Das Vermächtnis des Wunderlands. Die Jagd nach dem magischen Element (Das Vermächtnis des Wunderlands 2) (eBook)
176 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93582-0 (ISBN)
Gereon Klug ist Autor, Songtexter, Musical-Erfinder und Plattenladengründer. Er schrieb u.a. für »Die Zeit«, die »titanic«, zudem diverse Kinderbücher für eine Flüchtlingsorganisation. 2018 lief sein Musical »Der König der Möwen« in Hamburg. Außerdem hat er das erste kochbare Kochbuch erfunden und mit Rocko Schamoni zusammen einen Podcast. Daniel Lieske lebt mit seiner Familie in Westfalen. Nachdem er als Illustrator in der Computerspielebranche (u.a. 'Fortnite') tätig war, arbeitet er mittlerweile an seiner eigenen Fantasy-Reihe 'Wormworld Saga', die er sowohl schreibt als auch illustriert und die bereits mehr als 2,5 Millionen Leser hat und in 30 Sprachen übersetzt wurde.
Gereon Klug ist Autor, Songtexter, Podcaster, Musical-Erfinder und Plattenladengründer. Er schrieb u.a. für »Die Zeit«, die »titanic«, zudem diverse Kinderbücher für eine Flüchtlingsorganisation. 2018 lief sein Musical »Der König der Möwen« in Hamburg. Außerdem hat er das erste kochbare Kochbuch erfunden und zusammen mit Rocko Schamoni einen Podcast "Auf der Bahn". Daniel Lieske lebt mit seiner Familie auf dem Land in Westfalen. Nachdem er als Illustrator in der Computerspielebranche (u.a. "Fortnite") tätig war, arbeitet Daniel mittlerweile an seiner eigenen Fantasy-Reihe "Wormworld Saga", die er sowohl schreibt, als auch illustriert und die mittlerweile mehr als 2,5 Millionen Leser hat und bereits in 30 Sprachen übersetzt wurde.
2
Abgefahren!
„Vitali! Und Wladimir!“, rief Olivia. „Wie seht ihr denn aus?“ Sie sah von einem zum anderen.
„Wer von euch beiden ist …“, stotterte sie.
„… denn Vitali?“, vollendete Tom die Frage seiner Schwester. „Und wer ist Wladimir?“
Sie konnten es beide nicht fassen. Vor ihrer Haustür standen die zwei Loudanovs – oder das, was von ihnen übrig war. Jedenfalls sah nur der eine aus wie einer ihrer Lokführer-Freunde, nämlich der linke. Er trug die dicke, verfilzte Felljacke mit verdreckten Stiefeln und hatte einen dichten Vollbart − war also ganz klar ein Loudanov. Daneben stand ein fast schon mageres Abbild des Hünen.
Seine Kleidung war frei von Ruß und Schmutz, die Stiefel waren zwar auch alt, aber sauber.
Das Gesicht sah völlig anders aus als das des eindeutigen Loudanov-Bruders. Es war glatt rasiert, hatte rote Wangen und lauter Lachfältchen um den Mund. Die waren zu sehen, obwohl der Mann gar nicht lachte, sondern sich sehr aufregte.
Die beiden standen auf der Fußmatte und brüllten Worte mit vielen dunklen R- und Rrr-Lauten.
Dazu schüttelten sie ihre Fäuste. Offenbar waren sie echt wütend.
„Pi, komm schnell! Irgendwas ist passiert!“, rief Olivia.
„Ja, Pi, du musst übersetzen! Komm mal!“, brüllte Tom noch lauter ins Haus, dabei war Pi schon auf der Treppe. „Himmel, sind die sauer!“
Olivia hatte die Brüder in kürzester Zeit liebgewonnen, und wenn Freunde litten, litt sie gleich doppelt mit. „Pi, was ist mit ihnen?“, fragte sie.
„Die armen Kerle!“
„Sie sagen, dass ihr Zug weg ist!“ Pi hatte schon von Weitem die Ohren gespitzt und wusste sofort, was los war. Zum Glück war sie noch nicht nach Hause gegangen.
„Was? Der THUNDER SNOW ONE?“, rief Olivia.
„Ja“, sagte Pi, „sie haben vom Fenster des Bürgermeisters aus ihren Zug vorbeifahren sehen.
Ihren Zug! Aber ohne sich!“
„Das gibt's doch gar nicht!“, meinte Olivia.
Tom runzelte die Stirn. „Was haben die denn beim Bürgermeister gemacht?“, fragte er. Diesen Bürgermeister mochte er gar nicht. Der tat immer so schlau, hatte aber keine Ahnung. Als das Flugzeug auf den Schienen gelandet war, hatte der doch überhaupt nicht gewusst, was sie machen sollten.
