Ein unvorstellbar unsinniges Abenteuer (eBook)

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2020 | 1. Auflage
272 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93253-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein unvorstellbar unsinniges Abenteuer -  Katherine Rundell
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Der neue Abenteuerroman von Katherine Rundell! Spannend und mitreißend - für alle, die 'Wells & Wong' lieben! Kaum ist Vita mit ihrer Mutter in New York gelandet, fordert sie auch schon den stadtbekannten Betrüger Victor Sorrotore heraus. Schließlich hat der ihren Großvater um das Familienanwesen gebracht. Vita schwört Rache und schmiedet zusammen mit einer Taschendiebin und zwei Jungen vom Zirkus einen ausgeklügelten Plan, um das Haus oder doch zumindest den Smaragd ihres Großvaters zurückzuholen. Ein unvorstellbar unsinniges Abenteuer beginnt. Ein Buch voll unerwarteter Wendungen, waschechter Zirkustiere und halsbrecherischer Akrobatik, dazu vier wunderbare Freunde, die gemeinsam einen echten Bösewicht bekämpfen. Das perfekteLesevergnügen!

Katherine Rundell, geboren 1987, wuchs in London, Simbabwe und Brüssel auf. Sie ist Fellow am All Souls College, Oxford. »Ein unvorstellbar unsinniges Abenteuer« ist schon ihr fünftes Buch bei Carlsen und wurde in England bereits vielfach ausgezeichnet.

Katherine Rundell, geboren 1987, wuchs in London, Simbabwe und Brüssel auf. Sie ist Fellow am All Souls College, Oxford. »Ein unvorstellbar unsinniges Abenteuer« ist schon ihr fünftes Buch bei Carlsen und wurde in England bereits vielfach ausgezeichnet. Henning Ahrens, geb. 1964 in Peine, studierte Anglistik, Geschichte und Kunstgeschichte in Göttingen, London und Kiel. Neben seiner Übersetzertätigkeit hat er eigene Romane und diverse Gedichtbände veröffentlicht und wurde bereits mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Henning Ahrens lebt in Frankfurt.

3

In jener ersten Nacht standen weder Mond noch Sterne am Himmel, aber in New York ist es niemals dunkel. Als Vita nach Mitternacht aufstand, war die Stadt noch wach. Sie ging zum Fenster; das Apartmentgebäude war hoch, höher als die umliegenden Häuser, und sie konnte die Straßen sehen, die zum tiefdunklen Central Park führten. Straßenlaternen, Lichter in den Häusern, die zwielichtigen Kellerfenster verbotener Flüsterkneipen, Autoschweinwerfer, Zigarrenglut; Manhattan bebte und glühte.

Vita hatte das Gefühl, dass sich Schlafen verbot. Im Gebäude nebenan war ein Restaurant, aus dem der Klang zweier Geigen und schiefer, männlicher Gesang drangen.

Der rote Backstein der gegenüberliegenden Carnegie Hall schimmerte bronzefarben im Schein der Straßenlaternen, die Fassade strahlte eine stille Würde aus. Dann blinzelte Vita und sah genauer hin.

Die Fassade war weder still noch würdevoll, denn ein Junge schickte sich an, im dritten Stock aus einem Fenster zu springen.

Er kletterte auf die Fensterbank. Er war schmal gebaut, hatte dunkle Haut und abstehende Ohren und er sah nicht nach unten, sondern hatte den Blick auf die Stadt gerichtet.

Ein zweiter, kleinerer Junge flitzte um die Ecke des Gebäudes. Er lachte und zog mit beiden Händen eine Matratze über den Bürgersteig. Er ließ die Matratze fallen und rief: »Listo! Alles bereit! Hops

Der Junge auf der Fensterbank hob die Arme über den Kopf, und bevor Vita ihm zurufen konnte, er solle das lassen, stieß er sich ab und sprang. Vita stockte der Atem. Er presste die Knie fest gegen seine Brust, drehte sich im Fallen zwei Mal um sich selbst, machte sich kurz vor dem Aufprall kerzengerade und landete mit den Füßen auf der Matratze. Er tat einen Schritt, kippte auf die Knie und sprang wieder auf. Der kleinere Junge schrie triumphierend und der größere lächelte verhalten.

Dann hob er den Blick und sah Vita, die sich gefährlich weit aus dem Fenster lehnte, dessen Kante in ihren Bauch schnitt. Alle starrten einander mit großen Augen an. Dann lächelte der größere Junge wieder rätselhaft und der kleinere Junge lachte und winkte. Als Vita den beiden etwas zurufen wollte, bogen sie schon um die Ecke, der Kleinere mit der Matratze im Schlepptau.

Vita schaute auf den Bürgersteig, entdeckte aber niemanden, der hätte bezeugen können, dass soeben ein Junge durch die Luft geflogen war.

