Evangeline und die Geister des Bayou (eBook)

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2021 | 1., Auflage
320 Seiten
Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-61115-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Evangeline und die Geister des Bayou - Jan Eldredge
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Ein magischer Fantasyschmöker um eine mutige Hexe auf Geisterjagd, ab 10 Jahren.  Evangeline ist nichts wichtiger, als selbst einmal eine so angesehene Geisterjägerin wie ihre Großmutter zu werden. Dafür nimmt sie es mit jedem Schattenbeißer auf! Als ein Hilferuf aus New Orleans eintrifft, hofft Evangeline, dass sie endlich zeigen kann, was in ihr steckt. Aber dann bekommt sie es mit einem Werwolf zu tun. Ausgerechnet dem Werwolf, der ihre Mutter getötet hat! Und weil ihre Großmutter sich das Bein bricht, bleibt ihr lediglich Julian als Unterstützung, der so gar nicht an Geister und Werwölfe glaubt ... Mit viel Humor und der richtigen Portion Grusel!

Jan Eldredge was born and raised in Louisiana. She now lives in Florida with her wonderful husband, three lovely children, and four devious cats in a house that might be haunted. She's slightly obsessed with monsters, ghosts, demons, and other assorted things that go bump in the night.

Jan Eldredge was born and raised in Louisiana. She now lives in Florida with her wonderful husband, three lovely children, and four devious cats in a house that might be haunted. She’s slightly obsessed with monsters, ghosts, demons, and other assorted things that go bump in the night.

Je weiter sich Evangeline von den langsam fließenden Wassern des Bayou entfernte, desto mehr lichtete sich der Nebel und der Pfad war deutlicher zu erkennen. Sie versuchte, sich auf die vor ihr liegende Aufgabe zu konzentrieren, doch ihre Gedanken wanderten immer wieder zurück zu dem Ding auf dem Friedhof. Sie rief sich eine ganze Litanei von Grannys Lektionen über übernatürliche Kreaturen ins Gedächtnis.

Das Wesen war möglicherweise nichts weiter als ein Creeper, einer dieser lästigen Geister, die die Form einer Zypressen-Kniewurzel annahmen und regungslos darauf warteten, dass ein abendlicher Spaziergänger des Wegs kam. Sobald ihr Opfer in Reichweite war, erhoben sie sich und schwebten lautlos hinter ihm her. Unheimlich, aber harmlos. Und leicht zu verscheuchen, wenn man eine Laterne schwenkte: Das Licht schnitt sie entzwei, worauf ihre Überreste wie trockenes Laub zu Boden rieselten.

Oder vielleicht war es ein Johnny Revenant, der wiedererwachte, verweste Leichnam eines Bürgerkriegssoldaten. Sie konnte diese Kerle nicht ausstehen, wie sie durch die Sümpfe stapften und mit ihren schrillen Rebellenschreien ihr Kommen ankündigten. Natürlich waren sie alle einst von ihren Geister jagenden Vorfahrinnen entwaffnet worden, aber das hinderte die Burschen nicht daran, sich abgebrochene Äste zu schnappen, sie wie Säbel herumzuschwingen und jedem eins über den Schädel zu ziehen, der ihnen nicht schnell genug aus dem Weg ging. Sie traten allerdings nur nach heftigen Regenschauern in Erscheinung, wenn überall vom Sturm herabgerissene Äste herumlagen, und jetzt war es schon lange Zeit trocken gewesen.

Sie hatte mindestens sechs, sieben andere Möglichkeiten in Betracht gezogen, als sie das alte zweistöckige Holzhaus der Arseneaus erreichte, doch keine davon stimmte mit ihrem Bauchgefühl überein. Granny war der festen Überzeugung, dass man sich auf seine Instinkte verlassen sollte. »Hör auf deinen Bauch, Evangeline«, sagte sie immer. »Er sieht, was die Augen nicht erkennen können.«

Als Evangeline ihre Laterne abstellte, ertönte vom Dach der Ruf eines Streifenkauzes. Eines der schlechtesten Omen, die es gab, dachte sie leise fluchend.

Hu-huuuh. Der Kauz stieß einen weiteren einsam und traurig klingenden Schrei aus. Er starrte zu ihr herunter, seine Augen so rund und schwarz wie die leeren Augenhöhlen eines Geistes.

Mit nachdenklicher Miene versuchte sie, die Situation einzuschätzen, wie sie es von ihrer Granny gelernt hatte. Wäsche auf der Leine. Spielsachen auf dem Rasen. Die Familie hatte sich offenbar Hals über Kopf davongemacht und sich wahrscheinlich bei Mrs Arseneaus Schwester einquartiert, die in Thibodaux lebte.

