Shadowscent - Die Krone des Lichts (eBook)

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2020 | 1. Auflage
448 Seiten
Dragonfly (Verlag)
978-3-7488-5033-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Shadowscent - Die Krone des Lichts -  P. M. Freestone
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»Eine opulente, detailreiche Fantasywelt und ein außergewöhnliches Debut. PM Freestone ist eine Autorin, die man im Auge behalten sollte.« SPIEGEL-Bestsellerautorin Amie Kaufman
Rakel verlässt die Grenzen des Kaiserreichs, um mehr über die Vergangenheit zu erfahren und endlich Antworten zu bekommen. Sie sucht mithilfe ihres feinen Geruchssinns nach einem Heilmittel für die Seuche, die ihren Vater befallen hat, und bemüht sich, nicht an Ash zu denken. Währenddessen versucht Ash, die anderen vor der drohenden Gefahr zu warnen, von der bislang nur er weiß. Doch das Kaiserreich steuert auf einen Krieg zu, dessen Keim in einer Zeit gesät wurde, in der die Götter noch auf Erden wandelten. Ob Prinz oder Diener, jetzt muss jeder Stellung beziehen.



<p>P. M. Freestone ist in Australien aufgewachsen und hat mehrere Universitätsabschlüsse, unter anderem in Archäologie, Religionsgeschichte und Soziologie. Aber P. M.s wahre Leidenschaft gilt dem Schreiben von Fantasyromanen für Jugendliche. P. M. hat den »Scottish Book Trust New Writer's Award« gewonnen und lebt heute mit Partner und Hund in Schottland.</p>

1. Kapitel

Luz

Hüte die beiden Kostbarkeiten,
alle anderen sind entbehrlich.

Diese Nachricht erreichte Aphorai-Stadt im Innenfutter einer Versandkiste, die ursprünglich Wüstenrosenöl enthalten hatte. Wie außerordentlich passend. Sogar fast nasengenau. Ich wusste schon lange, dass die Magistra raffiniert ist, aber selbst ich hob eine Augenbraue.

Leider bringt mich das Nachdenken über die Vergangenheit hier draußen nicht weiter.

An den Grenzen des Kaiserreichs braucht es Macher, keine Denker. Leute, die anpacken, statt zu spekulieren. Hier treten örtliche Traumrauchfabrikanten gegen die Kaiserliche Garde an, Söldnerbanden kämpfen um das, was übrig bleibt, und alle anderen fristen in den Lücken ein jämmerliches Dasein. Auf dem Weg zum Heiligtum versuche ich einen geschwächten Prinzen, ein aufstrebendes Mädchen und ihre beiden kräftigen Begleiter zwischen diesen Gefechten hindurchzuschmuggeln.

Ach ja, die Launen des aufopferungsvollen Dienstes für den Orden.

An der Grenze ist eine Zeltstadt entstanden, gewoben aus den übelsten Fäden des kontrollbesessenen Kaiserreichs und der Gesetzlosigkeit der Länder jenseits davon. Die Brutalsten der angeblich friedensstiftenden Garde und die Ruchlosesten der vermeintlich gewissenhaften Handelskontrolleure hat es im Laufe der vergangenen Umläufe hergetrieben wie Staub, der sich an der Hintertür eines ansonsten eleganten Etablissements sammelt.

»Wo ist denn die aphorainische Armee?«, fragt das Mädchen entrüstet, als wäre die fehlende Vertretung ihrer Provinz eine persönliche Beleidigung.

Sie hat ihr Pferd auf eine Höhe mit meinem Kamel gebracht. Es ist ein edles Tier, das muss ich ihr lassen. Dunkel, schlank und der Art nach zu urteilen, auf die es die Nase über die minderwertige Spreu in der letzten Karawanserei, an der wir Halt gemacht haben, gerümpft hat, auch anspruchsvoll. Ein Reittier nach meinem Geschmack. Bis jetzt. Nur der Ursprüngliche weiß, wie es sich schlagen wird, wenn wir unserem Ziel näher kommen.

Aber das Mädchen hatte eine Frage, nicht wahr?

»Ich vermute, sie sind verlegt worden«, erkläre ich.

Asmudtag sei Dank, dass der liebe Papa nicht darauf bestanden hat, mit uns zu reiten. Er gehört zu den wenigen Männern, die ihre Grenzen kennen. Wahrscheinlich hat sich die Magistra vor all diesen Umläufen deshalb zu ihm hingezogen gefühlt. Er kennt seinen Platz. Er hätte nie ihre Flamme ausgepustet. Oder heller geleuchtet. Und er sieht wirklich gut aus. Wenn man auf angegraute Veteranen steht.

