Unpregnant - Der Trip unseres Lebens (eBook)

Roman
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2021 | 1. Auflage
304 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491005-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unpregnant - Der Trip unseres Lebens -  Jenni Hendriks,  Ted Caplan
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Die siebzehnjährige Veronica Clarke hätte nie gedacht, dass sie sich mal ein negatives Testergebnis wünschen würde - bis sie eines Tages auf der Schultoilette auf einen Plastikstab mit zwei deutlichen pinkfarbenen Strichen starrt. Und sie trifft eine Entscheidung, von der sie nie glaubte, dass sie sie mal erwägen müsste: für eine Abtreibung. Es gibt nur ein Problem: Die nächste Klinik dafür ist ungefähr tausend Kilometer weit weg. Mit konservativen Eltern, einem nichtsnutzigen Freund und ohne Auto, wendet sich Veronica an die einzige Person, die sie nicht verurteilen wird: Bailey Butler, ein legendäres schwarzes Schaf an der Jefferson High School - und ihre frühere beste Freundin. Was kann schon passieren? Nicht viel, außer drei Tagen mit geklauten Autos, einem verrückt gewordenem Exfreund, Außerirdischen, einer Frettchenentführung und dem Problem einer zerbrochenen Freundschaft. Unter dem sternübersäten Himmel des amerikanischen Südwestens entdecken Veronica und Bailey, dass es manchmal die wichtigste Entscheidung von allen ist, wer deine Freunde sind.

Jenni Hendriks absolvierte eine Filmhochschule und schrieb in Hollywood Drehbücher für die Fernsehserie »How I Met Your Mother«. Außerdem zeichnet sie feministisch inspirierte Cartoons für Zeitschriften. Nach dem Debütroman »Unpregnant«, der für HBO Max verfilmt wurde, schrieb sie zusammen mit Ted Caplan einen weiteren Roman. »Save Steve« wird im September 2020 in den USA und 2021 auf Deutsch erscheinen. 

Jenni Hendriks absolvierte eine Filmhochschule und schrieb in Hollywood Drehbücher für die Fernsehserie »How I Met Your Mother«. Außerdem zeichnet sie feministisch inspirierte Cartoons für Zeitschriften. Nach dem Debütroman »Unpregnant«, der für HBO Max verfilmt wurde, schrieb sie zusammen mit Ted Caplan einen weiteren Roman. »Save Steve« wird im September 2020 in den USA und 2021 auf Deutsch erscheinen.  Ted Caplan arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren in der Filmindustrie als Autor, Sound Designer und Musikredakteur. Er hat an den Soundtracks vieler bekannter Projekte mitgearbeitet, darunter »Maze Runner«, »Deadpool« und »The Hate U Give«. Nach dem Debütroman »Unpregnant«, der für HBO Max verfilmt wurde, schrieb er zusammen mit Jenni Hendriks einen weiteren Roman. »Save Steve« wird im September 2020 in den USA und 2021 auf Deutsch erscheinen.  Kattrin Stier hat Anglistik, Germanistik und Pädagogik studiert. Sie übersetzt seit vielen Jahren Bücher aus dem Englischen und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.

Und neben all den Lachflashs, die die Geschicht von Veronica und Bailey dem Leser entlockt, hat das Buch auch eine schöne, ernsthafte Botschaft.

Kilometer 0


Ich saß auf der eiskalten Klobrille im dritten Abteil der Mädchentoilette, presste verzweifelt die Oberschenkel zusammen und konzentrierte mich darauf, nicht zu pinkeln.

»Bist du da drin, Ronnie? Wenn wir noch rechtzeitig zur ersten Stunde kommen wollen, müssen wir uns beeilen«, sagte Emily. Nein, ich war noch lange nicht fertig. Und ein Eintrag wegen Zuspätkommens war meine geringste Sorge.

»Äh, geh doch schon mal vor … du weißt schon, Mädelsprobleme.« Wenngleich nicht die üblichen.

Ich betete im Stillen, dass Emily einen schnellen Abgang machen würde. Das zweite Glas Orangen-Guaven-Saft heute Morgen war definitiv ein Fehler gewesen. Aber er war einfach so verdammt lecker. Schließlich ging die Tür auf. Schritte hallten im Toilettenvorraum, während alle zum Unterricht eilten, und dann … Stille. Ich blieb noch eine Weile wie erstarrt sitzen und lauschte, ob auch ja keine Schülerin oder noch schlimmer, eine Lehrerin, in der Nähe war. Nur das gelegentliche Tropfen eines Wasserhahns war zu vernehmen. Alle waren in ihren Klassenzimmern. Erleichtert atmete ich auf. Und hätte dabei fast gepinkelt.

Jetzt war es an der Zeit herauszufinden, ob mein Albtraum vorbei war oder gerade erst anfing. Langsam öffnete ich den Reißverschluss an der Außentasche meines Rucksacks und zuckte zusammen, als das Geräusch von den gekachelten Wänden widerhallte. Obwohl ich jetzt alleine war, wurde ich das Gefühl nicht los, dass jemand merken könnte, was ich vorhatte. Ich kramte in der Tiefe der Tasche herum und ertastete schließlich ganz unten auf dem Boden neben den Kugelschreibern und abgebrochenen Bleistiften das, was ich dort versteckt hatte. Ich setzte mich wieder und musterte das Objekt in meiner Hand. Es fühlte sich schwerer an, als ich es in Erinnerung hatte.

