Schule der Schatten - Die lautlosen Kämpfer (eBook)

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2021 | 1. Auflage
224 Seiten
cbj Kinder- & Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-27016-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schule der Schatten  - Die lautlosen Kämpfer -  Andreas Langer
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Gehemnisvolle Einladung ins Ninja-Internat
Nori, Tenzo, Ryu und das Mädchen Asa werden zur Ausbildung in die »Schule der Schatten« eingeladen, wo der erfahrene Lehrmeister Sensei Okuse sie zu Ninja ausbilden will. Bei den ersten Lektionen geht es darum, »unsichtbar« zu werden. Um sich überall unbemerkt anschleichen zu können, müssen die Schüler die Umgebung ganz genau beobachten und unauffällige Fortbewegungsmethoden lernen. Bei einem Botengang für ihren Lehrmeister sehen die Schüler, wie ein Trupp feindlicher Männer aus dem Nachbarreich den Pferdehändler Kuro überfällt. Um den Freund ihres Lehrmeisters zu retten, müssen die vier die eben erst gelernten Lektionen anwenden ...

Andreas Langer ist gelernter Journalist und arbeitete als Lokalredakteur und Werbetexter, bevor er begann, Bücher für junge Leser zu schreiben. Statt über Gemeinderatssitzungen und Firmenjubiläen zu berichten, erzählt er jetzt von phantastischen Welten. Mit seiner Frau, drei Kindern und zwei dreifarbigen Katzen, lebt er in einer Kleinstadt im bayerischen Schwaben.

Die erste Lektion


Nori blinzelte einmal, zweimal. Spielten seine Augen ihm einen Streich? Wie es den Anschein hatte, taten sie das nicht. In nicht allzu weiter Ferne war wirklich jemand zu sehen. Nori warf seinen Rucksack wieder über seine Schulter und beschleunigte seine Schritte.

Sechs Tage war es nun her, dass er sein Heimatdorf verlassen hatte. Sechs Tage, in denen er weit mehr von Isantaj gesehen hatte als in den dreizehn Jahren zuvor. Aber je länger er über staubige Wege und an endlosen Reisfeldern vorbeigewandert war, umso einsamer hatte er sich gefühlt. Das letzte Dorf lag schon Tage hinter ihm und die letzte Begegnung beinahe ebenso lange. Aber das da vorne war wirklich und wahrhaftig ein Mensch. Ein Mensch, der auf einem Pferd ritt. Vor allem aber ein Mensch, den er nach dem Weg fragen konnte.

Nori war seinem Ziel schon sehr nahe. Das verrieten ihm die Berggipfel, die am Horizont hoch aufragten. Aber wohin genau er sich nun wenden musste, um sein Ziel zu erreichen, das wusste Nori nicht. Und was noch schlimmer war: Die Zeit drängte. Bis zum Abend musste er sein Ziel erreicht haben.

Der Mann, auf den er zügig zuging, war mittleren Alters und saß auf einer kräftig gebauten Stute. Auf dem Kopf trug er einen Strohhut. Bekleidet war er mit einem einfachen Kittel und einer grob gewebten Hose. Nori war erleichtert. Der Kleidung nach zu urteilen, hatte er einen Bauern vor sich. Und vor einem Bauern brauchte er sich nicht zu fürchten.

Nori dachte an seine Eltern. Auch sie waren Bauern, die ihre Tage mit dem Reisanbau und der Viehzucht verbrachten. Nori hatte nichts gegen dieses Leben. Aber er wollte nicht werden wie sein Vater. Er wollte werden wie sein Großvater.

»Seid gegrüßt, Herr«, sprach Nori den Mann an und verbeugte sich leicht.

»Ich grüße dich auch, mein Junge«, erwiderte der Fremde freundlich. »Sag, was führt dich in diese entlegene Gegend?«

»Ich suche einen bestimmten Ort«, sagte Nori. »Die Schule der Schatten.«

Der Fremde zog eine Augenbraue hoch und musterte ihn misstrauisch. »Die Schule der Schatten … Warum suchst du sie?«

»Ich will ein Schatten werden. Genau wie mein Großvater«, platzte es aus Nori heraus.

»Hmm«, brummte der Mann und schwieg dann.

Nori fühlte sich auf einmal unsicher.

»Hast du denn eine Einladung in die Schule der Schatten bei dir?«, wollte der Mann wissen.

»Ja, die habe ich«, beeilte sich Nori zu sagen.

