Amari und die Nachtbrüder (eBook)

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2021 | 1. Auflage
400 Seiten
Dragonfly (Verlag)
978-3-7488-5043-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Amari und die Nachtbrüder - B. B. Alston
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Wird Amari in der Welt des Übernatürlichen bestehen?
Amaris Bruder Quinton war der Star der Schule und des gesamten Viertels - bis er urplötzlich spurlos verschwand. Noch nie hat Amari sich so verlassen gefühlt. Doch dann entdeckt sie eine Einladung, die Quinton für sie hinterlassen hat. Sie folgt ihr und gerät in eine Welt der übernatürlichen Fähigkeiten und magischen Kreaturen. Doch um hier einen Platz zu finden und weiter nach Quinton suchen zu können, muss Amari ein Auswahlverfahren bestehen. Wie soll sie es mit ihren Mitstreitern aufnehmen, die allesamt seit Jahren dafür geschult wurden? Und warum schlummert ausgerechnet in Amari so viel streng verbotene Magie? Als dann auch noch der berüchtigte Magier Moreau Amaris Nähe sucht, gerät sie zwischen die Fronten eines gnadenlosen Kampfes.
Ein bezauberndes Fantasy-Abenteuer voller Herz und Seele. AMARI ist magisch!
Angie Thomas, New York Times-Bestseller-Autorin von The Hate U Give
»Ein sozialkritischer und sehr spannender Fantasyroman.« Daniela Martens,Der Tagesspiegel, 28.05.2021

»Magisch, spannend und humorvoll.« Andrea Wedan, Buchkultur, Februar 2021

»Harry Potter war gestern! Lasst euch von Amari in eine neue, magische Welt entführen.« Afrokids Germany, 29.03.2021

»Amari und die Nachtbrüder ist ein längst überfälliges Buch voller Abenteuer und Magie mit einer starken und nicht nur in einer Hinsicht magischen afroamerikanischen Protagonistin.« Alexandra Fichtler-Laube, Kinderbuch-Couch.de, April 2021

»Spannend, magisch und teilweise wunderbar verrückt fesselt dieses Buch bis zur - leider unvermeidbaren - letzten Seite.« Alexandra Fichtler-Laube, Kinderbuch-Couch.de, April 2021

»Ein vor Fantasie übersprudelndes Abenteuer.« - Simone Bartz, Main Echo, 23.06.2021

»Ein bezauberndes Fantasy-Abenteuer voller Herz und Seele.« KITZ, 08.2021

»Neuer Star am Fantasy-Himmel.« Dein Planet, 08.2021




B.B. Alston lebt in South Carolina, USA. Wann immer er nicht schreibt, isst er am liebsten Süßigkeiten oder folgt Landstraßen um herauszufinden, wohin sie führen. Sein erstes Kinderbuch "Amari und die Nachtbrüder" wurde vielfach ausgezeichnet und platzierte sich wochenlang auf der New York Times-Bestsellerliste. "Amari" wird in 27 Sprachen übersetzt.

1

Ich sitze im Büro des Rektors. Schon wieder. Draußen auf dem Flur, auf der anderen Seite der Glastür, macht Emily Grants Mutter Mr. Merritt die Hölle heiß. Bei dem wilden Gefuchtel könnte man meinen, ich hätte sehr viel Schlimmeres getan, als ihre eingebildete kleine Prinzessin zu schubsen. Dabei ist Emily mir blöd gekommen, nicht andersrum. Ist ja nicht meine Schuld, wenn sie das Gleichgewicht verliert und vor der ganzen Schule auf dem Hintern landet.

Emily und ihr Gefolge lauern dicht bei Mrs. Grant. Sie flüstern hinter vorgehaltener Hand und beobachten mich durch die Scheibe, als könnten sie es kaum erwarten, mich allein zu erwischen. Ich lehne mich zurück, damit sie mich nicht mehr sehen. Diesmal hast du’s echt geschafft, Amari.

Ich schaue auf das Foto des Schwarzen Jungen an der Wand über Mr. Merritts Schreibtisch, und meine Miene wird noch düsterer. Quinton reckt stolz den Pokal in die Höhe, den er beim bundesstaatweiten Mathewettbewerb gewonnen hat. Man sieht uns nicht, aber Momma und ich stehen direkt neben der Bühne und jubeln, was das Zeug hält.

Jetzt haben wir nicht mehr viel zu jubeln.

Die Tür fliegt auf, und Mrs. Grant stolziert herein, gefolgt von ihrer Tochter. Beide meiden meinen Blick, als sie sich auf die am weitesten von mir entfernten Stühle setzen. Ihre Abneigung gegen mich scheint den gesamten Raum einzunehmen. Ich runzle die Stirn und verschränke die Arme. Das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit.

Dann kommt Momma in ihrer blauen Krankenhausuniform. Einmal mehr wurde sie meinetwegen von der Arbeit wegzitiert. Ich straffe die Schultern und will zu einer Verteidigung ansetzen, aber bei ihrem Blick bleiben mir die Worte im Hals stecken.