Die Anleitung hatte ich mir abends schon durchgelesen. Und dann noch einmal nach dem Aufwachen. Und noch einmal nach dem Frühstück. Ich war wirklich eine Musterschülerin. Aber jetzt, im entscheidenden Moment, schnürte sich mir doch die Kehle zu und ich hatte Angst. Was wäre, wenn ich den Stick verfehlte? Was wäre, wenn ich es falsch machte? Ich hatte nur diesen einen und konnte mir keine Fehler erlauben. Ich holte tief Luft. Verdammt nochmal! Mein Notendurchschnitt war spitze, ich war sogar Mitglied in der National Honor Society und würde im Herbst zum Studium an die Brown University nach Rhode Island gehen. Da würde ich es doch wohl schaffen, auf einen Stick zu pinkeln!

Ich riss die kräftige Folie auf und zog den Schwangerschaftstest heraus. Das kleine Plastikfenster starrte mich mit leerem Auge an, als wartete es nur darauf, mir mein Schicksal vorherzusagen. Ich versuchte, den Gedanken an das zu verdrängen, was ich da tat, während ich mir das Ding zwischen die Beine hielt und pinkelte.

Im ersten Augenblick ließ ich mich von dem Wohlgefühl einer sich rasch leerenden Blase hinreißen, doch dann schlug die Panik wieder zu. Ich hatte etwas vergessen. In der Anleitung hieß es, man sollte erst ein klein wenig pinkeln und dann den Teststick in den Strahl halten. Ob das wohl das Ergebnis ungültig machen würde? Ich schaute nach unten, ob der Test richtig funktionierte. Die faserige Spitze war durchtränkt und das kleine Plastikfenster färbte sich hellgrau. War das richtig so? Oder bedeutete das, dass ich es kaputt gemacht hatte? Sollte ich aufhören zu pinkeln?

Nach und nach tauchte in dem Fenster eine dünne pinkfarbene Linie auf. Mir sackte der Magen in die Kniekehlen, bis mir wieder einfiel, dass in dem Beipackzettel von einer Kontrolllinie die Rede gewesen war. Erst wenn zwei Linien erschienen, wäre das ein Zeichen für eine Schwangerschaft. Die Linie bedeutete also hoffentlich, dass alles funktionierte. Vor allem, weil ich jetzt nicht noch mehr pinkeln konnte. Sorgfältig achtete ich darauf, den Test laut Anleitung so flach wie möglich zu halten, während ich ihn zwischen meinen Beinen hervorzog. Drei Minuten. In drei Minuten würde ich das Ergebnis ablesen können. Das würden die längsten drei Minuten meines Lebens werden.

Ich schaute überall hin, nur nicht auf das kleine Fenster. Ich bin nicht der Typ, der sich permanent das Make-up richten muss oder verbotenes Zeug raucht, und deswegen war das Mädchenklo nicht gerade ein Ort, an dem ich in den letzten vier Jahren viel Zeit verbracht hatte. Und die fünfundvierzig Sekunden, die ich nun auf die Trennwand zwischen den Abteilen starrte, reichten aus, um mir zu zeigen, dass ich nicht viel verpasst hatte. Die einzige Ablenkung war eine immerhin mäßig amüsante Karikatur unserer Schulleiterin und mehrere dringende Warnungen vor den verseuchten Genitalien der Fußballmannschaft – wenig überraschend. Ich wagte einen raschen Blick auf den Test. Immer noch nur eine Linie.

Hoffnung breitete sich explosionsartig in meiner Brust aus. Vielleicht kamen meine Tage nur verspätet. So wie damals, als ich dachte, ich hätte den zweiten Aufsatz in meiner Englischprüfung verhauen. Dabei hatte ich am Ende sogar noch die volle Punktzahl bekommen, auch wenn ich die thematischen Ähnlichkeiten zwischen Dickens’ Große Erwartungen und Thackerays Jahrmarkt der Eitelkeiten nicht ganz hinreichend erläutert hatte.

In letzter Zeit hatte ich ja wirklich enorm unter Stress gestanden, da waren die Bewerbungen fürs College und der Abschlussball und die Prüfungen. Ganz zu schweigen davon, dass ich eine mögliche Kandidatin dafür war, als Jahrgangsbeste die Abschlussrede halten zu dürfen. Bestimmt bekam ich meine Tage nur verspätet. Ich blinzelte. Tauchte da etwa der Hauch einer zweiten Linie auf? Ich lehnte mich an die Tür des Abteils, um das Testfenster etwas besser ins Licht halten zu können. Wenn ich nur …

Da wurde mit einem Schlag die Tür zu den Toiletten aufgerissen.

