Prinzessin undercover - Hoffnungen (eBook)
384 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0360-1 (ISBN)
Connie Glynn lebt in London, England, und schrieb bereits als kleines Mädchen gerne Geschichten. Mit fast einer Million Followern ist sie heute eine der erfolgreichsten Prinzessinnen auf YouTube, Twitter und Instagram. In ihrem anderen Leben ist sie Autorin und schreibt sich direkt ins Herz der Prinzessin, die in jeder von uns wohnt. Ihre auf fünf Bände angelegte Serie ?Prinzessin undercover? erscheint in über fünfzehn Ländern und machte Connie Glynn 2017 zur meistverkauften Jugendbuchautorin im Vereinigten Königreich.
Connie Glynn lebt in London, England, und schrieb bereits als kleines Mädchen gerne Geschichten. Mit fast einer Million Followern ist sie heute eine der erfolgreichsten Prinzessinnen auf YouTube, Twitter und Instagram. In ihrem anderen Leben ist sie Autorin und schreibt sich direkt ins Herz der Prinzessin, die in jeder von uns wohnt. Ihre auf fünf Bände angelegte Serie ›Prinzessin undercover‹ erscheint in über fünfzehn Ländern und machte Connie Glynn 2017 zur meistverkauften Jugendbuchautorin im Vereinigten Königreich. Marlene Frucht, geboren 1980, übersetzt seit 2008 aus dem Französischen und Englischen. 2009 erhielt sie das Bode-Stipendium des Deutschen Übersetzerfonds. Zu ihren Autoren gehören Assia Djebar, Leila Marouane, Baptiste Beaulieu und Eric-Emmanuel Schmitt.
Prolog
Die Menschen am Meer wissen genau, wie die Luft kurz vor einem Sommerunwetter riecht. Wenn das Wasser sich bei Ebbe zurückzieht, stößt das Meer einen salzgetränkten Seufzer aus, der den Geruch baldigen Regens aufwirbelt.
Als Ollie klein war, hatten Gewitter und Sturm ihm immer Angst gemacht. Erst seine beste Freundin Lottie machte ihm klar, dass er sich ohne Grund fürchtete. Wieder und wieder erzählte sie ihm das Märchen von der Kleinen Meerjungfrau, deren Abenteuer mit einem mächtigen Sturm beginnt, der mit solcher Kraft über das Meer tost, dass ein Schiff darin versinkt. Den Schluss der Geschichte hatte Lottie Ollie allerdings verschwiegen, denn am Ende bleibt von der Kleinen Meerjungfrau nichts als ein Häufchen Schaum auf den Wellen zurück.
Aber natürlich kam Ollie irgendwann dahinter, und seitdem trug er die Angst immer bei sich wie eine alte Narbe. Selbst jetzt noch, mit sechzehn, jagte ihm jedes entfernte Donnergrollen einen Schauer über den Rücken. Lottie dagegen liebte Gewitter, denn in ihren Augen war jedes Unwetter ein Neubeginn. Schließlich löste sich nach jedem Sturm – ganz egal, wie heftig Wind und Regen auch wüteten und wie laut der Donner brüllte – die Spannung, und die Welt ging ein ums andere Mal erfrischt und abgekühlt daraus hervor.
Für Ollie aber bedeutete Gewitter immer Ärger.
Der Sommer war im Handumdrehen herumgegangen. Nun fing für Ollie die Schule wieder an, und am Horizont braute sich ein Sturm zusammen. Es war mittlerweile so schwül geworden, dass der große Knall unausweichlich bevorstand. Die Shirts klebten an seiner verschwitzten Haut, und er konnte noch so oft duschen, das klebrige Gefühl an den Händen wurde er nicht los. Seiner Mutter, Manuela Moreno, schien die Wärme dagegen nichts auszumachen, obwohl die Luft in ihrem Atelier an eine Sauna erinnerte und es darin genauso stickig war wie in der kleinen Küche, wo sie wie immer unbeirrt ihr scharf gewürztes Essen zubereitete. Deswegen fand Ollie den Gedanken daran, nun wieder zur Schule zu müssen, gar nicht so übel – wenigstens konnte er so dieser unerträglichen Hitze entfliehen.
Er brauchte dringend etwas Abwechslung.
»Ollie?«, schallte die Stimme seiner Mutter durch seine Zimmertür. »Beeil dich, sonst hast du keine Zeit mehr zum Frühstücken. Und ich lasse dich an deinem ersten Schultag nach den Ferien doch nicht mit leerem Magen aus dem Haus gehen.«
»Komme schon, Mama!«
Gerade als Ollie die Hand nach seinem Rucksack ausstreckte, erhellte ein weiterer greller Blitz die blau gestrichenen Wände seines Zimmers und ließ ihn zusammenzucken.
