Die unzertrennlichen Sieben - Rummel in Bad Trostlos (eBook)
272 Seiten
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
978-3-446-27029-9 (ISBN)
Die Problemskis sind auf der Jagd nach dem verborgenen Schatz ihres Großvaters, und einer seiner Hinweise lässt ihn in den gefährlichen Piratengrotten der Nachbarinsel vermuten. Normalerweise ist es den Bewohnern von Bad Trostlos strengstens verboten, diese zu betreten, doch es gibt eine Ausnahme: Die Gewinner der Wettbewerbe auf dem jährlichen Rummel bekommen eine exklusive Reise dorthin geschenkt. Für die Kinder steht fest: Sie werden sich alle einen Platz auf dem Boot erkämpfen! Doch natürlich läuft alles ganz anders als geplant. Was die Geschwister nicht ahnen: Noch jemand ist hinter dem Schatz her, und bald müssen sie es mit einem Schurken aufnehmen, der viel bedrohlicher ist als ihre Erzfeindin Desdemona O´Pinion.
Natalie Lloyd, schreibt und tagträumt in Chattanooga, Tennessee, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann und ihren beiden Hunden lebt. Ihre Kinderbücher wurden vielfach ausgezeichnet und standen u. a. auf der New-York-Times Bestsellerliste. 2020 erschien ihr erstes Kinderbuch Die unzertrennlichen Sieben bei Hanser. 2021 folgt mit Die unzertrennlichen Sieben - Rummel in Bad Trostlos der zweite Band rund um die sieben fantastischen Geschwister.
1
Klopfen, suchen, spionieren
Der montägliche Regen fiel in schrägen silbernen Bindfäden, und weder Mensch noch Eichhörnchen noch sonst irgendwer, der sich raus auf die Straßen von Bad Trostlos wagte, blieb trocken. Sosehr sie es auch alle versuchten. Leute rannten mit durchgeweichten Zeitungen über dem Kopf zwischen Ladentüren und Autos hin und her. Andere zogen sich ihre Kapuzen so tief ins Gesicht, dass sie kaum mehr sahen, wo sie hinliefen. Noah Wong musste zum Skaten im Park auf Geheiß seiner Mom einen Regenschirm mitnehmen, den der Wind jedoch umklappte, sobald Noah ihn öffnete. Es folgte ein kurzes Tauziehen mit dem Wind. (Noah verlor.)
Schon den ganzen Morgen grollte der Himmel eine Gewitterwarnung nach der anderen, aber davon ließ sich niemand die Stimmung verderben. Über den mit Pfützen übersäten Straßen lag ein feiner Dunst aus Aufregung, und fast jedes regennasse Gesicht zierte ein Lächeln. Ganz Bad Trostlos schien auf den Beinen zu sein und ausgesprochen guter Laune.
Das galt besonders für zwei Mädchen, die gerade den Bürgersteig hinuntersausten.
»Noch eine Pfütze! GLORIA!« Sonni Problemski hielt auf eine besonders tiefe, schlammige Lache zu, pflügte mitten hindurch und quietschte vergnügt, als ihr die braune Brühe über Jeans und Schuhe schwappte. Sie johlte vor Lachen. Neben ihr jagte Mona Problemski, ihre jüngere Schwester, auf ihrem Tretroller dahin.
Mona verdrehte die Augen. GLORIA. Das war Sonnis neues Lieblingswort, und sie sagte es seit einiger Zeit andauernd. Mona dagegen genoss lieber im Stillen das angenehme Schmatzen ihrer Räder im Schlamm und die erfrischend kühlen Dreckwassersprenkel, die ihr auf die Arme spritzten.
»So ein gepflegter Gewitterspaziergang ist schon was Feines«, rief Mona jetzt. »Es geht doch nichts über Regenwetter.«
Ein Grüppchen älterer Damen in gelben Regenmänteln beobachtete die Mädchen vom Fußgängerüberweg aus. Sonni und Mona hielten davor an und warteten auf Grün. Mona konnte nicht anders, als ein paar Fetzen ihrer Unterhaltung aufzuschnappen. (Na gut, eigentlich hätte sie sehr wohl anders gekonnt. Aber Mona war nun mal äußerst interessiert an allem, was um sie herum vorging. Schließlich wusste man nie, wann man solche Informationen gebrauchen konnte.)
