als sein großer Traum von der Schauspielschule zerplatzt und er plötzlich ohne Plan für die Zukunft dasteht. Und dann ist da auch noch die Sache mit seinem Freund Connor, der sich nicht offen zu ihm bekennt. Alles ganz schön kompliziert! Doch als ihn seine Clique an seinem 18. Geburtstag in eine Drag Show schleppt, realisiert Robin, dass das Leben manchmal ganz eigene Pläne macht ...



<p><strong>George Lester</strong> arbeitet als Autor und freier Lektor, ist Musical- und Disney-Fan und begeistert auf der Bühne als Drag Queen mit dem Namen <i><strong>That Girl</strong></i>. Er lebt mit seinem Partner in Twickenham, London. Auf YouTube und Instagram (@ thegeorgelester) spricht George unter anderem über Bücher und übers Schreiben. <strong>In all seinen Farben</strong> ist sein Debüt bei ONE.</p>

George Lester arbeitet als Autor und freier Lektor, ist Musical- und Disney-Fan und begeistert auf der Bühne als Drag Queen mit dem Namen That Girl. Er lebt mit seinem Partner in Twickenham, London. Auf YouTube und Instagram (@ thegeorgelester) spricht George unter anderem über Bücher und übers Schreiben. In all seinen Farben ist sein Debüt bei ONE.

Eins


Die Musik ist so laut, dass ich spüren kann, wie sie durch den Boden pulsiert. Der Rhythmus jagt durch meine Füße und durchströmt meinen gesamten Körper.

»Sollen wir's noch mal durchgehen, oder habt ihr's jetzt?«, ruft Miss Emily, die neben den Lautsprechern steht und uns den Rücken zuwendet, während sie ihre dunkle Lockenmähne zu einem Pferdeschwanz bindet. Niemand hier im Raum wird sie um einen weiteren Durchlauf bitten. Wir vergöttern sie, wir bekommen nie genug von ihr – aber wir wissen auch, wann sie weitermachen möchte.

Ich schwitze. Der ganze Kurs schwitzt. Ich schaue in den Spiegel, der ebenfalls zu schwitzen scheint, und mustere mein hellbraunes Haar, das an meiner Stirn klebt, und mein triefendes, gespenstisch blasses Gesicht. Ich sehe zum Fürchten aus. Bei den meisten Mädchen (und auch einigen der Jungen) im Kurs wirkt es eher wie ein gesundes Strahlen, doch ich zähle nicht dazu. Priya, zum Beispiel, steht in einem schweißdurchtränkten grauen Crop-Top und dazu passenden Leggings neben mir, und der kleine Tupfen Highlighter auf ihren Wangenknochen hat sich kein bisschen bewegt.

»Was glaubst du, wie weit wir kommen, bevor sie die Musik stoppt und ausflippt, Robin?«, fragt sie, löst ihren Zopf und bindet sich die Haare neu.

»Erster Refrain«, antworte ich.

Sie schnaubt. »Wir schaffen doch noch nicht mal die erste Strophe.«

»Ach komm, ein bisschen mehr darfst du uns schon zutrauen.«

»Bis wohin kannst du es?«, fragt sie.

»Ich kann das komplette Ding«, gebe ich zurück.

Priya zieht eine perfekt nachgemalte Augenbraue hoch.

»Bis zum Ende des ersten Refrains.«

»Ich auch.« Sie lacht.

»Erste und zweite Reihe tauschen!«, ruft Miss Emily, als die Musik wieder einsetzt. Wir haben etwa sechzehn Takte, bevor hier ein heilloses Chaos losbricht, und im Spiegel sehe ich, dass meine selbstbewusste Maske verrutscht und die Panik in meinen Augen entblößt ist. Priya stolziert nach vorn und wirft sich so gekonnt in Pose, dass ich schwören könnte, der Raum würde buchstäblich im Glanz ihrer Fabelhaftigkeit erstrahlen.

