Vincent und sein Karussell -  Christine Polacek-Eisner

Vincent und sein Karussell (eBook)

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2020 | 1. Auflage
272 Seiten
Morawa Lesezirkel (Verlag)
978-3-99093-896-6 (ISBN)
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Gemeinsam mit dem Schaf Molly Mae und diversen adeligen Personen unternimmt Vincent mit seinem Karussell Fahrten in verschiedene Traumwelten. Doch unabhängig vom Reiseziel begegnet Vincent immer wieder dem bösartigen Kobold Boris Brack. Dieser richtet gehörig viel Schaden an. Vincent und Molly Mae haben jede Menge zu tun, um Brack zu vertreiben und Frieden im jeweiligen Traumland herzustellen. Dieses Buch ist nicht nur für Kinder gedacht, sondern auch für Erwachsene die sich an Märchen erfreuen und träumen wollen.

Christine Polacek-Eisner, Jahrgang 1953, absolvierte nach der Matura die Ausbildung zur Lehrerin und Theaterpädagogin. Leitung des Schultheaters in Niederösterreich bis 2003 und Referentin der Pädagogischen Hochschule in den Fächern Theater- und Spielpädagogik. Autorin von mehr als 50 Theaterstücken für Kinder und Jugendliche und den Büchern "Löwenzahn - der Lehrer als Entertainer?" und "Bruno und sein Bär". Derzeit leitet Christine Polacek-Eisner die Theaterwerkstätten für Kinder und Jugendliche im Theater an der Mauer (TAM) in Waidhofen /Thaya

1. Im Land der tausend Kräuter

Vincent ist noch klein. Daher kuschelt er beim Einschlafen gerne mit einem süßen Schaf, das rosa Kniestrümpfe trägt.

„Wollen wir nicht eine Runde mit dem Karussell fahren?“, fragt das allerliebste Tier plötzlich, und Vincent wundert sich nicht, dass sein Schaf sprechen kann. Daran hat er sich schon gewöhnt.

„Ach, Molly Mae“, antwortet Vincent, „ist dir leicht gar nach Abenteuer zumute?“

„Erstens ja, du hast Recht, mir ist tatsächlich nach Abenteuer zumute. Zweitens nein, ich will nicht nur Molly Mae genannt werden, sondern Baronin Molly Mae. So viel Zeit muss sein!“

„Ist schon gut, Baronin Molly Mae, du adeliges, sprechendes Schaf!“, gähnt Vincent.

Kurze Zeit später stehen Vincent und Molly Mae vor dem Karussell, das einen Ehrenplatz im Spielzimmer einnimmt. Das Dach des Karussells ist rot-gelb gestreift, und die Säule, die das Dach mit der Bodenplatte verbindet, glitzert und glänzt in allen Farben. Sogar die schmale Außenwand des Bodens, auf dem die Kurbel befestigt ist, spiegelt alle Farben wider. Am Karusselldach sind sechs silberne Seile verankert, deren Enden zu jeweils einer wunderschönen, blitzblauen Gondel führen. Jedes Seil ist so fest mit der Gondel verknotet, dass größte Sicherheit für die Fahrgäste gewährleistet wird. Außerdem ist jede Gondel mit einem Bügel versehen, der während der Fahrt geschlossen bleiben muss. So kann kein Fahrgast aus der Gondel hinausfallen.

„Hereinspaziert, meine Damen und Herren! Eine Fahrt mit dem Karussell gefällig?

Steig ein ins Karussell – es dreht sich schnell – führt dich hier fort – an einen Zauberort!“, ruft Vincent, dem das prächtige Karussell schließlich gehört.

Herzog Poldi, seine Gattin, deren Tochter und das Dienstmädchen lösen Fahrkarten.

Wie fein, dass Baronin Molly durch ihre Abstammung mit vielen Adeligen, die eine Fahrt mit dem Karussell machen wollen, gut bekannt ist!