»Aber offenbar hast du sie nicht richtig gelesen«, antwortete der Fremde ernst. Dann schwang er sich aus dem Sattel. »Nun, in diesem Fall wird es Zeit für deine erste Lektion. Und die lautet: Sprich niemals mit Fremden über die Schule der Schatten! Niemals, hörst du!«

Die letzten Worte schrie er beinahe und Nori zuckte unwillkürlich zusammen.

Der Mann hatte recht. In Noris Einladung war ausdrücklich die Rede davon, dass er über die Schule der Schatten mit niemandem außer seinen Eltern sprechen dürfe. Und da stand auch, dass die Wegbeschreibung auf der Rückseite der Einladung einzig und allein für ihn bestimmt war – so geheim war dieser Ort, den er so dringend suchte.

Und eigentlich wusste Nori das auch. Er hatte das wenige, was auf dem Stück Papier stand, ja dutzendfach gelesen. Wenn nicht noch öfter. Doch er hatte es nicht beachtet. Nicht jetzt, da die Zeit mehr und mehr drängte und seine Zweifel, ob er auf dem richtigen Weg war, von Minute zu Minute wuchsen.

Der nur für ihn bestimmten Wegbeschreibung zufolge befand sich die Schule der Schatten in einem kleinen Tal zwischen mehreren Bergen. Die Frage war nur: zwischen welchen Bergen?

Auf einmal kam Nori ein Gedanke. Der Fremde hatte von seiner ersten Lektion gesprochen. Die erste Lektion … Bedeuteten diese Worte womöglich, dass die einfache Kleidung des Mannes nur eine Tarnung war? Könnte dieser Mann in Wahrheit gar kein Bauer sein, sondern der Ninja-Meister, von dem ihm einst sein Großvater erzählt hatte und den er nun so dringend suchte?

Nori schaute sein Gegenüber mit großen Augen an. »Seid Ihr Sensei Okuse?«

Der Mann erwiderte seinen Blick. Dann verfiel er in schallendes Gelächter. »Ob ich der Sensei bin? Das ist gut!«, prustete er los. »Das ist wirklich gut!«

Schlagartig verfinsterte sich Noris Miene.

»Tut mir leid«, entschuldigte sich der Fremde, noch immer lachend. »Aber für den Sensei hat mich noch niemand gehalten.« Belustigt schüttelte er den Kopf. »Ich bin Kuro, ein einfacher Pferdezüchter.«

Nori wäre am liebsten im Boden versunken. Er ärgerte sich maßlos über seine dumme Vermutung und seine dämliche Frage.

»Doch wie es der Zufall will«, sagte Kuro, noch immer grinsend, »bin ich ein guter Bekannter von Sensei Okuse.«

»Ihr kennt ihn also?« Nori schöpfte neue Hoffnung.

Kuro nickte. »Das tue ich. Aber sag mir erst, wie du heißt, mein junger, unbedachter Freund.«

»Nori. Ich heiße Nori.«

»Gut, dann hör mir zu, Nori.« Kuro wurde mit einem Mal wieder ernst. »Was ich vorhin gesagt habe, würde dir auch Sensei Okuse sagen: Sprich niemals mit einem Fremden über diesen Ort, den du zu finden hoffst. Niemals!« Er sah Nori eindringlich an. »Die Schule der Schatten liegt nicht ohne Grund zwischen Bergen versteckt. Sie soll nicht gefunden werden, verstehst du? Jedenfalls nicht von Leuten, die dort nichts zu suchen haben.« Er musterte Nori aufs Neue. »Aber ich nehme an, das gilt nicht für dich. Wärst du so freundlich, mir deine Einladung zu zeigen?«

Nori zögerte. »Nein«, antwortete er dann, »sie ist nicht für Euch bestimmt.«

Kuro lächelte zufrieden. »Gut, wie ich sehe, hast du aus deinem Fehler von eben gelernt. Aber keine Sorge, ich will nicht lesen, was auf der Einladung steht. Ich will nur die Unterschrift des Senseis sehen. Den Rest kannst du gerne mit deinen Händen abdecken.«

Nori überlegte. »Kennt Ihr denn die Unterschrift des Senseis?«

»Allerdings«, gab Kuro zur Antwort. »Ich würde sie unter Tausenden erkennen.«

Nori entschloss sich, Kuro beim Wort zu nehmen. Er schnallte seinen Rucksack ab und holte das mittlerweile schon reichlich zerknitterte Stück Papier hervor.

