Nordstern - Die Nacht der freien Pferde (eBook)

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(Autor)

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2021 | 1. Auflage
240 Seiten
SchneiderBuch (Verlag)
978-3-505-14421-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nordstern - Die Nacht der freien Pferde - Karin Müller
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Das Prequel zum Pferderoman-Bestseller 'Nordlicht'
Erla wähnt sich ganz dicht vor der ersehnten Rückkehr zu ihrer Familie, als sie beim Schafabtrieb im isländischen Hochland mit ihrer Stute Drifa einen mysteriösen Unfall erleidet. Sie erwacht aus der Bewusstlosigkeit und erfährt, dass Flóki und Kadlin ihr das Leben gerettet haben. Doch der Preis, den sie alle dafür zahlen müssen, ist hoch. Erlas Vertrauen in ihre Freunde wankt. Denn beim Elfenvolk der Húldu gehen die Uhren anders als bei den Menschen. Und das ist nicht das Schlimmste: Es steht schlimm um Drifa. Um ihr geliebtes Pferd zu retten, muss sie die gefährlichste Entscheidung ihres Lebens treffen, und die würde sie erneut von ihrer Familie trennen. Sie fühlt sich so zerrissen wie noch nie, aber jemand beschützt sie und steht ihr bei.
Ein mitreißender Pferderoman vor der traumhaften Kulisse Islands!



Karin Müller ist mit 'Nordlicht' bei Schneiderbuch ein großer Bestseller gelungen. Darüber hinaus schreibt sie Tierratgeber, Kinder- und Jugendbücher. Sie wurde in Kitzingen am Main geboren, studierte an der Leuphana Universität Lüneburg und arbeitete viele Jahre als Radio- und Zeitungsredakteurin im Kulturressort. Heute lebt sie auf dem Land bei Hannover. Die besten Ideen hat sie am Gartenteich, auf Reisen oder wenn sie einem Pferd beim Grasen zuhört.

2. Home, sweet home

Flóki versuchte, sich vorzustellen, was er an Erlas Stelle getan hätte. Wie wäre es für ihn, wenn er seine Familie verlassen müsste, um zu leben? Wie hätte er sich entschieden? Erla hatte eine gute Wahl getroffen. Die einzig richtige in seinen Augen, aber wie würde sie das sehen? Später?

Er war nicht dabei gewesen, als sie sie aus dem künstlichen Heilschlaf weckten, damit sie ihre Entscheidung treffen konnte. Rauði, der Rote war der höchste Friedensrichter des Bundes. Solange er Erla befragte, hatte Flóki sich um die Pferde gekümmert und etwas zu essen und zu trinken für den hohen Gast vorbereitet. Von den Gesprächen hatte er nichts mitbekommen, bis zu dem Zeitpunkt, als sie ihn aus dem Stall dazugeholt hatten. Er hatte so darauf gehofft, dass sie dem Angebot des Goden zustimmen würde.

Und sie hatte es getan. Es war ihre einzige Möglichkeit gewesen, um sich selbst zu retten – und Drifa eine Chance zu geben. Aber er mochte sich nicht ausmalen, wie schwer es für sie sein würde, wenn sie die Konsequenzen begriff, die Folgen. Wenn sie das nächste Mal zu sich kommen und verstehen würde, was es für ihre Zukunft bedeutete – das ganze Ausmaß.

Flókis Blick streifte den kleinen Lederbeutel mit den Runen, der unscheinbar auf Erlas Nachttisch lag, und eine weitere Erinnerung an diesen schicksalsträchtigen Tag kehrte zu ihm zurück. Der Beutel hatte inmitten einer Pfütze gelegen, die noch die Spuren der außergewöhnlichen Reisegruppe erahnen ließ: Erlas Umriss, seine und Kadlins Fußspuren und die Hufabdrücke von drei Pferden … im schmelzenden Schnee. Dabei war hier im Tal der Boden noch tiefgrün und der Himmel wolkenlos und von klarem, leuchtendem Blau. So himmelblau wie Erlas Augen. Doch es war wie mit den Figuren, die man in Wolken erkannte. Die einen sahen sie, die anderen nicht, und anscheinend war das gut so.

Er hatte den eisverkrusteten Runenbeutel aufgehoben und Erla nach oben gebracht, gleich nachdem er ihn draußen gefunden hatte. Gänsehaut bildete sich auf Flókis Armen, und ein Schauer rieselte ihm den Rücken hinunter, als auch diese Bilder plötzlich Sinn ergaben. Er war also nicht verrückt geworden – aber vielleicht verlor er trotzdem langsam den Verstand?