„Signore Vincento! Baronin! Ich bin Poldi, der Herzog von Grau–Blau–Weißmohn. Das ist meine Gattin Pumpi!“, beginnt der Herrscher vom Land des Mohnes die Vorstellungsrunde.

„Und ich bin Prinzessin Desi. Ich reise mit meinem Dienstmädchen Rosmarine“, plappert die Herzogstochter. Während sie spricht, bewegt sich ihre pinkfarbene Samtmasche, die auf einem goldenen Haarreifen befestigt ist, lustig hin und her.

„Unser Urlaub ist mit dem heutigen Tag beendet“, sagt Herzog Poldi, und seine Gattin fügt hinzu „Wir müssen leider schon nach Hause, denn wir haben viel zu viel Geld ausgegeben.“

„Wir werden eine Lösung für unsere Geldknappheit finden. Und zwar schon sehr bald“, meint Herzog Poldi.

Nachdem alle Gäste eingestiegen sind, ist nur mehr eine der sechs Gondeln leer.

Molly Mae stellt sich auf die Kurbel des Karussells, hebt ruckartig eines ihrer rosa bestrumpften Beinchen und beginnt ganz furchtbar wild zu tanzen. Mit den Händen macht das Schaf Boxbewegungen, verdreht die Hüfte, wackelt mit dem Popo und singt:

„Yeah! Yeah!

Ich bin Molly Mae.

Auf der Kurbel ich steh.

Das ist der Dreh.

Es ist kein Schmäh.

Das Schaf ist eine Zauberfee.“

Auf diese Weise setzt sich das Karussell in Bewegung.

Schnell springt Baronin Molly auf die eine noch leere Gondel, und die Reise kann beginnen.

„Du bist im Karussell – es dreht sich schnell – führt dich hier fort – an einen Zauberort! Wir fahren ins Land Grau–Blau–Weißmohn!“, sind die Stimmen von Vincent und dem Schaf weithin zu vernehmen.

Und tatsächlich! Das Karussell dreht sich immer schneller und schneller, bis es eine Geschwindigkeit erreicht, mit der es möglich ist, die Schwerkraft der Erde zu überwinden und zu fliegen.

Schon bald landet das Karussell im Schlossgarten des Mohnlandes.

„Frau Baronin Molly Mae, Sie sind unser Gast. Fahren Sie also noch nicht nach Hause!“, lädt Herzog Poldi das Schaf ein.

„Na super!“, denkt Vincent, „Nur weil Molly adelig ist, wird sie gleich auf dem Schloss willkommen geheißen.“

Herzogin Pumpi, die offensichtlich Vincents Gedanken erraten hat, meint beschwichtigend: „Lieber Vincent! Ihr seid natürlich beide unsere Gäste!“

„Außerdem brauchen wir das Karussell noch einmal für eine Reise, die wir bald antreten werden“, meint Herzog Poldi.

Die Prinzessin ist erstaunt: „Ich dachte, wir haben kein Geld mehr für eine Reise.“

Auch das Dienstmädchen wundert sich.

„Wir machen bald eine Reise, die sehr viel Geld, Ehre und Macht bringen wird, nicht wahr, Gemahlin?“, wendet sich Poldi an seine Gattin. Diese bestätigt mit stummem Nicken.

„In einer Stunde treffen wir uns alle im roten Salon zum Abendessen. Auch du, Dienstmädchen Rosmarine, hast anwesend zu sein.

Baronin Molly und Signore Vincento! Ihr lernt in Kürze meinen Schlossverwalter, Herrn Boris Brack, kennen. Er hat mich auf eine wunderbare Idee gebracht!“, sagt Herzog Poldi und entschwindet mit seiner Gattin, der Prinzessin und dem Dienstmädchen.

Kaum sind sie weg, möchte Vincent Molly fragen, ob sie diesen Boris Brack kenne. Doch das Schaf ist verschwunden. Ist es am Ende mit den königlichen Hoheiten mitgegangen?