An der Seitenwand des Hauses erhob sich ein leises Klagen und steigerte sich zu einem gequälten Geheule.

»Ich höre dich. Ich höre dich«, murmelte Evangeline. Sie streifte Grannys roten Umhang ab, faltete ihn zusammen und legte ihn beiseite. Dann durchwühlte sie ihre Schultertasche und zog den Brotkanten und das Salzsäckchen heraus. Schließlich spuckte sie zum weiteren Schutz auf den Boden, nahm die Schultern zurück und richtete den Blick auf die Seitenwand. Sie konzentrierte sich darauf, ihre Stimme fest und entschlossen klingen zu lassen und rief: »Was willst du von mir?«

Das Heulen endete abrupt und die Banshee schwebte in den Vorgarten. In formlose, triste, graue Kleider gehüllt, verharrte die geisterhafte Gestalt in der Luft und starrte gequält auf Evangeline herunter. Sie zog die aufgesprungenen Lippen zurück und stieß ein leises Knurren aus.

Evangeline holte tief Luft und rief sich hastig ins Gedächtnis, was sie über Banshees wusste. Sie kamen fast immer vom Friedhof des staatlichen Frauengefängnisses, das etwa dreißig Meilen von hier entfernt war. Es handelte sich nicht um die rastlosen Geister gewöhnlicher Straftäter; diese Geister waren die von den wirklich schlimmen Verbrecherinnen, die unschuldige Menschen ermordet hatten. Sie waren hinter Gittern gestorben, manchmal an Krankheiten, aber meistens an Verletzungen. Einige von ihnen waren mit der grausamen Gertie, Louisianas elektrischem Stuhl, ins Jenseits befördert worden. So oder so, klammerten sich ihre befleckten Seelen an diese Welt, weil sie sich nicht den Folgen ihrer Taten stellen wollten, den Folgen, die sie auf der anderen Seite zu erwarten hatten.

Manche Leute glaubten daran, dass jede Seele am Ende des Weges auf Vergebung hoffen konnte, doch Evangeline teilte diese Ansicht nicht. Ihre zahlreichen Begegnungen mit unwilligen Wesen aus der jenseitigen Welt ließen sie zu dem Schluss kommen, dass Grausamkeit und Bosheit auf dieser Seite des Lebens auf der anderen Seite nicht auf die leichte Schulter genommen wurden.

Die Banshee warf den Kopf zurück. Ihr schrilles Kreischen ließ ein Fenster im hinteren Teil des Hauses zerspringen, dessen Scherben klirrend zu Boden regneten. Die verzweifelte Geistergestalt knirschte mit den Zähnen und riss an ihren dünnen Haaren, die wie Spinnweben im Wind wehten. Oben auf dem Dach stieß der Streifenkauz einen erschrockenen Schrei aus und flog lautlos davon.

Evangeline schleuderte den Brotkanten und eine Handvoll Salz auf den Geist. »Kehr an deinen Ruheplatz zurück, und bleib für immer dort.«

Die Banshee wich nicht zurück. Evangeline hatte auch nicht damit gerechnet. Obwohl Salz und Brot böse Geister vertreiben sollten, indem sie ihnen die übersinnliche Energie raubten, hatte sie festgestellt, dass diese beiden Mittel so gut wie nie funktionierten. Aber Granny bestand immer darauf, es zunächst damit zu versuchen, da beides billig und reichlich vorhanden war.

Die Banshee drehte sich um und flog auf die Veranda. Sie schwang von einem Ende zum anderen, als wäre sie in eine starke übernatürliche Luftströmung geraten. Sie gab einen weiteren gellenden Schrei von sich, woraufhin erneut das Klirren von Glas zu hören war.

»O Mann!« Mrs Arseneau würde vor Wut kochen, wenn all ihre Fenster zu Bruch gingen. Evangeline ließ Brot und Salz fallen und sofort kam ein Waschbär aus dem Gebüsch geschossen, schnappte sich den Brotkanten und verschwand im Dunkeln.

Evangeline kramte einen Wacholderzweig und ein Silberglöckchen aus der Tasche. Sie zündete den Zweig an und schwenkte ihn hin und her, während sie mit der anderen Hand das Glöckchen klingeln ließ. Der stechende, harzige Geruch und das schrille Klingeln erfüllten die drückende Nachtluft. Sie sprach eine kurze Beschwörungsformel und forderte die rastlose Geistgestalt ein weiteres Mal auf, in ihr Grab zurückzukehren oder sich ins Jenseits zu verziehen.