„Ja, genau“, sagte Olivia. „Wieso haben die denn ihren THUNDER SNOW ONE überhaupt verlassen?
Ihr seid doch immer da drin! Immer!“ Sie guckte fassungslos von einem Loudanov zum anderen.
Für die eiserne Liebe zu ihrem Zug waren die beiden doch berühmt. In den letzten dreiunddreißig Jahren war einer von ihnen angeblich immer in der Maschine gewesen oder zumindest ganz in der Nähe. Das stand sogar im Guinnessbuch der Rekorde.
„Lasst doch die beiden erst einmal rein! Mensch, Leute! Was ist das denn für ein Benehmen?“, schimpfte Bruno, der auf der Toilette gewesen war. Mit einer Handbewegung lud er die Brüder ins Haus ein. Zwischen Tür und Angel löste man schließlich keine Probleme, und dass es sich hier um ein ziemlich großes Problem handelte, war ja wohl sonnenklar.
Tom verdrehte die Augen. Er fand das bescheuert, wenn Bruno so erwachsen tat. Der war doch selbst noch ein Kind.
Noch immer ganz aufgebracht stürmten die sibirischen Männer ins Haus der Hinderthürs und ließen sich auf die Küchenstühle fallen. Olivia, Bruno und Tom standen um sie herum, während Pi ihren Stuhl nah an die Brüder heranrückte.
Sie musste sehr genau hinhören, um alles zu verstehen. Sie übersetzte, während die beiden redeten. Das war gar nicht so einfach, besonders weil die Loudanovs einander ständig ins Wort fielen.
Nach und nach erfuhren die Kinder, dass die Brüder von der Frau des Bürgermeisters zum Essen eingeladen worden waren. Weil sie ja die INTERLOKTRAIN gerettet hatten. Die Kinder schauten sich an. Aha, na klar. Politiker wanzten sich ja oft an erfolgreiche Menschen ran und wollten etwas abhaben vom Ruhm. Pi übersetzte, dass sie bei der Frau sehr gut gegessen hätten. Jawohl, sehr gut!
Vitalis Augen leuchteten und er leckte sich die Lippen. Oder war es Wladimir, der das tat? Olivia sah von einem zum anderen. Sie war sich immer noch nicht so sicher, wer wer war. An ihren Stimmen konnte sie das auch nicht erkennen.
Komischerweise fiel es ihr jetzt, da die beiden so unterschiedlich aussahen, noch schwerer, sie auseinanderzuhalten. Sie entschied insgeheim: Vitali war der Rasierte.
Und dann, sprudelte es weiter aus den Brüdern heraus, hatten sie baden sollen. Baden müssen!
Mit Seife! Und sich dann auch noch rasieren! Diese Frau des Bürgermeisters habe begonnen, den Dreck von den Hosen und Pullis abzubürsten. Das sei ja alles gar nicht nötig gewesen, aber die Frau habe darauf bestanden. Die sei noch hartnäckiger als die härteste Eisschicht am kältesten Punkt der Erde, stöhnten sie und rollten mit den Augen.
Tom kicherte. Wie komisch! Diese bärenhaften Zugführer hatten ja Angst wie zwei Schneehasen!
Pi fuhr fort mit dem Übersetzen. Dass sie Russisch konnte, war wirklich genial.
Waldimir habe es nicht mehr in die Wanne geschafft, weil Vitali plötzlich ihren Zug vorbeirauschen sah. Also hatten sie sofort alles stehen und liegen gelassen, um zu ihren Freunden, den Hinderthürs und Pi, zu eilen. Und zwar so, wie sie waren. Der eine sauber und rasiert, fast wie neu, der andere wie immer.
Nach dem Ende ihres Berichts sanken sie erschöpft glatte zwanzig Zentimeter tiefer in ihre Stühle. Sie schienen sich sogar ein wenig zu schämen. Olivia fühlte so etwas wie Stolz, weil die Loudanovs sich als Erstes ihnen anvertraut hatten. Sie waren anscheinend tatsächlich so etwas wie Freunde.
Tom fand als Erster seine Sprache wieder: „Was gab's denn genau zu essen, Wladimir?“
„Tom!“, wies Bruno seinen kleinen Bruder zurecht, „das ist doch jetzt unwichtig!“ Er schüttelte den Kopf.
Olivia schaute genauso genervt. „Aber echt“, schnaubte sie. „Tom, die haben gerade ihren Zug verloren! Ihren geliebten THUNDER SNOW ONE!“ Warum hatte Tom bloß immer nur Essen im Sinn? Plötzlich nahm der Bärtige Tom in den Arm.
Das war also Wladimir, kombinierte Olivia. Gut, dass sie die beiden jetzt unterscheiden konnte.