»Vergiss sie nicht«, flüsterte sie. »Nur für den Fall. Nur für den Fall.« Als hätte sie das je vergessen können.

Am ersten Morgen in New York erwachte Vita zu Musik, die draußen vor ihrem Fenster erklang. Sie spuckte auf einen Finger, um sich den Schlaf aus den Augen zu wischen, und schaute nach draußen. Auf dem Bürgersteig stand ein Mann, der den Hut tief in die Stirn gezogen hatte, und drehte die Kurbel seines Leierkastens.

Der Tag war sonnig und strahlend blau, aber so kalt, dass sie beim Waschen ihre Atemwolken sah. Sie zog eine warme Strickjacke und einen knallroten Rock mit viel Beinfreiheit an. Sie schloss sorgsam ihre roten Seidenstiefel und kämmte sich mit den Fingern.

Grandpa saß im Wohnzimmer in einem Sessel und betrachtete den Himmel. Als sie hereinkam, drehte er sich nach ihr um, und sie merkte, wie viel Mühe es ihn kostete, wie gewohnt zu lächeln.

»Satansbraten! Guten Morgen. Deine Mutter ist schon los, um mit meinem Bankberater zu sprechen und auszuloten, was man tun kann. Sie hat ganz besonders kämpferisch dreingeschaut.«

Vita nickte. Wenn ihre Mutter ein Ziel hatte, steuerte sie es mit der Beharrlichkeit eines Kriegsschiffes an, das keinen Millimeter vom Kurs abwich.

»Sie sagt, sie sei viel unterwegs, denn sie müsse meinen Pass erneuern und alles, was ich auf dem Konto habe, nach Großbritannien überweisen – also bin ich für dich und das, was du treibst, verantwortlich. Ich musste ihr schwören, dass wir vernünftig sind.« Er zog eine Augenbraue hoch. »Weißt du schon, was du heute machen willst?«

Vita sagte: »Ich mache jetzt Würstchen mit Ketchup.« Sie hatte Ketchup auf dem Schiff entdeckt und seither täglich gegessen, es war eine Offenbarung. »Willst du auch was?«

Er schüttelte den Kopf. »Sehr nett, aber ich verzichte.«

»Vielleicht Kaffee?« Vita wusste, dass man in Amerika Kaffee trank. Sie fand, dass er wie wütender Matsch schmeckte, aber sie wusste, dass andere ihn gern tranken. »Ich weiß zwar nicht, wie man ihn zubereitet, aber ich kann es probieren.«

»Nein, besten Dank.«

»Kann ich nichts für dich tun?«

»Du bist bei mir und das genügt.«

Sie wusste aber, dass es nicht genügte, denn als sie in die Küche gehen wollte, bemerkte sie, dass er wieder mit leerem Blick im Sessel zurücksank.

Sie fand Würstchen und tat sie in den Ofen und wollte gerade ein Messer in die Ketchup-Flasche tauchen, als Grandpa rief.

»Satansbraten? Bist du noch da?«

Vita sauste zu ihm, so schnell sie ihre Beine trugen. »Ja!«

»Setz dich zu mir, während die Würstchen brutzeln. Ich muss dir etwas Wichtiges sagen.« Grandpa schaute an ihr vorbei, er schaute an den Dächern vorbei, sein Blick schien über die Stadt hinauszugehen und sein Blick war wütend.

»Was denn?« Als er nicht reagierte, setzte sie sich auf den Fußboden und legte ihm eine Hand auf den Fußknöchel. Sie hatte herausgefunden, dass es tröstlich war, wenn einem jemand die Hand auf den Fußknöchel legte, vorausgesetzt, es war der richtige Jemand.

»Du musst jetzt gut zuhören«, sagte er. »Du warst immer eine extrem gute Zuhörerin, Satansbraten. Zu deiner eigenen Sicherheit muss ich dich über Sorrotore aufklären. Und du musst wissen, was er mir geraubt hat.«

»Deine Grandma hat die alte Burg zum Leben erweckt«, sagte Grandpa. »Sie ließ Pflanzen an Stellen wachsen, wo eigentlich nichts gedieh. In den Mäulern der Wasserspeier wuchsen Erdbeeren und auf den Fenstergittern rankten Rosen, die bis in die Fenster reichten. Die Kloschüssel war so von Efeu überwuchert, dass man sie kaum noch benutzen konnte.« Er kniff die Augen zusammen, als könnte er alles sehen, und der Anblick schien ihn zu schmerzen.