Ein Bote hatte es ihm vor etwa zwei Wochen überbracht. Zunächst war Nori felsenfest davon überzeugt gewesen, dass es sich um einen Irrtum handelte. Dass der große, dürre Mann, der auf einem Maultier dahergeritten kam, schlichtweg das falsche Haus erwischt hatte. Doch dann hatte Nori seinen Namen auf dem Papier gelesen und wäre fast in Ohnmacht gefallen. Die Botschaft war wirklich für ihn bestimmt gewesen – und sie war nicht weniger als eine Einladung in die Schule der Schatten. Nie zuvor in seinem Leben war Nori so stolz gewesen.

Am liebsten wäre er auf der Stelle aufgebrochen. Doch zuerst hatte er seine Eltern überzeugen müssen. Sein Vater und seine Mutter hatten ihn nicht gehen lassen wollen. Ein Leben als Bauer sei keine Schande, hatte sein Vater gesagt. Aber Nori war nicht umzustimmen gewesen, und schließlich hatten seine Eltern eingesehen, dass es keinen Zweck hatte.

Und nun stand er hier, am Rande von Isantaj, und hielt einem Pferdezüchter jenes Papier hin, das innerhalb von wenigen Tagen sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte.

Wie Kuro ihm geraten hatte, deckte Nori die Vorderseite der Einladung so mit den Händen ab, dass nur der Name von Sensei Okuse zu sehen war.

Kuro warf einen Blick darauf und nickte sofort. »Das ist die Unterschrift des Senseis. Du kannst die Einladung wieder wegstecken.«

Nori gehorchte.

»Ich bin noch nie dort gewesen, in der Schule der Schatten«, sagte Kuro nachdenklich. »Ich weiß auch nicht, wo genau sie liegt. Aber eines weiß ich: Du bist deinem Ziel näher, als du glaubst.«

»Tatsächlich?« Noris Augen weiteten sich.

»Tatsächlich«, sagte Kuro ernst. »Aber du musst dich sputen, Nori. Du weißt, dass der Unterricht morgen beginnt?«

»Ja«, sagte Nori mit gesenktem Blick, »das weiß ich.« Dann sah er mit einem Mal vom Boden auf. »Aber woher wisst Ihr das?«

»Nun ja, ich bin ein guter Bekannter von Sensei Okuse«, wiederholte Kuro. »Er reitet eines meiner Pferde. Und seine Schüler tun dasselbe – zum Unterricht in der Schule der Schatten gehört nämlich auch das Reiten.« Dann sagte er erst einmal nichts mehr, sondern kratzte sich ausgiebig am Kinn.

»Na schön«, murmelte er schließlich, »das habe ich zwar noch nie getan, aber es gibt ja für alles ein erstes Mal, nicht wahr, Nori?«

»Ich verstehe nicht, was Ihr meint«, sagte Nori ehrlich.

»Natürlich nicht«, erwiderte Kuro schmunzelnd. »Aber das wirst du bald.« Er klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter. »Komm mit, ich bringe dich auf den rechten Weg.«

Als sie am Fuß des lang gezogenen Bergrückens angekommen waren, blieb Kuro unvermittelt stehen. Nori verstand nicht recht, warum. Vor ihnen befand sich lediglich dichtes Gebüsch. Doch dann schob Kuro die Zweige eines Bambusstrauches zur Seite und ein schmaler Trampelpfad kam zum Vorschein.

»Wie ich schon sagte, Nori …« Kuro lächelte. »Du bist deinem Ziel näher, als du dachtest.«

»Hier muss ich hoch?«, fragte Nori ungläubig.

»Das ist dein Weg«, sagte Kuro und deutete auf den schmalen Pfad, der sich zwischen Sträuchern und Bäumen versteckt nach oben schlängelte. »Nicht, dass ich ihn schon einmal gegangen wäre. Aber ich weiß, dass er dich an dein Ziel bringen wird. Und das«, sagte Kuro ernst, »ist mehr, als die meisten wissen.«

Nori blickte zum Gipfel....

Erscheint lt. Verlag 27.9.2021
Reihe/Serie Die Schule-der-Schatten-Reihe
Illustrationen Ulla Mersmeyer
Zusatzinfo Mit s/w Vignetten
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte ab 10 • eBooks • Freundschaftsgeschichte • Füreinander einstehen • Geschichte • Internat • Kampfkunst • Kinderbuch • Kinderbücher • Kinderkrimi • Mulan • Ninja • Samurei • Schauplatz Asien • Selbstbewusstsein • Selbstwahrnehmung • soziale Kompetenz für Jungen und Mädchen • Spannung
ISBN-10 3-641-27016-2 / 3641270162
ISBN-13 978-3-641-27016-2 / 9783641270162
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