The School for Good and Evil, Band 5: Wer ist der Stärkste im ganzen Land? (eBook)
608 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-51056-6 (ISBN)
Soman Chainani, Schriftsteller und Drehbuchautor, glaubt noch mehr an Märchen als die Bewohner von Galvadon. Deshalb schrieb er seine Doktorarbeit in Harvard über die Frage, warum Frauen im Märchen die besseren Bösewichte sind. Und warum in jeder Prinzessin auch ein bisschen Hexe steckt - und umgekehrt. Aus dieser Idee entstand seine Roman-Trilogie 'The School for Good and Evil', mit der er die New-Times-Bestsellerliste eroberte.
Soman Chainani, Schriftsteller und Drehbuchautor, glaubt noch mehr an Märchen als die Bewohner von Galvadon. Deshalb schrieb er seine Doktorarbeit in Harvard über die Frage, warum Frauen im Märchen die besseren Bösewichte sind. Und warum in jeder Prinzessin auch ein bisschen Hexe steckt – und umgekehrt. Aus dieser Idee entstand seine Roman-Trilogie "The School for Good and Evil", mit der er die New-Times-Bestsellerliste eroberte.
Agatha rannte.
Wenn der neue König von Camelot deine wahre Liebe umbringen will, deine beste Freundin gefangen hält und dich jagt wie einen Hund, dann brauchst du einen Plan.
Aber Agatha hatte keinen Plan, keine Verbündeten und kein Versteck, in dem sie sich verkriechen konnte. Also rannte sie.
Sie rannte und rannte, weg von Camelot, weit, weit weg, ohne zu wissen, wohin. Wie ein gehetztes Tier lief sie durch den Endloswald, zerfetzte ihr schwarzes Kleid im Unterholz, stürmte weiter, immer weiter, während die Sonne auf- und unterging … Bei jedem Schritt schlug ihr Täubchens Kristallkugel gegen die Rippen, und an den Bäumen tauchten überall Plakate mit ihrem Gesicht auf – eine Warnung, dass Nachrichten sich schneller verbreiteten, als ihre Beine sie tragen konnten.
Am nächsten Tag waren Agathas Füße voller Blasen, ihr ganzer Körper schmerzte, und sie hatte nichts anderes im Magen als die Beeren, Äpfel und Pilze, die sie unterwegs gepflückt hatte. Zudem lief sie offenbar im Kreis – vorbei an den rauchigen Flussufern von Mahadeva, über die Grenze zu Gillikin, dann im blassen Dämmerlicht zurück nach Mahadeva. In ihrer Verzweiflung schaffte sie es nicht, sich einen Plan zurechtzulegen oder einen Unterschlupf zu suchen. Die Gegenwart verschwand hinter dichtem Nebel, und ihre Gedanken kehrten unweigerlich in die Vergangenheit zurück: Tedros in Ketten, zum Tode verurteilt … ihre Freunde gefangen … Merlin bewusstlos fortgeschleppt … Rhian, der Junge, der die schlimmste Form des Bösen verkörperte, auf Tedros’ Thron …
Erschöpft irrte Agatha durch eine rosa Nebelbank, suchte vergeblich nach einem Weg. Rosa Nebel – war das nicht Gillikin? Aber Gillikin hatte sie längst hinter sich gelassen – wie kam sie dann wieder dorthin? Agatha hielt inne. Sie musste sich zusammenreißen, besser aufpassen – nach vorn sehen. Nur leider war im Augenblick gar nichts zu sehen, außer den rosa Nebelschwaden, die in ihrer aufgewühlten Fantasie die Gestalt der Schlange annahmen. Die Gestalt jenes grün maskierten Monsters, das alle für tot hielten. Dabei hatte Agatha es auf ihrer Flucht aus dem Schloss mit eigenen Augen gesehen – und zwar quicklebendig!
Als sie endlich in die Gegenwart zurückfand, war der Nebel verschwunden und die Nacht angebrochen. Irgendwie war sie im Stymphwald gelandet, wo es weder Weg noch Steg gab. Ein Unwetter brach herein, Blitze zuckten durch die Bäume. Agatha kauerte sich unter einen efeuüberwucherten Pilz.
Wohin jetzt? Wer konnte ihr helfen, wenn alle ihre Freunde in Rhians Kerker saßen? Und wie sollte sie einen Plan machen, wenn sie nicht wusste, gegen wen sie überhaupt kämpfte?
