Das Babel Projekt - Lifelike (eBook)

Spannende postapokalyptische Sci-Fi-Action des Bestsellerautors

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
544 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43798-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Babel Projekt - Lifelike -  Jay Kristoff
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Was unterscheidet Mensch und Maschine? Die 17-jährige Eve kann sich gerade so mit Roboterkämpfen über Wasser halten - bis sie vernichtend geschlagen wird und auch das letzte Geld verliert. Auf der Suche nach einem Ausweg findet sie Ezekiel, ein Lifelike-Androide, die wegen ihrer Ähnlichkeit zu Menschen und überlegenen Kampfkunst verboten sind. Unerklärlicherweise vertraut sie ihm, obwohl seine Behauptungen ihr gesamtes Leben infrage stellen. Eve bricht in die Wüste aus schwarzem Glas auf, um die Wahrheit über ihre Vergangenheit und sich selbst herauszufinden. Aber manche Geheimnisse sollten besser ungelüftet bleiben ...

Jay Kristoff verbrachte den Großteil seiner Jugend mit einem Haufen Bücher und vielseitiger Würfel in seinem spärlich beleuchteten Zimmer. Als Master of Arts verfügt er über keine nennenswerte Bildung. Er ist zwei Meter groß und hat laut Statistik noch etwa 11.500 Tage zu leben. Zusammen mit seiner Frau lebt er in Melbourne.

Jay Kristoff verbrachte den Großteil seiner Jugend mit einem Haufen Bücher und vielseitiger Würfel in seinem spärlich beleuchteten Zimmer. Als Master of Arts verfügt er über keine nennenswerte Bildung. Er ist zwei Meter groß und hat laut Statistik noch etwa 11.500 Tage zu leben. Zusammen mit seiner Frau lebt er in Melbourne.

1.1


OFFENBARUNG


Fast alle nannten sie Eve.

Auf den ersten Blick konnte man sie fast übersehen. Was ihr nicht viel ausgemacht hätte. Auf dem Rücken eines Metallriesen kauernd, war sie kaum mehr als eine Silhouette im Schein zischend aufstiebender, summender Funken. Dabei war sie hochgewachsen, fast schlaksig. Sie trug zu große Stiefel und zu enge Cargohosen, und das von der Sonne gebleichte Haar war zu einem eindrucksvollen Undercut plus Fake-Iro geschnitten. Die schmutzigen Fettschlieren auf ihren kantigen Wangenknochen glänzten im Schein des Schneidbrenners, den sie in den Händen hielt. Sie war siebzehn Jahre alt, sah aber älter aus. So wie alles um sie herum.

An der Stelle ihres rechten Auges befand sich eine schwarze Metallkugel. Hinter ihrem rechten Ohr steckten sechs Silizium-Chips und von der Schläfe bis zur Schädelbasis verlief ein längliches Oval aus künstlicher Haut. Das Implantat war offensichtlich nicht für sie angefertigt worden, denn die Hautfarbe war eine Spur zu hell für ihren Teint.

Es hatte genau die Form einer hässlichen Austrittswunde.

»Test, Test … hört ihr mich da draußen?«

Das Mädchen, das von allen Eve genannt wurde, klemmte sich einen Schraubenzieher zwischen die Zähne und warf einen Blick auf die Monitore auf der anderen Seite ihrer Werkstattgrube. Ein hochauflösendes Bild zeigte die Arena über ihr: dreihundert Meter Durchmesser, übersät mit verkohlten Barrikaden und den rostenden Überresten ehemaliger Konkurrenten. Die EmCee stand mit Pailletten-Jackett und passender Melone im Rampenlicht. Ein Mikro war nicht nötig. Die Implantate in ihren Zähnen übertrugen ihre Stimme direkt in die Lautsprecher.

»Liebe Jungs und Mädels«, rief sie. »Hochverehrte Szene-Dudes und Lohnsklaven, herzlich willkommen … in der KampfKuppel!«

Die Menge tobte. Tausende Zuschauer klammerten sich wie Kletten an die Gitterstäbe der Kuppel, brüllten vor Begeisterung und trampelten mit den Füßen. Die meisten hatten bereits ordentlich Stims oder Selbstgebrannten konsumiert und die Aussicht auf das bevorstehende Gemetzel berauschte sie noch mehr. Die Vibrationen drangen bis in Eves Knochen und sie musste unwillkürlich lächeln. Sie schmeckte ihre Angst auf der Zunge, aber sie schluckte sie einfach runter.

»Showtime«, flüsterte sie.