Sie hat etwas mehr auf den Hüften als die restlichen Mädchen in unserem Jazzdance-Kurs. Ganz zu Beginn haben die anderen versucht, sie deswegen runterzumachen, aber nachdem sie Priya tanzen gesehen haben, hatte sich das Thema erledigt. Was hätten sie auch sagen sollen? Priya könnte sie jederzeit in Grund und Boden tanzen, macht aber kein großes Ding daraus. Sie lässt ihr Können für sich sprechen und weiß ganz einfach, was sie draufhat. Jeden Tag versuche ich, ein bisschen mehr zu sein wie Priya. Das hat mir beim Vortanzen definitiv geholfen.

»Kommst du, oder machst du dir ins Höschen?«, ruft sie jetzt und beäugt mich im Spiegel.

Ich eile nach vorn, genau als Miss Emily in die Hände klatscht und ruft: »Fünf, sechs, sieben, acht!«

Und wir legen los.

Es fühlt sich an, als könnte ich beim Tanzen die Musik um mich herum sehen, wie sie durch die Luft flirrt, bei jedem Schritt vor meinen Augen funkelt und metallisch glitzernd erscheint. Der Rhythmus verändert sich, und wir alle verwandeln uns mit der Musik, so als ob sie uns kontrollieren würde oder wir sie. Das damit einhergehende Gefühl ist mit nichts zu vergleichen. Genau so ein High erlebe ich, wenn ich singe, wenn ich tanze – jedes Mal, wenn ich in irgendeiner Form auftrete. Im einen Moment würde ich mir vor Aufregung lieber eine Hand abhacken, als auf die Bühne zu gehen, und im nächsten drehe ich voll auf. Wenn man sich einmal vorwagt, wird man mit schierer Freude belohnt. Ich schwöre: Es ist wie Fliegen.

Nun ja, bis Emily die Musik abstellt.

»Einmal noch vom Anfang!«

Wir wissen, dass das eine gemeine Lüge ist – es wird nicht bei einem Mal bleiben. Wir sind müde, wir schwitzen, und doch gibt es kein Gesicht im Raum, das nicht zu einem breiten Grinsen verzogen ist.

***

»Hab ich's nicht gesagt?«, fragt Priya, als wir das Tanzstudio eine halbe Stunde später verlassen. Unsere Gesichter glänzen, die kühle Luft im Flur ist eine angenehme Abwechslung zur hohen Luftfeuchtigkeit im Trainingsraum.

Jetzt sieht selbst Priya so aus, als hätte sie heute Abend ordentlich geschwitzt – also ist sie doch ein Mensch aus Fleisch und Blut. Gott sei Dank.

»Ja, ja, du hattest recht«, antworte ich.

»Und du konntest es nicht bis zum Ende des ersten Refrains ...«

»Doch, solange ich Leute in der Reihe vor mir hatte, ging es«, unterbreche ich sie.

»Der ultimative Test«, meint Priya. »Solange das bei den LAPA-Aufnahmeprüfungen nicht so gelaufen ist, ist alles okay.« Sie wirft mir einen erwartungsvollen Blick zu, so als würde ich ihr wichtige Neuigkeiten vorenthalten.

»Die haben sich noch nicht gemeldet«, erkläre ich. »Glaub mir, hätte ich was gehört, würde ich mir vor Freude die Lunge aus dem Hals kreischen.«

»Wird schon alles okay sein«, sagt sie noch einmal. »Dan und Tyler spielen bei Weitem nicht in deiner Liga.«

»Aber ich trete ja nicht nur gegen die beiden an, oder?«, frage ich. »Jeder andere aus dem ganzen Land ist dabei, der ...«

»Nicht schon wieder«, stöhnt Priya. »Lass uns das abkürzen. Du regst dich wieder tierisch darüber auf, dass du nicht aufgenommen wirst, ich erinnere dich daran, wie gut du bist und dass es nur einen einzigen Robin Cooper auf diesem verdammten Planeten gibt und dass du einfach fa-bel-haft bist.«

Ich kann mein Grinsen nicht unterdrücken. Im September steckt so viel Potenzial, dass ich es kaum aushalte. Aber bis ich ein Ja (oder Nein) von der LAPA (der London Academy of Performing Arts) bekomme, weiß ich nicht, was die Zukunft für mich bereithält, und das macht mich langsam verrückt. Priya ist das klar – daher weiß sie auch, was sie sagen muss.

