Das Licht von tausend Sternen (eBook)
384 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43715-8 (ISBN)
Leonie Lastella wurde in Lübeck geboren und lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf nordwestlich von Hamburg. Seit 2017 widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben und wurde unter anderem von der DELIA, der Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautor*innen, für ihre Werke ausgezeichnet. Unter dem Titel >The Book Hangover - Drei Autorinnen, drei Stimmen, ein Podcast< hat sie außerdem gemeinsam mit Valentina Fast und Tonia Krüger einen Podcast ins Leben gerufen. Leonie Lastella steht für Veranstaltungen zur Verfügung.
Leonie Lastella wurde in Lübeck geboren und lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf nordwestlich von Hamburg. Seit 2017 widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben und wurde unter anderem von der DELIA, der Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautor*innen, für ihre Werke ausgezeichnet. Unter dem Titel ›The Book Hangover – Drei Autorinnen, drei Stimmen, ein Podcast‹ hat sie außerdem gemeinsam mit Valentina Fast und Tonia Krüger einen Podcast ins Leben gerufen. Leonie Lastella steht für Veranstaltungen zur Verfügung.
KAPITEL 1
Harper
Das Treiben auf dem Campus wird durch die dicken Wände der Mansfield Library ausgesperrt. Es ist so still zwischen den massiven Nussbaumregalen und Tausenden von Buchrücken, dass man den Staub tanzen hören könnte. Außer mir befinden sich nur noch die Bibliothekarin im Raum und ein Typ, der auf einem Wälzer über Grundlagen sozialer Mediengestaltung eingeschlafen ist. Ich glaube, er hat nur einen ruhigen Platz außerhalb seines Wohnheims gesucht, wo er während der rund um die Uhr andauernden Erstsemesterpartys mal wieder ein Auge zukriegt.
Ich binde meine Haare zu einem wirren Knoten auf dem Kopf zusammen und vertiefe mich wieder in meine Lektüre. Das Semester hat zwar schon letzte Woche begonnen, aber Kennenlernspiele, Orientierungskurse und Vorstellungsrunden zählen meiner Meinung nach nicht. Ab Montag steigen wir in den Stoff ein. Das bedeutet für den Großteil der Studenten, dass sie am letzten Wochenende vor dem Ende der Semesterferien noch mal ordentlich die Sau rauslassen. Ich nicht.
Ich bin gern vorbereitet und habe am liebsten meine Ruhe. Vor allem vor Typen wie dem, der gerade lachend und johlend mit zwei Freunden die Bibliothek betritt und sich kein Stück darum schert, dass überall Schilder hängen, man solle leise sein. Sogar der ranzige Tiefschläfer neben mir wacht auf, packt knurrend seine Sachen zusammen, schleudert sie in seinen Rucksack und verlässt den Raum.
»Ash, jetzt sei mal leise, sonst schmeißt uns Miss Dunham raus, bevor ich meine Bücher habe.«
Eine sehr gute Idee, die das Mädchen der kleinen Gruppe da hat. Mich bei dem Lärm auf meine Bücher zu konzentrieren, ist tatsächlich eine Herausforderung und wird noch schwerer, weil ich den Typen anstarre, den die kleine Blonde Ash genannt hat. Er ist einfach jemand, an dem der Blick hängen bleibt – ob man will oder nicht. Sein Gesicht ist markant, ohne kantig zu sein. Die Augen haben die Farbe eines perfekten Montana-Sommertags. Das tiefe Azurblau steht in geradezu groteskem Kontrast zu seinem dunklen, halblangen Haar und dem Dreitagebart, der ihm den perfekten Touch Verwegenheit verleiht. Er ist groß. Größer als sein Kumpel, der sich neben das Mädchen an den Tresen lehnt und die Zeit für ein Powernap nutzt. Ein enges graues Shirt, das keinen Zweifel an dem durchtrainierten Körper darunter lässt, umspannt Ashs Brust und wird durch eine zerrissene Jeans komplettiert. Ein Tattoo schlängelt sich unter dem Shirtärmel heraus bis zum Unterarm, wo es fast gegen drei tätowierte Ringe stößt, die sein Handgelenk umgeben. Ein toter Baum, dessen tiefschwarze Äste seine Muskeln umschlingen und einen Schriftzug einrahmen, den ich auf die Entfernung nicht entziffern kann. Ich zwinge mich, ihn nicht noch länger anzustarren.
»Langweilig«, beschwert er sich knapp.