»Mein Urgroßvater würde sich für mich schämen«, sagte Grandpa. »Er glaubte bei seinem Tod, er würde uns im Luxus zurücklassen – Kutschen, Pferde, Juwelen. Lauter Diamanten, Rubine, Saphire. Fast alle gingen verloren. Mein Großvater verspielte das meiste. Aber was ich getan habe, ist noch viel schlimmer. Ich habe unser Zuhause verloren. Mein Gott – was würde Lizzy sagen, wenn sie das wüsste?«

»Sie würde sagen, dass es nicht deine Schuld ist«, erwiderte Vita entschieden. »Das weiß ich.«

»Die Welt stand uns offen, als wir jung waren. Das letzte Schmuckstück war eine Kette – mit einem Smaragd-Anhänger, groß wie ein Löwenauge. Wir ließen ihn schätzen, als wir Geld brauchten, um das Dach zu erneuern. Er war Tausende wert. Oh, Satansbraten – hättest du uns nur gesehen! Sie legte die Kette mit dem Smaragd an und dann gingen wir tanzen.«

Vita versuchte, keine Miene zu verziehen, nicht aufgeregt dreinzuschauen. »Tausende Dollar?«

»Sie war so schön. Ich habe ein Foto gemacht, als sie die Kette trug – meine Liz! Sie liebte den Smaragd …« Er verstummte und hustete erstickt. »Nach ihrem Tod wusste ich nicht, was tun – also habe ich ihn versteckt. Ich habe den Anblick nicht mehr ertragen. Und er liegt immer noch im Versteck. Oh, Vita.« Er holte tief und rüttelnd Luft und versuchte, gelassener zu schauen.

Eine Kette mit Smaragd. Dieser Gedanke durchzuckte Vita wie ein Stromstoß. Sie konnte die Burg nicht zurückerobern; aber ein Smaragd war etwas anderes. Ein Smaragd, so groß wie das Auge eines Löwen und Tausende Dollar wert – der konnte alles ändern.

Ich kann ihn finden. Ich kann ihn zurückholen.

Und ich könnte ihn verkaufen. Ich könnte mit dem Erlös einen Anwalt bezahlen und diesen Sorrotore zwingen, Grandpa sein Zuhause zurückzugeben.

»Nein, unmöglich«, sagte sie zu sich selbst. Aber, flüsterte ein leises Stimmchen in ihrem Inneren, unmöglich heißt ja nicht, dass es keinen Versuch wert wäre.

Vita legte einen Apfel auf ihre Kommode. Sie setzte sich auf das Bett, das Taschenmesser in der Hand, und konzentrierte sich auf die Spitze des Apfelstiels.

Farben flackerten hinter ihren Augen und sie schob die Alltagsgedanken beiseite, den üblichen Kleinkram, und suchte nach dem stillen Ort in ihrem Geist. Grandpa hatte immer gesagt: »Wenn du dein Denken dorthin lenkst, wo eine Idee dich finden kann, dann wirst du zu guter Letzt auch eine Idee haben.«

Er hatte noch hinzugefügt: »Die Idee muss natürlich nicht unbedingt praktikabel oder erlaubt sein.«

Der Plan, der in ihren Gedanken Gestalt annahm, war tatsächlich weder praktikabel noch erlaubt.

Sie saß lange da, starrte geradeaus und atmete kaum. So still hatte sie noch nie dagesessen. Sie spürte den pochenden Schmerz im Fuß nicht mehr. Ihre Gedanken umrundeten Ecken und entwischten aus Sackgassen.

Der Plan nahm in ihrem Kopf in Großbuchstaben und kursiver Schrift Gestalt an. Er verfestigte sich.

Vita blinzelte und schüttelte sich. Sie klappte die Klinge ihres Taschenmessers aus und warf es durch das Zimmer; der Griff hatte eine Unwucht und drehte sich, aber die Klinge bohrte sich trotzdem mit einem dumpfen Geräusch direkt in das Herz des Apfels. Er flog auf den Fußboden.

Vita lächelte eines...

Erscheint lt. Verlag 29.10.2020
Übersetzer Henning Ahrens
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Kinder- / Jugendbuch Sachbücher Tiere / Pflanzen / Natur
Schlagworte 4 Kinder gegen einen Betrüger • Abenteuer • Abenteuerbuch ab 11 • Abenteuerbuch Mädchen • Action ab 11 • Actionbuch ab 11 • Action und Abenteuer für Mädchen • aufregend • Betrug • Buch Mädchen ab 11 • "Feo und die Wölfe" • Freundschaft • gemeinsam stark • kinderbuch 11 jahre • Kinderbuch ab 11 • Kinderkrimi • Krimi • Mädchen Action • Mädchen Action ab 11 • "Mitten im Dschungel" • mutiges Mädchen • New York • "Sophie auf den Dächern" • Spannung • Wells & Wong • Zirkus
ISBN-10 3-646-93253-8 / 3646932538
ISBN-13 978-3-646-93253-9 / 9783646932539
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