»In der blauen Zone«, schrie die EmCee, »haben wir die Verurteilten! Einen Durchknaller, frisch von der Grenze zum Glas, den Mörder von zweiundsiebzig amtlich beglaubigten Bürgern. Wir haben ihn heute Abend hier, um ihm ein bisschen Old-School-Gerechtigkeit zu verpassen! Einen herzlichen Applaus für diesen Fug, bitte. Macht mal ein bisschen Lärm, Leute … für GL-417!«

Blaue Scheinwerfer kurvten über das Nordende der Kuppel, die Bodenplatten glitten beiseite. Unter ohrenbetäubendem Gejohle und einem Regen aus Spucke fuhr eine Furcht einflößende Masse brutaler Robotik in das Rund der Arena herauf. Bei dem Bild, das sich auf ihrem Monitor bot, wurde es Eve flau im Magen, ihre Eingeweide fühlten sich mit einem Mal eiskalt an. Der Schneidbrenner in ihrer Hand wackelte hin und her.

So ganz ohne Spucke lässt sich die Angst schlecht runterschlucken, was?

Der Roboter in der blauen Zone ragte zehn Meter in die Höhe. Ein Koloss wie ein Schlachtschiff, der aussah wie der Zusammenstoß einer Planierraupe mit einem Ritter in voller Rüstung aus der Geschichts-VR. Es handelte sich um ein schweres Kampfmodell der Goliath-Klasse, und der Gedanke an einen Kampf gegen einen derartig todbringenden Bot hier unter den Lichtern der Kuppel ließ die Wetter noch tiefer in den Taschen wühlen und die Buchmacher nach ihren Tablets greifen.

Alle machten sich auf einen sensationellen Kampf gefasst.

»Mach dich auf ein Massaker gefasst«, sagte eine blecherne Stimme in Eves linkem Ohr.

Ohne auf die Warnung einzugehen, schweißte sie zu Ende, die dunkle Schutzbrille über ihrem guten Auge oder was sie dafür hielt. In Wahrheit sah sie mit dem glänzenden schwarzen Implantat anstelle ihres rechten Ausgucks wesentlich besser als mit ihrem richtigen Auge, schließlich war es mit Helligkeitsunterdrückung, teleskopischem Zoom sowie mit Restlichtverstärker und einem Wärmebildsensor ausgestattet. Aber es bescherte ihr regelmäßig Kopfschmerzen. Und es surrte, wenn sie blinzelte. Und es juckte, wenn sie schreiend aus ihren Albträumen erwachte.

»Wie sieht’s aus, Cricket?«, rief sie.

»Zielvorrichtung leider nur 13,7 Prozent Verbesserung.«

Cricket schielte mit seinen ungleichen Augen aus dem Pilotensitz zu ihr herüber. Das Gesicht des kleinen Roboters war nicht für unterschiedliche Mimik vorgesehen, aber er wackelte mit den Metallstreifen, die als Augenbrauen durchgingen, um ihr seine Aufregung zu signalisieren. Er war ein aus Ersatzteilen bestehender Homunkulus, vierzig Zentimeter groß und rostfarben. Nichts, aber auch gar nichts an ihm war auch nur irgendwie symmetrisch. Seine Sehvorrichtung war zu groß für den Kopf und der Kopf war zu groß für den restlichen Körper. Die Kühlrippen auf seinem Rücken und seinem Schädel sahen wie die Stacheln eines Urtieres aus den alten Geschichts-VRs aus. Stachelschweine hießen die damals.

»Also, es geht jetzt gleich los, deshalb muss es ausreichen«, erwiderte Eve. »Dieser Goliath ist so groß wie ein Haus und dürfte eigentlich nicht zu verfehlen sein.«

»Hört sich vielleicht bescheuert an, Eve, aber du kannst immer noch einen Rückzieher machen.«

»Aha. Und wie kommst du darauf, dass sich der Gedanke so bescheuert anhört, Crick?«

»Du musst das nicht tun.« Cricket stieg auf den Boden herab. »Du solltest überhaupt nicht hier in der Kuppel antreten. Wenn Großvater das wüsste, würde ihm eine Kopfdichtung rausfliegen.«

»Was glaubst du denn, wer mir beigebracht hat, Bots zu bauen?«

»Dein Gegner ist weit über deiner Gewichtsklasse. Du verhältst dich völlig idiotisch, wie ein verdammter Vollpfosten.«

»Großvater versohlt dir den Hintern, wenn er dich so fluchen hört.«

Cricket legte in ironischer Ernsthaftigkeit eine Hand auf die Brust. »Ich bin so, wie mich mein Schöpfer gewollt hat.«