Die Befragung durch den Goden steckte ihm noch in den Knochen. War das wirklich ihre eigene Entscheidung gewesen? Hatten sie Erla nicht dazu gedrängt? Hätte sie sich überhaupt anders entscheiden können, in der Situation, in die sie sie gebracht hatten? War am Ende alles seine Schuld?

Hilflos sah er zu Kadlin hinüber, die gerade den nächsten Verbandswechsel vorbereitete. Er war so stolz gewesen, hatte sich so für Erla gefreut, an dem Tag, als Jórunn ihn zu ihr geschickt hatte, damit der alte Thorbjörn und er ihr halfen, sich ihre eigenen Orakelsteine zu schnitzen. Aber was, wenn damit schon alles seinen Anfang genommen hatte?

»Warum war es Jórunn deiner Meinung nach so wichtig, dass Erla eigene Runen bekommt?«, platzte er heraus. »Du bist doch Jórunns Schülerin, nicht sie.«

Kadlin sah kurz auf und hielt inne. Dann runzelte sie die Stirn und zählte gelassen weiter Tropfen aus einem kleinen braunen Fläschchen in die Emailleschüssel. Sie füllte sie mit heißem Wasser auf, gab die zerstoßenen Kräuter dazu und tunkte konzentriert mit einem Holzstab Leinentücher hinein.

»Ich stelle nie eine Entscheidung von Jórunn infrage, und du solltest das auch nicht. Sie tut, was die Götter ihr eingeben«, erwiderte sie endlich. »Die Runen haben Erla beschützt. Niemand weiß, wohin ihre Reise sie noch führt. Sie wird sie brauchen.«

»Ja. Eben. Und fällt dir da gar nichts auf? Es ist, als ob Jórunn gewusst hätte, was passieren würde. Ist das nicht seltsam? Warum hat sie Erla dann nicht schon viel früher gewarnt? Sie hätte es uns sagen müssen. Dann würde sie jetzt vielleicht nicht hier bei uns liegen!« Aufgebracht deutete er auf seine reglose Freundin.

»Flóki! Was redest du da!«

Kadlin machte einen Satz zurück, weil ihr vor Schreck fast die Schüssel aus der Hand geglitten wäre und das Wasser darin herumschwappte. Heißer Sud spritzte auf den Boden. »Jórunn weiß viele Dinge. Aber es steht uns nicht zu, den Weltenlauf zu ändern. Du weißt das so gut wie ich. Selbst wenn sie es könnte, dürfte sie es nicht. Schreckliche Dinge können sonst geschehen.«

Flóki biss sich auf die Lippe. Schreckliche Dinge waren bereits passiert. Aber er wusste, worauf Kadlin anspielte. Vielleicht war das der Grund, weswegen Jórunn ihm nur in einem Traumgesicht erschienen war. Sie hatte es ihm gegenüber nie erwähnt, und er beschloss, es von seiner Seite auch nicht zu tun. Er atmete aus und ließ den Kopf hängen. Die Spannung wich aus seinem Körper, und er fiel in sich zusammen.

»Du hast recht. Es tut mir leid.«

»Ich weiß, wie viel sie dir bedeutet, Flóki. Was wir getan haben, war gefährlich genug. Ich kann die Zeit beugen und du den Raum. Aber wenn sie reißen würden … wer weiß, was wir damit lostreten könnten. Ich glaube, dass Jórunn alles tut, was in ihrer Macht steht.«

Er nickte und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.

»Ich habe Angst, dass Erla es eines Tages bereuen wird. Dass sie mir die Schuld geben wird, weißt du?«

»Das kann ich verstehen. Aber Erla ist klug. Sie weiß es besser.«

»Warum haben die Götter zugelassen, dass Erla so etwas Schreckliches widerfahren ist? Und Drifa? Das Schimmelchen hatte nun wirklich niemandem etwas getan.«

Kadlin seufzte. »Sieh mal«, sagte sie ruhig. »Was geschehen ist, hat auch sehr viel Gutes. Erla wird nun alles über Kräuter und Runen lernen können, genau wie ich. Ich vertraue Jórunn. Und du solltest das auch tun.«