»Diese Problemski-Schwester da — die unheimliche —, die ist ein hübsches Mädchen, findest du nicht?«, flüsterte eine der Damen.
Das gab Mona zu denken. Unheimlich ging in Ordnung. Unheimlich war wenigstens interessant. Hübsch dagegen war so ziemlich das Uninteressanteste, als was man jemanden bezeichnen konnte. Seufzend konzentrierte Mona sich wieder auf die Ampel, wie um sie zum Grünwerden zu bewegen. Warum war hübsch sein (oder nicht) eigentlich so oft das Erste, was den Leuten zu einem Mädchen einfiel? Als ob das eine besondere Leistung wäre.
»So ’n Quatsch«, brummelte Mona Fiona, ihrer Venusfliegenfalle, zu, die im Lenkerkörbchen ihres Rollers mitfuhr.
»Was?«, fragte Sonni.
»Ach nichts. Ich hab bloß mit Fiona geredet.«
»Wie wundervoll!«, schwärmte Sonni drauflos. »Jedes Lebewesen freut sich, wenn man liebevoll mit ihm spricht und auf es eingeht —«
Zum Glück sprang die Ampel auf Grün um, bevor Sonni weiterschwadronieren konnte, und die Mädchen radelten (beziehungsweise tretrollerten) zum Leckerere Donuts-Laden. Der neonpinke »Geöffnet«-Schriftzug leuchtete heute besonders hell vor dem stetig finsterer werdenden Himmel. Sonni stellte ihr Rad ab und hüpfte Richtung Eingang. (Mona hüpfte nirgends hin. Nie.) Doch bevor sie einen Fuß in die Bäckerei setzen konnten, stellte sich ihnen Clarissa, die Inhaberin, in den Weg.
»HALT!«, kommandierte sie und stemmte die Hände in die Hüften. »Erst mal Schuhe abputzen, sonst kommt mir keiner in den Laden.« Sie deutete auf die Fußmatte und anschließend auf ein Schild gleich neben der Eingangstür. »Könnt ihr nicht lesen? ›Kein Dreck. Kein Drängeln. Keine Handys.‹«
Sonni blinzelte. »Das mit dem Drängeln und den Handys verstehe ich ja. Aber … Dreck ist doch eine Liebeserklärung der Natur an uns alle. Warum sollte man nicht ein bisschen was von diesem Segen mit ins Haus bringen dürfen?«
Während Sonni zu einem Vortrag über all die Geschöpfe ausholte, die von Natur aus im Dreck hausten, schob Mona sich an ihrer Schwester vorbei in den Laden. Drinnen duftete es nach Zimt. Ein paar Familien und Pärchen saßen um die Tische, und in der Ecke gurgelte die Kaffeemaschine. Von einem Fließband im hinteren Teil des Raums plumpsten frisch gebackene Donuts, bevor sie einer nach dem anderen unter einem Wasserfall aus rosa Glasur hindurchbefördert wurden.
Grrrr. Diesmal war es Monas Magen, der grummelte mindestens ebenso laut wie der morgendliche Gewitterhimmel. Sonni und sie waren heute in aller Frühe aufgestanden — GLORIA! —, um sich ans Türenklopfen zu machen. Was an sich schon ein spaßiger Zeitvertreib war, doch diesmal gab es noch einen weiteren Grund für das Geklopfe.
Und zwar einen äußerst wichtigen.
Aber jetzt war erst mal was Süßes fällig.
Mona ging zu einem Ecktisch, an dem schon ihre übrigen Geschwister saßen, in der Hoffnung, einem von ihnen seinen Donut stibitzen zu können. Leider hatte sie Pech. Die Gartenwerkzeuge ihres älteren Bruders Sal glitzerten noch vor Nässe. Die anderen waren auch gerade erst gekommen.
»Und?«, fragte Sal.
Mona zuckte mit den Schultern. »Nichts gefunden. Egal, lasst uns frühstücken.«
»Jetzt wird nicht gefrühstückt!«, raunzte Sal. »Das hier ist ein Familienrat.«
Mona seufzte und wünschte, sie hätte ein paar Zirkusspinnen mitgebracht; die hätten ihr sicher einen Donut vom Fließband organisiert. Das wäre eine wunderbare Herausforderung für sie gewesen. Im Moment wachte Micky Problemski über das vorbeizockelnde Backwerk. Er trug seine neue grüne Schürze und ein Haarnetz und inspizierte eine köstliche Fuhre nach der anderen, zählte die Donuts durch und achtete darauf, dass sie gleichmäßig glasiert wurden.