Ich verdrehe die Augen und konzentriere mich wieder auf den Text vor mir, aber bereits wenige Sekunden später stört mich ein impulsiver, harter Takt, den Ash mit seinen Fingern auf das Holz des Regals direkt neben dem Empfangstresen trommelt.
Miss Dunham schürzt ihre Lippen und schüttelt den Kopf. In all den Jahren ihrer Arbeit in den stillen Räumen der riesigen Bibliothek der Universität von Missoula hat sie sich offensichtlich eine Autorität angewöhnt, die keine Worte braucht. Sie scheint es nicht gewöhnt zu sein, dass ihr strenger Blick ohne Effekt bleibt.
Das blonde Mädchen hilft ihr, indem sie dem trommelnden Mister Perfect einen unsanften Stoß gibt und ihn auffordert: »Such dir eine Beschäftigung, Ash, sonst trete ich dir in den Arsch!«
Er nickt, sieht sich um, und ehe ich weggucken kann, fixiert er mich. Zu spät, um so zu tun, als hätte ich die ganze Zeit in meinem Buch gelesen. Vor den Augen seiner Freundin – zumindest denke ich, dass das Mädchen mit ihm zusammen ist – wirft er mir einen herausfordernden Blick zu. Und er scheint deswegen nicht die Spur eines schlechten Gewissens zu haben. Er dreht ihr einfach den Rücken zu und schlendert zu mir herüber. Ich werde rot und vergrabe mein Gesicht schnell in den Aufzeichnungen für das erste Semester meines Sozialpädagogikstudiums.
»Hi.« Seine Stimme ist dunkel und warm. Seinem Verhalten nach zu urteilen, hätte ich Spott darin vermutet, Oberflächlichkeit oder einen Hauch Überheblichkeit, aber er klingt irritierend ernst, und seine Stimme ist fest, als er abermals »Hi« sagt und mir seine Hand entgegenstreckt. »Ich bin Ashton«, stellt er sich vor.
Ich ignoriere seine Hand und blättere eine Seite weiter. Als wäre ich zum Lesen gekommen, seitdem er die Bibliothek betreten hat. Als würde es mich nicht ablenken, dass er mir eine Spur zu nahe kommt. »Harper«, sage ich knapp, ohne von meinen Aufzeichnungen aufzuschauen. Ich werde mit Sicherheit nicht die Ablenkung sein, von der seine Freundin gesprochen hat – und ich denke auch nicht, dass sie das im Sinn hatte. Aber der Spruch, den ich ihm an den Kopf knallen will, bleibt mir im Hals stecken, als ich ihn ansehe. Wie ein windschiefer Baum lehnt er sich gegen den Tisch, auf dem meine Sachen verstreut liegen. Eindringlich sieht er mich dabei an und bohrt seinen Blick tief unter meine Oberfläche.
»Harper«, wiederholt er meinen Namen, und aus seinem Mund klingt mein Name irgendwie wild und aufregend. Als würde er sich, schon während er ihn ausspricht, jede Menge Dinge vorstellen, die uns beide bis in die Grundfeste erschüttern könnte. Seine Freundin wird das nicht lustig finden, wenn sie mitbekommt, was er hier gerade tut. Vielleicht führen sie aber auch eine offene Beziehung und es kratzt sie nicht. Womit wir wieder beim Thema wären: Mich sollte Ashton noch weniger interessieren.
»Ein schöner Name«, sagt er, und ich schließe meine Augen, um mich auf meinen eigentlichen Plan zurückzubesinnen.
Ich sollte den Kerl wegschicken, um wenigstens noch das Kapitel zu Ende zu bearbeiten, an dessen Anfang die neongelbe Markierung klebt. Ich kappe den Anflug eines Kribbelns, den sein intensiver Blick in mir auslöst. Das ist seine Masche, da bin ich sicher, und ich bin kein Mädchen, das auf solche Spielchen hereinfällt.
»Ist das dein Ernst?«, kommentiere ich seine einfallslose Anmache.
»Es ist ein schöner Name«, entgegnet er unbeeindruckt. »Ungewöhnlich.«
»Solltest du nicht zu deiner Freundin gehen oder auf irgendeine Party?«, versuche ich ihn zu verscheuchen. »Die Bibliothek scheint nicht gerade dein gewohnter Lebensraum zu sein.« Dabei richte ich meinen Blick demonstrativ auf das Schild mit der Aufschrift »Ruhe«, das direkt neben mir an einem der Regale hängt.