»Warum hast du dich eigentlich nicht beworben?«

»Weil ich das zum Spaß mache«, sagt sie achselzuckend. »Es ist ein Hobby, in dem ich zufällig ganz gut bin. Wenn ich versuche, das zu Geld zu machen, macht es vielleicht keinen Bock mehr, und das möchte ich nicht riskieren.«

»Bei mir war das nicht so.«

»Und genau deshalb, Darling, wirst du eines Tages ein großer Star, und ich hefte mich bei deinem Aufstieg nach ganz oben eng an deine Fersen, sodass ich einen Schauspieler heiraten und ihn durch meinen eigenen beruflichen Erfolg einschüchtern kann.«

»Ein deutlich nobleres Ansinnen.«

»Diese Theatertypen müssen manchmal auf den Boden zurückgeholt werden, die heben sonst ab«, sagt Priya und zwinkert. Sie zieht ihr Handy aus dem BH, und ihre Augen weiten sich ein wenig, als sie ihre Nachrichten abruft. »Mum ist schon draußen, sehen wir uns nächste Woche?«

»Klar.«

»Und wenn du irgendwas hörst, vergiss ja nicht ...«

»Ich melde mich«, verspreche ich. Sie zieht mich in eine Umarmung, dann verschwindet sie durch die Tür und in die Nacht. Die kühle Brise fühlt sich so angenehm auf meiner Haut an, dass ich es nicht schaffe, ein Seufzen zu unterdrücken. Je länger ich über eine mögliche Aufnahme an der Schauspielschule nachdenke, desto nervöser werde ich. Seit ich denken kann, habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, und die Tatsache, dass mein Traum nun zum Greifen nah ist, ist kaum zu ertragen.

»Vorsicht, du Traumtänzer.« Miss Emily tritt in den Flur und zieht eine Ballettstange hinter sich her. »Könntest du eben mit anfassen?«

Ich stelle meine Wasserflasche ab und eile zu ihr. »Wohin gehen wir?«

»Studio Drei«, sagt sie.

Wir durchqueren den fliederfarbenen Flur und betreten das kleinste der vier Tanzstudios der Fox's Theatre School, wo wir die Ballettstange neben dem Spiegel abstellen.

»Und, wie war dein zweites Vorsprechen?« Miss Emily wirft mir einen strengen Blick zu. Es ist die Art von Blick, die sie auch aufsetzt, nachdem sie dich gefragt hat, was ein coupé ist, und jegliche Ballettfachbegriffe deinem Gedächtnis entfallen sind.

»War die Ballettstange nur eine List, um mich für ein Gespräch hierhin zu locken?«

Sie lehnt sich an die Stange, und ein Lächeln stiehlt sich auf ihre Lippen. »Ich dachte, das sei besser, als dich vor dem ganzen Kurs auszuquetschen. Aber wenn dir das lieber ist? Ich glaube, ein paar müssten noch da sein ...«

»Nein, nein, nein, schon gut«, sage ich schnell. »Es war in Ordnung.«

»In Ordnung?«

»Gut!«

»Gut oder in Ordnung? Das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge, Robin. Bitte mehr Einzelheiten.« Sie lacht.

»Beim zweiten Vortanzen haben sie mich gebeten, den Song zu wechseln, was ich natürlich getan habe«, erkläre ich. »Ich hab mich für was weniger Durchgeprobtes entschieden. Und das Vortanzen war ... krass.«

»Aber du hast es...

Erscheint lt. Verlag 25.6.2021
Übersetzer Valérie Thieme
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Boy Queen
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Adam Silvera • Anne Freytag • becky albertalli • Bill Konigsberg • Bücher ab 14 Jahren • Bully • College • Coming out • ComingOut • drag • dragqueen • Essex • found family • Freundschaft • gay romance • Glamour • Glee • Großbritannien • Highschool • Junge Erwachsene • LGBTQ • lgbtqia+ • Liebe • Love • Love, Simon • Love Triangle • Make up • Male/Male • Mental Health • Mobbing • Musical • Own Voice • Queer • queere Jugendbücher • Romantik • RuPaul • Schwul • Selbstfindung • Sex Education • Simon • Tanz • Träume • YA • Young Adult
ISBN-10 3-7517-0439-6 / 3751704396
ISBN-13 978-3-7517-0439-7 / 9783751704397
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