Der Sommer war ziemlich ereignisreich gewesen, und Binah hatte Ollie stets über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten. Seit Lottie, Ollies beste Freundin aus Kindheitstagen, auf eine neue Schule gewechselt war – das altehrwürdige und geheimnisvolle Internat Rosewood Hall –, war seine kleine, gemütliche Welt auf den Kopf gestellt worden. Lottie hatte Ollie nicht nach seiner Meinung gefragt, bevor sie sich entschlossen hatte, für die Königsfamilie von Maradova als Porterin zu arbeiten und sich als Prinzessin Eleanor Wolfson auszugeben. Indem Lottie diese Aufgabe übernahm, ermöglichte sie es der echten Prinzessin, ein normales Leben zu führen. Seit Ollie die echte Prinzessin kennengelernt hatte, war ihm auch klar, warum sie lieber undercover blieb. Ellie Wolf – so nannte sie sich – war ein Gewittersturm in Menschengestalt. Wer sie zum ersten Mal sah, würde als Allerletztes darauf kommen, dass er es mit einer Prinzessin zu tun hatte. Ihre Haupterkennungszeichen waren der düstere Blick und ihr meist mürrischer Gesichtsausdruck. Dazu ihr selbstgewisses Auftreten und dieses schleppende, herablassende Lachen. Sie war genauso wie die Unwetter, vor denen er sich als Kind so sehr gefürchtet hatte – genau die Art von Stürmen, die Lottie so liebte.
So viel zur Prinzessin selbst.
Noch schlimmer war ihr Partist, Jamie, der Bodyguard, der so aussah, als hätte er noch nie in seinem Leben gelächelt. Ollie sah ihn immer noch vor sich, wie er in der Küche am Türrahmen gelehnt hatte, reglos und abwartend wie der Tod, und nicht weniger unheilverkündend.
Zuerst war Lottie in diese Welt voller königlicher Intrigen und feindseliger Geheimgesellschaften gestoßen worden, dann war Ollie ebenfalls dort hineingeraten, als er und die anderen sich zusammengetan hatten, um die Identität des Meisters von Leviathan aufzudecken, einer gefährlichen Geheimorganisation, deren einziges Ziel es war, die maradovische Königsfamilie zu vernichten.
Ollie saß, tief in seine Gedanken versunken, am Küchentisch und schaufelte einen Pfannkuchen nach dem anderen in sich hinein wie eine seelenlose Maschine. Er hätte nicht einmal sagen können, ob sie nach Ahornsirup schmeckten oder nicht. Als er einen großen Bissen zu hastig hinunterschluckte, blieb er ihm im Hals stecken. Panisch rieb er über seine Brust.
»Das Kauen nicht vergessen, Ollie«, schimpfte seine Mutter und verstaute eine Trinkflasche mit Wasser in seinem Rucksack.
Er nickte abwesend, in Gedanken immer noch bei vergangenem Sommer und den schrecklichen Geheimnissen, die an die Oberfläche gekommen waren.
Zusammen mit einer kleinen Gruppe von Rosewood-Schülern war er im Laufe des Sommers in Rosewood Hall eingebrochen. Sie hatten sich heimlich auf das von Mauern umgebene Schulgelände geschlichen, um ein uraltes Tagebuch an sich zu bringen, das dem Schulgründer gehört hatte. Aus diesem Buch hatte Ollie erfahren, dass es sich dabei in Wirklichkeit um eine Schulgründerin gehandelt hatte: eine lange verschollen geglaubte osmanische Prinzessin namens Liliana Mayfutt – und Lotties Vorfahrin.
So hatte Lottie also erfahren, dass sie von königlichem Geblüt abstammte – aber das war noch nicht alles gewesen. Danach hatten sie noch ein weiteres Rätsel gelöst, bei dem es sich um ein Paar Zwillingsschwerter handelte, von denen eines in Rosewood und das andere in der japanischen Partnerschule Takeshin vergraben gelegen hatte. Mit diesen beiden Schwertern wiederum hatte es seine ganz eigene Bewandtnis – sie waren der Beweis dafür, dass es eine uralte Verbindung zwischen den Gründerinnen der beiden Schulen gab, die bis ins siebzehnte Jahrhundert zurückreichte, als die aus dem Palast geflohene Liliana sich eine Zeitlang in Japan versteckt gehalten hatte. Später hatte sie dann in England ihre eigene Schule gegründet.