Ich habe den Leichnam der Schlange mit eigenen Augen gesehen. Wie kann sie dann wieder lebendig sein?
Rhian stand noch auf dem Balkon, als ich der Schlange über den Weg gelaufen bin. Rhian kann es also nicht gewesen sein …
Es muss jemand anderes sein. Ein Komplize von Rhian.
Der Löwe und die Schlange.
Agatha dachte an Sophie. Sie hatte Rhians Ring angenommen, weil sie ihn für Tedros’ Ritter gehalten hatte. Weil sie geglaubt hatte, in ihm endlich ihre wahre Liebe gefunden zu haben – einen Jungen, der das Gute in ihr sah … Aber dann wurde sie als Geisel genommen, von einem Schurken, dessen Seele noch viel schwärzer war als ihre …
Wenigstens würde Rhian Sophie nichts antun. Noch nicht. Er brauchte sie. Wofür genau blieb Agatha allerdings schleierhaft.
Aber einen würde er nicht verschonen: Tedros.
Tedros, der am Abend zuvor gehört hatte, wie Agatha zu Sophie sagte, dass sie enttäuscht von ihm sei. Tedros, der seine Krone, sein Königreich, sein Volk verloren hatte und in der Hand eines Feindes war, den er noch kurz zuvor wie einen Bruder umarmt hatte. Und der jetzt behauptete, Tedros’ Bruder zu sein.
Agatha unterdrückte ein Schluchzen. Wenn sie ihren Prinzen doch nur umarmen und ihm sagen könnte, wie sehr sie ihn liebte! Dass sie nie mehr an ihm zweifeln würde, dass sie ihr Leben für ihn geben würde. Ich rette dich, Tedros. Das verspreche ich dir. Auch wenn ich noch keinen Plan habe, und keine Menschenseele an meiner Seite.
Bis dahin musste Tedros stark bleiben, egal was Rhian und seine Männer ihm antaten. Tedros musste irgendwie überleben.
Falls er nicht bereits tot war.
Der Gedanke ließ Agatha aufspringen. Unter wildem Blitzgeflacker raste sie durch die letzten Ausläufer des Stymphwalds, an den gespenstischen Ufern Akguls entlang, die mit Asche statt Sand bedeckt waren. Der Beutel mit Täubchens Kristallkugel lastete schwer auf ihr, hämmerte unablässig gegen die wunde Stelle an ihrer Hüfte. Sie musste eine Pause einlegen … sich ausruhen … Seit Tagen hatte sie nicht mehr geschlafen, und ihr Verstand drehte sich im Kreis wie ein ins Leere laufendes Rad …
Rhian hat das Schwert aus dem Stein gezogen. Also ist er der König.
Agatha rannte noch schneller. Aber wie war das möglich? Die Herrin vom See hielt die Schlange für den König, nicht Rhian. Und Artus hatte Tedros als seinen Erben betrachtet.
Da stimmte etwas nicht. Irgendwas war oberfaul mit der Magie.
Agatha vergaß beinahe zu atmen, so angestrengt dachte sie nach. Die stickige Wärme wich einem kalten Wind, gefolgt von wirbelndem Schnee; der Wald öffnete sich und ging in einen breiten Tundrastreifen über. In ihrer Benommenheit dachte Agatha einen Augenblick, es wäre schon wieder Winter geworden.
Vor ihr tauchten die Umrisse eines Schlosses auf, schmale Türme, die sich in tief hängende Wolken bohrten.
Camelot.
War sie nach all den Strapazen wieder in die tödliche Falle zurückgelaufen? War alles umsonst gewesen?
Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie taumelte zurück, machte kehrt, um wieder loszurennen …
Aber sie konnte nicht mehr. Ihre Beine knickten unter ihr ein, und sie sank in den weichen Schnee. Ihr schwarzes Kleid breitete sich um sie herum aus wie eine finstere Wolke, und der Schlaf überrollte sie wie eine Dampfwalze.