Ihre Bemühungen wurden mit erneutem Gekreische und einer weiteren zerborstenen Fensterscheibe quittiert.

»Na schön.« Evangeline holte tief Luft. »Dann probieren wir’s mit schwereren Geschützen.« Sie warf Glocke und Wacholderzweig beiseite und griff nach der Flasche mit dem Weihwasser.

Die Banshee erstarrte und verstummte mitten im Schrei. In ihrem ausgemergelten Gesicht spiegelte sich blankes Entsetzen. Sie schnellte von der Veranda, schoss auf Evangeline zu und schleuderte sie mit ihrer übernatürlichen Kraft so heftig zu Boden, dass es sie um ein Haar aus ihren priesterlich gesegneten Krokodillederstiefeln mit den silbernen Spitzen gerissen hätte.

Mit voller Wucht landete sie auf dem Steißbein und der Schmerz, der ihr in den Rücken fuhr, raubte ihr den Atem. »Verdammt!«, keuchte sie und rappelte sich hoch. Doch die Banshee war fort. Das Echo ihres Wehklagens hing in der Luft wie der Rauch einer erloschenen Kerze.

Evangeline steckte das wirkungsvolle Weihwasser wieder in die Tasche, klopfte sich, so gut es ging, den Dreck vom Hosenboden und nahm die Situation in Augenschein. Ein paar zerbrochene Fensterscheiben, aber insgesamt hatte sie gute Arbeit geleistet, das Werk einer tüchtigen Geisterjägerin. Auch wenn es nicht ihr Name war, der auf dem Auftragsschreiben gestanden hatte. Sie machte sich auf den Weg, um den Wacholderzweig und das Silberglöckchen einzusammeln, und zögerte dann.

Etwas hatte sich ihr von hinten genähert, seine gleichmäßigen Atemzüge rasselten tief in seinem Inneren.

Eine Gänsehaut zog sich über ihre Arme und ein kalter Schauer lief ihren Rücken hinab. Obwohl ihr davor graute, spähte sie in eine der heil gebliebenen Fensterscheiben des Hauses. Ein gelbes Augenpaar spiegelte sich in der dunklen Glasfläche, gelbe Augen, die ihr aus dem haarigen, schwarzen Gesicht eines vierbeinigen Ungeheuers entgegenstarrten, das knapp drei Meter hinter ihr lauerte.

Sie wusste nicht, was es war, und sie hatte nicht vor, länger herumzustehen, um es herauszufinden. Sie schnappte sich die Laterne und flitzte damit über die Treppe in das hundert Jahre alte Haus, das Mrs Arseneaus Ururgroßvater einst gebaut hatte. Mit aller Kraft schlug sie die Tür hinter sich zu, die fast aus ihren rostigen Angeln gefallen wäre. Mit rasendem Herzen durchwühlte sie den Inhalt ihrer Tasche, entdeckte ein Stück Kreide und kritzelte verschiedene Schutzsymbole auf die Holzverschalung der Tür.

Draußen knarrten die Stufen der Eingangstreppe. Die Dielenbretter der Veranda ächzten unter den Schritten schwerer Füße mit klickenden Krallen. Das Wesen blieb stehen und riss die Klauen über die altersschwache Tür, deren Oberfläche sicher tiefe Kratzer davontragen würde.

In diesem Augenblick wurden Evangeline zwei Dinge klar. Erstens, die Banshee war von diesem gelbäugigen, haarigen, schwarzen Ungeheuer vertrieben worden und nicht von ihrem Weihwasser. Und zweitens, es war dasselbe Vieh, das sie vom Friedhof aus beobachtet hatte. Daran hatte sie keinerlei Zweifel. Ihr Bauchgefühl sagte es...

Erscheint lt. Verlag 27.7.2021
Illustrationen Isabelle Hirtz
Übersetzer Inge Wehrmann
Sprache deutsch
Original-Titel Evangeline of the Bayou
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Erbe • Fabelwesen • Fantasy • Freundschaft • Gabe • Geisterjäger • Geschenk Mädchen • Gespenster • Hexe • Humor • Hund • Kinderbücher ab 10 • magisch • Mut • Mystery • Nerd • New Orleans • Phantastik • Schmöker • Sumpf • Übernatürlich • Werwolf
ISBN-10 3-522-61115-2 / 3522611152
ISBN-13 978-3-522-61115-2 / 9783522611152
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