Mr. Merritt nimmt als Letzter Platz. Aus müden Augen schaut er uns abwechselnd an. »Ich weiß, es ist nicht der erste Vorfall zwischen den beiden jungen Damen. Aber da heute der letzte Schultag vor den Sommerferien ist …«

»Ich verlange, dass Sie diesem Mädchen das Stipendium entziehen«, keift Mrs. Grant. »Ich bezahle nicht derart viel Schulgeld, damit meine Tochter auf dem Flur tätlich angegriffen wird!«

»Tätlich angegriffen?«, fange ich an, aber Momma bringt mich mit einer Geste zum Schweigen.

»Amari würde normalerweise nie Hand an andere legen«, sagt sie. »Aber das hier war abzusehen. Die Mädchen haben meine Tochter schikaniert, seit sie zum ersten Mal einen Fuß in diese Schule gesetzt hat. Die Kommentare auf ihren Social-Media-Profilen waren so gehässig, dass wir die Accounts schon fast löschen wollten.«

»Und wir haben die Angelegenheit sofort bereinigt, als sie an uns herangetragen wurde«, schaltet Mr. Merritt sich ein. »Alle vier wurden schriftlich verwarnt.«

Ich beuge mich mit brennenden Wangen vor. »Und was ist mit dem ganzen Zeug, das sie mir im echten Leben an den Kopf werfen? Sozialfall, Schnorrerin … Die erinnern mich bei jeder Gelegenheit daran, dass Leute wie ich nicht hierhergehören.«

»Stimmt ja auch«, murmelt Emily.

»Ruhe«, zischt Mrs. Grant. Emily verdreht die Augen.

Mrs. Grant steht auf und wendet sich Momma zu. »Ich werde mit meiner Tochter ein ernstes Wörtchen über ihr Verhalten reden. Aber Ihre Tochter ist handgreiflich geworden, ich könnte Anzeige erstatten. Seien Sie dankbar, dass ich es hierbei belasse.«

Momma sieht aus, als würde sie vor Wut kochen, verkneift sich aber jede Erwiderung. Wahrscheinlich, weil Mrs. Grant recht hat. Sie könnte mich tatsächlich anzeigen. Alle haben es gesehen.

»Wir gehen«, sagt Mrs. Grant zu Emily, und die beiden drehen sich um. Kurz vor der Tür hält Mrs. Grant noch einmal an. »Ich erwarte eine Benachrichtigung, sobald die Sache mit dem Stipendium offiziell ist. Sonst wird der Elternausschuss bei der nächsten Sitzung eine Menge zu besprechen haben.«

Die Tür fällt laut ins Schloss.

Ich kann kaum stillsitzen, so wütend bin ich. Das ist so unfair. Leute wie Emily und ihre Mutter werden nie kapieren, wie es ist, kein Geld zu haben. Die können tun und lassen, was sie wollen, ohne Konsequenzen zu fürchten, während wir uns nicht den kleinsten Fehltritt erlauben dürfen.

»Nehmen Sie Amari wirklich ihr Stipendium weg?«, fragt Momma leise.

Mr. Merritt senkt den Blick. »Wir haben eine Null-Toleranz-Politik gegenüber körperlicher Gewalt. Nach der Schulordnung müsste ich sie entlassen. Da ist der Entzug des Stipendiums noch die mildeste Strafe.«

Momma sinkt auf ihrem Stuhl zusammen. »Ich verstehe.«

Meine Wut verwandelt sich in Scham. Momma ist wegen Quinton schon traurig genug. Da sollte ich ihr nicht noch mehr Kummer bereiten, nur weil ich ein paar Sticheleien nicht aushalte.

Jetzt wendet sich Mr. Merritt an mich. »Ich weiß, dass du es in den letzten Monaten nicht leicht hattest. Quinton war ein toller Junge mit einer glänzenden Zukunft. Man muss kein Psychologe sein, um zu erkennen, dass sein Verschwinden und deine Verhaltensauffälligkeiten zusammenhängen. Ich könnte dir einen kostenlosen Termin bei einer Jugendberatungsstelle besorgen …«

»Ich brauche keine Beratung«, unterbreche ich ihn.

Mr. Merritt legt die Stirn in Falten. »Du solltest mit jemandem über deine Wut sprechen.«

»Wollen Sie wissen, warum ich Emily geschubst habe? Weil sie es lustig fand, Witze darüber zu reißen, dass mein Bruder tot ist. Aber das ist er nicht. Mir egal, was alle sagen. Er ist irgendwo da draußen. Und ich werde ihn finden, verlassen Sie sich drauf!«

Ich zittere. Tränen strömen mir übers Gesicht. Mr. Merritt sagt nichts. Momma steht langsam auf und nimmt mich in den Arm. »Geh schon mal zum Auto, Babygirl. Ich komme gleich nach.«

Wir schweigen während der gesamten Heimfahrt. Quinton ist jetzt schon fast sechs Monate verschwunden, aber für mich fühlt es sich an, als hätte er erst gestern angerufen und verkündet, er würde Weihnachten nach Hause kommen. Das war etwas ganz Besonderes, weil er ständig weg war, seit er nach der Highschool diesen krassen Job ergattert hatte. Die Art von Job, bei der man niemandem verraten darf, was man eigentlich genau macht.