Ich zuckte zusammen und musste hilflos zusehen, wie mir der Test an meinen Fingerspitzen vorbei aus den Händen rutschte. Verzweifelt warf ich mich nach vorne, um ihn noch zu erhaschen, griff jedoch ins Leere. Der Stick überschlug sich mehrmals und fiel dann zu Boden, wo er mit einem unüberhörbaren Geräusch auf den Fliesen aufschlug, unter der Tür des Abteils hindurchrutschte und nach einigen Umdrehungen genau in der Mitte des Vorraums liegenblieb.

Okay, jetzt galt es, nicht in Panik zu verfallen, sondern einen kühlen Kopf zu bewahren. Vielleicht würde diejenige ihn gar nicht bemerken. Vielleicht war sie ja blind. Und taub. Vielleicht würde es ein gewaltiges Erdbeben geben, und die Schule würde einstürzen, und wir würden alle sterben. Auch hier in Missouri musste es doch so was wie einen Andreasgraben geben.

Stapf. Stapf. Stapf. Unter der Tür des Abteils hindurch konnte ich ein Paar abgestoßene Springerstiefel erkennen, die sich der Stelle näherten, wo der Teststick hell erleuchtet inmitten eines Sonnenstrahls lag. Eine Hand griff nach unten, abgeplatzter grüner Nagellack auf abgekauten Fingernägeln.

»Wow.«

Wer war das? Wer hielt da meine angepinkelte Zukunft in der Hand? Ich linste durch den Spalt in der Tür. Ein schwarzes, übergroßes T-Shirt. Zerrissene Skinny-Jeans, eine Größe zu klein. Verblasste türkis gefärbte Haare mit schwarzen Ansätzen, die aussahen, als hätten sie seit Tagen keinen Kontakt mehr mit einer Bürste gehabt.

Oh nein. So grausam konnten die Highschool-Götter gar nicht sein. Bailey Butler. Das schwarze Loch der Jefferson High, in dem sich alle Wut und Dunkelheit versammelte. Wenn man ihr auf dem Gang hallo sagte, quittierte sie das mit einem Stinkefinger. Ganz zu schweigen von dem, was einem drohte, falls man es wagte, sich beim Mittagessen neben sie zu setzen. Sie hatte einen ganzen Tisch für sich in der Cafeteria, weil sie die Leute buchstäblich anbellte, sobald sie Anstalten machten, sich dort hinzusetzen. Es ging das Gerücht, dass der Quarterback des Football-Teams einmal etwas zu ihr gesagt hatte, was ihr nicht passte, und sie daraufhin ein Taschenmesser gekauft und seinen Namen darauf eingraviert hätte. Sie war düster. Sie war zynisch. Sich in ihrer Nähe aufzuhalten war zutiefst unangenehm. Und sie war einmal meine beste Freundin gewesen.

Bailey hob den Teststick an ihre Nase und schnüffelte. »Noch ganz frisch.« Sie ließ den Blick durch den Toilettenraum schweifen und hielt inne, als sie meine weißen Adidas Superstars entdeckte. »Oh, das wird lustig.«

Würde sie meine Stimme noch erkennen? Es war fast vier Jahre her, seitdem wir zuletzt miteinander gesprochen hatten. Zur Sicherheit setzte ich ganz tief und grollend an. »Äh, wenn du das Ding einfach hier drunter durch schieben könntest … das wäre super.« Ich streckte die Hand unter der Tür hindurch und hoffte, sie könnte gnädig gestimmt sein.

Barley schnaubte verächtlich. »Netter Versuch. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Batman nicht schwanger werden kann.« Durch den Spalt in der Tür sah ich sie hin und her tigern, die Hände hinter dem Rücken, mit nach oben gezogenen Mundwinkeln. Na toll. Ich kannte dieses Lächeln. Bestimmt hatten die katholischen Priester während der spanischen Inquisition genau so gelächelt.

»Chloe McCourt?«, riet Bailey. Wie versteinert saß ich auf der Klobrille. Dieses Spiel würde ich auf keinen Fall mitspielen. Ich würde es einfach aussitzen. Bailey kniff die Augen zusammen. »Nein. Calvin hat mit ihr Schluss gemacht. Sie kann nie im Leben schon den nächsten Kerl an der Angel haben, nachdem sie gerade erst sein Football-Trikot auf dem Schulhof verbrannt hat. Egal, wie groß ihre Titten sind. Hmmm. Gar nicht so einfach. Ella Tran? Sie wäre blöd genug, irgendwelche Pfefferminzbonbons mit der Pille zu...

Erscheint lt. Verlag 28.4.2021
Übersetzer Kattrin Stier
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Abtreibung • Abtreibungsklinik • abtreibungsverbot • Albuquerque • Barbie Ferreira • beste Freundinnen • dark humor • Drei Schritte zu dir • Euphoria • Film • Freundschaft • Haley Lu Richardson • HBO Max • High School • How I met your mother • Humor • humorous • Jennifer E. Smith • Juno • Little Miss Sunshine • Missouri • New Mexico • Roadtrip • Roe • Roe v. Wade • Supreme Court • Teenieschwangerschaft • Texas • Ungewollte Schwangerschaft • USA
ISBN-10 3-10-491005-7 / 3104910057
ISBN-13 978-3-10-491005-5 / 9783104910055
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