Agatha träumte von einem schiefen Turm, der hoch in die Wolken hinaufreichte und aus lauter goldenen Käfigen bestand. In jedem dieser Käfige saß einer ihrer Freunde und Verbündeten – Merlin, Guinevere, Lanzelot, Professor Täubchen, Hester, Anadil, Dot, Kiko, Hort, ihre Mutter, Stefan, Professor Sader, Lady Lesso und viele andere. Die Käfige balancierten gefährlich übereinander, und die beiden obersten, in denen Tedros und Sophie saßen, schwankten so heftig, dass sie jeden Moment herunterzukrachen drohten. Der Turm wurde immer wackliger, und Agatha stemmte sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen, um ihre Freunde vor dem sicheren Tod zu bewahren. Doch kaum hatte sie den Turm wieder zur Ruhe gebracht, da tauchte ein Schatten über dem obersten Käfig auf …
Halb Löwe. Halb Schlange.
Die Gestalt packte die Käfige, einen nach dem anderen, und schleuderte sie vom Turm hinunter.
Agatha erwachte, schweißgebadet trotz der eisigen Kälte, und hob vorsichtig den Kopf: Der Sturm war vorübergezogen, das Schloss ragte jetzt scharf umrissen in der Morgensonne auf.
Aber was war das? Zwei riesige Eisentore schwangen auf, krachten gegen die Steinmauern und gaben den Eingang zu der weißen Festung frei, die über dem stillen grauen See aufragte.
Agathas Herz machte einen Satz. Nein, das war nicht Camelot. Sondern Avalon.
Eine innere Stimme hatte sie wohl hergeführt. Zu dem einzigen Wesen, das ihre Fragen beantworten konnte.
»Hallo?«, rief Agatha über das stille Wasser.
Keine Antwort.
»Herrin vom See!«, rief sie erneut.
Nichts. Nicht das leiseste Wellenkräuseln.
Eine kalte Angst stieg in ihr auf. Die Herrin vom See war einst die mächtigste Verbündete von Gut gewesen. Deshalb hatte Agathas Seele sie zu ihr geführt. Um Hilfe von ihr zu erbitten.
Aber Chaddick war auch hierhergekommen, weil er Hilfe brauchte – und er hatte es mit dem Leben bezahlt.
Agatha starrte auf die Treppe, die im Zickzack zu den fünf weißen Türmen hinaufführte. Das letzte Mal war sie mit Sophie nach Avalon gekommen, um Chaddicks Leichnam zu suchen. Vor ihrem inneren Auge tauchte die blutgesprenkelte Stelle im Schnee auf, an der Tedros’ ermordeter Ritter gelegen hatte, eine höhnische Botschaft der Schlange in seinen steifen Händen.
Agatha hatte die Schlange nie ohne Maske gesehen. Im Gegensatz zur Herrin vom See, die das Gesicht dieses Monsters ja gesehen haben musste, als sie es geküsst hatte.
Ein Kuss, der sie ihrer Kräfte beraubt und mit dem sie König Artus’ Sohn verraten hatte. Ein Kuss, mit dem sie der Schlange geholfen hatte, Rhian auf Tedros’ Thron zu bringen – einen schmutzigen Verräter, der sich als Tedros’ Ritter ausgegeben hatte, obwohl er in Wahrheit die ganze Zeit mit der Schlange im Bunde war.
Agatha drehte sich wieder zum See um. Die Herrin hatte die Schlange beschützt. Und nicht nur das: Sie hatte sich in sie verliebt und dadurch ihre Kräfte verloren.
Agatha schluckte. Es war falsch gewesen, hierherzukommen, aber wohin hätte sie sich sonst wenden sollen?
»Ich bin’s, Agatha!«, schrie sie erneut aus vollem Hals. »Merlins Freundin. Er braucht deine Hilfe!«
Ihre Stimme hallte weit über das Ufer. Und plötzlich...
Erscheint lt. Verlag | 26.4.2020 |
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Reihe/Serie | The School for Good & Evil |
The School for Good & Evil | The School for Good and Evil |
Illustrationen | Iacopo Bruno |
Übersetzer | Ilse Rothfuss |
Verlagsort | Ravensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | ab 12 Jahren • Abenteuer • All Age • Band 5 • Bestseller • Buch • Bücher • Fantasy-Trilogie • Freundschaft • Geschenk • Geschenkidee • Hexe • Internat • Jugend-Buch • Lesen • Liebe • Literatur • Mädchen • Magie • Märchen • Mystery • Prinz • Prinzessin • Roman • Young Adult • Zicke |
ISBN-10 | 3-473-51056-4 / 3473510564 |
ISBN-13 | 978-3-473-51056-6 / 9783473510566 |
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