Ich habe ihn immer damit aufgezogen, dass er ein ultrageheimer Geheimagent ist, wie James Bond. Er hat nur gegrinst und gesagt: »Falsch … aber auch nicht völlig falsch.« Wenn ich versucht habe, mehr aus ihm herauszukriegen, hat er nur gelacht und versprochen, es mir zu erzählen, sobald ich alt genug bin.

Quinton ist nämlich ein echtes Superhirn. Er war Jahrgangsbester an der Jefferson Academy und hat direkt nach seinem Abschluss Vollstipendien von zwei Eliteunis angeboten bekommen – und beide abgelehnt, für diese Stelle bei Wem-auch-immer. Als er verschwunden ist, war ich mir sicher, dass es irgendwie mit seinem mysteriösen Job zusammenhängt. Oder dass seine Kolleginnen und Kollegen zumindest mehr Licht ins Dunkel bringen könnten. Aber die Polizisten haben Momma und mich angeschaut, als wären wir verrückt.

Sie hatten sogar die Dreistigkeit zu behaupten, soweit sie wüssten, sei Quinton arbeitslos gewesen. Es gebe keine Steuerunterlagen, die darauf hinweisen würden, dass er überhaupt je einen Job gehabt hätte. Aber das ergab keinen Sinn. Bei so etwas würde er uns nie anlügen. Als Momma dann erzählte, er hätte ihr regelmäßig Geld geschickt, um sie zu unterstützen, wechselten die Polizisten vielsagende Blicke und meinten, vielleicht sei er in etwas verwickelt gewesen, von dem wir nichts mitbekommen sollten. Etwas Illegales. Das denken immer alle, wenn man aus der »Wood« stammt, der Rosewood-Sozialbausiedlung.

Wir kreuzen rumpelnd die Bahngleise und sind wieder in unserem Viertel. Ganz ehrlich, es fühlt sich hier schon komisch an, nachdem man auf der anderen Seite der Stadt war. Als wäre die Welt rund um die Jefferson Academy und all diese noblen, farbenfrohen Häuser irgendwie heller. Im Vergleich dazu wirkt unsere Gegend grau. Wir fahren an Schnapsläden und Pfandleihern vorbei. Dealer lehnen an Straßenschildern und starren einen an, als wären sie die Größten. Jayden, der mit mir in der Grundschule war, steht bei ein paar älteren Jungs, eine dicke Goldkette um den Hals. Er erkennt unser Auto und lächelt mir zu.

Ich ringe mir ebenfalls ein Lächeln ab, aber keine Ahnung, wie überzeugend es ist. Jayden und ich haben nicht mehr miteinander gesprochen, seit Quinton verschwunden ist. Seit er mit genau den Typen rumhängt, von denen mein Bruder ihn fernhalten wollte.

Als wir vor unserer Wohnung angekommen sind, vergräbt Momma das Gesicht in den Händen und bricht in Tränen aus.

»Alles … alles okay?«, frage ich.

»Ich habe das Gefühl, ich lasse dich im Stich, Amari. Ich arbeite fünf Tage die Woche, zwölf Stunden lang. Es ist nie einer da, mit dem du reden kannst.«

»Mir geht’s gut. Ich weiß ja, dass du nur so viel arbeitest, weil du musst.«

Momma schüttelt den Kopf. »Du sollst es mal besser haben als ich. Das Stipendium für die Jefferson war deine Eintrittskarte zu einem guten College – zu einem besseren Leben. Allein kann ich es mir weiß Gott nicht leisten, dich auf so eine Schule zu schicken. Was machen wir denn jetzt?«

»Es tut mir leid, Momma, aber ich hab da nie reingepasst.« Ich verschränke die Arme und schaue aus dem Fenster. Nur weil es bei meinem Bruder so leicht ausgesehen hat … »Ich bin nicht Quinton.«

»Das verlangt ja auch keiner. Ich will doch bloß, dass du es versuchst. Diese Schule war eine Chance, deinen Horizont zu erweitern....

Erscheint lt. Verlag 23.3.2021
Reihe/Serie Amari
Amari
Übersetzer Jennifer Michalski, Katrin Segerer, Hanna Christine Fliedner, Jennifer Thomas
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Original-Titel Amari and the Night Brothers 01
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Animox • black girl magic • Black lives matter • Bücher Mädchen • Der Welten-Express • Diversität • Fantasy Kinderbuch • Harry Potter und der Stein der Weisen • Kinderbuch • Kinderbuch 10 Jahre • Kinderbuch Abenteuer • kinderbuch diversität • Kinderbücher • kinderbücher 10 jahre • kinderbücher 4 klasse • kinderbücher disney • kinderbücher diversität • kinderbücher fantasy • kinderbücher hexe • Kinderbücher Mädchen • Kinderbuch Fantasy • Kinderbuch Geschwister • Kinderbuch Rassismus • Nevermoor • People of Color • Rassismus • Schule • Woodwalker
ISBN-10 3-7488-5043-3 / 3748850433
ISBN-13 978-3-7488-5043-4 / 9783748850434
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