Er klopft dagegen und verzieht den Mund zu einer kindlichen Grimasse, die ihn mir ärgerlicherweise verdammt sympathisch macht. Er streicht sich die Haare aus der Stirn und setzt sich schwungvoll mit dem Hintern auf die Tischplatte, sodass er den Großteil meiner Aufzeichnung bedeckt. Ein Weiterarbeiten ist unmöglich. Ich ziehe die Augenbrauen nach oben und hoffe, dass er endlich geht.
»Das da hinten sind Will und Becca«, sagt er jedoch, als hätte er meine Abfuhr gar nicht wahrgenommen, und zeigt mit einem breiten Grinsen zuerst auf den anderen Jungen und dann auf das Mädchen, das noch immer auf die vorbestellten Bücher wartet, die Miss Dunham aus dem Lagerraum holt.
Vermutlich ist das sein Haifischgrinsen, bevor er zuschnappt und die Flirtbeute erlegt. Ich werde mit Sicherheit nicht sein Appetithäppchen.
»Becca ist nicht meine Freundin«, fährt er fort. »Sie steht auf Will, aber er starrt lieber Löcher in die Luft, als sie endlich um ein Date zu bitten.« Er lacht leise. »Will ist manchmal echt ein Idiot.«
»Hör zu, ich bin hier, weil ich lernen muss, also …«, sage ich und deute auf meine Aufzeichnungen, die er unter sich begraben hat.
»Das Semester hat noch nicht mal angefangen. Und Erstis wie du haben sowieso noch Schonfrist.«
»Ich bin vielleicht im ersten Semester, aber ich bin kein typischer Ersti«, wiederhole ich seine Bezeichnung für die Sorte Neustudenten, die derzeit die Partys rund um den Campus überschwemmen und nicht wie ich ausschließlich am Studieren interessiert sind. »Und zweitens hat das Semester bereits begonnen. Schon vor einer Woche.« Ich versuche mir noch immer nicht anmerken zu lassen, dass mich seine Nähe nervös macht. Er riecht verdammt gut. Nach Sonne, feuchter Erde und frischer Luft – ein bisschen so wie mein Lieblingsort weit oben in den Rocky Mountains. Unsere Hütte auf der Spitze des Cooper Passes, die laut Mom nur noch von Spinnweben zusammengehalten wird. Früher sind wir oft gemeinsam hochgefahren. Ich habe es geliebt. Mom hingegen meidet diesen Ort. Weil sie sich vor den Erinnerungen an Dad fürchtet. Sie haben noch immer die Kraft, sie von einer Sekunde auf die andere wie ein Tornado von den Füßen zu reißen.
»Also sagst du Ja?« Ashtons Frage zerreißt die Bilder von Bergen im Morgennebel, glasklaren Seen und einem unendlich weiten Himmel, die sich vor meinem inneren Auge abgespielt haben.
Er sieht mich an und ein Funken Sorge bricht durch das Lächeln auf seinem Gesicht: »Ist alles klar bei dir? Du warst wie weggetreten.«
»Hab mich tot gestellt, weil ich dachte, du würdest dann vielleicht verschwinden«, erwidere ich mit einem Augenverdrehen, während gleichzeitig ein illoyales Lächeln über meine Lippen bricht.
»Sobald du Ja gesagt hast.« Seine Augen blitzen mich an, und ich suche verzweifelt nach dem Teil des Gesprächs, den ich verpasst habe. Ich laufe rot an und ärgere mich wahnsinnig, weil Ashton das am Ende noch als Kompliment verstehen wird.
Ich verschränke die Arme, weil ich seinem Grinsen keinen Millimeter meiner Abwehr überlassen werde. »Wozu soll ich Ja...
Erscheint lt. Verlag | 13.3.2020 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre | |
Schlagworte | Autismus • Beziehung • Brausepulverherz • Colleen Hoover • College Roman • Familie • Frauenroman • Frauenunterhaltung • kulturpass • Liebe • Liebesroman • Liebesroman Bestseller • Mona Kasten • New Adult • New Adult Bestseller • New Adult Buch • New adult Romance • Romance • Roman für Frauen • Romantik • Roman Urlaub • Urlaubsroman • USA • Young Adult • young adult Bestseller • Young Adult Liebesroman |
ISBN-10 | 3-423-43715-4 / 3423437154 |
ISBN-13 | 978-3-423-43715-8 / 9783423437158 |
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