Micky hatte vor Kurzem ein Praktikum bei Leckerere Donuts angefangen und bereits mit Sals Hilfe ein schnelleres Fließband konstruiert. Seine Hauptaufgabe bestand darin, den Warenbestand zu überwachen, aber in Wirklichkeit hoffte er darauf, irgendwann zum stellvertretenden Streuselbeauftragten ernannt zu werden. Mona konnte es kaum erwarten, dass er Zugang zur Fritteuse bekam, denn das würde bedeuten, dass sie ebenfalls welchen hatte. Sie hatte schon eine ganze Liste mit Sachen im Kopf, die sie frittieren würde, nur um zu sehen, was dabei rauskam:
Einen Gummistiefel.
Ein Buch.
Eine von Sals Pflanzen.
Vielleicht eine Spinne.
Etwas biss Mona in den Daumen. Und zwar ziemlich kräftig. Eine winzige blaubeinige Zirkusspinne spähte vorwurfsvoll zu ihr hoch.
»War doch nur ein Scherz«, flüsterte sie ihr zu. Dann grinste sie. »Ach, aber da du schon mal hier bist … Siehst du den Donut da drüben?«
»Hörst du überhaupt zu, Mona?«, blaffte Sal sie an.
»Klar! Ich hab doch schon gesagt, dass wir nichts gefunden haben.«
Sal vergrub seinen triefnassen Kopf in den Händen. »Ich auch nicht. Ich hab fast an jede Tür in meinem Abschnitt geklopft, aber … nichts zu machen.«
»Bei mir genauso«, meldete sich Dora, Mickys Zwillingsschwester, zu Wort. »Langsam mache ich mir echt Sorgen.« (Was du nicht sagst, dachte Mona, denn Dora machte sich immer Sorgen. Trotzdem überlegte sie, ob sie ihrer Schwester vielleicht aufmunternd die Schulter tätscheln sollte. Aber meistens zuckten ihre Geschwister nur zusammen, wenn Mona sich zu hastig bewegte.) Auf Doras Schoß hatte sich ihr jüngster Bruder Dufte zusammengerollt und hielt ein Nickerchen. Auch Frekki Problemski saß mit am Tisch, obwohl »sitzen« es eigentlich nicht ganz traf. Genauer gesagt hing sie kopfüber auf ihrem Stuhl, sodass nur ihre Sneaker zu sehen waren. Von unter dem Tisch drang ihre gedämpfte Stimme zu ihnen herauf:
»Klopfen,
suchen,
spionieren.
Was sollen wir denn noch probieren?«
»Du hast recht«, sagte Mona. »Wir müssen das Rätsel falsch verstanden haben.«
Seit einer Weile schon waren die Problemskis auf der Suche nach Stöcken, knochenbleich und unscheinbar, die — abgesehen von den goldenen Enden — an ganz normale Zweige erinnerten. Diese Stöcke mussten zu einer sogenannten Wasserhexe...
Erscheint lt. Verlag | 25.1.2021 |
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Illustrationen | Júlia Sardà |
Übersetzer | Jessika Komina, Sandra Knuffinke |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Problim Children: Carnival Catastrophe |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer • Astronaut • Bösewicht • Bunt • Corndog • Eltern • Familie • Fantasie • Feind • Furz • Geheimnisse • Geschwister • Großfamilie • Großvater • Höhle • Humor • Insel • Intrigen • Jahrmarkt • Jungbrunnen • Kinderbuch • Kunst • Magie • Mutter • Mysterium • Pflanzen • Pläne • Problemski • Rummel • Schiff • Schönheitswettbewerb • Schurke • Schwein • skurril • Streiche • Streit • Tim Burton • überdreht • Vater • Vergangenheit • Verjüngung • Verkleidung • Volksfest • Wettbewerb • witzig • Zusammenhalt • Zwillinge |
ISBN-10 | 3-446-27029-9 / 3446270299 |
ISBN-13 | 978-3-446-27029-9 / 9783446270299 |
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