Das letzte Geheimnis allerdings war bei weitem das pikanteste gewesen – und gleichzeitig die schrecklichste Entdeckung, von der Ollie je in seinem Leben erfahren hatte. Mit der Hilfe von einigen Takeshin-Schülern hatten er und seine Freunde herausgefunden, dass Leviathan – die rätselhafte Vereinigung, die es auf seine beste Freundin abgesehen hatte, seit sie ihr neues Leben begonnen hatte – von Claude Wolfson angeführt wurde, Ellies Onkel. Wolfson hatte den Thron ausgeschlagen. Später war er dann aus Maradova verbannt worden, und sein jüngerer Bruder Alexander war gezwungen, in die Rolle des Königs zu schlüpfen. Keiner wusste, was Claude eigentlich im Schilde führte, aber eines wusste Ollie mit absoluter Gewissheit – nämlich, dass Lottie hoffnungslos in diese Intrige verstrickt war, und er konnte nichts tun, um sie daraus zu befreien. Jedenfalls noch nicht.
Er zwang sich, aus seinen Gedanken aufzutauchen. »Ich mache mich dann mal auf den Weg, bevor es zu regnen anfängt.« Er gab seiner Mutter einen Kuss auf die Wange, schnappte sich seinen Rucksack und einen letzten Pfannkuchen und verließ das Haus.
In dem Moment fuhr ein vertrauter roter Lieferwagen vor.
»Guten Morgen, Ollie. Gut, dass ich dich treffe.«
Ollie begrüßte den Postboten mit einem Lächeln. »Guten Morgen, Mr. Harris.«
»Ich habe eine Karte für die Pumpkins dabei«, sagte der Postbote und machte ein freundliches Gesicht, bei dem seine braungebrannten Wangen ganz rund wurden. »Es war schon lange niemand mehr im Haus, deswegen dachte ich, ich bringe sie zu dir. Du warst doch immer ziemlich gut mit dieser Lottie befreundet.«
Drohendes Donnergrummeln ertönte. Als Ollie das hörte, beschlich ihn eine düstere Vorahnung. Das vergangene Jahr hatte wieder einmal gezeigt, dass seine Freundin Lottie Ärger offenbar magisch anzog – so wie sie wiederum von Gewittern und Stürmen magisch angezogen wurde. Sofort schossen ihm unzählige schreckliche Möglichkeiten durch den Kopf: Vielleicht waren Journalisten hinter ihre Porterinnen-Identität gekommen, oder es gab eine neue Drohung von Leviathan, oder ihre Stiefmutter meldete sich und kündigte ihre baldige Heimkehr an. Schwer zu sagen, was davon schlimmer war.
Mr. Harris brachte eine Postkarte zum Vorschein, auf der ein weißer Sandstrand abgebildet war. In zitronengelber Schrift stand darauf: Havanna. Sofort meinte Ollie schnuppern zu können, dass von der Karte ein Geruch nach Rum und billigem Aftershave aufstieg. Nur einer einzigen Person war es zuzutrauen, solch eine Postkarte zu verschicken. Das Bild, das diese Karte heraufbeschwor, war noch viel, viel schlimmer als all die Möglichkeiten, die er bereits erwogen hatte.
Er nahm die Postkarte entgegen und versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben. »Danke. Ich sorge dafür, dass sie die bekommt.«
»Grüß bitte deine Mutter von mir, Ollie«, erwiderte Mr. Harris und kehrte zu seinem Lieferwagen zurück.
Die Welt fing an, sich immer schneller zu...
Erscheint lt. Verlag | 16.12.2020 |
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Reihe/Serie | Prinzessin undercover | Prinzessin undercover |
Übersetzer | Maren Illinger, Marlene Frucht |
Zusatzinfo | 2 s/w-Abbildungen |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Diversität • Diversity • Ellie • Feminismus • Frauenpower • Genderfluid • Geschenkbuch • Internat • Jamie • Jugendbuchserie • LGTBQ • Liebe • Lottie • Mädchenbuch ab 12 • non-binary • people of colour • Plötzlich Prinzessin • Prinzessinnen • Queer • Queerness • Rollentausch • Schule • spannendes Jugendbuch • verwünscht • You-Tube-Autorin |
ISBN-10 | 3-7336-0360-5 / 3733603605 |
ISBN-13 | 978-3-7336-0360-1 / 9783733603601 |
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