Oh, die Reise wird lang werden, wenn es mir nicht gelingt, meinen Verstand zur Ruhe zu bringen.

Oder das Mädchen mit ihrem unaufhörlichen Geplapper zum Schweigen.

»Was wird da gebaut?«

Unter der Aufsicht unerbittlicher Kolonnenführer schuften Dutzende Arbeiter schwitzend in der morgendlichen Hitze, ihre tief gebräunten Rücken gebeugt. Fast die Hälfte trägt das Mal der Schwerverbrecher – Metallpfropfen statt der Nase. Die anderen sind wohl wegen leichterer Vergehen verurteilt worden. Oder arbeiten ihre Schulden ab.

Ich beobachte ihre Anstrengungen und bemühe mich um einen neutralen Gesichtsausdruck. »Eine Mauer.«

Nisai, der Erste Prinz von Aramtesch, der auf dem Kamel sitzt, das ich im Schlachthof von Aphorai für ihn gekauft habe, schiebt den transparenten Schleier des ultramarinblauen Gewands, mit dem ich ihn verkleidet habe, zur Seite. Er wischt sich mit dem Seidenärmel über die Stirn, die Augen zum Schutz vor der Sonne und dem Sand zusammengekniffen. »Für welche Stadt denn? Diese Siedlung habe ich auf den neuesten kaiserlichen Karten noch gar nicht bemerkt.«

Ich grinse innerlich. Siedlung. Die reflexhafte diplomatische Ausdrucksweise lässt keinerlei Zweifel daran aufkommen, dass dieser Junge in einem Palast aufgewachsen ist. Was für ein höflicher Begriff für einen abgerissenen Haufen Zelte und nur geringfügig stabilerer Unterkünfte aus schwerem Filz.

»Meinen Quellen zufolge hat der Regent den Befehl erteilt, während Ihr indisponiert wart, mein Prinz. Ich glaube, das Dekret erwähnte explizit die Notwendigkeit … Wie hieß es doch gleich? Ach ja. Die ›Notwendigkeit, kaiserliche Ressourcen und Leben vor einem Eindringen von außen zu schützen‹ und irgendwas darüber, ›Aramtesch wieder groß zu machen‹. Oder war es … Führung durch ›Stärke und Stabilität‹? Die kaiserlichen Herolde verkünden dauernd irgendwas Neues.«

Er runzelt die Stirn. »Aber auf der anderen Seite liegen doch die Sesongebiete. In meiner Funktion als Thronfolger bin ich verantwortlich für diese Gegend.«

Verantwortlich? Ein leeres Wort. Seit Monden hat die Kaiserliche Garde nichts unternommen, um den Flüchtlingen zu helfen, die vor den unendlichen Konflikten jenseits der Grenze fliehen, weit draußen in den Gebieten, wo die Grenzländer dauernd Krieg zu führen scheinen, ausgelöst durch eine Sache: Mangel.

Mangel an Ressourcen. Mangel an Recht. Mangel an Hoffnung.

Viele der Flüchtenden waren gut ausgebildet und hätten in Aphorai-Stadt etwas zu bieten gehabt, und zwar mehr als nur das Räumen von Steinen von einer Seite zur anderen. Unglücklicherweise scheint die ansonsten gängige Praxis in der Provinz Aphorai durch kaiserliche Befehle aufgehoben worden zu sein.

Nach einem Zungenschnalzen trottet mein Kamel weiter. »Ich werde dafür sorgen, nicht anwesend zu sein, wenn Ihr diese Diskussion mit Eurem werten Bruder führt. Und nun, mein Prinz, bedeckt bitte Euer Gesicht wieder.«

Die losianische Ex-Gardistin, inzwischen Harnisch des Prinzen, rückt näher und bringt den Geruch nach Leder und dem Kokosöl mit sich, das ihre Kampfzöpfe geschmeidig hält. Sie streckt einen muskulösen Arm aus, um seiner kaiserlichen Majestät mit seinem Schleier zu helfen.

Er schlägt ihre Hand weg. »Das kann ich allein.«

»Er sitzt schief, mein Pr…«

»Möglicherweise trage ich zum ersten Mal ein Kleid, aber ich bin nicht unfähig«, schnaubt er.

»Und darf ich Euch versichern, wie gut Ihr darin ausseht.« Das ist der aphorainische Wachmann – der, der geradezu in Bernsteinöl badet. »Die Farbe steht Euch.«

Vielleicht bilde ich es mir ein, aber die dunkelbraunen Augen des Prinzen lassen darauf schließen, dass er hinter seiner korrekt zurechtgezupften Verkleidung lächelt.