Und nun? Wie sollten sie ihren Freunden bloß helfen? Pis Gehirn arbeitete wieder mal am schnellsten. „Den Dieb können wir sicher einholen“, überlegte sie laut. „Das ist ja alles erst eine halbe Stunde her. Und der THUNDER SNOW ONE hat zwar viele PS, aber besonders schnell ist er nicht. Wir brauchen nur ein bisschen schneller zu fahren, dann schaffen wir das.“
„Aber Pi“, wandte Olivia ein, „womit sollen wir ihn denn verfolgen? Etwa mit dem FIRESTARTER?“
Die Draisine war Olivias ganzer Stolz. Sie hatte vorne einen Kuhfänger anmontiert, die vorderen Räder mit Schutzblechen verkleidet und lodernde Flammen draufgemalt, vor allem aber hatte sie einen starken Motor eingebaut. Und ihre nächtelange Schrauberei hatte sich gelohnt: Der FIRESTARTER war längst kein Schienenfahrzeug mehr, das über Eisenbahngleise kroch. Nein, er sah nicht nur richtig schnell aus, er war es auch. Aber ließ sich damit ein echter Zug verfolgen?
Bruno schüttelte energisch den Kopf. „Das ist doch Quatsch“, sagte er. „Damit können wir hier in Knuffingen rumfahren, aber der Dieb bleibt sicher nicht hier. Wenn er nicht ganz doof ist, zumindest.“
„Stimmt“, pflichtete ihm Olivia bei. Manchmal waren die Zwillinge sich trotz ihrer Unterschiedlichkeit doch einig.
„Wer macht so was überhaupt?“, fragte Bruno und tippte sich an die Stirn. „Einen riesigen Zug klauen und damit wegfahren? Der fällt doch sofort überall auf!“
Olivia nickte und reichte den beiden Lokführern zwei Gläser Wasser. „Hier, Männer, trinkt mal was! Pi, sag denen bitte, dass wir ihren Zug zurückholen! Das sind wir ihnen echt schuldig! Sie haben schließlich unsere INTERLOKTRAIN gerettet.“
„Ich ahne, wer das war!“, rief Tom plötzlich.
„Magnus! Das ist doch klar wie Wassereis!“
Die anderen drei sahen sich an. Das Brett vor ihren Köpfen bröckelte. Magnus! Natürlich!
„Das ist zu 89 bis 93 Prozent richtig“, sagte Pi.
„Deshalb haben wir ihn auch nirgends entdeckt − weder am Flughafen noch am Bahnhof! Weil er gar nicht dorthin geflüchtet ist. Er musste schließlich damit rechnen, dass wir ihn nicht einfach so entkommen lassen mit dem magischen Teil, also hat er sich was einfallen lassen und den THUNDER SNOW ONE gekapert! Ich frage mich nur, warum ausgerechnet den. Der fällt doch überall auf.“
„Eben nicht“, meinte Bruno. „Eine alte Geheimagentenregel besagt: Nimm das Auffälligste, damit du nicht auffällst. Damit rechnet niemand.
Ich frage mich eher, ob Magnus diese Maschine bedienen kann.“
Pi antwortete: „Dieser Magnus kennt sich zwar nicht so gut aus mit Zügen, wie er behauptet hat, aber er ist hundertprozentig schlau genug, die Technik eines so alten Zuges überdurchschnittlich schnell zu kapieren.“ Pis Berechnungen waren zwar manchmal etwas schräg, aber sie stimmten fast immer.
Mehr denn je galt es jetzt also, diesen mysteriösen Typen in seinem Opa-Mantel schnell zu erwischen. Wie üblich in schwierigen Situationen steckten sie die Köpfe zusammen. Bei ihren Kurzbesprechungen durfte jeder was sagen.
Aber nur kurz und knapp. Und vor allem ohne Streit. Meist ließen sich Probleme so am besten lösen. Bruno...
Erscheint lt. Verlag | 21.10.2021 |
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Reihe/Serie | Abenteuer Miniatur Wunderland |
Das Vermächtnis des Wunderlands | Das Vermächtnis des Wunderlands |
Illustrationen | Daniel Lieske |
Zusatzinfo | Farbig illustriert |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Kinder- / Jugendbuch ► Spielen / Lernen ► Abenteuer / Spielgeschichten | |
Schlagworte | Abenteuer • Bestseller Kinderbuch • Bücher wie Harry Potter • Buch Fantasy Kinder • Der goldene Kompass • Eisenbahn • Fantasy • Freundschaft • Geheimnis • Harry Potter • Mädchen Jungen • Magie Kinderbuch • Miniaturwunderland • Orient-Express • Reise • Zug |
ISBN-10 | 3-646-93582-0 / 3646935820 |
ISBN-13 | 978-3-646-93582-0 / 9783646935820 |
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