Er nickte schuldbewusst. »Ja. Ja, natürlich. Bitte entschuldige.«

Das war es nicht allein, was ihn derart beunruhigte. Natürlich vertraute er Jórunn. Er wusste nicht, wie er das in Worte fassen sollte, was in ihm arbeitete. Nicht einmal Kadlin würde es verstehen, und doch musste er es versuchen. Er spürte, dass sich etwas zusammenbraute. Von seinen wirren Albträumen war ihm das vage Gefühl geblieben, dass diese Kreatur in den Bergen … dass Erla für sie erst sichtbar geworden war durch die Runen und das in sie hineingeritzte Blut. Er hatte gesehen, dass dieses Untier sie dadurch gewittert hatte. Als würde von dem kleinen Beutel ein Licht ausgehen, das Dunkles anzog, Mächte, die nicht in diese Welt gehörten …

Er konnte diese Furcht, diese Sorgen mit nichts belegen. Es war etwas, das er gesehen hatte, während er … Ein kalter Schauer rieselte ihm den Rücken hinab. Träume. Diese sonderbaren Träume verfolgten ihn.

»Ich frage mich, ob wir, als wir ihr halfen, sie zu schnitzen, ob wir Erlas Schicksal damit in eine Richtung gelenkt haben, aus der es kein Zurück gibt. Ob sie das geahnt hat? Und wenn ja, ob sie es dennoch gewollt hätte … Oder hätte ich es ihr verweigern sollen?«, fragte er leise.

Kadlin hielt einen Moment inne und hörte damit auf, Stoffstreifen einzutunken und auszudrücken. Sie richtete sich auf und wischte sich mit dem Unterarm eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

»Und wer bist du, dass du es ihr hättest versagen dürfen?«

Flóki biss sich auf die Lippen. Da war etwas dran. So hatte er die Situation noch nicht betrachtet. »Ich mache mir einfach nur Sorgen.«

»Ich weiß. Das verstehe ich, mir geht es ähnlich.« Kadlin sah lächelnd in Erlas schlafendes Gesicht. »Aber sie ist zäh. Sie hat einen schlimmen Krieg überlebt in ihrem Heimatland. Sie wird es schaffen.«

Zögernd kam er einen Schritt näher. »Kann ich dir helfen?«

Kadlin hob die Schultern. Sie schlug Erlas Bettdecke zurück, einen tropfenden Wickel in der Hand. Das Korsett, das Jórunn für Erla aus Binsen und Fischbein hergestellt hatte, hatte sie bereits aufgeschnallt und auch die Schiene um das gebrochene Bein entfernt. Flóki wandte verlegen den Blick ab. Erla trug nur ein dünnes Hemd, zwischen und über ihren Beinen lagen dicke, saugfähige Tücher.

Kadlin grinste gutmütig. »Ich mach das schon.« Sie wies mit dem Kinn auf die Reste des Kräuterauszugs in einer zweiten Schüssel und ein paar Bandagen daneben. »Nimm die für Drifa mit. Du weißt ja inzwischen, wie es geht. Ich kümmere mich um meine Patientin, sorge du für deine. Sie wird hören wollen, wie es ihrem Pferd geht, wenn sie das nächste Mal aufwacht.«

Ein Schatten fiel in die offene Stalltür. Er brachte ein wenig dämmeriges Tageslicht und die ersten Schneeflocken mit herein.

»Wie geht es ihr?«, erkundigte sich die alte Kräuterfrau.

»Sie hat ihr inneres Licht verloren«, sagte Flóki leise und stellte die Forke ab, mit der er...

Erscheint lt. Verlag 25.5.2021
Reihe/Serie Nordstern
Nordstern
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Das Rätsel des Pferdeamuletts • Der magische Steinkreis • Die Legende der Wildpferde • Jugendbücher • Jugendbücher ab 12 • Jugendbücher Fantasy • Jugendbücher Mädchen • jugendbücher pferde • Kinderbücher • Kinderbücher Mädchen • Kinderbücher Pferde • Kinderbuch Pferde • Lea und die Pferde • Nala • Nele Neuhaus Elena • Nordlicht • Ostwind • PaNia • Percy Jackson • Pferdebuch • Pferdebücher • Pferde Bücher • Pferdebücher für Kinder • Pferdebücher für Mädchen • pferdebücher kinder • pferdebücher kinderbücher • Pferdebücher Mädchen • Pferdebuch für Kinder • Pferdebuch für Mädchen • Pferdebuch Kinder • pferdebuch mädchen • Pferde Mädchen • pferde mädchen geschenk • Pferde und Ponys • pferde und reiten • Ponys und Pferde • Wolkenherz
ISBN-10 3-505-14421-5 / 3505144215
ISBN-13 978-3-505-14421-9 / 9783505144219
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