Unter dem Gesindel aus Händlern, die die provisorische Siedlung umschwirren wie Fliegen einen Kadaver – und ähnlich gut riechen –, finde ich einen, der mir im Tausch gegen unsere Kamele und eine schwere Börse mit Silbermünzen eine Truppe stämmiger hagmirischer Bergponys verkauft. Das ist unverfrorener Wucher, aber leider nötig für meinen aktuellen Auftrag.

Wir überqueren die Stelle, die bald ein Tor in den Fundamenten von Regent Iddo Kaidons Mauer sein wird. Die Sonne brennt auf uns herab, als wollte sie uns aus dem Kaiserreich vertreiben. Ich besteche den Gardisten am Tor großzügiger als üblich in dem Versuch, eine andere Art der Verfolgung zu verhindern. »Ich vertraue darauf, dass Sie das angemessen für Ihre Diskretion entschädigt?«

Er blickt ausdruckslos geradeaus. »Wofür? Ich kann mich nicht erinnern, irgendetwas Berichtenswertes bemerkt zu haben.«

Hervorragend.

»Ponys?«, fragt das Mädchen, als wir mit den Tieren eben außer Hörweite sind.

Ich werfe einen Blick auf ihr Pferd. »Ich dachte, das würde dir gefallen, Herzblatt.«

Sie sieht zu den ersten Berggipfeln hinüber, die am dunstverhangenen Horizont sichtbar werden. »Du willst uns doch nicht etwa in die Berge führen?«

Ich tippe mir nur an die Nase.

Wir reiten weiter, hinaus in eine Landschaft, die eher staubig ist als sandig wie die Wüste. Diesen Abschnitt des Weges mochte ich noch nie. Der Dreck dringt einem in jede Pore.

Wenigstens herrscht herrliches Schweigen.

»Schon länger her, dass du nicht mehr hier warst?«, meldet sich das Mädchen erneut zu Wort, als hätte ich es mit meinen Gedanken herausgefordert.

Ich erwidere nichts, woraufhin sie die Stirn runzelt. Wie anstrengend es sein muss, alles als persönliche Beleidigung aufzufassen.

»Oder vielleicht …« Sie zieht das Wort in die Länge, ganz offensichtlich überzeugt, dass jetzt etwas Schlaues folgt. »… warst du selbst noch nie dort, wo wir hinreisen. So ist es doch, oder? Du hast keine Ahnung, ob das der richtige Weg ist. Falls es überhaupt einen richtigen Weg gibt.«

Wenn sie glaubt, mich damit provozieren zu können, ist sie nicht so helle, wie ich dachte. Ich schenke ihr ein seliges Lächeln. »Warte einfach ab, dann wirst du schon sehen, ja?«

Sie mustert mich nur noch eindringlicher mit wildem Blick. »Das macht dir Spaß, nicht wahr? Du genießt es, dich an deinen eigenen Geheimnissen zu ergötzen, oder? Du bist genauso schlimm wie Sephine.«

Ich zwinge mich dazu, nicht zusammenzuzucken, als sie den Namen der Frau erwähnt, der ich viele Umläufe lang gedient habe, und blinzele sie stattdessen nur sanft an, lasse mein Schweigen sprechen. Wenn man es richtig einsetzt, besiegt Schweigen die meisten Leute. Ich habe bereits gelernt, dass dieses Mädchen hier sich deshalb innerlich windet.

»Ich meine, genauso geheimnisvoll wie Sephine … oder zumindest genauso geheimnisvoll wie …«

Offenbar wird ihr klar, dass sie auf gefährliches Terrain geraten ist. Sie wendet den Blick ab und ich glaube schon, dass sie es dabei bewenden lässt. Aber dann weht der Wind ihr Wispern an mein Ohr:...

Erscheint lt. Verlag 28.12.2020
Reihe/Serie Shadowscent
Shadowscent
Übersetzer Katharina Diestelmeier
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Abenteuerroman • besonderes jugendbuch • Bodyguard • Das Parfum • Die rote Königin • Düfte • Duftmagie • epische Fantasy • Erste Liebe • Fantasy Bücher • fantasy bücher für jugendliche • fantasy bücher jugend • fantasy bücher orient • Fantasy Jugendbuch • Fantasy Jugendbücher • Fantasy Romane • Heilmittel • Jennifer Benkau • Jugendbücher • Jugendbücher ab 16 • Jugendbücher Fantasy • jugendbücher roman • Jugendbuch Fantasy • Liebe • Magie der Düfte • Rache und Rosenblüte • Revolution • Sabaa Tahir • Shadowscent • sturmkönige • Welt der Düfte • Zorn und Morgenröte
ISBN-10 3-7488-5033-6 / 3748850336
ISBN-13 978-3-7488-5033-5 / 9783748850335
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