Eve lachte und kletterte hinüber zum Cockpit. Sie passte genau hinein. Ihre Machina war nur sechs Meter hoch, es gab kaum Platz für sie zwischen den Sichtschirmen und den Steuerstulpen. Die meisten Machina, die bei Kuppelkämpfen eingesetzt wurden, waren irgendwo geborgene Infanteriemodelle, aber Eves Baby gehörte zur Heuschrecken-Klasse – während der Kriege zwischen den KonzernStaaten eigens für blitzschnelle Angriffe auf befestigte Anlagen entworfene Modelle. Seine humanoide Gestalt war weniger auf Masse denn auf Geschwindigkeit ausgelegt und mit den scharfzackigen Klauen der linken und der durch Düsen unterstützten Spitzhacke an der rechten Hand auf die Zerstörung von Bots angelegt. Die Außenhaut war mit einer brachialen Tarnbemalung aus Schwarz und grellem Pink lackiert.

Eve ließ sich in den Pilotensitz fallen und rief hinunter zu Cricket: »Sieht mein Hintern in dem Ding fett aus?«

»Willst du die Wahrheit hören?«, erwiderte der kleine Bot.

»Willst du, dass ich deine Sprachbox wieder abschalte?«

»Ganz im Ernst, Eve, du solltest nicht dort hinauf

»Es ist ein Eröffnungskampf, Crick. Und wir brauchen die Kohle. Dringend.«

»Schon mal darüber nachgedacht, wieso du den Aufschlag gegen einen so großen Bot angeboten bekommen hast?«

»Schon mal darüber nachgedacht, warum ich dich immer für paranoid halte?«

Cricket legte wieder die Hand auf die Brust. »Ich bin so, wie mich mein Schöpfer –«

»Schon gut, schon gut.« Eve lächelte schief und fuhr das Programm hoch. »Mach dich an die Monitore, ja? Ich brauche deine Augen, wenn wir auf die Bühne gehen.«

Eve staunte immer wieder darüber, wie überzeugend der kleine Roboter seufzte, jedenfalls wenn man bedachte, dass er keine Lungen zum Ausatmen hatte.

»Keine Angst, Crick.« Sie klopfte zuversichtlich auf die Hülle ihrer Machina. »So ein wunderschöner Bot lässt sich niemals von einem Durchknaller fertigmachen. Nicht, solange ich ihn steuere.«

Die Stimme meldete sich quäkend in Eves Ohr. »Genau. Ohne Selbstvertrauen geht’s nicht, du kleiner Fug.«

»Ah, danke, Lem.« Eve lächelte.

»Keine Ursache. Wenn du draufgehst, krieg ich doch deine Sachen, oder?«

Die Maschinen erwachten summend zum Leben und die viertausend PS unter dem Chassis ihrer Machina ließen Eves Grinsen noch breiter werden. Sie legte die Gurte an und schon hallte die Stimme der EmCee wieder durch die KampfKuppel über ihr.

»Und jetzt – auf in die rote Zone!« Lautes Gebrüll aus dem Publikum. »Eine Handvoll pure Gewalt, hier in Dregs liebevoll zusammengeschraubt. In acht üblen Kämpfen bis jetzt ungeschlagen und heute Abend als Justitias ausführender Schlagarm – schreit euch die Seele aus dem Leib für Fräulein Blechmix!«

Die Decke über Eves Kopf öffnete sich gähnend weit. Sie zwinkerte Cricket zu, spuckte den Schraubenzieher aus und zog das Cockpit mit lautem Scheppern zu. Als sie Hände und Füße in die Steuerstulpen schob, leuchtete ein halbes Dutzend Monitore auf. Hydraulik zischte und das leise Dröhnen von Motoren drang durch...

Erscheint lt. Verlag 20.10.2021
Reihe/Serie Das Babel Projekt-Reihe
Das Babel Projekt-Reihe
Übersetzer Gerald Jung
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Action für Jugendliche • AI • Alita • Amie Kaufman • Aurora • droogs • empire of the vampire • Identität • Illuminae • Illuminae Akten • Jugendbuch Neuerscheinung 2020 • Jugendthriller ab 14 • KI • kulturpass • Künstliche Intelligenz • Liebe • Menschlichkeit • Nevernight • Nominierung Deutscher Jugend Literaturpreis • Post-Apokalypse • Rebellion • Science-fiction • Science Fiction für Jugendliche • Sci-Fi-Thriller • spannender Roman ab 14 • Thriller für Jugendliche • USA • Veronica Roth • young adult fantasy • young adult science fiction
ISBN-10 3-423-43798-7 / 3423437987
ISBN-13 978-3-423-43798-1 / 9783423437981
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