Nein! Molly Mae sitzt in einer Ecke und ist ganz rot im Gesicht. Es dauert eine Weile, bis sich die Baronin gefasst hat. Dann sagt Molly wütend: „Boris Brack ist ein ganz Böser. Und immer wieder kreuzt er meinen Weg, obwohl ich doch eigentlich gar nichts mit ihm zu tun haben will. Boris ist ein Kobold, der nur Unruhe stiftet. Wenn er sich unbeobachtet glaubt, sagt er folgenden Spruch, wobei er fürchterlich laut lacht: < Ich bin der böse Brack – und treibe Schabernack! Ich trage einen roten Frack – und Schuh aus grünem Lack! Die Freude steck ich in den Sack – und schnüre zu – zack – zack >.“

Kurze Zeit später werden die Gäste im roten Salon zu Tisch gebeten. Obwohl noch ein Sessel frei ist, steht das Dienstmädchen Rosmarine im Hintergrund.

„Soll Rosmarine jetzt bei dem Gespräch dabei sein oder nicht?“, fragt Vincent.

Erstaunt sehen ihn Herzog Poldi und Herzogin Pumpi an und sprechen gleichzeitig: „Warum fragen Sie, Signore Vincento?“

„Weil ich es komisch finde, wenn alle sitzen, nur das Dienstmädchen Rosmarine muss stehen“, erklärt Vincent seine Frage.

„Er ist immer so! Sagt, was er sich denkt!“, kichert Molly Mae verlegen und findet Vincents Benehmen etwas unangebracht. Sie denkt nämlich, dass man sich Adeligen gegenüber ehrfürchtig verhalten müsste.

„Ist schon gut“, knurrt der herzogliche Poldi, „Dienstmädchen, du darfst dich setzen!“

Plötzlich geht die Tür auf, und wer stürmt - ohne sich anzumelden - ins Zimmer?

Es ist der böse Brack. Sein blutroter Frack leuchtet so stark, dass alle für einen kurzen Moment die Augen schließen, so sehr sind sie geblendet.

Vincent betrachtet mit großem Missfallen die giftgrünen Schuhe, die einfach scheußlich zu seiner knallgelben Krawatte passen.

„Unser Schlossverwalter, Herr Boris Brack, weiß, wie wir zu Geld kommen!“, meint Herzog Poldi.

„Na, da bin ich aber gespannt, was sich der Kobold ausgedacht hat!“, flüstert Molly Mae Vincent zu.

„Ich habe tatsächlich die Lösung für das Geldproblem“, teilt der Kobold mit fester Stimme mit, „Prinzessin Desi muss Michael Minze heiraten.“

Zunächst ist es einmal mucksmäuschenstill im roten Salon. Die Prinzessin weiß zunächst gar nicht, was sie sagen soll. Ihre Samtmasche auf dem goldenen Haarreifen wackelt bedenklich, so sehr regt sie auf, was sie soeben gehört hat.

Vincent glaubt, sich verhört zu haben.

Das Schaf findet als erstes die Sprache wieder. „Ja, in welchem Jahrhundert leben wir? Zwangsehen sind doch verboten!“, ereifert sich Molly Mae.

„Na, das hätte ich mir ja denken können, dass meine alte Freundin, die Baronin, gegen meinen Vorschlag ist“, ruft Brack, der erst jetzt das Schaf wahrnimmt, „Michael Minze ist nicht irgendein dahergelaufener Bursche. Michael Minze ist der Prinz der tausend Kräuter.“

„Außerdem ist das Königshaus im Land der tausend Kräuter sehr wohlhabend. König Thymian und Königin Petersilie überweisen mir und meiner Gattin regelmäßig Geld, damit wir Mohnzelten herstellen und ins Kräuterland liefern können. Doch das Geld reicht bei weitem nicht für unsere Mohnfabrik, denn es müssen immer wieder neue Maschinen angeschafft werden, zum...

Erscheint lt. Verlag 7.2.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-99093-896-7 / 3990938967
ISBN-13 978-3-99093-896-6 / 9783990938966
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